Auf der Seite fragt die WBG nach unserer Meinung:
http://www.marienstrasse-wbg.de/meinung.html
Also ran an die Tasten!
Auf der Seite fragt die WBG nach unserer Meinung:
http://www.marienstrasse-wbg.de/meinung.html
Also ran an die Tasten!
Zitat von "rakete"mathematisch gesehen ist die aussage ja auch richtig. falsch ist aber die annahme, dass solche planspiele unter den bedingungen von freiheit, marktwirtschaft und rechtsstaat realität hätten werden können. der letzte europäer, der über menschen und häuser so uneingeschränkt verfügen konnte, war ceausescu. zum glück.
Also ganz ehrlich, wie spacecowboy schon sagte, das ist einfach Quatsch. Und das in jeder Hinsicht, so dass ich gar nicht auf jede Einzelheit eingehen will. Zwei Dinge aber dann doch: Städtebau ist natürlich ein Planspiel. Da werden jedes Jahr Milliarden von Stadtverantwortlichen gezielt in Dinge gelenkt, die sie für richtig halten, Regelungen erlassen, Flächen ausgewiesen, Aufträge vergeben, Prioritäten gestzt usw. usf. Ich kann dir sagen, wie es z.B. hier in Berlin läuft: Platten wurden vom Staat gebaut, städtische Wohnungsbaugesellschaften sanieren diese Platten aus Steuergeldern, anschließend werden die Mieten künstlich niedrig gehalten durch Zuschüsse aus Steuergeldern, viele WBG machen Millionen an Schulden, die die Stadt dann mit Steuermitteln ausgleicht. Das ist die Realität. Meine Steuern fließen in Stadtzerstörung via Platte, ohne dass eine Chance auf Einflussnahme bestünde. Das zum Thema Marktwirtschaft und Demokratieverständnis. Und zum zweiten ist es wahlweise eine Frechheit oder Dummheit, den Wunsch, dass Fördergelder in Altstädte statt in sozialistische Plattenghettos auf der grünen Wiese gelenkt werden, mit Diktatoren in Bezug zu setzen. Die Platten sind das Ergebnis einer Diktatur und das Verschwenden von Fördergeldern für diese Bauten ein Festhängen der Verantwortlichen in der alten Ideologie.
hallo antiquitus, das ist ein missverständnis. der wunsch, dieses oder jenes zu fordern, ist natürlich jedem unbenommen.
aber die 100prozentige umsetzung jedweder dieser forderungen ist nun mal in einem rechtsstaat nicht möglich.
beispiel kommunale plattenbauten:
sie wurden in den siebzigern bis zur wende allerorts massenhaft im auftrag des ddr-bauministeriums errichtet - zu einer zeit, da sich die baukosten nicht durch die billigen mieten armortisierten. was egal war, weil in der "volkswirtschaft" geld ein rein statistischer wert war. nach der wende (in zeiten dramatischer wohnungsknappheit) wurden die plattenbauten dann den kommunen übertragen - und die ddr-altschulden aus der erbauungszeit gleich mit (jetzt natürlich in harter d-mark). um diese kredite bedienen zu können, sind diese komunalen wohnungsgesellschaften (kurz kwb) also auf mieteinhmen angewiesen. mit steigender konkurrenz auf dem immobilienmarkt verloren die plattenbauten an attraktivität. um nicht pleite zu gehen, mussten die kwb also ihre plattenbaubestände modernisieren. der bund als gläubiger unterstützte dies - auch um nicht seine kredite abschreiben zu müssen - durch fördermittel. im endeffekt ist es also so, dass weder die kommunen als eigentümer noch der bund als gläubiger es sich leisten können, alle plattenbauten abzureissen. deshalb werden auch in zukunft abrisse dazu dienen, dass verbleibende umfeld zu stabilisieren.
(@ spacecowboy: daher unterliegen plattenbausanierungen nicht postsozialischtischen sentimentalitäten, sondern ebend auch ökonomischen überlegungen.)
und wenn ich noch etwas zum themenkomplex marktwirtschaft, demokratieverständnis und "wirklich freien wettbewerb auf dem ostdeutschen immobilienmarkt" anfügen darf: es gab sicher gute gründe für und gegen den verkauf der dresdner woba. aber auf den gedanken, die woba-häuser mal einfach abzureissen ist (unter anderem aus den genannten gründen) niemand jemals gekommen. zwar wäre die stadt dann huete plattenbaufrei, aber durch fortress ist sie nun (zur zeit) schuldenfrei.
kurz zusammengefasst: nicht alles, was wünschenswert ist, ist machbar. zumal wenn man es erwerben und/oder bezahlen muss. in totalitären staaten würden solche kategorien natürlich keine rolle spielen. aber da wird ja sicher jeder zustimmen: nicht alles, was machbar ist, ist auch wünschenswert.
und genau an diesen zwei prämissen sollten sich auch hier alle vorschläge messen lassen.
@ rakete:
Der Mechanismus, den du da bezüglich der Plattenbauten beschreibst, zeigt m.E. gerade nicht einen alternativlosen ökonomischen Sachzwang.
Wenn das, was du darstellst richtig ist - wovon ich ausgehe - dann haben wir es mit dem Resultat einer falschen Marktsteuerung aus bestimmten politischen Gründen zu tun. Die ökonomischen "Sachzwänge", die heute zum Erhalt der Plattenbauten (und im Gegenzug zu Abrissen in den Innenstädten) führen, sind keineswegs naturgegeben, sondern wurden durch politische Fehlentscheidungen künstlich erzeugt. Hätte man andere marktwirtschaftliche Anreize gesetzt, sähe die Lage heute ganz anders aus.
Es wäre sehr interessant zu wissen, wie viel (in %) der abgerissenen Bauten im rahmen des Stadtumbaus Platten oder Altbauten sind. Aus dem Ausland betrachtet ist eine vernachlässigung der Altbauten zu gunsten der Plattenbauten nicht zu erkennen. Im gegenteil! In den meisten Städten der ex-DDR sind die Altstädte zum grössten Teil bereits saniert - Weissenfels und Wittenberge sind da wohl die Ausnahmen.
In Rostock z.B. wurde vor allem die Altstadt und Kröpeliner Vorstadt saniert. Die Abrissen finden in den Plattenbauviertel statt. In Schwerin ist es ähnlich.
Das Platten auch saniert wurden ist eigentlich logisch. Wenn man bedenkt, dass in 1990 25% der DDR-Bürger in Platten wohnten, ist es doch klar, dass man sie nicht alle abreissen konnten.
Das heisst aber nicht, dass keine Fehler gemacht worden sind. Die Innenstädte scheinen meiner Meinung nach nicht aufgegeben worden zu sein. Die Politik muss natürlich den Stadtumbau nachbessern - ich glaube, dass dies auch erfolgen wird.
Vielleicht mal folgender Denkansatz:
Auch ein Plattenbau stellt einen Vermögenswert dar. Man stelle sich vor, Eigentümer eines mehr oder weniger einträglichen Plattenbaus zu sein. Jetzt flattert ein Bescheid ins Haus, daß man das Haus bis zum Tag X abreißen muß. Würde man dann sagen: Gerne, wollte ich schon lange machen!? Bestimmt nicht. Man würde sich mit Zähnen wehren.
Anders natürlich, wenn eine großzügige Entschädigung gezahlt wird. Da würde ich jedoch summieren:
- Gebäudewert (Wiederbeschaffungswert)
- Finanzierungskosten
- Kredite
- Abrißkosten
- Kosten für Beendigung von Mietverhältnissen (Abfindungen, Rechtsverfolgung etc.)
- (Teil-) Verdienstausfall bis zum Auszug aller Mieter ab der 1. Kündigung
- Mietgarantie für Neubau für bestimmten Zeitraum nach Bezugsfertigkeit
- Wertminderung, weil Grundstück künftiger weniger ertragreich ist
- ... (vielleicht fällt ja noch was ein)
Die "Entmieteten" werden dann weitere Forderungen stellen, um ebenso günstige Wohnungen zu erhalten (Mietdifferenz) und Umzugskosten geltend machen.
Es handelt sich also um eine teuere Angelegenheit. Und auch Genossenschaften und Gesellschaften als Eigentümer haben finanzielle Interessen, selbst in öffentlicher Trägerschaft.
Soweit Plattenbauten in öffentlicher Hand sind, kann vielleicht leichter darüber entschieden werden, ob man etwas aus politischen Gründen abreißt. Doch es handelt sich ja auch um Vermögen der Allgemeinheit. Da muß man schon so eine Maßnahme rechtfertigen können, besonders angesichts leerer Kassen.
Sicher sind diese Stadtumbau- und Abriß-Maßnahmen dringend erforderlich angesichts des Zustands vieler Städte, aber ihre Verwirklichung ist doch keine triviale Angelegenheit.
Habe soeben eine Antwortmail bezüglich der Meinumgsumfrage der WBG erhalten. Klingt ziemlich verzweifelt:
ZitatAlles anzeigenSehr geehrter Herr ...,
herzlichen Dank für Ihr "Mitmachen".
Nun der Versuch einer Erklärung des Dilemmas:
Weißenfels sind die Eigentümer der Häuser "abhanden" gekommen. Bis zur Wende eine gewollte Übernahme ins Volkseigentum (unter anderen durch nicht deckende Mieten) und danach zahlreicher Abkauf von Restutionsansprüchen der Alteigentümer durch "Investoren", deren Erwartungen sich im Weiterverkauf nicht erfüllten.
Daneben waren schon 1989 größtenteils die Häuser in der Marienstraße abgerissen und eine Neubebauung mit Plattenbauten geplant. Diese Planung wurde nicht realisiert. Mit Mitteln der Städtebauförderung wurden nach der Wende die Dächer der noch vorhandenen Häuser notgesichert. So stehen diese Häuser noch immer (bzw. fallen in sich selber zusammen, wie im Bild festgehalten). Die Stadt sucht intensiv Lösungen, z.B. über eine sogenannte Leerstandsbörse.
Veräußerung des Grundstücks für 1,00 Euro, unrentierliche Kosten werden mit Denkmalschutz- und Städtebaufördermitteln übernommen - die Investoren winken ab. Allein die Klosterstraße 37 mit ca. 470 m2 Wohnfläche hat ein geschätztes Investitionsvolumen von 800.000 Euro, selbst mit 300.000 Euro Fördermittel ist eine Vermietung nicht kostendeckend. Hier erscheint nur eigene Wohnnutzung in Verbindung mit Gewerbe möglich.
Städtebauwettbewerb, Bebauungsplanentwürfe usw. - keine Umsetzung. Junge Familien mit Eigenhilfe, genossenschaftliche Strukturen oder Eigentümergemeinschaften zur Belebung von Mehrfamilienhäusern - alles ist im Gespräch. Konkrete Ergebnisse in den letzten 16 Jahren Fehlanzeige.
Vorsorge mit Wohneigentum - wer das wollte, hat im "Speckgürtel" der Stadt, mit Blick ins Saaletal gebaut.
Junges Leben in der Innenstadt muß auch ein entsprechendes Umfeld haben. Und in der Vermietung zählt wie im Eigentum auch Lage, Lage und nochmals Lage. Deshalb hat der Stadtrat mit großer Mehrheit dem jetzt vorliegenden Gestaltungsentwurf zu gestimmt. Begrünung der nördlichen Marienstraße (nicht geschützt - würde bei Bedarf überbaut werden), Bau von Reihenhäusern und eines Altenpflegeheims.
Nicht der große Wurf, aber eine Belebung des Zentrums.
Und wie gesagt, der Versuch einer Erklärung.
Mit freundlichen Grüßen
M. Neumann
Eigenartig, ich habe wörtlich die gleiche Mail bekommen. Dabei hab ich's doch gar nicht so gemeint ...
ZitatAußerdem sei die vom Bundesbauministerium berufene Arbeitsgruppe "Städtebaulicher Denkmalschutz" beauftragt worden, der Stadt anzubieten, "das Vorhaben zu erörtern". Die Antwort der Stadt ist die Zerstörung der technischen Infrastruktur des Novalisquartiers - eine Methode, mit der schon zu SED-Zeiten in der DDR ganze Altstädte wie in Gotha und Zwickau dem Verfall preisgegeben wurden.
Harte Anschuldigungen. Würde mich aber nicht überraschen, wenn da alte Seilschaften mit alten Mehtoden arbeiteten.
Die Arbeitsgruppe "Städtebaulicher Denkmalschutz" war vor kurzem in Weissenfels und hat nur eine Sache erreicht: das Altenheim wird jetzt ein Flachdach und nicht wie von der Stadt geplant ein Ziegeldach bekommen . Vielen Dank - die Bagger können jetzt anrollen...
Vor kurzem habe ich Weißenfels besucht, nachdem mir eher zufällig in der Buchhandlung ein dickes Buch mit dem Titel „350 Jahre Sekundogenituren Weissenfels – Merseburg- Zeitz“ in die Hände gefallen ist (hier ein Lob an die Ersteller!).
Ich habe mich entschlossen, auf den schon existierenden Thread „Weißenfels“ aufzusatteln, auch wenn hier schon länger nichts mehr geschehen ist. Es gibt einige Bezüge zu dem schon gesagten.
Überrascht hat mich die außergewöhnlich gut erhaltene und eindrucksvolle Stadtanlage der ehemaligen Residenzstadt, schockiert der schlechte Zustand insbesondere bedeutender, unverzichtbarer Barockbauten.
Wenn auch der Abbruch einzelner, eher unwichtiger Bauten hinnehmbar ist, so droht beim Abbruch ganzer Straßenzeilen wie in der Klosterstr. 23-37 geplant, die bis jetzt zusammenhängend erhaltenen Stadt in kleine „Inseln“ oder Einzelbaudenkmäler zu zerfallen. Ob man mit „guten“ Neubauten rechnen kann, erscheint mir aufgrund des mangelnden Bedarfs fraglich.
Zur Gegenüberstellung werde ich wieder die Fotos des Bildindex vom Anfang der 90er Jahre verwenden, wenn dies sinnvoll erscheint.
Stadtansicht vom Schlossberg
Quelle: Bildindex
Schloss Neu-Augustusburg
Nachdem die mittelalterliche Burg –nach meiner Erinnerung im 30-jährigen Krieg – zerstört worden war, wurde 1660 der Grundstein zum heutigen Schloss „Neu-Augustusburg“ gelegt. Baumeister war J. M. Richter, der bereits das Schloss in Zeitz ebenfalls für die Wettiner gebaut hatte.
Bauherr war Herzog Augustus von Sachsen (-Weissenfels), nachdem das Schloss seinen Namen erhielt.
Einweihung der Schlosskirche 1682, Fertigstellung des Turms der Schlosskirche 1693.
Nach Aussterben der Linie Sachsen-Weissenfels in der 1. H. 18. Jh. fiel das Schloss zunächst an Dresden zurück, und gelangte nach der napoleonischen Herrschaft (Sachsen hatte mal wieder auf der "falschen" Seite gekämpft) ab 1815 an Brandenburg-Preußen. Durch die Nutzung als (...drei Mal dürft ihr raten) Kaserne gingen weite Teil der Innenausstattung verloren. Im Zustand vor 1815 erhalten ist im Inneren nicht viel mehr als die Schlosskapelle.
Heute wird das Schloss teilweise als Museum genutzt, weite Teile scheinen nach dem äußeren Eindruck jedoch leer zu stehen.
Die Dachsanierung ist abgeschlossen, dem Büronamen des Planers und den vielen „Knicken“ und Unebenheiten im Dach nach zu urteilen scheinen weite Teil der historischen Dachkonstruktion erhalten/konserviert worden zu sein.
Das weiter bestehen des Schlosses ist damit erstmal wieder gesichert
Die historische Raumsituation orientierte sich in seltener Konsequenz (auch wenn es hoch gegriffen erscheint) am Schloss Versailles, das damals ja noch in Bau war:
Erschließung durch zwei symmetrisch angeordnete Treppenhäuser im Bereich der Seitenflügel (Schnittpunkt mit dem Mittelflügel), Paraderäume im Hauptflügel 1. OG, Audienzsaal im Mittelpavillon als durchgehender Raum (wie in Versailles das Schlafzimmer Ludwig XIV), Wohnung der herzöglichen Familie im rechten Seitenflügel mit unmittelbarem Zugang zur Empore der Schlosskapelle in rechten Seitenflügel, über der Schlosskapelle bis 1817 ein Turm (ähnlich dem Turm über dem Mittelpavillon).
Das Pendant des Kapellenturms auf dem linken Seitenflügel wurde schon um 1720 abgetragen.
(frei zusammenfasst nach dem o.a. Buch „350 Jahre Sekundogenituren Weissenfels – Merseburg- Zeitz“)
Zufahrtssituation von der Zeitzer Str. aus – linker Seitenflügel mit
Ehrenhof -
Mittelrisalit- Ehrenhof
Mittelrisalit- Ehrenhof, neu angetragenes Medaillon mit Inital „A“ – wohl für August
Ansicht der Hofseite des rechten Seitenflügels mit Kapelleneingang
Kapelle, Portal des Hofes
Kartusche
Wichtige Leute waren auch schon mal da....
Schlosskirche von Innen nach Bildindex (Besichtigung ist möglich). Hier waren Italienische Künstler am Werk...
Quelle: Bildindex
Mittelflügel- Rückseite (Stadtseite) - Gesamtansicht
Mittelflügel- Rückseite (Stadtseite) – gefährlich sieht es schon aus, hoffe nicht, dass die Säulen bald purzeln...
Marstall des Schlosses an der Zeitzer Str. 21a – noch unsaniert, wohl 18. Jh.
Und nun geht es die Zeitzer Straße den Berg herunter in die Stadt Weissenfels.
„Schlosskeller“ an der Zeitzer Str. 13, vorsichtig geschätzt um 1860/70 erbaut, noch als klassizistisch anzusprechen, mit feinem Stuck-Zierrat.
Zeitzerstr. 2 mit Schloss
Quelle: Bildindex
Schützenstr. 2 ist heute eine Ruine. Es stehen nur noch die massiven Aussenwände des Erdgeschosses.
Alter Zustand nach Bildindex
...und die Haustür heute...
Schützenstraße, das im Vordergrund zu sehen Haus Nr. 10 ist des Sandsteinportal nach zu urteilen noch im 18. Jh. Erbaut, die übrigen sicherlich in etwa zeitgleich.
Große Burgstraße, Ansicht
Das Amtshaus von Weissenfels, Große Burgstr. 22, inschriftlich datiert am Portal 1552, wird heute „Geleithaus“ genannt. Dies bezieht sich auf die historische Begebenheit, dass hier im Jahre 1632 der in der Schlacht bei Lützen gefallene Schwedenkönig Gustav Adolf aufgebart und für den Transport in seine Heimat vorbereitet wurde.
„Deutsche Renaissance“: Portal des Geleithauses
Quelle: Bildindex
Herrschaftliches, barockes Wohnhaus, Große Burgstr. 19, am Portal datiert 1697
Die hier im Bildindex genannte Datierung Mitte 19. Jh. ist sicher unzutreffend.
Quelle: Bildindex
Hausansicht
Portal 1697 Große Burgstr. 19
Große Burgstraße 14, Fassadendatails, wohl 18. Jh.
Vor der Sanierung nach Bildindex
Große Burgstraße 5, großes Barockhaus, 1. H. 18. Jh.
Haustüre
Große Burgstraße 3, symmetrisches Barockhaus (18. Jh.?) mit Schwanen-Relief, datiert 1826
Große Burgstraße 4, schlichter, aber auch sicherlich 18. Jh.
Und nun sich wir am Markt:
Markt 2, Morenapotheke, 18. Jh.
... und der Mohrenkopf...
Barockes Rathaus mit Stadtkirche
Detail Rathausfassade
Ensemble Markt 7 und 6
Quelle: Bildindex
Markt 6, wohl 18. Jh. nach Bildindex
Quelle: Bildindex
und während der Sanierung
Markt 7, Wohnhäuser 18. Jh., Frontseite nach dem Abbruch des Hauses
Markt 7, Rückseite nach der Entkerung
alter Zustand (Bildindex)
In der angrenzenden Leipziger Str. 9 ist an wichtige barocke Fürstenhaus von 1680-90 gerade saniert worden
Quelle: Bildindex
Leipziger Str. 11, sog. Altherzögliches Haus, aus derselben Zeit
Quelle: Bildindex
Leipziger Str. 11, Herzögliches Ballhaus, ist inzwischen saniert
Quelle: Bildindex
Nicolaistraße, Haus 2. H. 19. Jh., dahinter ein schon saniertes 16./Anf. 17. Jh. mit Sitznischenprotal
Nicolaistraße, sog. „Heinrich-Schütz-Haus“, heute Museum, 16. Jh.
Nicolaistraße 39, barockes Palais
Vase über der Toreinfahrt (Mittelachse)
Quelle: Bildindex
Nicolaistraße 32 stand 1991 noch on einer geschlossenen Häuserzeile
Quelle: Bildindex
Nicolaistraße 43 Ecke Saalstraße ist heute eine Ruine. 1991 stand es noch (siehe vorheriges Bildindex-Bild, Gebäude links vorn (Teilansicht des Giebels).
Hausinneres
Wappenstein über der Haustüre, bez. 1759
Saalstraße 10, wohl ehemals ein Klosterkomplex, im Kern 16. Jh.?
Saalstraße – eine kaiserliche Post gab es wohl in jedem Ort – erbaut wohl 80er Jahre des 19. Jh.
Saalstraße, an dem schmalen grauen Haus im Fordergrund...
findet sich ein Wappenstein von 1734 über dem Fenster
Saalstraße 23 und 25, wohl beide 18. Jh.
Saalstraße 25, Haustüre, im Schlussstein datiert 1822 (Türblatt wohl aus derselben Zeit), darüber barocker, aufgrund von Farbanstrichen und Schmutz unleserlicher Wappenstein, wohl 18. Jh.
Saalstraße, das hintere Haus ca. 1. H. 18. Jh., davor um 1850-80
Große Kalandstraße 19, mit Sitznischenportal des 16. Jh.
Große Karlandstraße, ein schön saniertes Detail aus der Zeit kurz nach 1871 (gegenüber der Straße zum Bahnhof) – ansonsten ist das Haus leider etwas lieblos (preiswert) saniert
Diese Baulücke gab es 1991 auch schon (siehe Bildindex) – Kleine Kalandstraße – spannend die Bauspuren an der Brandwand des stehen gebliebenen Hauses
Jüdenstraße – heute Haupt-Einkaufsstraße – wenn man das denn so nennen kann
... datiert 1899...
Jüdenstraße, wohl 18. Jh.
Alter Zustand nach Bildindex
Klosterstraße mit Novalishaus Nr. 24 (Stadtbibliothek)
Detail der Fassade des Novalishauses – das Halbkreisfenster in der Freitreppe aus dem 19. Jh. erinnert an die Architektur von David Gilly
Klosterstraße aus Richtung Novalishaus
Nun nähern wir uns der Häuserzeile, über die im hier schon so viel gesprochen wurde, und deren Abbruch nun Mitte 2007 erfolgen wird:
Zitat aus dem Ausschreibungstext, gefunden auf der Webseite der Stadt Weissenfels
„Ort der Ausführung: Klosterstraße 23-37, 06667 Weißenfels
Art und Umfang:
Abbruch und Entsorgung von 7 zusammenstehenden
Objekten in der Innenstadt von Weißenfels“
Klosterstraße 37, wohl 18./19. Jh.
Klosterstraße 35, um 1890
(Klosterstraße 33 ist Baulücke)
Klosterstraße 31, im Schlussstein des Tores datiert 1792
Klosterstraße 29, wohl um 1870-80
Klosterstraße 27, erbaut ca. 16.-18. Jh. (schwer zu datieren)
Klosterstr. 27, Rückseite
Klosterstr. 25, ebenfalls erbaut ca. 16.-18. Jh. (schwer zu datieren)
Klosterstr. 25, Rückseite
nochmals Klosterstraße 23, 25, 27
Klosterstraße 21, 1. H. 18. Jh. steht nicht mehr, ebenso Nr. 19
Quelle: Bildindex
Klosterstr. 15, wohl ebenfalls 18. Jh.
Rückseite
Klosterstr. 13, datiert 1718 in einer Giebelkartusche
Klosterstr. 11, wohl 1. H. 18. Jh.
Dachgiebel
Rückseite nach Bildindex
(Klosterstr. 5, 7, 9 sind Baulücken)
Klosterstr. 3 (vorn) und dahinter Nr. 1
Auf der gegenüberliegenden Seite ein großes Haus von etwa 1870-80
Klosterstr. 18-24
In der Marienstraße waren schon vor 1991 einige Häuser abgebrochen worden
Bildindex
Marienstraße, übrige gebliebenes, verfallenes Haus 18./19. Jh., das schon vor 1991 „allein“ stand...
Die Häuserzeile, die bis zur kurzem noch links neben diesem Haus stand, haben wir hier im Thread schon gesehen.
Angrenzend in der Kirchgasse das Renaissance-Portal der ehem. Stadtschule
Neben diesem doch noch schlichten Barockhaus in der Marienstraße gegenüber der Flanke der Stadtkirche...
... findet sich eine Häuserzeile (sog. Kavalliershäuser), die dem Dresdener Barock nur wenig nachsteht
Erkerdetail Marienstr. 4
Marienstraße 2, datiert 1720
Medaillon mit eingestellter Büste
Und gegenüberliegend: Kirchenportal, spätgotisch, 2. H. 15. Jh., scheinbar unverwüstlich.
Ja, eine eigentlich tolle Barock-Stadt mit viel Potential. Leider aber ist der Zustand vieler Häuser erschreckend.
Danke wieder mal für Deinen tollen Beitrag, der mich als Thüringer sehr interessiert aber auch erschüttert. Weissenfels´Bauten sind wie die Weimars typisch für die chursächsischen Herzogtümer. Nur der Zustand (mit Weimar verglichen) ist ja immens! Wie hier im Thred schon angesprochen ist die städtische Gesamtsituation ernüchterd (so wie das Wetter auf den Bildern) Abwanderung durch fehlende Jobs und die damit einhergehende Vergreisung gepaart mit dem Gefühl, sämtliche Entwicklung geht in die positive Richtung, nur eben außerhalb der Stadtmauern. Ich wünsche Weißenfels jedenfals alles Beste- verdient hat´s es!
Wie kommt es eigentlich, daß in Sachsen-Anhalt so viel verfällt (das ist mir auch in Freyburg oder Naumburg aufgefallen), während in Sachsen selbst in Gegenden mit sehr hoher Arbeitslosigkeit wie der Oberlausitz fast alles (zumindest in den Innenstädten) hervorragend renoviert ist?
liegt daran, dass in S-AT die plattenbau-lobby das sagen hat. während die weißenfelser innenstadt ein jammertal ist, ist das plattenbaugebiet top saniert.
am ende hilft es den kommunalen WG aber nix. die leute ziehen weg aus diesen arbeiterschließfächern sobald es irgendwie geht - egal ob saniert oder nicht. im falle von WSF leider allzu selten in die innenstadt, sondern gleich woanders hin.
aber man muss sagen - weißenfels ist wirklich der krasseste fall - die vollständige deindustrialisierung hat diese stadt an den rand des abgrundes gebracht und es wird bestimmt nicht besser, da sie zum ersten 1.7. auch noch den kreisstadtstatus verliert.
hier kann wirklich nur noch ein von außen angestoßener kraftakt etwas bewirken, der den bewohnern zunächst erst einmal klar macht, was für eine perle ihre stadt eigentlich ist
es scheint mir überhaupt das hauptproblem in diesem fall zu sein, daß die menschen mit dem jahrzehntelangen verfall und dem ökonomischen niedergang auch die wertschätzung für ihre stadt verloren haben.
hier noch der Welt-Artikel von Dankwart
20.4.07 Beschlossen: Das Novalis-Quartier in Weißenfels wird abgerissen
das darf doch nicht wahr sein, oder?
Ein Kulturverbrechen!
ZitatAnstelle der Gebäude, von denen mehrere noch aus der Barockzeit stammen und nach der Wiedervereinigung notgesichert worden waren, sollen Garagen und eine niedrige Mauer errichtet werden, zwischen denen ein Rostocker Architekturbüro zur "Auflockerung" farbig lackierte Schiffscontainer platzieren will.
Wieder eine sehr aufschlussreiche Dokumentation, Leipziger. Vielen Dank.
Zitat von "HalleLuja"liegt daran, dass in S-AT die plattenbau-lobby das sagen hat. während die weißenfelser innenstadt ein jammertal ist, ist das plattenbaugebiet top saniert.
Die agiert in Sachsen und anderswo im Osten auch nicht anders.
Zitat von "HalleLuja"aber man muss sagen - weißenfels ist wirklich der krasseste fall - die vollständige deindustrialisierung hat diese stadt an den rand des abgrundes gebracht
Ich denke, hier kommen wir der Wahrheitsfindung schon näher. Schaut man sich Statistiken über Arbeitslosigkeit und Bevölkerungsschwund an, so gehört der Burgenlandkreis selbst in Ostdeutschland zu den absoluten Schlusslichtern. Das trägt natürlich auch dazu bei.
Zitat von "HalleLuja"hier kann wirklich nur noch ein von außen angestoßener kraftakt etwas bewirken, der den bewohnern zunächst erst einmal klar macht, was für eine perle ihre stadt eigentlich ist
Und hier stimme ich dir absolut zu. Leider lässt sich Weißenfels nicht so vermarkten wie Quedlinburg und Wernigerode (liegen beide in S.A. und sind bestens saniert), Weimar oder das benachbarte Naumburg mit seinem Dom, wo es ja auch schon viel besser aussieht. Zeitz, Apolda und Altenburg sind im Prinzip ja auch schöne Städte, leider aber aus gleichen Gründen ähnlich heruntergekommen wie Weißenfels.
Weißenfels ist ja quasi auch Tor zum Weinanbaugebiet Saale-Unstrut. Ein sehr schönes Fleckchen Erde, und fast ohne Touristen. Schlecht für die Wirtschaft, gut für Genießer.
Man mag ja Bevölkerungsschwund und Geldmangel berücksichtigen. Wenn man aber Platten saniert, also dafür Geld ausgibt, und Barockhäuser (und dann noch solche!) abreißt, dann ist das einfach kulturelle Barbarei.
Wenn sie in W. Geschichte durch Platten ersetzen, dann brauchen sie sich nicht zu wundern, wenn da keiner hin will.