Gerade kommt auf Phoenix ein erstaunlicher Bericht über Danzig, der sich vor allem der Rekonstruktion und Architektur widmet. Dazu Bilder der Stadt anno '45 - eine Mondlandschaft nach tagelangem Bombardement aus der Luft und Beschuss durch die Rote Armee! Heute: wieder hergestellte, prachtvolle Boulevards und Straßenzüge in einer Geschlossenheit, von der man in Deutschland 50 Jahre nach dem 2. Weltkrieg weiter nur träumen kann.
Ich frage mich: wie kann das sein? In Polen waren nach dem 2. Weltkrieg durch den jahrzehntelangen Klammergriff des Kommunismus Rekobestrebungen sicher noch wesentlich schwächer ausgeprägt als im von sich "Modernisierer" schimpfenden Städteplanern verschandelten Nachkriegsdeutschland, oder irre ich mich da?
Außerdem hat die Reportage zwei Dinge gezeigt: trotz vielfach sicher totaler Reko keine Disneylandstimmung, sondern eine historische Atmosphäre, um die ich jeden Polen beneide; außerdem der absolute und endgültige Beweis, dass historische Stadtbilder mit moderner Technik und etwas Pathos selbst bei ihrer fast vollständigen Zerstörung wieder hergestellt werden können.
Ich denke einmal, dass es in Deutschland vor allem gerade an letzterem mangelt - neben der Tatsache, dass bei unseren Politikern weiter das Gespenst umgeht, lieber für 100 Millionen € von einem US-Stararchitekten Betonblocks in die Städtelandschaft zu stellen, als ein paar die bürgerliche Kultur repräsentierende Wohnbauten zurückzuholen...