Waldschlösschenbrücke und Weltkulturerbe

  • Auf wichtigen Wasserstraßen der EU dürfen neue Brücken leider keine Strömungspfeiler mehr haben.

    Auch die neuen Vorschläge haben keine. Bei dem einen Vorschlag sieht es zunächst so aus, auf anderen Bildern sieht man schneller, dass der auch keine Pfeiler im Wasser hat.

    Jede Brücke dort ist häßlich. Ich halte eine Tunnel für finanzierbar, sehe aber allgemein die Notwendigkeit nicht mehr so. Es soll ruhig attraktiver sein in der Stadt zu wohnen als in Bannewitz oder Weixdorf.

  • Zitat

    Das Elbtal bleibt Weltkulturerbe. Im Oktober muss die Stadt einen neuen Vorschlag für die Waldschlösschenbrücke vorlegen. Die Reaktionen könnten unterschiedlicher nicht sein: Die einen sprechen von Erpressung, die andern von einer Chance.

    http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,490504,00.html\r
    http://www.spiegel.de/kultur/gesellscha ... 04,00.html

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • alles seit langem nur noch albern.

    die frage lautet doch nicht: waldschlösschenbrücke, ja oder nein? sondern: leben wir in einem rechtsstaat? und da kann die antwort nur ja lauten.
    der bau dieser brücke (kein tunnel und keine andere brücke) ist in einem bürgerentscheid entschieden wurden. wer jetzt in dresden eine alternative fordert, würde sich doch auch - und zwar zu recht - aufregen, wenn im bürgerentscheid ein tunnel zur abstimmung gestanden hätte und nun eine brücke gebaut würde. dasselbe gilt, würde man die unterschiedlichen brückenvarianten vertauschen.
    fehlende alternativen beim bürgerentscheid ins feld zu führen, läuft auch ins leere. man hätte ja nur gegen den bau dieser zur abstimmung stehenden brücke zu stimmen brauchen.

    also führt kein weg daran vorbei, mit dem bau der brücke zu beginnen. selbstverständlich kann später ein neues bürgerbegehren initiiert werden, das den abriss der brücke fordert.
    alles andere - forderungen, die stadt/das land/der bund müssten den bau verhindern, gerichte müssten ihn verbieten oder gern auch ein "appell an die vernunft aller beteiligter für einen fairen kompromiss" - ist vielleicht ehrlich gemeint, aber im wissen um die eindeutige rechtslage dann doch wiederum ziemlich verlogen.

    keine frage, dass hier im vorfeld einiges schief gelaufen ist. doch wenn man es laufen lässt, muss man dann das ergebnis halt akzeptieren.
    gerade, wer oftmals entscheidungen von behörden in frage stellt, kann doch nicht auch noch bürgerentscheide aushebeln wollen. was bliebe denn dann noch an entscheidungsinstanzen übrig? die eigene meinung? die diktatur jedes einzelnen gegenüber jedem anderen?
    dann doch lieber der rechtsstaat.

  • Da muss ich rakete zustimmen. Der Apfel, in den man da beisst, ist zwar sehr sauer, aber alles andere wäre noch gelinde gesagt eine Blamage für den Rechtsstaat. Da spielt auch erstmal keine Rolle, dass die Leute vielfach wohl nicht wussten, über was sie da abstimmen...

  • Also ganz so ist das nicht.

    Mit 2/3-Mehrheit kann der Stadtrat sofort einen neuen Bürgerentscheid anordnen und ab 02/2008 kann jeder, der 20.000 Unterschriften zustande bringt, einen neuen Bürgerentscheid herbeiführen.

    Bis jetzt sind, vorerst symbolisch, über 5.000 bereits gesammelt, obwohl kaum einer davon weiß, für ein Bürgerbegehren Elbtunnel Dresden. Wäre ja gelacht, wenn man nicht noch acht Monate durchhält. Zur Not wird gedroht, Bauarbeiter zu erschießen. :boese: Ich distanziere mich von meiner Idee. :schockiert:

  • Auf der Seite hat man sich die Zahlen aber scheinbar schön zurechtgebogen, da werden nicht näher erleuterte Tunnelbaukosten mit dem Gesamtprojekt (also inklusive Zufahrtsbauwerken) verglichen.
    Wenn man sich ansieht was allein die Zufahrtstunnel für die WSB kosten wird man bei einer kompletten Elbunterquerung wohl kaum billiger als bei der Brücke kommen.
    Von den nach einschlägigen Erfahrungen deutlich höheren Unterhaltungskosten mal ganz abgesehen.


    Ausserdem wird mit keinem Wort erwähnt dass in einem Tunnel aus Sicherheitsgründen keine Rad- und Fußgängerspuren möglich sind, also noch mehr Autoverkehr erzeugt wird.

  • Oder der Fährmann der Fähre Johannstadt seine Arbeit behält... :zwinkern:

    Wir sind ein reiches Land und können Mehrkosten für den Tunnel locker wegstecken zumal der Bund diese Gelder übernehmen will. Und für den Erhalt der Landschaft sollte nichts zu teuer sein.

  • Zitat von "Trips"

    Ausserdem wird mit keinem Wort erwähnt dass in einem Tunnel aus Sicherheitsgründen keine Rad- und Fußgängerspuren möglich sind, also noch mehr Autoverkehr erzeugt wird.

    Soviel ich gelesen habe, geht es bei dieser Brücke/Tunnel doch hauptsächlich um den Autoverkehr. Als Fußgänger würde ich sowieso darauf verzichten über diese Brücke zu gehen, da ich da ein öffentliches Verkehrsmittel bevorzugen würde. Wie sehe es eigentlich mit einer Bus- oder Staßenbahnanbindung durch den Tunnel aus? Dann wäre auch dieses Problem gelöst?!

  • Zitat

    Ausserdem wird mit keinem Wort erwähnt dass in einem Tunnel aus Sicherheitsgründen keine Rad- und Fußgängerspuren möglich sind, also noch mehr Autoverkehr erzeugt wird.

    Zitat

    Wir sind ein reiches Land und können Mehrkosten für den Tunnel locker wegstecken zumal der Bund diese Gelder übernehmen will. Und für den Erhalt der Landschaft sollte nichts zu teuer sein.

    Wenn man es so sieht, könnte man, ähnlich wie bei dem alten Elbtunnel HH, eine zweite Röhre für Fußgänger und Radfahrer bauen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:HH_Alter_Elbtunnel_Okt06.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:HH_Al ... _Okt06.jpg

  • Zitat von "Exilwiener"


    Soviel ich gelesen habe, geht es bei dieser Brücke/Tunnel doch hauptsächlich um den Autoverkehr. Als Fußgänger würde ich sowieso darauf verzichten über diese Brücke zu gehen, da ich da ein öffentliches Verkehrsmittel bevorzugen würde.


    Wenn die Brücke stehen würde, würdest du nach einer gewissen Zeit des Schmollens wahrscheinlich doch darüber gehen.
    Immerhin hat man einen fantastischen Blick auf das ehem. Weltkulturerbe:
    In der einen Richtung die Bauten der Altstadt mit der Frauenkirche, in der anderen die Elbschlösser, Weinberge und Villen bis hin zum Blauen Wunder.

  • Zitat von "Berlin-Fan"


    Wenn man es so sieht, könnte man, ähnlich wie bei dem alten Elbtunnel HH, eine zweite Röhre für Fußgänger und Radfahrer bauen.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:HH_Alter_Elbtunnel_Okt06.jpg\r
    de.wikipedia.org/wiki/Bild:HH_Al ... _Okt06.jpg


    Würde an der Stelle keinen Sinn machen, denn die Tunnelzugänge liegen weit landeinwärts. während die querungswilligen Spaziergänger und Radfahrer zum größten Teil unten an der Elbe entlang kommen.
    Alle Dresdner Brücken haben deshalb Treppen und Abgänge, die direkt zum Elberad- bzw. -promenadenweg führen.
    Bei der aktuellen Brückenvariante steigt man direkt auf dem Bogen hinauf.

    http://www.dresden.de/media/bilder/m…esschenbr_5.jpg


    Und noch'n Update von der anderen Dresdner Brückenbaustelle:

    Der Pylon hat, nehme ich mal an, nun seine endgültige Höhe von 77m erreicht. Mit den Arbeiten an der Errichtung der Fahrbahn wurde begonnen.

  • Zitat von "Miwori"


    Bei der aktuellen Brückenvariante steigt man direkt auf dem Bogen hinauf.

    http://www.dresden.de/media/bilder/mobilitaet/336_waldschloesschenbr_5.jpg\r
    http://www.dresden.de/media/bilder/mobi ... enbr_5.jpg

    Das ist mir noch gar nicht aufgefallen, was für eine elegante Lösung!
    Da möchte man in der Tat raufsteigen und die Aussicht geniessen. Ich verstehe die Unesco immer weniger, es kann doch nicht ihr Ziel sein, dass jetzt eine noch häßlichere Brücke gebaut wird?
    Und ganz ehrlich: Ich respektiere zwar die Meinung der Tunnelbefürworter, aber die höheren Unterhaltskosten werden eine Hypothek sein, die unseren finanziellen Spielraum (gerade auch für Kulturaufgaben) noch mehr einschränkt. Das ist ein eindeutiger Nachteil, den man nicht einfach ignorieren kann.

  • Zitat von "Miwori"


    Wenn die Brücke stehen würde, würdest du nach einer gewissen Zeit des Schmollens wahrscheinlich doch darüber gehen.
    Immerhin hat man einen fantastischen Blick auf das ehem. Weltkulturerbe:
    In der einen Richtung die Bauten der Altstadt mit der Frauenkirche, in der anderen die Elbschlösser, Weinberge und Villen bis hin zum Blauen Wunder.

    Keine Frage, ich würde das ganz unpragmatisch sehen und sicher nicht aus Trotz die Brücke nicht benützen. Nur, wozu sollte ich überhaupt dort hinüber gehen? Zur Waldschlößchenbrauerei komme ich mit der Straßenbahn und auf der anderen Seite erwartet mich nicht wirklich Aufregendes. Außerdem gibt es bessere Stellen, von wo ich schönere Ausblicke - wieso bist Du so pessimistisch, von wegen "ehem. Welterbe" erhaschen kann. Wie gesagt, für Fußgänger besteht kein wirklicher Bedarf. Diesen sehe ich bloß für den Autoverkehr und dieser kann ruhig durch einen Tunnel gehen, wo er besser hinpasst und niemanden stört.

  • Zitat von "Henry"

    Wir sind ein reiches Land und können Mehrkosten für den Tunnel locker wegstecken zumal der Bund diese Gelder übernehmen will. Und für den Erhalt der Landschaft sollte nichts zu teuer sein.

    Aha, der Bund wird's schon richten, ganz toll, übernimmt der Bund auch den Unterhalt?

    Und mit dem Geld könnte man anderswo ganz schön viel Landschaft erhalten.
    Auch beim Erhalt der Landschaft sollte die Verhältnismässigkeit gewahrt bleiben, ich finde schon den Welterbetitel unverhältnismässig, die ganze Diskussion jetzt nur noch lächerlich, wenn da nicht dieser Titel wäre würde das Ding doch schon stehen und kaum einen würde es noch stören.

  • Ich denke Thomas Filip hat da irgendwie nicht unrecht.

    Auch, wenn ich nur selten in Dresden bin, dann schockiert es mich trotzdem total, dass gerade an der breitesten Stelle diese Verkehrsschneise geschlagen werden soll. Gerade der Blick vom Pavillion auf die Elbwiesen ist wunderbar und, liebe Dresdner, gerade weil Ihr doch keine wirkliche Altstadt mehr habt, lasst Euch doch bitte nicht auch noch die Einzigartigkeit dieses Paradieses zerstören - Welterbe hin oder her. Hier geht es doch schon lange nicht mehr um das Wohl Dresdens, sondern um das Durchboxen wirtschaftlicher Interessen, ganz bestimmter Gruppen.

  • Ein Tunnel kommt aber trotzdem nicht ernsthaft ins Gespräch, oder?

    Das Geldargument beim Tunnel hat eh kaum Gewicht. Rechnet man die Kosten für die Kosten der Diskussion über Ob und Wie der Brücke der letzten Jahre zusammen, wäre der Tunnel wohl bezahlt. Und im Vergleich zu anderem Quatsch wie Sanierung von Platten, Begegnungsstätten oder was weiß ich wäre das mal vergleichsweise gut angelegtes Geld.

    Ach, und warum müssen denn plötzlich Fahrradfahrer oder Fußgänger über die Brücke? Tragen die auch zum vermeintlichen Verkehrskollaps bei? Und dass jemand auf ein Auto umsteigt, nur weil sein Fahrrad nicht durch einen Tunnel darf, denn es bislang noch gar nicht gab, ist auch etwas weit hergeholt.

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • In die Rechnung für einen Tunnel müßten eigentlich auch die Mehreinnahmen aus dem Weltkulturerbe- Titel miteinfließen, oder andersrum müßten die finanziellen Einbußen aus dem Imageschaden des Weltkulturerbeverlustes beim Brückenbau berücksichtigt werden. Das hängt ja direkt damit zusammen.
    Das Argument Fußgänger bzw. Fahhradfahrer ist ein Nonsensargument. Erstens mal haben die das derzeitige Verkehrschaos nicht zu verantowrten, sprich ihretwegen baut man keine Brücke. Und zweitens machen Fahhradfahrer und Fußgänger eben das was sie bisher auch gemacht haben: entweder die Elbe durchschwimmen oder sich zur nächsten Brücke bewegen. Wenn der Bedarf so groß ist rentiert sich sicher auch eine kleine Fähre wie im Elbsandsteingebirge. :lachen: