Nürnberg - Rekonstruktion des Pellerhauses

  • Ich hatte zu Weihnachten einen Rundbrief der Altstadtfreunde erhalten, in dem auf das Projekt eingegangen wurde. Der Tenor klang danach, daß es leider alles, auch nach Einschätzung der Initiative, sehr, sehr langwierig vor sich ginge. Es sind ja wohl auch noch lange nicht alle Spendengelder zusammen. Also ich denke, dieses Projekt wird in den nächsten Jahren nur langsam und sukzessive vorangehen. Von einer möglichen Rekonstruktion der Hauptfassade brauchen wir vor 2015 gar nicht mal mehr anfangen zu reden.

  • @ zeno

    vielen Dank für die Info. Irgendwie ist der Baustart an diesem Forum wohl völlig vorübergegangen. Wie sieht es eigentlich mit den Spendengeldern aus? Kann man da optimistisch sein, dass das Projekt in den nächsten 1-2 Jahren abgeschlossen sein wird oder wird es deutlich länger dauern?
    Natürlich bleibt danach die Hoffnung, dass auch die Hauptfassade des Pellerhauses zurückkehrt. Bei bing ist außerdem zu sehen, dass sogar der Nachbarbau links neben dem Pellerhaus rekonstruierbar wäre, da die Fläche noch frei ist. Somit könnte ein fantastischen Ensemble enstehen. Mal abwarten, was sich da ergibt!

    APH - am Puls der Zeit

  • Wie schon beobachtet, geht es dort recht langsam zu Zuge. Da sich meine Uni in der Nähe befindet, guck ich eigentlich monatlich dort vorbei, jedoch konnt ich auch noch keine große Neuerung feststellen (d.h. noch keine zusätzlichen Steine). Das Baugerüst stand das letzte Mal auch noch und soweit ich weiß wurden auch teilweise Betonierungen entfernt, welche dann mit Sandstein neugemacht werden (hab zumindest sowas ähnliches in einer Zeitung oder in dem Altstadtbericht gelesen).

    Und zu dem Gebäude links neben dem Pellerhof (es müßte der Peststadel sein). Der Platz war frei, bis das Scharrergymnasium auf die Idee gekommen ist einen erneuten Klotz dorthin zu setzen (dieser müßte inzwischen fertig sein und wurde vor ein oder zwei Jahren begonnen). Ist in seiner Form aber ein Stück in die Freifläche zuürckversetzt, so daß man die Fassade nur hinter Bäumen entdecken kann.

  • Westlich an das Pellerhaus anstossend folgte zuerst ein privates Wohnhaus, von dem heute nur noch der Bogen des Hausportals existiert. Erst dann folgte der Peststadel, von dem ebenfalls nur noch ein Relikt vorhanden ist:


    Südfront des ehemaligen Peststadels von aussen. Im Hintergrund der von siron87 erwähnte neue Erweiterungsbau des Scharrer-Gymnasiums


    Südfront des ehemaligen Peststadels von innen


    Auf einer Flugaufnahme von 1944 aus dem Marburger Bildindex ist die Sitation sehr schön sichtbar. Das grosse Dach am linken Bildrand ist der Peststadel.

    Vergrösserung
    Quelle: http://www.bildindex.de

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (20. Mai 2014 um 14:33)

  • Schlimm, das mit dem Glaskasten-Neubau. Schlimm, zu sehen, wie eine Stadtverwaltung überhaupt kein Gefühl für das eigene historische Erbe besitzt. Man verhält sich ganz so, als befände man sich irgendwo auf dem Gelände von Gelsenkirchen, und Nürnberg verliert dadurch wieder ein Stück seiner Seele bzw. der Chancen, diese zu retten.

  • Zitat von "Heimdall"

    Schlimm, das mit dem Glaskasten-Neubau. Schlimm, zu sehen, wie eine Stadtverwaltung überhaupt kein Gefühl für das eigene historische Erbe besitzt. Man verhält sich ganz so, als befände man sich irgendwo auf dem Gelände von Gelsenkirchen, und Nürnberg verliert dadurch wieder ein Stück seiner Seele bzw. der Chancen, diese zu retten.


    Das liegt daran, daß - wie man aus Berlin Zugezogener nur mit Erstaunen konstatieren konnte - den Nürnberger Provinz"eliten" (vom OB über den durchschnittlichen Lokalpolitiker, die Lokalschreiberlinge, die Kunstszene etc.) offenbar nichts peinlicher ist als ebendies große historische Erbe ihrer Stadt, das sie bestenfalls mit Provinzialismus und Rückständigkeit, schlimmstenfalls mit "Nazi", i.d.R. aber irgendwie mit beidem identifizieren.
    Deshalb tut man alles, was man kann, um es vergessen zu machen. Die typische bundesdeutsche Psychopathologie eben, die im Fall Nürnbergs aber verschärfte Züge annimmt. Was '45 nicht restlos geschafft hat, schafft im Nachhinein der von '68 induzierte Selbsthass.

  • Werden diese ganzen Erörterungen eigentlich auch mal an die Verantwortlichen in Nürnberg geschrieben? Ich finde es immer schade, wenn solche fundierten Ausführungen und Argumentationen die Grenzen des Forums nicht überschreiten und somit nur bei denen verbleiben, die sowieso schon den Plan haben.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Solche Wahrheiten, wie sie Philon treffend formuliert hat, sind natürlich leichter von ausserhalb Nürnbergs an den (Nürnberger-)Mann zu bringen, als von innerhalb. Hier sind es vor allem die Nürnberger Altstadtfreunde, welche Gegensteuer geben können. Auch wenn einigen APH-MItglieder die Nürnberger Altstadtfreunde zu wenig radikal sind, müssen auch diese mit Kritik und Vorwürfen sehr diplomatisch umgehen. Man müsste eben eine zweite Vereinigung gründen, welche ebensoviele Mitglieder hat, und mit dem Namen "Nürnberger Altstadtfreunde aus der ganzen Welt"; nur diese könnten freier reden, wie einem der Schnabel gewachsen ist ... :zwinkern:


    Zur Ehrenrettung des östlich an das Pellerhaus anschliessenden Magazingebäudes zeige ich folgende Fotos des Treppenhauses. Ich war völlig überrascht, hier so ein 50er Jahre-Kleinod vorzufinden... Nierentischform in Reinkultur in der Vertikalen...
    Das Treppenhaus ist von der Erdgeschosshalle des Pellerhauses zugänglich, und steht nicht auf dem Boden des ehemaligen letzteren!


    Erdgeschoss


    Erdgeschoss mit Blick in den Hof


    1. Obergeschoss mit Blick in den sorgfältig gestalteten, aber leider toten Innenhof


    1. Obergeschoss mit Blick in den Innenhof

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (20. Mai 2014 um 14:49)

  • Nun denn, der erste von vier Bauabschnitten des Pellerhaus-Innenhofs ist fertiggestellt worden. Der geneigte Interessent möge sich in zahlreichen einschlägigen Berichterstattungen näher informieren.

    Am Wochenende 9./10. April finden von 11 bis 16 Uhr alle 15 Minuten Führungen über die Baustelle im Pellerhof statt.

    Spenden erbittet der Förderkreis auf das Konto 6608806, Sparkasse Nürnberg, BLZ: 76050101.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Daß sich nicht jeder über den Wert des Pellerhofes im Klaren ist, zeigt der 1. Kommentar auf den Artikel in der NZ:

    http://www.nordbayern.de/nuernberger-ze…ahnen-1.1130220


    Zitat

    Anstatt das Geld in den Pellerhof zu stecken, hätte man z.B. das einsturzgefährdete, aber wenigstens originale Haus in der Oberen Schmiedgasse sanieren, den Haltepunkt Zollhaus restaurieren und den ja jetzt leider beseitigten Milchhof für eine neue Nutzung herrichten können. Stattdessen wird die Kohle ohne Not für diesen seichten Disneyland-Käse verschleudert. Und weil das nachgemachte Alte ja so schön ist, wird eines Tages sicher auch noch die moderne Fassade der Gebr. Mayer dran glauben müssen. Wenn wir schon Geld in die Denkmalpflege investieren, dann bitte in den Erhalt echt alter, originaler Bauwerke - nicht in sterile Nachbauten von längst Verlorenem.


    Das von der modernen Fassade hoffe ich sehr, ansonsten eine mir unverständliche Agression gegen diese Teilrekonstruktion. Und die falsche Annahme, alles Geld für Restaurierungen und Rekonstruktionen käme aus Einem gleichen, unveränderlichen Topf.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    Einmal editiert, zuletzt von Brandmauer (7. April 2011 um 21:55)

  • Hallo, ich wollte mal wieder die Thematik Nürnberg und Pellerhof etwas beleben.
    Man hat ja das Gefühl, daß alles sehr langsam voran geht.

    Ich bin zufällig auf diese Seite gestehen (weiß nicht ob diese hier schon gepostet wurde, hab sie zumindest nicht gesehen):
    Nürnberg, Pellerhof | Wolfgang Albert Architekt Nürnberg


    Es sind einige aktuellere Bilder des Wiederaufbaus zu sehen.
    Zudem ist interessant zu sehen, bei welchen anderen Projekten hier, die Albert-Architekten beteiligt waren.

  • Ich kann mir einfach noch immer nicht so recht vorstellen wie der rekonstruierte Hof mit dem äußeren 50er-Jahre Bau zusammenpassen soll. Da muss die Außenfassade auf jeden Fall früher oder später ebenso rekonstruiert werden. Alles Andere wäre Mumpitz. Denkmalschutz hin oder her.

  • Ich konnte mich mit diesem Hybriden bisher auch noch nicht recht anfreunden. Die Wirkung der Rekonstruktion ist für mich immer in erster Linie eine nach außen gerichtete. Bei diesem Projekt wird das Stadtbild kein bisschen aufgewertet, die Wirkung erschließt sich nur denjenigen, die in das Innere des Hauses vordringen.

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Zitat von "Isidor"

    Ich konnte mich mit diesem Hybriden bisher auch noch nicht recht anfreunden.


    Im Gegensatz zu vielen andern Gross-Rekonstruktionsprojekten wird der Pellerhaus-Innenhof kein Hybrid werden!!! Ich denke, ein etappenweises Vorgehen bringt schliesslich mehr Erfolg. Vergleich mal mit dem Berliner Stadtschloss: die barocken Bauteile des Schlosses waren auch nicht innerhalb weniger Jahre entstanden, sondern während zweier Jahrzehnte. Heute meint man, all dies in einer Handvoll Jahre realisieren zu müssen, und schliesslich wird dort ein Hybrid mit dem wundervoll klingenden Namen Humboldt-Forum entstehen, und nicht beim Pellerhaus! Wenn überhaupt...

    Beim Pellerhof ist man immerhin bereits an der Realisierung, und dies trotz anfänglicher Widerstände seitens der Denkmalpflege. Also - was machte man nun? Dann realisiert man eben erst einfach mal all das, wo keine denkmalgeschützte 50er Jahre Architektur beeinträchtigt wird. Ist doch klug, oder? Vielleicht wird dann gerade dieser Gegensatz vom rekonstruierten Innenhof und den 50er Jahre-Fassaden Kopfschütteln auslösen, und damit den Ruf nach Fortsetzung der Rekonstruktionsarbeiten weiter hallen lassen. Auch vom Geldfluss ist doch dieser Weg sinnvoller und weniger risikoreich, als wenn man wie beim Berliner Stadtschloss aus dem Vollen schöpfen wollte... Vielleicht wird es noch ein paar Jahrzehnte dauern, bis auch der Hauptbau des Pellerhauses wiedererstehen wird. Jedenfalls dürfen die Initianten der jetzigen Rekonstruktion des Innenhofes sehr stolz auf ihr Werk sein, auch wenn sich dieses noch nicht im Stadtbild wiederspiegeln wird!

    Ich bin zufällig auf diese Seite gestehen (weiß nicht ob diese hier schon gepostet wurde, hab sie zumindest nicht gesehen):
    Nürnberg, Pellerhof | Wolfgang Albert Architekt Nürnberg


    Eine sehr tolle Seite, und es lohnt sich, weitere Arbeiten dieses Architekturbüros anzusehen >> Kühnertsgasse 18-22, Weissgerbergasse 10 etc.

    2 Mal editiert, zuletzt von Riegel (26. Juni 2011 um 15:07)

  • Sehe ich ähnlich.

    Ich denke, daß der Pellerhof einen Anstoß geben wird.

    Nürnberg hat momentan keine großen Rekonstruktionsprojekte, auch wenn sich das vielleicht viele der Bürger hier wünschen würden. Aber wenn man sieht was in Nürnberg alles "kleine" getan wurde, besonders von den Altstadtfreunden (ich möchte nur daran erinnern, daß bis heute die nördliche Stadtmauer restauriert und zerstörte Türmchen wieder aufgebaut wurden), sieht man, daß gerade diese "Kleinigkeiten" viel ausmachen.

    Ich denke, daß Nürnberg etwas mehr Zeit braucht für entsprechende Großprojekte. Man sieht ja, daß selbst "kleine" Projekte wie die Verlegung des Neptunbrunnens, bei unserer "Ich-Möchte-Raus-Aus-Der-Provinz"-Stadtregierung nur auf Ablehnung stößt.

  • Sehe ich genau so wie Riegel.
    Die Pläne des Innenhofes vom Architekturbüro sehe ich jetzt zum ersten Mal und bin durchaus begeistert. Ich als Nordlicht finde übrigens, dass der Hof des Pellerhauses viel bekannter und spektakulärer ist als die Frontfassade. Insofern sehe ich die Priorität durchaus beim Innenhof.

    Einmal editiert, zuletzt von Apollon (27. Juni 2011 um 08:35)

  • Diese tolle Meldung aus der Möchtegern- bzw. Mussunbedingt-Schwerpunktstadt Nürnberg in Mittelfranken sollte hier eigentlich auch einmal Erwähnung gefunden haben.

    Zitat

    Eine noble Geste von Werner Diehl: Anlässlich seines 65.Geburtstags hat er eine halbe Million Euro für den Wiederaufbau des Pellerhofs gespendet.
    Für den Verein und den Förderkreis Pellerhof kommt die großzügige Gabe zum richtigen Zeitpunkt. „Sie enthebt uns einiger Sorgen, es kann nun zügig weitergehen“ [...]

    :applaus:
    Dicke Spende für den Pellerhof - Nürnberg - nordbayern.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)