Posts by Zeno

    Ist Ensembleschutz nicht in der praktischen Auswirkung noch strikter als der "Einzelschutz"?

    Ich bitte Dich. Genau das Gegenteil ist der Fall.

    Mehr noch: In der Realität ist der Ensemble"schutz" häufig faktisch bedeutungslos. Kaum einen anderen Eindruck kann man jedenfalls gewinnen, wenn man so sieht, was heutzutage auch in ensemble"geschützten" Altstädten so gebaut wird.

    Würzburg wurde weit weniger zerstört.

    Das kann ich nicht unwidersprochen stehenlassen. Wenn das wahr ist, dann bedeutet das, dass Köln faktisch vollständig ausradiert wurde. Die Zerstörungen in Würzburg waren sehr umfangreich und keinesfalls "weit weniger" als die irgendeiner anderen Stadt. Vielleicht wurde in Würzburg weit weniger zerstört. Mit dem Wort "in" gibt der Satz gleich einen ganz anderen Sinn. Angesichts der Größe der Kölner Altstadt kann es natürlich sein, dass mengenmäßig mehr zerstört wurde.

    mithalten

    Und der Begriff "mithalten" in bezug auf Zerstörung ist gelinde gesagt unglücklich gewählt.


    Abgesehen davon aber zeigen die Bilder in Deinem Beitrag eine wertvolle, hochwertige Bebauung, deren Verlust höchst bedauerlich ist.

    "enne der Ach"

    Im bayerischen Schwaben gibt es einen Ort mit dem Namen "Enthalb der Ach". Hier lebt das schöne Wort "enthalb" noch fort, das ansonsten durch "jenseits" verdrängt wurde. Das schweizerische "ennet" scheint mehr Überlebenschancen zu haben.

    Zu Isny fällt mir vor allem dieser Sprich ein: "Hier Isny was los" ;)

    Ich glaube, das sind so Sprüche, die nur weit entfernt von dem jeweiligen Ort entstehen und blühen können, wo man außer dem Namen nichts über den Ort weiß, während man vor Ort den Ortsnamen mit dem echten Ort in Verbindung bringt und in solchen Wortspielen keinen Sinn erkennen kann. Ich kann über den Spruch demzufolge auch absolut nicht lachen. Auch Isny kenne ich natürlich schon lange, aber der Spruch kommt mir überhaupt nicht bekannt vor, so wie die von Ursus berichtete Geschichte mit Bad Mergentheim.

    Es ist nicht Jammern auf hohem Niveau, sondern Genießen auf niedrigem Niveau: Dieser Platz ist angesichts der unzähligen Betonbunker drumherum eine Wohltat, weil er noch eine gewisse Anmutung eines Marktplatzes hat. Die ganze Gegend als Altstadt wahrzunehmen, ist schon ungeheuer schwer. Wenn man sich hier im historischen Mittelpunkt der großen Stadt fühlt, dann auch bloß, weil man es weiß und sich das zugehörige Gefühl eingeredet hat. Ist mir beim ersten Besuch Stuttgarts schon so gegangen. Sowas wie eine Aufenthaltsqualität habe ich auf diesem Platz bis heute nicht entdeckt. Ein Mords Rathaus, in der Ostecke der Konsumbunker der Oberschichtmetropole und als einzige historische Anmutung die Nordost- und vor allem die Nordwestseite, weil deren Häuser nicht ganz so groß und klotzförmig wie die der Umgebung sind. Lieber war mir ja seit jeher die Hirschstraße. Sie ist auch attraktiver als ihre Namensschwester in Ulm.

    Wenn man weiß, wie Württemberg tickt, dann ist einem klar, warum seine Hauptstadt so ausschaut, wie sie ausschaut. Und wenn man weiß, wie Stuttgart ausschaut, dann muss man feststellen, dass es den Marktplatz hat, der zu dieser Stadt passt.

    Und mir gefallen diese angeberischen, hochnäsigen Fürstenstädte nicht besonders. Dresden muss ja so richtig abturnend sein. Zeit meines Lebens werde ich nie dortgewesen sein und mir fehlt in dieser Hinsicht absolut gar nichts. Nürnberg zu kennen ist viel, viel besser, gar kein Vergleich.

    Quote

    Die einzige gravierende Bausünde in diesem einmaligen Ensemble ist das Kaufhof-Gebäude

    Das sehe ich dezidiert anders. Solange das Parkhaus am St.-Peters-Weg steht, kann der Kaufhof nicht die einzige gravierende Bausünde in der Altstadt sein. Und für das neue "Haus der Bayerischen Geschichte" gilt das noch viel mehr. Die Formulierung des Neubebauungsvorschlags tut ja gerade so, als wäre die Altstadt perfekt erhalten und der Kaufhof wäre der einzige böse Bube. Diese Darstellung ignoriert diverse andere Bausünden und tut so, als ob diese gutgeheißen werden könnten.