Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Böhme war ja Schlüters Schüler gewesen und hat dann sicher im Sinne seines Meisters weitergewirkt, während Eosander von Göthe irgendwann mal Schlüters Stil kritisiert und dann behauptet hatte, dass die wahre Majestät in der Baukunst in der "Simplicität" bestehe; dieses ästhetische Prinzip findet man am "Eosanderrisalit", also an dem vorspringenden Fassadenteil der nordwestlichen Lustgartenfront, und natürlich an der Schlossfreiheit bestätigt: Eosander verzichtete auf die Putzspiegel, und auch andere Details wirken schlichter als bei Schlüter, wohingegen Böhme die Formensprache seines Lehrers wieder aufnahm, als er den Schlossplatzflügel in Richtung Westen verlängerte und so das Schloss zu einem geschlossenen Baukörper machte.

  • Ich frage mich schon eine ganze Weile von wo diese schönen Stücke stammen...


    (Bild von Frank hier im Forum geteilt)

    Schaut wie der obere Abschluss eines Fensters aus, denn man kann ein Fenstergewand erkennen. Ich werde aber, auch bei Vergleich mit Bildern des alten Schlosses, nicht schlau, von wo diese Stücke genau stammen.

    Vielleicht gehören diese auch in die Portaldurchfahrten! Evtl. zu den Türen von denen hier Fotos gezeigt wurden...?

    Es sind definitiv die Stürze an den Seitenfenstern der Portale II und IV. Die Formensprache ist auch typisch Eosander.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ihr könnt meine Bilder ja gerne für so etwas verwenden, aber dann bitte auch die Quelle angeben! :lehrer:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • So, ich bin dann noch fündig geworden und muss mich tw. korrigieren:

    Hier mal das Innenportal IV von Eosander im Dezember 1918. Die zum Querbau gelegenen letzten Fensterachsen neben den Portalen des Großen Schlosshofs befanden sich jeweils in einem aufgelassenen Rücksprung. Es ist stark anzunehmen, dass die Fassaden und Fenster links des Portals dem zu sehenden Fenster rechts entsprochen haben.


    Wiederum die Hofseite von Portal IV, nicht lange vor dem obigen Bild aufgenommen. Und siehe da: die Fensterüberdachungen und -stürze des Erdgeschosses sind offenbar doch im ganzen Hof identisch gewesen - bis auf das nordöstlichste Fenster.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (29. Juni 2017 um 13:20)

  • Was für ein Wochenende! Wir möchten den 40.000 Besuchern danken, die dieses Jahr zu den Tagen der offenen Baustelle am 24. und 25. Juni gekommen sind. Wir haben uns sehr über das überwältigende Interesse und die vielen Diskussionen gefreut!

    Mit Fotostrecke. Humboldtforum klicken!

  • Ich erlaube mir folgenden Hinweis:
    DONNERSTAG 06. JULI UM 18.00 UHR IM GOBELINSAAL DES BODEMUSEUMS:
    VORTRAG "DAS NATIONALDENKMAL ALS TEIL DES BERLINER SCHLOSSES UND VOLLENDUNG DER MUSEUMSINSEL" (von Prof. Dr. Peter Stephan)

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich will ja nicht ungeduldig sein, drängeln oder gar rummotzen, aber der schleppende Baufortschritt im Schlüterhof und anderswo auch ist mir dennoch eine Bemerkung mit 3 Fragzeichen wert!???
    Obschon im Schlüterhof massenhaft Bauteile rumliegen, ebenso Ziegel en bloc gebunkert sind, werkeln meist nur 2 oder 3 Bauhandwerker, mal hier, mal da, Metopen und Triglyphen setztend und sonst nix, hm!? ?(:unsure: Am großen Risalit fehlen linksseitig noch die gemauerten Pilaster auf dem letzten Drittel seit Wochen. Heute scheint sich ein Maurer ranzumachen!?

    Auch die Dachdecker, denen leider immer wieder Regen dazwischen kommt, habenn ne riesige Dachfläche vor sich und hantieren mit dem Kupferblech zu dritt oder viert, wenn überhaupt. Da kann man sich ausrechnen, bis wann die große Fläche fertig wird.
    Einzig am Portal V geht es sichtbar voran. Heute ein erster von den letzten Balustern gesetzt!
    Aber nach Kapazitätenerhöhung sieht das nicht aus, wie mal angeküdnigt wurde ... huh:) !?

    Alles ne ziemlich ruhige Kugel. Aber dafür wird's mega gut und von höchster Qualität. Gut Ding braucht Weile und es soll ja keine Hektik entstehen, sonst passiert noch was (wie mit Schlüter's Türmchen! Also alles gut, wie es ist. (Selbstberuhigung cool:) )

    Na, auf der Baustelle war noch was los ... !

    (Bild-Quelle: "Andreas Schlüter" Ufa-Film 1942)

  • Zitat von Kaiser Karl

    Ich war zum Tag der offenen Baustelle zufällig in Berlin und habe für die rechte der Risalitskulpturen von Portal V im Schlüterhof gespendet. Sie wird 260.000 EUR kosten. Ein Wahnsinn, was dieser Kulturbanause Ulbricht zerstört hat!

    Wie wahr! Dazu ein weiteres Beispiel. Kürzlich wurde folgender Auftrag vergeben:

    Kunstschmiedearbeiten Geländer historisch
    Beschreibung der Beschaffung:
    52 Stück Geländer als Kunstschmiedearbeit im Bereich von Balkonen und Laubengängen in Einzellängen von 1,60 m bis 8,40 m mit zusätzlichen ornamentalen Elementen sowie der Befestigung und in Teilbereichen mit Aktzentvergoldung

    Ausführungsfristen:
    Beginn 6.2017,
    Ende 11.2018.

    Wert ohne MwSt.: 601 595.72 EUR

    Den Zuschlag erhielt übrigens eine Spezialfirma aus Wilsdruff (liegt in der Nähe von Dresden).

    Wie diese beiden, von Spreetunnel geposteten Fotos belegen, waren diese Geländer zu einem relevanten Teil nicht zerstört:

  • "Lieber unbekannter Berliner,

    solltest du dich seit deiner Kindheit über die vielen schmiedeeisenen Geländer gewundert haben, die dein Großvater hinter dem Schuppen in eurem Garten gestapelt hatte, ohne zu Lebzeiten jemals ein Wort darüber zu verlieren, bitte melde dich bei der Baustelle des Berliner Schlosses. Du würdest einer ganzen Menge Leute eine unfassbare Freude machen."

    (Man wird doch noch träumen dürfen ;) )

    _______________________________________
    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Gibt es eigentlich kein einziges Bildmaterial des originalen Durchgangs von Portal III/dem Eosanderportal? Ich habe schon mehrfach Google danach durchstöbert, aber ich werde nie fündig. Wir wissen ja, dass es rekonstruiert wird und wir wissen auch wie es schematisch aussehen wird:

    Aber wie konnte man eigentlich das Aussehen dieses Durchgangs rekonstruieren? Zumindest Pläne sind noch vorhanden?

  • Also ich freue mich dann noch weiter täglich über die Verkleidung des Kuppelschaftes und bin gespannt auf die Bekupferung der Kuppel und dann das Aufsetzen der Laterne. Und dann kommt ja in den nächsten Monaten auch noch fortschreitend der Verputz und das Abrüsten...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Und vergessen wir doch bitte den architektonischen Höhepunkt des Berliner Schlosses, den Schlüterhof, nicht. Hier scheint ja alles etwas "beschaulicher" zuzugehen als an den anderen Fassaden. Ich finde auch, dass der Figurenschmuck an den Hofseiten der Portale und vor allem am Risalit des Großen Treppenhauses der interessantetse und schönste des gesamten Baus ist. Da werden wir alle sicher noch einige Monate etwas zum Beobachten und Bestaunen haben.