Dresden, Neumarkt - Quartier VI

  • Danke harmonica,

    weiß man denn, was mit von Döring ist. Es ist um ihn verdächtig ruhig geworden. Gibt es da einen anderen Investor, der ihm das Grundstück noch wegschnappen könnte? Eigentlich sollte es doch im Herbst losgehen, oder liege ich da falsch. In der SZ war mal ein Artikel, indem stand, dass der Verkauf abgesagt wurde, glaube ich zumindest. Aber das ist auch schon eine Zeit lang her.

    APH - am Puls der Zeit

  • Tja, wer weiß... vielleicht hängt das auch hiermit zusammen.

    Zitat

    Drewes [Anm.: Pressesprecher für Binnenmärkte bei der Europäischen Kommission] kennt die Dresdner Verhältnisse nicht. Deshalb auch nicht jene Geschichte, als Oberbürgermeister Ingolf Rossberg (FDP) zuerst Arturo Prisco umarmte und ihm dann öffentlich das Quartier VI versprach. Ohne Votum des Stadtrates und – natürlich – ohne europaweite Ausschreibung. „Quartier VI muss nicht neu ausgeschrieben werden“, ist sich indes Vorjohann sicher und verweist auf einen Investitionsvorrangbescheid, der ein Teil des Quartiers betrifft. Auch diese Auslegung könnte sich als nicht wasserdicht erweisen, da es in diesem Areal noch ein privates Fremdgrundstück gibt, das Quartier also ohnehin nicht von einem Investor bebaut werden kann. Auch hier könnte es Klärungsbedarf geben.

  • Ist eigentlich schon die Entscheidung gefallen, dass zum (vorerst?) frei bleibenden Gewandhausgrundstück keine Brandmauer stehen soll?

    Architektur sollte gefallen - ganz ohne umständliche Erklärungen.

  • Wie soll das linke Eckgebäude eigentlich genutzt werden - für Büros? Denn wenn Wohnungen geplant sein sollten,
    dann wäre das doch ein gewichtiges Argument für die Version mit den Balkons - wer will schon eine teure Wohnung
    ohne Balkon mieten oder gar kaufen?

    Bei den vielen Barockfassaden steht man als Investor immer vor dem Problem, keine Balkons an die Fassaden bauen
    zu können (dasselbe Problem werden die Bauherren auch in der Frankfurter Altstadt haben), was die Vermietbarkeit
    nicht gerade steigert. Teilweise werden die Balkons deshalb in den Innenhof verlagert. Hier hätte man die Gelegenheit,
    hier könnte man den Zustand der Vorkriegszeit wiederherstellen und könnte zumindest einem Teil der Bewohner einen
    schmalen Balkon bieten - und ausgerechnet hier verzichtet man darauf.
    Das kann einen schon irgendwie wurmen. :augenrollen:

  • Na ja, wer will denn schon auf Balkonen sitzen, die auf den belebten Neumarkt mit seinem Tourristenrummel schauen und dort sein Frühstück in Ruhe genießen. Also die Hinterhoflösung für die Balkone böte wenigstens eine geschütztere Privatsphäre. In Freiburg haben wir ja viele Gründerzeitler mit diveren Balkonen und wunderschönen, floralen, schmiedeeisernen Brüstungen. Aber selten sehe ich da straßenseitig jemanden oder ne Familie sitzen. Und wenn, dann steht man da mal schnell für ne Ziggi rauchen.
    Sonst geht man lieber nach hinten, in die Innenhöfe und genießt die Ruhe des Gartens.

  • Naja, kommt halt drauf an, ob man seine Ruhe haben oder den Blick auf Frauenkirche und Neumarkt genießen möchte - Geschmacksache. Von "straßenseitig" kann man am Neumarkt sowieso nicht reden, es fahren dort ja keine Autos (an einer vielbefahrenen Straße würde ich Dir recht geben).

    Außerdem: Passen in den Innenhof den überhaupt Balkons hinein? Oft handelt es sich bei den historischen Bauten dieser Größe doch nur um einen engen Lichthof. Wenn man da noch Balkons reinhängt, dann war's das mit dem Licht, und auf dem Balkon sitzend kann man dann dem Nachbarn gegenüber die Hand schütteln.

  • Na ja, Balkone auf den Neumarkt hinaus mit Blick zur Frauenkirche wäre schon grandios, so mal zum Heraustreten und meinem Besuch die wunderschöne Frauenkirche bewundern lassen. Ein anderer Effekt: Balkontüren belüften des Sommers einfach besser die Wohnung.
    Abgesehen davon wäre le petit bazar schon ne feine Sache an dieser Ecke und würde, da eine andere Stilsprache auftritt das Ensemble historisch gewachsener erscheinen und beleben lassen und böte auch dem Auge eine angenehme Betrachtungsabwechslung. Tja, Pühringer hätte das sicher mitfinanziert und dem Blobel unter die Arme gegriffen. Aber wenn man's halt aufgrund einer Geschmacksentscheidung opfert, unser kleines Bazar'chen... . :augenrollen: Schade! Aber wie gesagt, man kann später noch umbauen und hat dann dem Rekonstruktionsgebaren die Krone aufgesetzt.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    Naja, kommt halt drauf an, ob man seine Ruhe haben oder den Blick auf Frauenkirche und Neumarkt genießen möchte - Geschmacksache.


    Was man auch sehr gut von einem Fenster aus kann! :zwinkern:
    Bei Balkonen zum öffentlichen Raum besteht auch immer die Sorge,
    dass die Bewohner individuell entgegen aller Architektenvorstellungen
    schließlich mit Bastmatten und Tücher verhängen. Ok, sofern das am
    Neumarkt gewollt is... :augenrollen:

    Exakt diese Problematik sehe ich auch beim modernistischen Anbau
    der Schützresidenz mit seinem filigranen Balkongitter. Hier werden die
    älteren Bewohner aus einer nachvollziehbaren Intimität heraus verhängen,
    sofern die Residenzleitung nicht einschreitet. Weitsichtiger wäre hier die von
    der GHND vorgeschlagene Dachvariante gewesen... :augenrollen:

  • Wann geht es mit Neumarkt 13 und dem Hotel Stadt Rom, den beiden Bauvorhaben von Herr Blobel, denn los?
    Kann hier jemand etwas dazu sagen? Oktavian oder youngworth vielleicht?

    APH - am Puls der Zeit

  • Ich finde es schon sehr merkwürdig, dass bei diesem Quartier eine solche "Grabesstille" eingekehrt ist. Ursprünglich wollte man ja schon letztes Jahr (damals noch mit GH) anfangen zu bauen. Jetzt will man wohl gar nicht mehr?

    Weiß jemand etwas Neues?
    Gruß
    Bert

  • Schau hier: Quartier VI am Neumarkt Dresden

    Zitat


    Ausschuss stoppt Verkauf des Neumarkt-Quartiers VI
    SZ vom 24.06.08: Der Finanzausschuss hat gestern den Beschluss zum Verkauf eines 2300-Quadratmeter-Grundstücks am Neumarkt vertagt. Durch einen überstürzten Verkauf an eine Gesellschaft der Wessels-Gruppe drohe die Stadt ihren Einfluss auf die Gestaltung des Komplexes einzubüßen, kritisierten mehrere Räte. Die Investoren planen einen Bau mit 15 Ladeneinheiten, zwei Restaurants und 40 Wohnungen. (are)

  • In einem „Illustrierten Familienblatt“ mit Namen „Die Gartenlaube“ (ehemals wöchentlich erscheinende Zeitschrift) habe ich eine interessante Darstellung der Gebäude Neumarkt 13 und 14 gefunden. Die Zeitschrift stammt aus dem Jahr 1863. Leider enthielten die damaligen Druckperiodika noch keine Fotos. Man behalf sich – entsprechend dem Stand der Drucktechnik – mit grafischen „Nachbildungen“, denen aber wie im vorliegenden Fall Fotos zugrunde lagen. Soll heißen: Das sind keine Fantasiedarstellungen.
    Zur zeitlichen Einordnung: 1863 waren sowohl die Ladenfront Sempers (um 1840) als auch das „Au petit Bazar“ (1851) bereits realisiert.
    Leider besitze ich nur einen A4-Scanner, so dass ich die lange Gebäudefront in 2 Teilen aufnehmen musste:

    Im Vergleich mit Vorkriegsfotos bzw. den Visualisierungen von A. Hummel sind mir nun in diversen Details einige Differenzen aufgefallen. Dazu aber zunächst die diesbezüglichen Vergleichsbilder.

    http://www.neumarkt-dresden.de/neumarkt13-14.html

    http://www.bildindex.de/bilder/MI04519g10a.jpg

    Die Unterschiede betreffen zum einen die Anzahl der Gauben im Bereich des „Au petit Bazar“ und zum anderen folgende Details der Semperschen Ladenfront:

  • Höchstinteressante Quellen, welche du da anzapfst! Du siehst mich begeistert. Oktavian könnte sicherlich deine Fragen beantworten; leider nimmt er ja momentan eine Auszeit im Forum.
    Schönen Sonntag noch!

    "Willst du eine Stadt vernichten, baue Kisten, Kisten, Kisten!"

  • @ Bautzenfan

    Bitte sehr!

    Quelle: siehe oben, Beitrag von Bautzenfan

    Allerdings: wenn ich sehe , wie das Dinglinger-Haus im Hintergrund rechts wiedergegeben wurde, so frage ich mich, ob wir die Abbildung so detailgenau ernst nehmen dürfen.

  • Der Obere Ladeneinbau sieht aber wirklich nicht schön aus,das wurde ja schlussendlich auch nicht umgesetzt!

    Aber tatsache,wirklich hochinterresant!
    Gibt's davon noch mehr!

  • Es dürfte sich hier vermutlich um einen Holzstich handeln - die moderne Variante des mittelalterlichen Holzschnitts, der im 19. Jahrhundert als Konkurrenz zum damals üblichen Stahlstich wiederbelebt wurde, und diesen zusammen mit der Lithographie in der zweiten Jahrhunderthälfte auch weitgehend ablöste. Derlei Abbildungen sind durchaus kritisch zu hinterfragen, da der Xylograph bereits weitgehend industriell arbeitete (qualitativ zumindest in Periodika keinesfalls vergleichbar etwa mit den Kupferstechern voriger Jahrhunderte), und das, was er da entweder nach gezeichneten Vorlagen oder frühen Fotografien umsetzte, nie gesehen hatte!

    Schlimmer noch: oft wurden Kopien von Kopien gemacht, also ein Dritter arbeitete mit der Holzstichvorlage, die bereits von jemanden ohne Ortskenntnis gestochen worden war. Vor allem die Maßstäblichkeit solcher Abbildungen stimmt oft überhaupt nicht, und die Details sind oft "verschönert", wie es damals eben üblich war.

    Das soll nicht heißen, dass solche Holzstiche per se schlecht sind, aber als einzige Quelle für das Erscheinungsbild eines Gebäudes würde ich sie zumindest ohne eine zweite Quelle, deren Urheberschaft nahtlos zurückzuverfolgen ist, niemals heranziehen.

  • Gestern kam ein Interview mit Baubürgermeister Jörn Marx vom Neumarkt. Er meinte er fühlt sich der Moderne verpflichtet, d.h. "die Form folgt der Funktion, weil er ja Ende der 70iger und Anfang der 80iger Architektur studiert hat". War ja nicht anders zu erwarten. Das vor allem für den Neumarkt gilt: Form ist die Funktion und schöne Formen sind menschlich scheint ihm (noch) entgangen zu sein.

    Was mich allerdings sehr stutzig machte und erschreckt aufhorchen lies, war als er meinte " und dort könnte man schon ein bisschen mehr spielen" und mit dem Finger Richtung QVI deutete. Ich will nicht hoffen das dort schon wieder "moderne" Spielerein geplant sind. Ich dachte nach dem Aus für das Gewandhaus wäre die Sache erledigt. Nun ja - weiter aufmerksam beobachten und rechtzeitig Alarm schlagen.