Westseite Berliner Schloss - Schlossfreiheit - ehem. Nationaldenkmal

  • Niklas Maak kommentiert in der FAZ bissig das geplante Plantschbecken. So richtig böse Worte findet er aber über die Wippe:

    Über die Wippe kann man nicht sprechen, ohne sich sehr zu schämen für das Niveau, auf das die Denkmalkultur hier mit einem ausgeklügelten Mechanismus abgesenkt wird: Besuchergruppen sollen auf der Wippe von einer Seite zur anderen laufen, wobei sie sich dort senkt, wohin die Menge strömt; dies soll nach dem Willen ihres Erfinders, einer Stuttgarter Eventagentur, erlebbar machen, dass man „gemeinsam etwas bewegen“ kann. Man kann die Symbolik auch dahingehend lesen, dass es immer, wenn zu viele Leute in Deutschland in eine Richtung marschierten, mit dem Land bergab ging, was nicht falsch, aber vielleicht auch nicht das ist, was man von einem Einheitsdenkmal erhofft.

    :applaus:

  • Bei dem Konstrukt kann man natürlich positiv und negativ alles Mögliche hineininterpretieren, je nachdem ob man es mag oder nicht.

    z.B. negativ : Behinderte und gebrechliche Senioren bleiben außen vor, haben nichts mehr zu melden.

    z.B. positiv könnte man auch sagen: Wenn sich alle schön in der (politischen) Mitte bewegen, ist alles im Lot und es steht sich für alle am besten.

    Und zumindest gibt es überhaupt ein Denkmal für die friedliche Revolution 1989 und die deutsche Einheit.

    Das Problem und Ärgernis ist doch weniger das Denkmal selbst (moderne Denkmäler sind meist nicht besser), als der Standort.

  • Interessant finde ich, dass Herr Maak in der FAZ einen wohlwollend neutralen Standpunkt gegenüber dem Flussbad einnimmt. Und dass diese Tatsache hier völlig ignoriert wird...

  • Es wird ähnlich wie am Holocaust-Mahnmal einen Wachdienst geben, vermutlich auch rund um die Uhr.

    Da gehe ich auch von aus, auch wenn es bislang immer bestritten wird.

    Eigentlich ein schöner Nebeneffekt: schafft Arbeitsplätze und sie können nebenbei noch das Schloss/Forum im Blick haben.

    In dem o.g. Artikel steht auch ...

    "Es gibt andere Stätten der Erinnerung. .... In mehr als 280 Städten und Kommunen stehen jeweils drei Bäume im Dreieck für die Einheit: eine Kiefer für Ost, eine Buche für West, eine Eiche für das geeinte Deutschland."

    https://www.westfalen-blatt.de/OWL/Kreis-Mind…e-Einheitswippe


    Das Symbol mit den drei Bäumen war mir bislang unbekannt, eine schöne Idee.

    Man könnte drei solcher Bäume auch vor das Staatsratsgebäude pflanzen...oder in einer Linie vor die Ostfassade.

  • Wenn man es nicht besser wüsste könnte man glatt meinen, das wäre ein Teilsegment der zerlegten Costa Concordia. Unglaublich, wie monströs das ganze Ding ist. Und man fragt sich unweigerlich wie so viele Tonnen schaukelnder Stahl mit dem morastigen Boden des Berliner Urstromtals kompatibel sein sollen...

  • Ja, der Gedanke kam mir auch. Ganz schöner Oschi. Irgendeine Leichtbauweise konnte man da wohl nicht wählen? Da werden ja nun keine LKW drüber rollen.

  • Die Probleme des Zusammenbaus und des Transports und der Montage vor Ort und der Betriebskosten und der Sicherheit und und und interessieren mich zwar auch, aber wichtiger scheint mir, dass man die am falschen Platz aufgestellte nationalnostalgische Bananenschale in möglichst absehbarer Zeit wieder leicht auseinanderbauen und abtransportieren und an einen geeigneteren Ort aufstellen kann, falls wenigstens die Betriebskosten und die Sicherheit sich als beherrschbar erweisen.

  • Die Berliner Zeitung vom 31.03.2021 hat über den Bau des Denkmal- für Einheit und Freiheit in seiner Ausgabe berichtet. In diesem Artikel finde ich diesen Satz interessant:

    Dass Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) jetzt behauptet, der Erhalt der Mosaike sei weder „Gegenstand der Bundestagsbeschlüsse noch Teil des Wettbewerbs“ für das Freiheits- und Einheitsdenkmal gewesen, wie aus ihrer Antwort auf eine Anfrage der FDP hervorgeht, mutet schon recht eigenwillig an. Denn tatsächlich hat der Bundestag nie beschlossen, dass die Mosaike verschwinden sollen. Und dass die Mosaike im Wettbewerb für das Denkmal keine Rolle gespielt hätten, stimmt nicht. Es gibt sogar Bilder vom Wettbewerbssieger, auf denen das Mosaik zu sehen ist.

    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropo…altet-li.149879

    Also wenn wir uns schon an die "Bananenwippe" gewöhnen müssen, dann sollen die Bodenmosaike eigentlich an den alten Platz zurückkehren. Denn was wurde bisher erreicht:

    1. der Verein Historische Mitte Berlin e.V. konnte eine Verzögerung des Bau des Denkmal für Einheit- und Freiheit nicht verhindern
    2. die Fledermäuse sind wahrscheinlich schon umgesetzt worden
    3. die Online- Petition zur Rettung der Bodenmosaike hatte nicht genügend Unterstützer

    Ich möchte meinen Beitrag oben noch ergänzen, denn das Online-Portal "Baunetz" hat sich ebenfalls mit der Umfeldgestaltung des Berliner Schloss in einem Artikel befasst. Hier sind auch einige Kommentare interessant.

    https://www.baunetz.de/meldungen/Meld…en_7558839.html

    (Quelle: baunetz.de, Datum unbekannt)

  • Ja, die Fledermäuse sind weg, und das Denkmal soll im Frühjahr 2022 eingeweiht werden. Gut so! Denn die Hysterie in dem Zusammenhang geht mir langsam wirklich auf die Nerven. Außerdem brauchen wir das Denkmal als Erinnerung daran, was Volksbewegungen sind und was Demokratie bedeutet. Deutschland gleitet allmählich in ein Bevormundungsregime ab. Wirkliche Oppositionsbewegungen werden als verfassungsfeindlich abgestempelt, gegen die rigorose Polizeieinsätze gefordert werden, die, wenn sie so durchgezogen würden, zu Bildern wie in Belarus führen würden. Zum Glück kennt die Polizei in Deutschland noch das Kriterium der Verhältnismäßigkeit der Mittel.

    Außerdem vergessen die Menschen zunehmend, dass die Wiedervereinigung nicht einfach so kam, weil Gorbatschow ein netter Onkel war oder einfach so eine Mauer umgefallen ist. Deshalb taugt auch das Brandenburger Tor nicht als Ersatz. Denn das ist ein Symbol für Teilung und Wiedervereinigung, aber nicht für eine Demokratiebewegung. Das Pflanzen von drei Bäumen, was hier schon gepriesen wurde (eine Kiefer für den Osten, eine Buche für den Westen - es gibt im Osten aber auch schöne Buchenwälder - und eine Eiche für das wiedervereinte Deutschland), ist entpolitisierter Kitsch.

    Auch der Standort vor dem Humboldt Forum ist richtig gewählt. Im Hufo geht es um die Völker der Welt und die globalen Probleme. Und vor seinem Haupteingang werden wir daran erinnert, dass wir in einem konkreten Staat leben, der ein Staatsvolk als Souverän und eine Geschichte hat. Dazu auch der Bezug zum alten Nationaldenkmal: 1871 nationale Einigung von oben, 1990 Wiedervereinigung von unten, durch Volksbewegung.

    Ursprünglich war ein Erhalt der Bodenmosaiken am Originalstandort vorgesehen. Das fand ich auch gut. Wie das Freiheits- und Einheitsdenkmal nun im Detail ausfallen wird, werden wir dann sehen. Ich hoffe, dass es doch ganz gut wird. Zu groß wird das Denkmal sicherlich nicht, denn es wurde für den alten Sockel entworfen.

  • Moderationshinweis: Gekürzt. Bitte keine Diskussionen über Corona-Maßnahmen.

    Im Übrigen muss man wohl schon sehr naiv sein um zu glauben, dass diese Wippe gegen ein "Bevormundungsregime" nutzen soll oder sich jemals als ein Symbol dafür etabliert.

    Denn das ist ein Symbol für Teilung und Wiedervereinigung, aber nicht für eine Demokratiebewegung. Das Pflanzen von drei Bäumen, was hier schon gepriesen wurde (eine Kiefer für den Osten, eine Buche für den Westen - es gibt im Osten aber auch schöne Buchenwälder - und eine Eiche für das wiedervereinte Deutschland), ist entpolitisierter Kitsch.

    Das Pflanzen von Bäumen soll Kitsch sein...und eine Wippe für Erwachsene dann wohl im Umkehrschluss politisierte Kultur.

    Nun ja...

    Hier steht auf dem Marktplatz ein Baum, gepflanzt zum Ende der Napoleonischen Kriege. Ich finde ihn sehr eindrucksvoll.

    Und wahrscheinlich steht er noch in seiner Würde, wenn der Mechanismus der von dir geliebten Wippe schon längst den Geist aufgegeben hat und sie wieder demontiert wurde.

    Es glaubt wohl keiner ernsthaft, dass das Gewerk in hundert Jahren noch steht. Genau für einen solchen Zeitrahmen und länger sollte ein Denkmal für die Wiedervereinigung aber eigentlich erdacht und errichtet werden.

    Auch der Standort vor dem Humboldt Forum ist richtig gewählt. Im Hufo geht es um die Völker der Welt und die globalen Probleme...

    Ein Denkmal für die friedliche Revolution von 1989/90 bzw. die Wiedervereinigung hat rein gar nichts mit den "Völkern der Welt und den globalen Problemen zu tun". Genau das Gegenteil ist der Fall, es geht bei dem Denkmal ausnahmsweise nur um das deutsche Volk.

    Also ein Denkmal für die Wiedervereinigung ist gut und wichtig. Und ich kann mir auch vorstellen, dass dir und manch anderen die sich wiederholende Kritik nervt.

    Ich persönlich kann auch mit der Wippe leben, auch wenn ich mir ein würdevolleres Denkmal gewünscht hätte.

    Der Standort passt allerdings aus historischen und städtebaulichen Gründen gar nicht.

    Darüber kann man sich weiter aufregen, es einfach hinnehmen oder eben (sich) den Standort und die Wippe insgesamt schönreden. Suum cuique.

  • Eine nicht ganz ernst gemeinte Vorhersage: Irgendein Depp fällt runter, verklagt die Betreiber (Stadt Berlin?) und das ganze Ding wird umzäunt und darf nicht mehr betreten werden. Ein paar Jahre später wird es dann, schon völlig vergammelt, abgerissen werden. Fertig ~:-[]

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • ^ So absurd ist der Gedanke im überregulierten Deutschland gar nicht. Zumal die Wippe nur einen Zugang und damit auch nur einen Fluchtweg hat, damit ist der Brandschutz definitiv nicht gewährleistet. Ein Drama! Da haben die doch sonst so emsigen Bürokraten einfach nicht aufgepasst...