Dresden - Neustädter Markt - Königsufer

  • Hier noch ein Artikel aus der Sächsischen Zeitung dazu:

    Zitat

    "Wir müssen aufpassen, dass die Wettbewerbsergebnisse nicht in der weiteren Bearbeitung trivialisiert und abgeschliffen werden", mahnte Tilo Wirtz von den Linken und bezog sich konkret auf den Entwurf für vier Gebäude, die zwischen dem denkmalgeschützten Hotel Bilderberg Bellevue und dem Blockhaus nach historischem Vorbild entstehen sollen.

    "Die jetzigen Baukörper sehen mit ihren zwei zur Elbseite zeigenden Giebeln und Türmchen aus wie ein Dornröschenschloss. Die hat es historisch so nie gegeben, bringen eine große Unruhe zur Elbe hin und sind ein gestalterischer Missgriff", sagt der Baupolitiker. Stattdessen seien die barocken Höfe, an denen sich die Neubauten orientieren sollen, früher immer geschlossen zur Elbseite gewesen.

    Auch jetzt müsste der Entwurf diesen breiten Riegel aufnehmen und die Türme verschwinden. Dem wurde im Ausschuss zugestimmt. Mit großem Aufwand sei vor dem Wettbewerb die historische Ableitung einer neuen Bebauung dargestellt worden. "Daran sollten wir uns weiter orientieren", sagt Wirtz.

    Zitat

    Wirtz hadert grundsätzlich damit, dass bei der Unterschutzstellung des Neustädter Marktes als Denkmal im Jahr 2021 auch die Große Meißner Straße und die Köpckestraße mit eingeschlossen sind. "Durch diese großen Verkehrstangenten sind alle Gebäude, die jetzt entstehen, von der Inneren Neustadt abgeschnitten. Leider können wir daran nichts mehr ändern."

    Wie das Dresdner Königsufer bebaut werden soll
    Es ist eine der schönsten und wichtigsten Stellen im Dresdner Stadtbild - das Königsufer. In einem Wettbewerb wurde ermittelt, was dort entstehen könnte. Jetzt…
    www.saechsische.de
  • War jemand von uns eigentlich dabei?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Bauausschuss stimmt Bebauungsplan Königsufer zu!


    Das ist ja eigentlich eine Neuigkeit. Hier im Forum bisher unerwähnt geblieben. ;)


    Zur Veranstaltung: Ich arbeite Nachmittags. Von der JuGHND waren aber sehr viele dort. Wir waren 30 (!) Zuschauer. Die Stadträte total verwundert. Es wird noch ein erweiterte Stellungnahme der GHND geben. Bisher ja schon mal das.

    Was ich durch unsere internen Kanäle weiß: Die Höhe der Gartenhäuser zwischen Bilderberg und Blockhaus sind noch in der Feinabstimmung und auch der endgültige Anschluss an das Bilderberg ist noch nicht befriedigend gelöst. Insgesamt geht es nun um Detailfragen. Ich werde berichten, sobald ich wieder Informationen bekomme.

    Und krass: wir gehen gleich mit einer weiteren Rekonstruktion hoch rein! Das Narrenhäusl kommt!

  • Das Narrenhäusel wird, vor allem wegen seinem markanen Standort, ganz sicher zu einem optischen "Catcher" werden, der die Aufmerksamkeit zur Augustusbrücke und in Richtung Neustädter Markt zieht; und es wird das erste Gebäude der Neustadt sein, mit dem man als Passant auf Tuchfühlung kommt. Das Areal dahinter wird der erste Eindruck des eigenständigen Organismus Neustadt sein. Den Bereich mit Leben zu erfüllen, wird eine ganz wichtige Aufgabe der Bebauung am Königsufer sein. Man hat ja in über 20 Jahren am Neumarkt gelernt, in etwas anderen Zeitabschnitten zu denken, aber das soll nicht ausschließen, daß in einem Zeitraum von vielleicht 10-15 Jahren auch dieses Gebiet am Königsufer mit Leben erfüllt, angenommen und sich ganz selbstverständlich zu einem eigenständigen Stadtraum entwickeln wird.

  • Ja genau, die JuGHND war die Woche stark vertreten. Sie sind unsere ganz große Hoffnung für die Zukunft!Super! Weiter so!

    Des weiteren denke ich und hoffe ich, dass sich die ausstehenden Details noch durch starkes Eingehen auf die Offenlage klären lassen werden.....

  • Weil der nächste Meilenstein genommen wurde, soll es nun hübsch weitergehen mit der Portraitserie zu den möglichen Rekonstruktionen am Neustädter Markt.

    Diesmal das Sorgenkind die Nummer 4. Das Erdgeschoss von George Bähr wurde ja im Wesentlichen von der Tiefgarage gefressen. Eine Achse geht nach aktuellem Sachstand unnötigerweise für die Fuge drauf. Hier werden wir uns nach der Offenlegung als Bürger einbringen können. Aber der Reihe nach:


    "Sonnenwaldisches Brauhaus"

    Lage: Große Meißner Straße 5

    Baujahr: 1733

    Auftraggeber: Maria Sonnewaldin (Witwe des Weißbäcker Johann Christian Sonnewald)

    Stil: Barock (Alterswerk des 70-jährigen Zwingerbaumeisters)

    Baumeister: Matthaeus Daniel Pöppelmann (1662-1736), bedeutender Vertreter des sächsischen Barock , Erdgeschoss und weitere Details auch in den Obergeschossen nach einem ursprünglichen Riss George Bährs.

    5-achsiges Haus mit Masarddach, Erdgeschoss mit Korbbogenportalen in der 1, 3 und 5 Achse mit schweren gestuften Schlusssteinen sowie drei Vollgeschosse. Risalitausbildung und eingetiefte Quadratfelder bündig zu den Gewänden. Diese mit aufgeputzten Quadraten mit eingestuften Ecken. Besonders ausgeprägter Verdachungsschmuck und Scheinbalustradendetails. Sowie reich detaillierte Kartuschen. Mittelachse durch zusätzliche Details stärker betont. Eines der prachtvollsten Gebäude der Inneren Neustadt.

    Mansarddach bereits vor 1945 durch Eingriffe des 19. Jahrhunderts völlig verändert.

    Historisch mit zwei Hinter- und drei Seitengebäuden. Im ersten Hof laf das zweiläufige Haupttreppenhaus, welches über eine schöne, dreiteilige Stichbogenarkade beleuchtet wurde.

    Alle Informationen aus Stefan Herzigs Publikationen "Der historische Neustädter Markt zu Dresden" und "Das Dresdner Bürgerhaus in der Zeit August des Starken".


    Quelle: https://www.altesdresden.de


    Quelle: https://www.altesdresden.de


    Bildquelle: Andreas Hummel, Arte4d


    Bildquelle: Andreas Hummel, Arte4d

    Quelle: Landeshauptstadt Dresden, B-Plan Nr. 3018, Visualisierung von archlab.de

    Grundstück A.1:


    bisherige Portraits

    Das Spirinische Haus (Blockhausgässchen 3) Portrait in Beitrag 463

    Das Pegenau'sche Haus (Große Meißner Straße 3) Portrait in Beitrag 449

    Das Kiesewettersche Haus (Große Klostergasse 2) - Portrait in Beitrag 447

  • Diesmal das Sorgenkind die Nummer 4. Das Erdgeschoss von George Bähr wurde ja im Wesentlichen von der Tiefgarage gefressen. Eine Achse geht nach aktuellem Sachstand unnötigerweise für die Fuge drauf.

    Statt die fünf Achsen auf vier Achsen zu verkürzen und die Fassade ins Ungleichgewicht zu bringen, oder aber für alle fünf Achsen zu kämpfen mit großer Tiefgaragenzufahrt, wäre es nicht gestalterisch im Ergebnis besser das Haus Nummer 4 auf 3 Achsen zu verkürzen, und damit Platz zu haben für ein ganzes ,,Übergangsgebäude" statt der Fuge? Ich sähe da zweierlei Vorteile. Einmal muss damit dann die Tiefgarageneinfahrt auf jeden Fall unterteilt werden, eventuell ja sogar mit einem Tiefenversatz, was deutlich besser den Fassaden und dem Stadtbild tun dürfte. Zum anderen wird eine gestalterisch ungünstige Lösung per Fuge vermieden. Der Denkmalschutz liebt solche Fugen ja, gerade weil er ihre abgrenzende Wirkung nutzt. Eine Abgrenzung finde ich jedoch im Stadtbild eher ungünstig, wenn man im Vergleich ein moderierendes Gebäude haben könnte. In der Regel sind solche Stadträume stimmiger für den Betrachter, als wenn man einfach zwei Kontraste mit einer Fuge zusammenflanscht, siehe ja auch das bisherige Ergebnis am Hotel Bellevue.

  • Das Haus war im bürgerlichen Bereich der unumstritten kostbarste Teil der Neustadt, ein Meisterwerk des Zwingerbaumeisters. Es muss (und kann auch, denn die letzte Achse ist eine reine Willkür des LfD) ohne Veränderungen und Vergewaltigungen wiederkommen.

  • Mit dieser Fuge ist ohnehin nichts für den Denkmalschutz des Hotels Bellevue gewonnen. Bei einem lückenlosen Anschluss einer Rekonstruktion wird genauso viel Substanz des Denkmals beeinträchtigt, wie mit der Fuge: gar keine. Das ist ein ebenso fadenscheiniges Argument, wie damals mit der angeblich benötigten Schleppkurve in der Galeriestraße.

    Das Hotel würde im Gegenteil durch eine dann vollendete Einbettung in den Blockrand gewinnen. Immerhin wurde es ja aus genau diesem Grund mit Mansarddach und dem der Straße folgenden Knick in der Fassade, der gleichen Traufhöhe und der an den Bestand angepassten Achsen- und Geschossgliederung der Fassade entworfen.

  • Das Fugenthema ist uns hier durchaus bekannt. Es wurde bereits in der Frauenstraße nach Festlegung des Chiapponi´schen Hauses als Leitfassade vorgeschoben und in diesem Zusammenhang etwas von der "Rekonstruktion einer nie dagewesenen Eckfassade" veröffentlich, womit die öffentliche Meinung entgegen den Ausgangsbedingungen verzerrt wurde. Das optische Resultat läßt wegen der nicht mehr vorhandenen Symmetrie leider zu wünschen übrig; man könnte es auch anders formulieren; und selbst für den Besucher bzw. Betrachter, der das Ergebnis zum ersten Mal sieht, dürfte erkennbar sein, daß hier etwas nicht stimmt. Die Schiffsmühle nebenan ist dabei ein Verlust mit Wahrnehmbarkeit weit in die Zukunft.

    Die Rekonstruktion einer Pöppelmann-Fassade wäre für den Neustädter Markt nicht nur ein Zugewinn einer Fassade von höchstem Spitzenrang, sondern wäre nach den beiden Beispielen am Jüdenhof und in der Rampischen Straße für Dresden die fünfte; ihre herausragende Bedeutung, ihre außerordentliche Schönheit müßte zu ihrer Wiedergewinnung noch einmal zu einem Zusammenspiel aller Beteiligten führen; es darf hier keine Kompromisse und keine faulen Ausreden geben. Dafür ist das Platz- und Gesamtbild zu kostbar. Nach der Summe aller Erfahrungen von 20 Jahren, unter anderem die leider etwas verquer und durcheinand geratene Fassade Rampische Straße 19, wären Vorbilder in der Ausführung durchaus auch auswärts und am ehesten wohl in Potsdam zu suchen. Der Neustädter Markt scheint evtl. in der Wahrnehmung immer etwas zurückgestanden haben. Er ist aber jeden nur möglichen Einsatz für ihn wert, weil er es wert ist.

  • Und ich kann mich an ein Gespräch erinnern, dass wir vor vielen Jahren mit dem Direktor des Bellevue führten. Er bat uns händeringend darum, etwas dafür zu tun, dass dieses einst in der obersten Spitzenklasse angesiedelte Hotel wieder an Glanz gewinnt. Denn im Vergleich mit dem neueren Spitzenklasse hotels ist trotz der herrlichen Lage seine isolierte Position am einer Schnellstraße mit Blick auf abgewirtschaftete Platten Bauten alls andere als toll (im Taschenbergpalais blickt man auf die Oper und den Zwinger!). Er war voll dafür, dass das Hotel wieder in eine ästhetische, historische Stadtstruktur - und ohne Autobahn notabene - eingebunden würde....

  • Jedes Mal, wenn ich diese wunderbare Häuserzeile sehe, frage ich mich: wie genial wäre es, wenn die Eigentümer des heutigen Hotel Bellevue rechts daneben auch mitmachen würden? Und wenigstens schonmal die originalen Fassaden der Meißner vor ihren Klotz blenden würden... Träumerei? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Ich hab auch schon so 2006 hier das erste Mal von der Reko des Narrenhäusels geträumt. :cool:

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    (Arte 4D, Andreas Hummel)

  • Sicher keine fotogrammetrisch korrekte Skalierung in der Breite, aber die Traufe des Hotels entspricht ja ungefähr derjenigen der Vorgängerbauten. Heutige Fensteröffnungen in rot. Das funktioniert vielleicht mal als Kunstaktion mit Planen oder einer Lichtinstallation.


    Bildnachweis: Derbrauni, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons; altesdresden.de

  • Wow, danke Civitas fortis! Das wär schon mal was.

    Ich denke an eine Lösung wie bei der Weseler Rathausfassade. Da stimmen Stockwerke und Fenster auch keineswegs mit dem Gebäude dahinter überein, das einfach nur mit der Fassade überblendet wurde. Funktioniert trotzdem wunderbar!

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    Dietmar Rabich, Wesel, Gotisches Rathaus -- 2014 -- 00633, CC BY-SA 4.0

  • Sieht eher nicht so aus, als würden sich die barocken Fassaden so gut mit dem Hotel dahinter vereinbaren, wie das mit der Rathausfassade der Fall war.
    Nicht zu vergessen, das sind Hotelzimmer. Die werden nicht für auch noch so schöne barocke Fassaden bei den Zimmern und deren natürlicher Beleuchtung zurückstecken.

  • Das Hotel ist als Ort der Begegnung Kohl-Modrow selber ein Teil der Dresdner und deutschen Geschichte geworden, schon allein aus dem Grund sehe ich eine Veränderung kritisch. Ohne diese Begegnung wäre alles Andere, was in Dresden seit 1990 passiert ist, so nicht möglich gewesen. Für mich persönlich-emotional sticht diese Bedeutung die Bedeutung der Bürgerhausfassaden mittlerweile aus.