Hässliche, grelle und alberne Fassadengestaltungen

  • Mein Kleiner(3) hat soeben das blau getünchte Haus gesehen - sein Kommentar: " das ist gruselig" ja, Recht hat er da. Warum machen denn Hausbesitzer so einen Unsinn?

  • Besser als das Grau vieler Neubauten allemal.. Aber unpassend dennoch... Obwohl ich die Farbe Blau mag.

    Stimmt, diese Leichengrau Farbe einiger Häuser ist noch entsetzlicher. Blau ist durchaus auch meine Lieblingsfarbe...allerdings nur da wo es daher paßt. Ich hab schon mal blaue Klaviere in Arbeit gehabt, das fand ich schon vom Farbton her arg gewöhnungsbedürtig.

  • Aber sie erhalten keinerlei Vorgaben, nicht einmal eine Handreichung oder sonstige Hinweise, welches Erscheinungsbild ihrer Immobilie für das Stadtbild passend, historisch angemessen und wünschenswert wäre. Das Ergebnis der Sanierung, die Farbwahl, der Umgang mit der Ornamentik, ist mehr oder weniger Glückssache.

    Das ändert sich ja zum Glück gerade, deinem und dem Engagement des Stadtbild-Ortsverbandes Berlin sei Dank! :daumenoben:

  • 2 Beispiele aus Mönchengladbach. Ich hoffe, der neue zukünftige Vermieter korrigiert diese Schande.

    Und darauf muss ich jeden Tag schauen. Schlimmer kann man einen Gründerzeitler kaum verhunzen.

  • ^Würde man die grässliche Erdgeschosszone samt Vordach mal passend umgestalten, z.B. durch große Rundbogenfenster, die Leuchtreklame entfernen und die Fassade mit etwas Stuck restaurieren, könnte man trotz der Dachverschandelung noch etwas aus dem Haus machen. Aber dafür haben die Eigentümer offenkundig keinerlei Bewusstsein.

  • Moin zusammen,

    neu hier. Ich folge seit geraumer Zeit dem Forum; ich wollte schon des Öfteren meinen "Senf" dazugeben.

    Bei manchen Beispielen hier unter dem Thema "hässliche, grelle und alberne Fasssadengestaltungen sanierter Gründerzeitler" bin ich keinewegs "abgeturnt". Ich finde aber den Titel dieses Threads ein wenig problematisch, weil er die Marschrichtung der Diskussion vorgibt. "Hässlich" wie auch "albern" sind negativ konnotierte Verben und die Hässlichkeit und Albernheit liegt doch im Auge des Betrachters.

    Nehme ich beispielsweise jenes blaue Haus aus der Friedrichshainer Straßmannstraße – ich bin von jenem blau angetan. Dieses Haus in weiss getüncht würde neben den Nachbarn (Anpassung an die Nachbarn) untergehen und das Ergebnis wäre ein (für mich) geschlossen-wirkendes, jedoch langweiliges Ensemble. Die Gestaltung einer vorher vielleicht tristen, grauen und glatten - entstuckten – Fassade wird aufgepeppt. Die originale Fassade wird sicherlich ihren Reiz gehabt haben, eine Rekonstruktion übersteigt aber doch wohl die finanziellen Mittel einiger Eigentümer und die darauffolgende Erhöhung des Preises je Quadratmeter Wohnfläche viele Bewohner.

    Ich halte Farbe für ein tolles Mittel für kreative Gestaltung, solange die Nachbarschhaft (umgebene Bauten wie auch die Menschen die dort leben) passen. So mag ich auch das Fischer-Haus auf der Leipziger Karli mit Ihrem doch alternativen Umfeld und auch die Danziger Straße 55 finde ich wirklich cool - ein Vogel, der sich im Häusermeer erhebt und der die kantige Fassade des entstuckten Hauses auflöst und ihm eine gewisse Leichtigkeit und Verspieltheit verpasst. Die Vortäuschung räumlicher Tiefe (Fassaden aufgemalt auf Fassaden) finde ich in der Regel jedoch auch nicht gelungen.

  • Herzlich willkommen erstmal, 360Grad. Der Grund für die Ablehnung dieser Fassadengestaltung liegt in ihrer Ahistorizität. Ich kann den Impuls, eine ohnehin schon runtergerockte, entstuckte Fassade irgendwie durch Farbe "besonders" zu machen, sogar nachvollziehen. Das Problem liegt bei den meisten Beispielen einfach darin, dass die Häuser durch die Entstuckung und/oder Anbringung eines WDVS bereits entstellt sind, die unpassende Farbe ist da sozusagen eher "Folgeverbrechen" denn ursprüngliches Problem und somit Ausdruck von Hilflosigkeit angesichts der Tristesse der Massen an beigen und grauen zerstörten Gründerzeitlern z.B. in Berlin.

    Niemand käme in Paris oder Prag oder den erhaltenen Bereichen Leipzigs auf die absurde Idee, eine intakte Gründerzeitfassade neongelb oder knallblau zu streichen, gottseidank wird dieser Praxis zum Beispiel in Bremerhaven-Lehe mittlerweile auch durch eine Gestaltungssatzung ein Riegel vorgeschoben. Das Problem entsteht hauptsächlich in Bereichen, die ohnehin bereits "kaputt" waren durch Entstuckung.

    Wie gesagt, über Geschmack lässt sich kaum streiten. Ich persönlich finde fast alle hier gezeigten Beispiele gruselig. Aber ich kann den Impetus der Besitzer zu einem geringen Grade nachvollziehen. Das Urproblem liegt in den Entstuckungswellen in Berlin und den somit ihres ganzen Charmes beraubten Fassaden ehemals eleganter Häuser, die solche auf den ersten Blick vielleicht "mutigen" Experimente irgendwie erfolgsversprechend machen.

    Die Ergebnisse dieses guten Willens sind aus meiner Sicht durch die Bank enttäuschend, tlw. richtiggehend ärgerlich. Das Gegenteil von gut eben.

  • Ganz so schlimm finde ich diese Farbgestaltungen nicht. Die Häuser auf dem ersten Foto bekommen durch die farbliche Ornamentik einen Hauch von Jugendstil und Art déco. Die Farbgebung auf dem zweiten Bild ist speziell, ein wenig osteuropäisch, aber nicht völlig unstimmig.

  • Das zweite Beispiel mit den grünen Fenstern finde ich auch nicht schlimm, man hätte die Ornamente und Pilaster aber auch noch in dem creme der Fensterrahmen streichen können und es würde wahrscheinlich keiner mehr meckern.

    Wenn man sich original Farb-Fassungen von Gründerzeitlern anschaut, würde es mich nicht wundern wenn es solche rot-cremigen Fassaden mit grünen Fenstern damals öfters gab.

    Da finde ich die Balkonzäune viel schlimmer...

  • Berlin-Moabit, Bremer Straße N°72

    Auch bei solch trister Nachbarbebauung scheint mir das eher kein angemessener Farbton.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danziger Straße N°55, vorher in hellen Grautönen glattverputzt. Danke schön, Deutsche Wohnen! :augenkrummblau:

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    Sie hatten wohl ein (beschränktes) Einsehen. Dafür dann auch ein ehrliches Dankeschön!

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    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)