Ich sehe das wesentlich pragmatischer. Wenn die Pipeline mit genehmigten und nur auf eine Finanzierung wartenden Rekoprojekten voll wäre, könnte man vielleicht so argumentieren. Ist sie aber nicht. Beggars can't be choosers. Da könnt Ihr Euch hier wie seit Jahrzehnten die Köppe heißreden, was man alles noch viel wichtiger und besser machen könnte - das Ding scheint zu kommen, eben weil es einen politischen Willen gibt.
Auch als Symbol bleibt dies eine richtige und wichtige Sache. Der Bund kofinanziert den Wiederaufbau der Synagoge der einstmals großen und liberalen jüdischen Gemeinde Hamburgs. Dies wird natürlich auch argumentativ dadurch leichter, als dass es sich nicht um ein in einem von Deutschland verschuldeten Krieg zerstörtes Gebäude handelt sondern um eines, dass von den Nationalsozialisten und schon vor dem Krieg zerstört wurde. Auch über diesen Sachverhalt kann man sich nun natürlich mit den zigmal durchgekauten Argumenten aufregen, oder man nimmt es eben einfach so hin, wie es ist in Deutschland 2020. Eine Rekonstruktion wird und wurde auch deshalb wesentlich "einfacher" - obwohl es natürlich auch hier Gegenstimmen aus dem bekannten Lager gegeben hat.
Klar gibt es architekturhistorisch wertvollere Gebäude, aber ich denke, es ist auch immer eine Stärke dieses Forums gewesen, sich eben nicht auf diese "Wertigkeits"-Rankings einzulassen und jede (potenzielle) Rekonstruktion für sich zu bewerten und - wenn man sich schon nicht freut, sich doch zumindest etwas im Zaum zu halten. Und hier haben wir eine sofortige Nutzung des Gebäudes im Sinne seiner ursprünglichen Bestimmung und im Angesicht einer wachsenden Gemeinde, was man - etwas ketzerisch gesagt - leider nicht für jede wiederaufzubauende gotische Kirche in deutschen Städten automatisch hätte.