• Im Orgelbau werden die Pfeifen immer noch aus einer Legierung aus Zinn und auch Blei hergestellt. Je nach Kundenwunsch enthalten diese Orgelpfeifen mal mehr oder mal weniger Blei. Oft aber einen Prozentsatz von mindestens 40%.

    Die Orgelpfeifen der historischen Instrumente, vor allem der Renaissance und Barock Zeit haben meist einen wesentlichen höheren Anteil an Blei.

    Weder bei einer Restaurierung noch bei einer Rekonstruktion von solchen Instrumente gibt es bis jetzt Probleme und Beschwerden durch Behörden, Sachverständige oder sonstige Einrichtungen!

  • Aber natürlich hat es auch bei Orgeln eine lange Diskussion über den Bleigehalt gegeben. Letztlich konnte man dafür eine begründete Ausnahme erringen: https://miz.org/de/nachrichten…erwenden-n14284

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Bei einer Dacheindeckung dieser immensen Größenordnung einer Kathedrale geht es ja um Oxidations- und Abtragungsprozeße durch die Witterung. Und es sind reine Bleiplatten, keine Legierung wie bei Orgelpfeifen. Wenn das stimmt, Zitat:

    "In einer im Januar 2021 abgegebenen Stellungnahme schätzt der Hohe Rat für öffentliche Gesundheit, dass allein das aus 1326 Platten bestehende Dach von Notre-Dame etwa 21 Kilogramm Blei pro Jahr im Abflusswasser ausstoßen würde."

    ... dann halte ich den Umwelt- und Gesundheitsaspekt für wichtiger in unserer heutigen Zeit als die originale Wiederherstellung des Daches. Wieso verwendet man nicht Kupfer für die Eindeckung? Und Kupfertreibarbeiten für allen Zierrat. Die Kathedrale darf sich doch auch weiter entwickeln! Es ginge ja "nur" um einen Materialwechsel. Bei Bleiplatten fällt ja auch ein riesiges Gewicht an, das schwer auf dem Dachstuhl lastet. Oder braucht dieser bzw. die Hochschiffmauern diese tonnenschwere Auflast!? Kann ich mir nicht vorstellen. Die Kathedrale von Chartrés ist mit Kupfer eingedeckt, oder!?

  • Es ginge ja "nur" um einen Materialwechsel.

    Ginge es nicht. Bei einem Wechsel zu einem anderen Material würde sich auch die Optik entscheidend verändern. Notre Dame kennt man seit hunderten von Jahren mit einem hellgrauen Dach. Wenn das plötzlich kupferrot glänzend daherkäme, sich dann später dunkelgrau entwickeln würde (zur grünen Patina kommt es heutzutage wohl eher nicht oder kaum), dann wäre das schon ein deutlicher Unterschied.

  • Warum sollte Kupfer nicht mehr grün werden? Gut, es dauert >20 Jahre, aber die Chemie bleibt doch dieselbe?

    Aber wenn es stimmte, dass es nun grau werden sollte, spräche ja eher nichts dagegen, Kupfer zu verwenden anstatt Blei. Ob es nun hell- oder dunkelgrau ist, unterschiede sich nicht so stark als wie grau von grün.

  • Ein fantastisches Video über den aktuellen Stand:

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  • Und noch ein Video über "La flèche" 2023:

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  • Das zweite Video ist ja brandaktuell! Es zeigt das Aufsetzen der Spitze mit der Kreuzblume des Dachreiters am 6. Dezember, also vor zwei Tagen!

    Im ersten Video haben mich bei den Drohnenaufnahmen die Bauinstallationsplätze interessiert, und tatsächlich findet man zwischen dem südlichen Querhaus und der Seine eine Plattform als Abbundplatz (ab Minute 1:00). Dort werden in den Eichenbalken die Verbindungen ausgeschnitten und die einzelnen Binder zusammengesetzt. Entgegen in früheren Jahrhunderten werden die einzelnen Binder als Ganzes von einem Kran hochgezogen und am definitven Standort abgesetzt. Früher wurden die einzelnen Binder am Boden wieder auseinandergenommen, nachdem man jeden Balken mit einem Abbundzeichen versehen hatte. Alsdann wurde Balken um Balken hochgezogen und in luftiger Höhe die Binder wieder zusammengesetzt. Hierzu wurden die Abbundzeichen benötigt, damit jeder einzelne Balken wieder am richtigen Ort eingesetzt wurde. Ab Minute 7:45 sieht man diese Vorgänge.

    Absolut fantastisch, dieser Baufortschritt! Der Brand geschah vor viereinhalb Jahren. Und wie man im Video sehen kann, wurde in dieser Zeit nicht nur am Dachstuhl gearbeitet, sondern es wurden auch alle Mauerkronen und alle andern beschädigten Mauerwerksteile instandgesetzt. Auch die Montage der Glasfenster hat bereits begonnen. Da läuft alles parallel.

    Betreffend der Materialwahl der Dacheindeckung: Das hatten wir hier bereits einen Monat nach der Brandkatastrophe ausführlich diskutiert.

  • Statt die sechs Fenster zu reparieren und wieder einzubauen werden sie jetzt im eigens geschaffenen Museum des Nachbargebäudes beherbergt.

    Hier werden wohl wieder historische Originale von ihrem Ursprungsort verbannt.

    Zur Bleibedachung:

    Vielleicht wäre es auch möglich das Kupferblech in Bleioptik zu lackieren.

    Damit wäre das Problem behoben.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Wenn Blei absolut nicht mehr geht - m. E. wäre Titanzink noch vom Farbton her am ähnlichsten. Allerdings weiss ich nicht, ob das für die Ausarbeitung von filigranen Zierelementen geschmeidig genug wäre...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Statt die sechs Fenster zu reparieren und wieder einzubauen werden sie jetzt im eigens geschaffenen Museum des Nachbargebäudes beherbergt.

    Hier werden wohl wieder historische Originale von ihrem Ursprungsort verbannt.

    Zur Bleibedachung:

    Vielleicht wäre es auch möglich das Kupferblech in Bleioptik zu lackieren.

    Damit wäre das Problem behoben.

    Wie kommst Du denn darauf? In dem ersten Film, den Ostwestfale eingestellt hat, wird doch gezeigt, wie die alten Fenster wieder in die Chorfenster der Kathedrale eingesetzt werden!?

  • Statt die sechs Fenster zu reparieren und wieder einzubauen werden sie jetzt im eigens geschaffenen Museum des Nachbargebäudes beherbergt.

    Hier werden wohl wieder historische Originale von ihrem Ursprungsort verbannt.

    Zur Bleibedachung:

    Vielleicht wäre es auch möglich das Kupferblech in Bleioptik zu lackieren.

    Damit wäre das Problem behoben.

    Ich betrachte nicht die Kreationen von Viollet-le-Duc als "historische Originale". Er selbst hatte darauf bestanden, zeitgenössige Fenster zu errichten (aber mit Technik aus dem Mittelalter), also finde ich es nicht abwägig ein paar zeitgenössige Werke aus unsere Zeit anzubringen. Hinzu sprechen wir von 6 Fenster, und Notre Dame hat ca. 120. Darunter gibt es sogar welche aus dem Jahr 1936.

    Und es ist auf Bitte des pariser Diözese.

  • uhugreg

    Natürlich stammen die Fenster nicht aus der Zeit des 14.Jh., aber sie waren über 170 Jahre lang Teil des Gebäudes.

    Viollet-le-Duc hatte über zwei Jahrzehnte seines Lebens in den Erhalt der Notre-Dame gesteckt und so wird es ihm gedankt.

    Wären die Fenster bei dem Brand zerstört worden, könnte man es ja verstehen.

    Das dies in Auftrag eines pariser Bischofs passiert, macht es auch nicht besser.

    "Moderne Architektur heißt seit über 50 Jahren: Rechtwinklig, weiß, kahl, leer, gebaut von immer schwarzgekleideten Architekten."

    -Gerhard Kocher

  • Warum sollte Kupfer nicht mehr grün werden? Gut, es dauert >20 Jahre, aber die Chemie bleibt doch dieselbe?

    Aber wenn es stimmte, dass es nun grau werden sollte, spräche ja eher nichts dagegen, Kupfer zu verwenden anstatt Blei. Ob es nun hell- oder dunkelgrau ist, unterschiede sich nicht so stark als wie grau von grün.

    Der grüne Farbstoff ist ein Mix aus Kupfersulfat, Kupfersulfid und Kupferchloridhydroxid, das ohne schwefelhaltige Abgase mangels "ausreichend" natürlichen Schwefels in der Luft kaum entsteht.

    Der Turm des Hamburger Michel z.b. wurde Mitte der 1980er Jahre neu mit Kupfer verkleidet. Damals wurden weder Kraftwerksemissionen noch KFZ-Abgase entschwefelt. Der Turm zeigte bereits um das Jahr 2000 auf der Turmspitze erste Ansätze für eine Grünfärbung. Seither hat sich jedoch praktisch nichts mehr getan (Google Maps Foto von 2022) - die Luft ist zwischenzeitlich einfach zu sauber geworden.

    Kupfer wird heute durch Oxidierung (Verbindung mit dem Sauerstoff der Luft) einfach nur dunkelbraun, und behält diese Farbe für sehr, sehr lange Zeit bei. Mittlerweile wurde auch die letzte global relevante Quelle für menschengemachte Schwefelemissionen - die Schifffahrt - im Zuge der IMO2020 beseitigt.

  • Allerdings hast Du bei Deinem Schwefelcheck die Schwefelemissionen von Vulkanausbrüchen nicht beachtet. Bei Vulkanausbrüchen werden riesige Mengen Schwefel ausgestoßen. Da ist die anthropogene Freisetzung von Schwefel nichts dagegen. Zur Zeit wird eine weltweite Zunahme der Eruptionen verzeichnet. Das wird also schon was, mit dem Grünspan ... ! ~:-[]

  • uhugreg

    Natürlich stammen die Fenster nicht aus der Zeit des 14.Jh., aber sie waren über 170 Jahre lang Teil des Gebäudes.

    Viollet-le-Duc hatte über zwei Jahrzehnte seines Lebens in den Erhalt der Notre-Dame gesteckt und so wird es ihm gedankt.

    Wären die Fenster bei dem Brand zerstört worden, könnte man es ja verstehen.

    Das dies in Auftrag eines pariser Bischofs passiert, macht es auch nicht besser.

    Viollet-Le-Duc selbst hat einiges aus dem 18 Jahrhundert zerstört, und einigen Elemente Neuinterpretiert, gar moderne Kunst angebracht die in Notre Dame nichs verloren hatte (die Gargoyles). Dass mann die Rekonstruktion jetzt ausnutzt um ein paar Moderne Elemente anzubringen finde ich daher nicht abwägig. Du sagst es macht es "nicht besser", ich hingegen verstehe nicht was daran schlecht sein sollte.

    Notre Dame ist kein "versteinertes" Monument, sondern besteht aus Elemente nach und nach jedem Jarhundert angebracht wurden.