• Mann muss auch bedenken dass Notre Dame nicht immer ein Sakral-Bau war. Unter der Fr. Revolution wurde die Kathedrale zuerst geplündert (Fenster und Statuen wurden zerstört, sogar die Plafstersteine im innere der Kathedrale wurden geklaut und im Hausebau wiederverwendet), dann kaum weniger als einem Jahr als "Tempel der Venunft" verwendet, und dann diente sie 9 Jahre lang als Zentrallager für die Weinreserven der Armeen der Revolution.

    Die Original-Bestühlung war dann seit langem weg als Napoleon 1802 die Kathedrale wieder die Kirche übergab.

  • Ich habe mal nach historischen Bildern des Innenraumes von Notre Dame googelt.

    Demnach besaß die Kathedrale zumindest auch im 18. und 19. Jahrhundert offenbar in weiten Teilen KEINE fest eingebaute Bestuhlung. Ältere Bilder habe ich auf die Schnelle nicht gefunden.

    Hier noch zur Ergänzung eine Ansicht vom Anfang der Revolution. Eine große Ansicht von 1900. Und zwei Bilder von 1932 und hier (aus dieser interessanten Bilderreihe), die den relativ "ausstattungsarmen" Zustand auch schon weit bevor der "Konzilsgeists" zum spuken angefangen hat, dokumentieren.

  • Das ist nicht weiter verwunderlich - bis auf das Chorgestühl besaßen mittelalterliche Kirchen nie feste Bestuhlung. Wie in vielen orthodoxen Kirchen standen die Gläubigen, saßen auf einfachen Banken entlang der Wände oder brachten mglw ihre eigenen Sitzgelegenheiten mit. Feste Kirchenbänke sind eine Innovation des Barock.

    Der Hinweis ist absolut berechtigt und richtig, wenngleich zeitlich nicht ganz korrekt eingeordnet. Laiengestühl kam bereits im Spätmittelalter vereinzelt auf und wurde mit der Reformation fester Bestandteil des Kirchenraums. Das mag auch nicht weiter verwundern, stand doch das gesprochene Wort und die Predigt nun im Mittelpunkt der Liturgie. Man lauschte ihr nun nicht mehr im Stehen. Der Irrglaube. Laiengestühl wäre erst mit dem barock aufgekommen, rührt vor allem daher, dass der erhaltene Bestand mit nur wenigen Ausnahmen erst in dieser Zeit einsetzt.

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  • Das kann ich ehrlich gesagt nicht ad hoc beurteilen. Das Gesagte bezieht sich auf den deutschsprachigen Raum. In Frankreich entfällt auf jeden Fall der Aspekt der Reformation. Ob es bereits im Spätmittelaler erste Beispiele an Laiengestühl gab, müsste ich recherchieren.

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  • Die Original-Bestühlung war dann seit langem weg als Napoleon 1802 die Kathedrale wieder die Kirche übergab.

    Was nicht vorhanden ist, kann auch nicht herausgerissen werden. Notre Dame besaß doch den historischen Bildern nach auch vor der Revolution wirklich keinerlei feste Bestuhlung (- die Randbestuihlung im Chor ausgenommen, und die blieb mindestens bis zum Brand erhalten).

  • Was nicht vorhanden ist, kann auch nicht herausgerissen werden. Notre Dame besaß doch den historischen Bildern nach auch vor der Revolution wirklich keinerlei feste Bestuhlung (- die Randbestuihlung im Chor ausgenommen, und die blieb mindestens bis zum Brand erhalten).

    Ich habe auc nicht das Gegenteil gesagt....die meisten Kirchen und Kathedralen Frankreichs hatten keine feste Bestühlung, denn je nach Gelegenheit wurde die Messe entweder am Hauptaltar gehalten, oder von einer der seitlischen Predigernischen, daher musste die Bestühlung oft umorganisiert werden. Hier ein Beispiel von Notre Dame.

    327px-Conference_Notre-Dame_Lacordaire.jpg

  • Ich erinnere mich an viele französische Kathedralen, die eine sehr gute Lösung praktizierten. Leichte Sitzstühle mit geflochtener Sitzfläche und eine Art Kniestühle mit niedrigerer Fläche, die Rücken an Rücken zu den Stühlen der vorderen Reihe standen.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Hattet ihr es schon mitbekommen (also ich nicht)? Der Großteil des Dachstuhls steht bereits wieder, ebenso wie die berühmte Violet le Duc'sche "flèche", der Vierungsturm. Diese soll wohl bald sogar auch ausgerüstet werden....

    Das wusste ich alles noch gar nicht. Es ist hocherfreulich....

  • Und wo hast Du das mitbekommen? Ich habe vor einiger Zeit auch mal mit den unterschiedlichsten Begriffen gesucht, und fand nur tausende Bilder von vor und während des Brands, und auch solche mit dem Schutzdach.

    Dein Beitrag hat mich aber animiert, wieder danach zu suchen. Hier ein Link zum Aufbau des Vierungsturms am Boden mit Film:

    https://www.francebleu.fr/infos/societe/le-fut-de-la-future-fleche-de-la-cathedrale-notre-dame-de-paris-assemble-a-blanc-a-val-de-briey-6018420#:~:text=Après%20le%20montage%20à%20blanc,à%20Val%2Dde%2DBriey.

    Und in diesem Link wird man auf einen weiteren Beitrag verwiesen:

    VIDEO - "C'est le chantier de ma vie" : la charpente de Notre-Dame de Paris reconstruite en Lorraine - France Bleu
    Quatre ans après le gigantesque incendie de la cathédrale, le tabouret en bois qui tiendra la flèche est remonté à blanc dans les ateliers de Le Bras Frères à…
    www.francebleu.fr

    (das erste Bild zeigt die Vormontage eines Binders des Dachstuhls am Boden, und das dritte Bild dei Bearbeitung der Mittelsäule des Vierungsturms).

  • Tatsächlich eine sehr erfreuliche Nachricht, dass die Arbeiten so schnell stattfinden. In ungefähr einem Jahr, am 8. Dezember 2024, soll die Kathedrale auch schon wiedereröffnet werden. An diesem Tag wird in der katholischen Kirche auch das Hochfest Mariä Empfängnis begangen. Das Datum wurde also vermutlich nicht zufällig gewählt.

  • Du musst nur auf google news mit den Wörter "flèche" und "Notre Dame", sowie "Paris" spielen. In Frankreich ist es seit Anfang der Woche bereits weit verbreitet worden, sowie eine kurze Mini-Polemik mit eine grüne Senatorin die ein Baustopp gefordert hat.

  • Mich nahm es Wunder, was für ein Binder in dem weiter oben angegebenen Video-Link gezeigt wird. Ich habe zur besseren Vergleichsmöglichkeit das Bild via Link direkt hier eingebunden:

    1200x680_sc_bois-3.jpg

    Quelle: https://www.francebleu.fr/infos/societe/…orraine-1776174.

    Im Wikipedia-Beitrag zum Vierungsturm gibt es drei Konstruktionsskizzen von Viollet-le-Duc. Der mittlere Plan zeigt einen der beiden Binder, die diagonal über der Vierung standen, und der linke Plan einen Grundriss der Vierung. Freilich weiss ich nicht, ob die Pläne Projektpläne sind oder die tatsächlich ausgeführte Konstruktion zeigen:

    514px-Charpente.fleche.Notre.Dame.Paris.2.png

    Bildquelle: gemeinfrei, aus https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Char…ame.Paris.2.png.

    Das Foto entspricht wahrscheinlich der rechten Hälfte des Binders auf dem Plan. Der Fotograf steht beim Buchstaben 'A'. Der Hauptunterschied besteht darin, dass bei Viollet-le-Duc jeweils die Streben als Zangen ausgebildet sind (d. h., dass die Streben von beiden Seiten her die horizontal liegenden Kehlbalken umklammern). In der Rekonstruktion ist es gerade umgekehrt. Anstelle der beiden kurzen Streben beim Buchstaben 'K' ist eine lange Gegenstrebe getreten.

    Ein weiterer Unterschied: Die Balken sind sehr sorgfältig ausgesucht worden, sodass an den Kanten kein Bast (Waldkante) mehr vorhanden ist. Der Bast zeigt jedoch die letzte Wachstumsschicht an, die für die Bestimmung des jahrgenauen Fälldatums erforderlich ist. Es sind scharfkantige Balken, und nicht waldkantige Balken. Eine künftige, jahrgenaue dendrochronologische Datierung dürfte auch künftigen Generationen so nicht mehr möglich sein.

    (Wenn mal durch eine starke Sonneneruption alle digitalen Datenträger ausgelöscht werden, ist man für eine künftige Datierung des jetzt sich im Bau befindlichen Dachstuhls auf die Dendrodatierung angewiesen. :wink: )

    uhugreg Ich hatte es mit deinen Begriffen versucht, und anstelle von 'Flèche' 'toiture, toit,

    treillis oder Dachstuhl' eingegeben.

  • Na ja, lächerlich ist es nicht, wenn man der Frage nachgeht, inwieweit die Verwendung von so viel Blei gesundheitsgefährdend für die Bevölkerung sein kann. Darüber hätte man sich schon früher Gedanken machen sollen, nicht erst bevor die Dacheindeckung starten soll. Ich finde das hier schon besorgniserregend:

    Zitat

    Nach dem Feuer dauerte es rund vier Monate, bis die Umgebung um Notre-Dame gründlich gereinigt war. Wie damals die Gesundheitsbehörde erklärte, waren bei zwölf Kindern erhöhte Bleiwerte im Blut nachgewiesen worden. Das giftige Schwermetall gilt als krebserregend, erbgutverändernd und fortpflanzungsgefährdend.


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