Rekonstruktionen im Fadenkreuz

  • Ich glaube, daß die ganze Debatte völlig an der Sache vorbeigeht, weil sie - leider - drei Ausgangspositionen als Beginn dieser Debatte akzeptiert.

    1) "Rechts" ist schlecht, "links" ist gut. Das widerspricht jeder demokratischen Tradition und auch jedem Sachbezug, weil diese Begriffe lediglich Sitzordnungen beschreiben. Rechts von der (gedachten) Mitte gibt es immer viele Gruppen und Parteien, auch Radikale, aber die eine Hälfte des politischen Spektrums pauschal als "undemokratisch" abzulehnen ist abseitig.

    2) Die persönliche, politische Meinung, die auch Wandlungen unterworfen ist, soll Gradmesser dafür sein, ob jemand für ein Projekt, das von linke Seite abgelehnt wird, spenden dürfen. Warum? Man darf in einer offenen Gesellschaft auch poliisch radikale Thesen vertreten, die auch eine Änderung der Gesellschaftsform herauslaufen. Man darf diese (egal ob von links oder rechts) nur nicht mit gewaltsamen Mitteln vertreten. Wäre dies anders endete jede Debatte mit einem Maoisten à la MLPD auf der Polizeiwache.
    Wenn ein deutsches Amtsgericht die Gemeinnützigkeit eines Vereinsziels bestätigt ist doch Dieses der Gradmesser, nicht die Gesinnung des Spenders. Entscheidend ist, daß die Spende ohne weitere Bedingung erfolgt. Dann können meinethalben auch Egon Krenz oder Bernd Höcke spenden.

    3) Die Sache wird noch komplizierter, als daß die gemeinnützigen Vereine Sorge für die Beleumundug der Spender tragen sollen, was sie gar nicht können. Kein Verein kann die politische Gesinnung seiner Spender überprüfen, das könnte allenfalls das Bundes- oder Landesamt für Verassungsschutz. Würde dieses aktiviert brächen auch die Finanzierung vieler linker Initiativen zusammen, z.B. der Roten Hilfe oder der Taz.

    Ich glaube, daß diese Kampagne mit Bedacht gewählt ist. Es begann ja auch mit dem publizistischen Kampf gegen die Hohenzollern, deren prominente, angegriffen Vertreter sich ebenfalls nicht (mehr) wehren können. Die Grundstruktur ist also einen Sachverhalt vozubereiten, in dessen Folge ein Vorwurf gar nicht mehr entkräftet werden kann, ohne den potentiellen Verteidiger der Spende zu diskreditieren.

  • Ein Blick zurück in die Geschichte: Appell an den Bundeskanzler, die Regierung, an den Regierenden BGM von Berlin und Senat. Entscheiden Sie jetzt den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Erstunterzeichner u.a. Artur Brauner, Dr. Regine Hildebrandt, Wolfgang Joop, Manfred Krug, Edzard Reuter, Wolfgang Thierse, Dr. Antje Vollmer etc. etc. (Quelle Berliner Extrablatt, 5. Aufl., 1999?). In derselben Ausgabe wird Kanzler Schröder zitiert, der sich positiv zum Wiederaufbau ausspricht. Am 4. Juli 2002 kommt es nach gemeinsamen Antrag von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP zum Grundsatzbeschluss des Deutschen Bundestages zum Wiederaufbau. Das Parlament erwartet dabei eine Spendenfinanzierung der Schlossfassade.

    Die Zustimmung zum Wiederaufbau ging also quer durch alle sozialen Schichten, durch alle Parteien und wurde vom deutschen Bundestag beschlossen. Mehr Legitimation und Zustimmung kann man für eine Wiederaufbauprojekt nicht gewinnen.

    Es ist schade, dass ein Wilhelm Boddien, Stadtbild Deutschland und viele andere Personen und Institutionen sich von Oswalt und Trüby haben einschüchtern lassen. Der Schlossaufbau war kein rechtes Verschwörungs- oder Unterwanderungsprojekt, sondern von Anfang an demokratisch initiiert und von einer breiten Zustimmung der Bürger getragen.

    ...

  • Es erinnert jedenfalls an ungute Zeiten, wenn private Spender aufgrund ihrer Gesinnung denunziert und öffentlich verhöhnt werden. Die, die das tun, sehen sich natürlich als jene, „die aus der Geschichte gelernt haben“. Mit diesem wohlfeilen ‚Bekenntnis‘ ausgerüstet, glauben sie, Narrenfreiheit zu besitzen. Und das mit dem besten Gewissen. Ohne zu merken, dass sie diejenigen sind, die für eine Wiederholung der Geschichte sorgen und -ob damals oder heute- das Schmierfett bilden, das Diktaturen am Laufen hält. Die Methoden sind dieselben. Eine Gruppe, die nach Macht strebt, definiert einen „Volksfeind“ (man muss dafür keine Gründe anführen, im Gegenteil, Gründe können verunsichern: das Verdikt reicht vollkommen). Danach wiederholt man die Schädlichkeit des Volksfeinds immer und immer wieder, bis es im Bauch der Masse angekommen ist und von einem abstrakten Begriff zur emotionalen Abneigung wird. Dann rufe man die Masse, die dieses Verdikt und die Abneigung verinnerlicht hat, dazu auf, den Volksfeind zu bekämpfen und/oder wenigstens zu melden. Das macht man, indem man dem Meldenden lobend sagt, er habe mit seiner Denunziation das Vaterland vor dem schädlichen Einfluss des Volksfeinds bewahrt und in ihm den Glauben entfacht, im Sinne eines übergeordneten „Guten“ gehandelt zu haben. Alles, was mit dem Volksfeind in Verbindung steht, wird rigoros abgelehnt. Und sei es nur eine harmlose Spende. Der Volksfeind hat ein Anliegen alleine dadurch beschmutzt, dass er es unterstützte oder in irgendeiner Weise involviert ist. Aus einem ähnlichen irrationalen Grund wurde 1941 auch die Frakturschrift abgeschafft. Der Volksfeind möchte sich aber wenigstens rechtfertigen, Gründe anführen, warum er z.B. spendete und erklären, warum er sein Zeitalter so diagnostizierte oder die Geschichte so interpretierte, wie er es tat. Er sucht verzweifelt nach dem Dialog, weil er an die Kraft der Debatte glaubt. Höhnend schaut die Gruppe der Machthungrigen auf alle Beteuerungen, der Delinquent hat ja bereits alle Rechte verloren, sich noch zu äußern, weil das Verdikt schwerer wiegt, als Gründe. Er müsste sich auch nicht mehr bloß wegen einer persönlichen biografischen ‚Verfehlung’ rechtfertigen, sondern für ein Menschheitsverbrechen, für das man ihn rückwirkend mitverantwortlich macht und ihn damit der Gruppe der Täter zurechnet. Und es liegt auch nicht an seinen Distanzierungen oder Argumenten, ob man ihm seine Mitverantwortung an einem Menschheitsverbrechen verzeiht, sondern am Goodwill der Ankläger. Die Gruppe derer, die nach der Macht streben, schaut am Ende auf die Masse, zeigt strafend auf den Volksfeind, um einerseits Zustimmung zu erhalten und einen wütenden Mob zu mobilisieren (heute findet das vorwiegend online statt) und andererseits um weitere Volksfeinde einzuschüchtern, die diesem Beispiel womöglich noch folgen wollten. Damit erzeugt man ganz bewusst ein Klima aus Hass und Angst, je nachdem welcher Gruppe man angehört. Und damit rekrutiert man natürlich weitere Meldegänger, die weitere Biografien auf verdächtiges Material durchforsten und weitere unliebsame Existenzen oder Projekte zerstört. Wie im aktuellen Fall werden nicht mal Tote von dieser Prozedur verschont, wenn man rückwirkend einen Volksfeind instrumentalisieren kann. Selbst die Familie sieht sich in vorauseilendem Gehorsam dazu gezwungen, sich von ihm öffentlich zu distanzieren. Der (noch lebende) Volksfeind wird nicht angehört und von der Gemeinschaft ein für allemal ausgeschlossen. Er hat auch keine Möglichkeit auf eine Rehabilitierung. Da sie für vogelfrei erklärt wurden, gibt es auch keinen Aufschrei, wenn die Volksfeinde Opfer politisch motivierter Verbrechen werden. Existenzvernichtung wird als „legitimer Gegenwind“ für missliebige Meinungsäußerungen verharmlost. Natürlich gibt es noch eine Mehrheit, die dieses entwürdigende Schauspiel gewähren lässt (und von den Machthungrigen und ihrer radikalen Basis mit verächtlichem Feixen zur Kenntnis genommen wird) und -wie zu allen Zeiten- durch Passivität zum Mittäter wird. In dieser Zeit leben wir heute.

    Menschen, die so vorgehen, haben letztlich jedes Recht verwirkt, sich noch Demokraten zu schimpfen. Aus der Geschichte haben sie auch nichts gelernt, weil sie sich der Mechanismen bedienen, die die eigentliche Voraussetzung einer jeden Diktatur sind und mit demokratischen Werten nicht vereinbar sind.

  • Statistisch sind zum Beispiel im Parteienvergleich AfD-Politiker am meisten von gegen sie gerichteten Straftaten betroffen, auch wenn in der Presse anderes suggeriert wird.

    Gibt es dafür auch eine seriöse Quelle?

    Es ist ja gerade eine beliebte Strategie im AfD-Umfeld, sich als Opfer darzustellen. Dabei stehen 198 Todesopfer rechter Gewalt 4 Todesopfern linker Gehalt in den letzten 30 Jahren gegenüber: https://katapult-magazin.de/de/artikel/geg…ivierter-gewalt

    Und genau deshalb ist die politisch Rechte in Deutschland am Rand des politischen Spektrums. Die einzige rechte Partei von Bedeutung in Deutschland ist in Teilen sogar rechtsextrem, was von Gerichten und vom Verfassungsschutz bestätigt wurde. Der Rest der Gesellschaft, egal welchem Lager sie sich zugehörig fühlt, ächtet daher rechte Entwicklungen in der Regel - zurecht! Das Thema Rekonstruktion kann und muss auch ohne sie auskommen! Sonst bieten solche Projekte immer wieder Angriffsflächen.

    In diesem Forum ist es anders herum. Durch das Thema bedingt sind die "Linken" unter den Rekonstruktionsbefürwortern in der Minderheit. Denn es neigen nun einmal mehr "Rechte" (also tendenziell konservativ denkende Menschen; es ist nicht von irgendwelchen "Extremisten" die Rede) zur positiven Beschäftigung mit der nationalen Geschichte, auch der Baugeschichte bzw. dem Wunsch, diese wiederherzustellen. Auch wenn sie sich nicht so bezeichnen möchten. Gleichwohl gibt es auch "Linke" (also Anhänger von SPD, "Grünen", "Die Linke"; es gab sogar mal eine Foristin, die mit der MLPD sympathisierte) unter den Rekonstruktionsfreunden.

    Ich glaube bei dieser unsäglichen links-rechts-Diskussion rund um Rekonstruktionen besteht ein grundsätzliches Problem der Definition der politischen Lager. So wie sie Hemdall hier vornimmt, gäbe es nämlich gar keine Mitte. Die Grabenkämpfe wären vorgezeichnet und geradezu folgerichtig. Wer nämlich die SPD als linke Partei bezeichnet, muss im Gegenzug die CDU als rechts einstufen. Die politische Realität ist aber eine andere: Beide Parteien bilden in Deutschland die Mitte des politischen Spektrums, die SPD mitte-links, die CDU mitte-rechts. Diese beiden Volksparteien sind Ankerpunkte unseres demokratischen Systems, wobei die Grünen sich anschicken, als dritte Kraft hinzuzustoßen, weil ihre Themen in der Zukunft die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen sein werden.

    Erst wenn darüber Konsens besteht, ist eine gemeinsame Diskusssionsbasis über politische Strömungen in der Rekonstruktion gelegt. Ansonsten verlieren wird uns hier wieder in politischen Zankereien, die am Kernthema des Forums vorbei gehen.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich glaube das ist in der Geschichte noch nie vorgekommen, dass Spender und Organisationen für eine Aufwertung des Stadtbildes quasi ,,bestraft" wurden. Das war doch immer hoch angesehen, oder? Deswegen erinnert man doch gerne Gönnern und Stiftern.

  • Gibt es dafür auch eine seriöse Quelle?

    Es ist ja gerade eine beliebte Strategie im AfD-Umfeld, sich als Opfer darzustellen. Dabei stehen 198 Todesopfer rechter Gewalt 4 Todesopfern linker Gehalt in den letzten 30 Jahren gegenüber: https://katapult-magazin.de/de/artikel/geg…ivierter-gewalt

    Und genau deshalb ist die politisch Rechte in Deutschland am Rand des politischen Spektrums. Die einzige rechte Partei von Bedeutung in Deutschland ist in Teilen sogar rechtsextrem, was von Gerichten und vom Verfassungsschutz bestätigt wurde. Der Rest der Gesellschaft, egal welchem Lager sie sich zugehörig fühlt, ächtet daher rechte Entwicklungen in der Regel - zurecht! Das Thema Rekonstruktion kann und muss auch ohne sie auskommen! Sonst bieten solche Projekte immer wieder Angriffsflächen.

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    Es gab einmal einen Chef einer berüchtigten Organisation, der meinte "ich liebe Euch doch alle... ". Er und seine Genossen behaupteten steif und fest, allein gegen Faschisten und nie gegen den westdeutschen Klassenfeind und dessen ostdeutsche Sympathisanten gehandelt zu haben. Zu dieser Zeit kursierte die Zahl von rund 1500 Neonazis auf DDR-Gebiet, von welchen aber kaum etwas zu verspüren war.

    Er konnte damals trotz aller Tricks seine Organisation nicht retten. Dafür blieb sein Auftraggeber, die SED, völlig ungeschoren und lebt in ihrer Nachfolgeorganisation bis heute fort, ja, sie hat schon wieder in einigen Regionen das Sagen.

    Mit dem gleichen Trick, heute u.a. "Rechte Räume" genannt, versuchen es die ewig Gestrigen erneut. Nur etwas schärfer als damals Mielke und Co, indem weit größere Bevölkerungsgruppen in die rechte Ecke gestellt werden.

    Und bedienen sich sogar der gleichen Quelle, wie damals. Wer soll denn den Statistiken glauben, die von enttarnten Stasispitzel:innen erstellt wurden? Und wenn tatsächlich einige Zahlen der Wahrheit entsprechen: Wie kann man denn einen Vergleich anstellen, wenn z.B. die riesige Zahl linker Propagandadelikte gar keine Straftat darstellt?

    Die AfD kann nur mit mit nachprüfbaren Tatsachen und nicht mittels Täuschung und Lügen in ihre Schranken verwiesen werden.

  • Und bedienen sich sogar der gleichen Quelle, wie damals. Wer soll denn den Statistiken glauben, die von enttarnten Stasispitzel:innen erstellt wurden?

    Was meinst du konkret? Was sollen diese Andeutungen aussagen? Butter bei die Fische!

    Und wenn tatsächlich einige Zahlen der Wahrheit entsprechen: Wie kann man denn einen Vergleich anstellen, wenn z.B. die riesige Zahl linker Propagandadelikte gar keine Straftat darstellt?

    Was sind denn Propagandadelikte? Und was genau monierst du an der Rechtslage? Und wer war es, der die zugrundeliegende Gesetzgebung verabschiedet hat?

    Mit dem gleichen Trick, heute u.a. "Rechte Räume" genannt, versuchen es die ewig Gestrigen erneut.

    Du stellst also Trüby und Oswalt auf eine Stufe mit Ulbricht oder Honecker? Geht es noch eine Nummer größer und radikaler? Ich finde solche Vergleiche reichlich geschmacklos und absolut neben der Spur. Trüby und Oswalt bewegen sich auf dem Boden eines demokratischen Rechtsstaates. Man mag ihre Ansichten nicht teilen, aber deine Gleichstellung mit einem menschenverachtenden Regime sagt mehr über dich aus als über sie. Und schon sind wir wieder so weit, dass wir uns nicht mit den Inhalten beschäftigen, sondern die Personen ins Visier nehmen. Einige scheinen hier einfach nicht anders zu können.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich nenne hier grundsätzlich keine Namen. Jeder Internetnutzer weiss, was mit meinen Andeutungen gemeint ist, zudem darüber auch hier schon ausführlich debattiert wurde. Die gravierenden Fehler der Wiedervereinigung, insbesondere das wieder salonfähig machen der damaligen Auftraggeber des MfS, kann nicht revidiert werden. Ob die Gleichstellung der Handlungen eines menschenverachtenden Systems mit Handlungen zur , über die rechte Krücke, quasi Kriminalisierung breitester Bevölkerungsgruppen eines demokratischen Rechtsstaates würdig ist, mag jeder selbst entscheiden.

  • Man mag ihre Ansichten nicht teilen, aber deine Gleichstellung mit einem menschenverachtenden Regime sagt mehr über dich aus als über sie.

    Einige scheinen hier einfach nicht anders zu können.

    Die Moderation bittet generell um einen gemäßigten Umgangsstil. Herabsetzungen anderer Diskussionsteilnehmer und persönliche Angriffe sollen zu Gunsten des Forumsfriedens unterlassen werden.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Die Moderation bittet generell um einen gemäßigten Umgangsstil. Herabsetzungen anderer Diskussionsteilnehmer und persönliche Angriffe sollen zu Gunsten des Forumsfriedens unterlassen werden.

    Habe ich verstanden, aber wenn solche Aussagen wie unten als tolerierbar durchgehen, ist es für mich als Foristen schwer einzuschätzen, wo eine Grenze zu ziehen ist. Die Moderation sollte hier mal eine einheitliche Linie fahren.

    Wo konkret siehst du denn die "Unterwanderung durch rechte Strukturen", wie du geschrieben hast? Bei welchen Reko-Projekten ist das denn der Fall? Allein die Formulierung "Unterwanderung" klingt für mich eher nach dumpf-primitivem Verschwörungstheorie-Denken als nach differenziertem Denken.

    Elbegeist

    Du schmeißt nun mit allerlei Anschuldigungen und Andeutungen herum, die schwer zu dechiffrieren sind. Auf Rückfragen kannst oder willst du aber nicht antworten. Was soll eine solche Diskussion bezwecken, außer dass man dabei mal ein bisschen Dampf ablässt? Ich sehe dabei nicht die sachbezogene Ebene.

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  • tegula, da du mich gerade zitiert hast:

    Wenn du bei Reko-Projekten von einer angeblich drohenden Gefahr durch "Unterwanderung durch rechte Strukturen" schwadronierst musst du nicht nicht wundern, wenn man das als Verschwörungstheorie sieht. Diese Gefahr hat es noch nie gegeben und wird es auch nicht geben, da tun auch in paar Spender aus der Anhängerschaft der AfD nichts zur Sache. Konstantin hat sich mehrmals ausführlich dazu geäußert, wenn du lesen magst.

    Was die Reaktion vieler Forumsmitglieder auf deine Beiträge angeht: Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es heraus.

    P.S. Herr Oswalt ist mit dem "Kompromiss" bzw. dem Verzicht auf das Kirchenschiff der Garnisonkirche sehr zufrieden. Jetzt bestünde keine Gefahr mehr dass "Rechte" den Ort für sich vereinnahmen würden. Irgendwie sehe ich da doch manchmal gewisse Überscheidungen in den Argumentationen bei dir und Oswalt... :/

  • Man kann ja sagen, was man will - es wird immer wieder Leute geben, die mangels eigener Erfahrungen Vergleiche nicht einordnen können.
    Ohne zu "untertreiben" - der missionarische Eifer ist mindestens der Gleiche --- der Effekt ist dank der modernen Technik und der "asozialen Netzwerke" (sehr viele Äußerungen werden nur dank der eigentlich falsch verstandenen Anonymität getätigt) allerdings viel wirkungsvoller.

  • Du schmeißt nun mit allerlei Anschuldigungen und Andeutungen herum, die schwer zu dechiffrieren sind. Auf Rückfragen kannst oder willst du aber nicht antworten.

    Das kennt man doch von Elbegeist schon. Lohnt gar nicht, sich damit zu befassen. Nachfragen bringen nichts.

    Interessanter finde ich deine Angst, tegula, vor Unterwanderung.

    Aber kommen wir zu deiner Frage nach der "rechten Unterwanderung". Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ich nirgends behauptet habe, dass diese bereits erfolgt ist, sondern lediglich die grundsätzliche Gefahrenlage sehe. Im Falle des Berliner Schlosses, zu dem ich diese Formulierung wählte, ist nicht nur die Personalie Bödecker problembehaftet, sondern weitere Förderer der Schlossrekontruktion.

    Also die Unterwanderung ist noch nicht da. Aber irgendwas ist schon da. Nur was? Die "grundsätzliche Gefahrenlage"? Was bewirken die "problembehafteten Personalien"? Geht es darum, dass Oswalt für eine schlechte Presse sorgt? Oder wird das Schloss durch die "problembehafteten Personalien" irgendwie beschmutzt? Wenn du von den "problembehafteten Personalien" nichts wüsstest, gäbe es dann auch ein Problem? Konstantindegeer hat ja nun schon mehrfach darauf hingewiesen, dass es unmöglich ist, die Spender für ein Projekt systematisch zu durchleuchten. Geh doch mal auf Konstantins Beiträge ein! Die haben Substanz. Elbegeist dagegen kannst du vergessen.

    Es ist zu befürchten, dass dies nur die Spitze des Eisberges ist und es zu weiteren kritischen Enthüllungen kommen wird. Das alles ist in meinen Augen noch kein Beleg für eine Unterwanderung, aber die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, weil derartige Rekonstruktionsprojekte in rechtskonservativen Kreisen naturgemäß auf offenere Türen stoßen. Da sollten wir uns nichts vormachen: Das Thema Rekonstruktion ist nun mal in der Quantität eher von konservativer und rechter Seite belegt. Ausnahmen belegen die Regel. Und genau an dieser Stelle mahne ich an, achtsam zu sein, um solche Projekte nicht in Misskredit geraten zu lassen. Bei Spendern ist ein achtsameres Auge gefragt.

    Es geht also um den "Misskredit". Sollte man dann nicht dagegen argumentieren? Philipp Oswalt instrumentalisiert doch die Spender, weil er grundsätzlich gegen die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ist. Die Spender geben nur ihr Geld. Was mit dem Geld gemacht wird, wird durch einen gemeinnützigen Verein, einen Bundestagsbeschluss und die Ergebnisse eines Architektenwettbewerbs bestimmt. Oswalt arbeitet unseriös, indem er die demokratische Legitimation des Bauprojektes Berliner Schloss verschweigt. Er versucht den Eindruck zu erwecken, mit bestimmten Spenden würden Rekodetails durchgesetzt, die vorher nicht gebilligt worden seien. Das ist falsch. Oswalts Argumentation ist also irreführend.

    Und jetzt überlege mal, tegula! Wenn du für die Reko des Schlosses bist, wer ist dann dein Gegner?

    Der Wiederaufbau des Berliner Schlosses ist eine großartige schöpferische Leistung. Zumal wir nicht vergessen dürfen, dass das Schloss in der DDR tabuisiert wurde. Das ist übrigens ein Zeichen dafür, dass selbst die Kommunisten nach 1950 wegen der Beseitigung des Schlosses ein schlechtes Gewissen hatten. Wenn nun wenigstens einige barocke Fassaden und die Kuppel von Stüler nachgeschaffen werden konnten, so haben wir wahrlich Grund, allen, die dafür gespendet haben, zu danken.

  • Oswalts Vertrag als Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau wurde nicht verlängert, weil er für das zu errichtende Bauhaus-Museum einen anderen Standort wünschte als der Minister. Den Imageschaden hatte die Landespolitik. Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung trat aus Protest gegen die politische Entscheidung zurück. Das Medienecho war verheerend - für die Politik, nicht für Oswalt.

    Also es ist nicht das erste Mal, dass du hier einfach Dinge behauptest, die du mit zwei Mausklicks besser wissen könntest.

    (meistens ist es mir inzwischen zu müßig, darauf einzugehen).

    Es gab kein "verheerendes Medienecho" für die Politik.

    Wenn Du etwa die betreffenden Artikel der SZ, der MAZ, des Focus usw. liest, ist nicht ansatzweise etwas "Verheerendes" hineinzuinterpretieren. Es wird ziemlich nüchtern der Ablauf geschildert.

    https://www.sueddeutsche.de/politik/kultur…131122-99-05229


    Der Stiftungsrat, der aus Mitgliedern der Stadt, des Landes Sachsen-Anhalt und des Bundes besteht, hatten sich einstimmig (!) gegen Oswalt ausgesprochen. Der Stiftungsrat sah das Vertrauensverhältnis beschädigt, der zehnköpfige wissenschaftliche Beirat rief "Skandal" und trat zurück.

    Dies hat dem Ansehen Sachsen-Anhalts sicher nicht dauerhaft geschadet bzw. war vielleicht sogar gut so (siehe unten).

    Die Standortfrage war sicher nicht der einzige Grund für die Ablehnung Oswalts (wie er selbst verkündet und du einfach übernimmst).

    In dem "verheerenden Medienecho" heißt es dagegen "Der Architekt und Publizist Oswalt ist seit 2009 Stiftungsdirektor. Der 49-Jährige gilt als unbequem. Kritiker werfen ihm mangelnde Kooperationsbereitschaft vor."

    Und auf deutschlandfunkkultur.de etwa:

    "Hinter den Kulissen kursieren indes wilde Spekulationen, weshalb man von ihm abgerückt sei. So sollen es Oswalts wiederholt polternden Auftritte auf Veranstaltungen gewesen sein, auf denen er immer wieder Sachsen-Anhalt als ein Land diskreditiert haben soll, in dem man nicht leben könne.

    Auch fehle ihm politisches Gespür. Gerade seine Alleingänge, ist aus dem Kultusministerium zu hören, hätten für viel Missmut gesorgt. So soll er unter anderem eine Klage gegen das Bauhaus-Archiv in Berlin angestrengt haben. Ein Gerücht, was SPD Kultusminister Stephan Dorgerloh nicht dementiert: “Auf jeden Fall gab es dort das Ansinnen, sich rechtlich auseinanderzusetzen.“


    Ich bin kein Architekt und es mag fast schon wie ein natürlicher Reflex des wissenschaftlichen Beirats u.a. sein, sich mit ihrem "Kollegen" zu solidarisieren.

    Das Beispiel zeigt aber sehr gut, wer letztlich bei solchen Projekten das sagen hat, wenn es darauf angekommt und sie es denn wollen: die Auftraggeber, die demokratisch legitimierten Entscheidungsträger und nicht die Architekten & Co.

    Und das ist auch gut so.


    Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hat nichts zu entscheiden. Experten wie Oswalt sind da wesentlich wichtiger.

    Das ist zum einen ein "interessantes" Demokratieverständnis und zum anderen natürlich falsch.

    Falls z.B. die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung in Potsdam den Wiederaufbau des Kirchenschiffes der Garnisonskirche tatsächlich wollte, würde dieser natürlich kommen (und sei es über ein Bürgerentscheid) und das Rechenzentrum abgerissen.

    Kein "Experte wie Oswalt" könnte solche Projekte verhindern - falls die Bürger vor Ort sie tatsächlich wollten und sich entsprechend mobilisieren.


    Wozu dein Seitenhieb gegen Heimdall? Er hatte sich nicht über rechte Kulturtheoretiker oder als rechter Kulturtheoretiker geäußert, sondern über die Motive der linken Kulturtheoretiker gesprochen.

    Also ich habe lediglich auf den Beitrag von Heimdall erwidert bzw. seine Ausführungen um meine Meinung ergänzt.

    Die sachliche Darstellung der eigenen Position (die i.Ü. auch ohne Heimdalls Einlassungen im Forum hier dieselbe wäre) ist kein "Seitenhieb" auf ihn persönlich, sondern bewusst allgemein gehalten.

    Es ist jedoch immer wieder verblüffend wie hier einerseits hypersensibel hinsichtlich von "Kollegen" aus dem eigenen Kreis reagiert wird, auf der anderen Seite jedoch großzügig hingenommen wird, wenn diese derb und beleidigend austeilen (wie etwa bei den völlig unsinnigen Pseudo-Psychoanalysen von Oswalt durch Heimdall).

    Wie willst du dann das politische Spektrum sprachlich strukturieren? Das menschliche Denken greift zur "Veranschaulichung" (man beachte das Wort) abstrakter Zusammenhänge gern auf räumliche Kategorien zurück. Es gibt verschiedene politische "Richtungen", die man nach "links" - "Mitte" - "rechts" sortieren kann.

    Also ich brauche keinen ständigen rechts-links Kompass, um mich im politischen Gelände zu orientieren. Außer den Anhängern der radikalen Ränder links und rechts ist dieses eindimensionale Denken für die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung überholt.

    Verortest du Philipp Oswalt denn in der politischen Mitte? Doch wohl nicht?

    Ich muss den Mann nicht "verorten", er mag wie die meisten Leute zu verschiedenen Themengebieten ganz unterschiedliche Ansichten haben. Vielleicht gefällt ihm als Besserverdienender die Steuerpolitik von Friedrich Merz oder er wählt die FDP weil er Fahren ohne Tempolimit für überragend wichtig hält... Es ist letztlich für unser Thema der Rekonstruktionen egal.

  • Philipp Oswalt instrumentalisiert doch die Spender, weil er grundsätzlich gegen die Rekonstruktion des Berliner Schlosses ist.

    So ist es. Auch der Generalintendant des HuFo, Hartmut Dorgerloh sieht die Angelegenheit deutlich gelassener als Tegula. Und die Gefahr einer "rechten Unterwanderung" wittert er offenbar auch nicht. "Der Großteil der Spender hat keine rechten Einstellungen", so Dorgerloh. Und "es gehöre zur Meinungsfreiheit in diesem Land, dass man ein sehr breites Spektrum ertragen muss."

    Schön zu hören, wenngleich eigentlich selbstverständlich in einem demokratischen und pluralistischen Land.

  • Auch der Generalintendant des HuFo, Hartmut Dorgerloh sieht die Angelegenheit deutlich gelassener als Tegula. Und die Gefahr einer "rechten Unterwanderung" wittert er offenbar auch nicht.

    Also kurz zur Info: sein Bruder Stephan Dorgerloh war der Kultusminister in Sachsen-Anhalt, der Oswalt als Stiftungsdirektor ablehnte...

    Davon unabhängig: natürlich gibt es keine generelle Unterwanderung durch Rechtsradikale. Den Versuch einzelner gibt es jedoch durchaus...auch wenn es viele hier nicht hören, lesen, wissen wollen.

  • Ich frage mich seit ewigen Zeiten immer wieder - wtf ist "rechte Unterwanderung-Gefahr" bei einem Projekt, dass im Rahmen einer Stiftung mit definiertem Stiftungszweck ausgeführt wird?

    Wer kann mir das mit wenigen Worten so erklären, dass es wirklich verständlich ist?

  • Was Trüby und Oswalt machen ist mir zu pauschal, unwissenschaftlich und zu einseitig in Richtung Rekonstruktionen. Beim Thema Schloss ist entscheidend wie die Motivation der Spender mit einer (radikal) rechten Einstellung ist.

    a) gespendet aus Begeisterung für traditionelle, historische Architektur

    b) gespendet aus Begeisterung für das Preußentum/Monarchie/Geschichte

    c) gespendet um ein autoritäres, völkisches oder geschichtsrevisionistisches Gedankengut unter das Volk zu bringen

    Ich bin relativ sicher, das die Motivation c) nicht vorliegt. Damit auch keine Unterwanderung mit Hilfe der Architektur stattfindet. Bliebe dann noch als letzter Vorwurf, dass es Spender mit rechter Gesinnung gibt, auch wenn diese keine radikale Motivation haben. Dann müsste man allerdings jedes Spendenprojekt der Welt hinterfragen, denn es wird immer unter Spendern auch Menschen geben, die eine rechte/radikale Gesinnung haben.

    ...

  • Genau so ist es! Ich habe damals auch für das Stadtschloss gespendet und einzig und allein darum, damit dieses von Verbrechern gesprengte und vernichtete Kunstwert wieder die städtebauliche Lücke füllt, die jahrzehntelang eine offene Wunde darstellte! Es ging hier um das Schließen einer städtebaulichen Lücke, die in einem breiten politischen Konsens so beschlossen wurde quer über alle politischen Grenzen hinweg (bis auf den seinerzeitigen AfD Ersatz…damals war noch die Linke der einzig geächtete Paria). Die damaligen politischen Entscheidungsträger hatten die weise Weitsicht, dass kein zeitgenössischer Architekt auf dieser Welt ein besseres Ergebnis als das der historischen Stadtschlossfassade zustande bringen könnte! Das ist es, was diese beiden Architekturtheoretiker so dermaßen wurmt und in Folge zu diesen unlauteren Unterstellungen treibt. Psychologisch verständlich, wenn auch armselig.

  • ...

    c) gespendet um ein autoritäres, völkisches oder geschichtsrevisionistisches Gedankengut unter das Volk zu bringen

    Ich bin relativ sicher, das die Motivation c) nicht vorliegt. Damit auch keine Unterwanderung mit Hilfe der Architektur stattfindet. Bliebe dann noch als letzter Vorwurf, dass es Spender mit rechter Gesinnung gibt, auch wenn diese keine radikale Motivation haben. Dann müsste man allerdings jedes Spendenprojekt der Welt hinterfragen, denn es wird immer unter Spendern auch Menschen geben, die eine rechte/radikale Gesinnung haben.

    Wir sollten trotzdem dieses Motiv, wenn auch in abgeschwächter Form, nicht völlig außer Acht lassen. Rechte wie linke Agitatoren nutzen jede nur denkbare Möglichkeit zur Meinungsbeeinflussung. Bis zur Wende geschah das im Osten an jeder öffentlichen Wandfläche durch Kampfaufrufe und Lob der sozialistischen Errungenschaften. Dafür braucht es gleichwertigen Ersatz, was manche Aktivitäten erklärt. Warum sollten Rechte diese Chance nicht auch nutzen, da ihre Plakate in der Regel kaum geduldet werden?