• Deine Stellungnahme gefällt mir sehr gut, "Goldstein". Im Prinzip hast Du zwar Recht, das Problem ist aber, dass man solche Leute nicht einfach ignorieren kann. Ich habe gerade einen Dokumentarfilm über die Hexenverfolgung gesehen. Damals hätte man die Hexenjäger auch ignorieren sollen, aber leider entfalteten sie gesellschaftliche Macht und richteten damit Unheil an. Auch wenn die Zeit und die Folgen andere waren, ähneln sich bestimmte Mechanismen. Lässt man solche Leute einfach gewähren, kann sich das immer mehr radikalisieren. Und dann hilft es nicht mehr ausreichend, sich auf die Position des Fernhaltens von ihnen zurück zu ziehen.

  • Dass Herr Bödecker Extremist gewesen sei, habe ich nie behauptet. Wenn du ihn als Rechten einstufst, dann sind wir in unserer Einschätzung ganz nah beieinander. [...]

    Gut, wo ist dann das Problem? Es gibt Rechte, es gibt Linke, es gibt die Mitte. Leute wie Trüby und Oswalt sind ja offenbar der Meinung, dass Menschen, die dem rechten Lager angehörig sind, in allen gesellschaftlichen Bereichen ausgegrenzt und diffamiert werden dürfen. Das ist eine erkennbar antidemokratische Haltung. Ich ging nicht davon aus, dass du diese teilst.

    [...] er war [...] Kritiker unseres demokratischen Systems!

    Nun ja, mir würde auch einige Kritik am aktuellen demokratischen System einfallen. Zum Beispiel die überbordende Rolle der Parteien. Deswegen bin ich aber nicht gegen die Demokratie ansich und wenn man ehrlich ist - jedes System hat Vor- und Nachteile und darf somit selbstverständlich auch kritisiert werden.

    Aber auch hier: Auf welche konkreten Zitate lässt sich diese Behauptung der vermeintlichen Demokratie-Feindlichkeit denn zurückführen?

    Die Details hat Oswalt ja nun sehr gut ausgearbeitet. Der Link hierzu ist nun mehrfach an dieser Stelle gepostet worden, so dass ich nun darauf verzichte.

    Oswalt hat Zitate aus dem Kontext gerissen, er hat allen Ernstes mit Kontaktschuld argumentiert ("Der war mal auf ner Veranstaltung mit jemanden, der auch mal auf ner anderen Veranstaltung war, wo auch Afd-Leute waren.") und er hat in nicht eindeutige Aussagen Dinge hineininterpretiert.

    Ich habe kein einziges Zitat gefunden, was mich davon überzeugt hätte, dass Herr Bödecker eine problematische Person sein könnte.

    Wie gesagt, das Ansinnen von Trüby und Oswalt geht ja allen Ernstes in die Richtung, dass Akteure aus der politischen Rechten aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden sollen. Und das ist eine Meinung, die in einer funktionierenden Demokratie selbst beim politischen Gegner auf Ablehnung stoßen sollte. Deswegen ging ich nicht davon aus, dass irgendjemand hier im Forum derartige Gedanken teilt.

  • Aber auch hier: Auf welche konkreten Zitate lässt sich diese Behauptung der vermeintlichen Demokratie-Feindlichkeit denn zurückführen?

    Am überzeugendsten würde ich die folgende Beobachtungen einstufen:

    „Der politische Streit kostet Geld, viel Geld sogar, und das muß von den steuerzahlenden Bürgern aufgebracht werden.“ (Q: Ehrhardt Bödecker: Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2. Auflage 2005, S. 52)

    Offensichtlich sieht Bödecker in einem Mehrparteiensystem nur einen unnötigen Kostenfaktor.

    Und hier:

    In einem Interview kritisierte Bödecker die „politisch gewollte Verleumdung des Militarismus“ sowie die Parteien, den Föderalismus und die EU. Er plädierte für einen schlanken Staat mit Bildung und Disziplin nach dem Vorbild Preußens und bezweifelte, dass es in der Bundesrepublik noch einen Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit gebe: „Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit haben wir doch längst nicht mehr.“ Hingegen gäbe es „versorgungsstaatlichen und mitbestimmungswütigen Wildwuchs des Staates und der Gewerkschaften“ (Q: Interview mit Erhardt Bödecker: „Uns fehlt, was Preußen war“, aus Junge Freiheit 9/ 2007, 23.2.2008, wieder abgedruckt in Soldat im Volk, März/ April 2007, S. 57/58.)

    Die Ansicht, Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit würden in Deutschland nicht existieren, kennt man sonst nur aus rechtsextremen Kreisen.

    Wie gesagt, das Ansinnen von Trüby und Oswalt geht ja allen Ernstes in die Richtung, dass Akteure aus der politischen Rechten aus der Gesellschaft ausgegrenzt werden sollen. Und das ist eine Meinung, die in einer funktionierenden Demokratie selbst beim politischen Gegner auf Ablehnung stoßen sollte. Deswegen ging ich nicht davon aus, dass irgendjemand hier im Forum derartige Gedanken teilt.

    Das Problem ist, dass in Deutschland die politisch Rechte mit der AfD nahezu geleichgesetzt werden kann. Alle anderen rechten Parteien haben in D keine Bedeutung oder sind noch radikaler in ihren Ansichten. Nun wissen wir durch Gerichte und den Verfassungsschutz, dass große Teile der AfD rechtsradikal, faschistisch und verfassungsfeindlich sind. Wer also die politisch Rechte unterstützt, unterstützt gleichzeitig den Rechtsextremismus. Darin liegt die große Gefahr einer rechten Gesinnung und von rechten Tendenzen in der Gesellschaft.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • tegula
    Du bestätigst mit den Einlassungen gegenüber Centralbahnhof ganz "eindrucksvoll", dass du undifferenziert das Handwerk des Herrn Oswalt ebenfalls beherrschst.
    "Offensichtlich sieht Bödecker in einem Mehrparteiensystem nur einen Kostenfaktor" - als Schlußfolgerung aus seinem Satz, dass das Geld für den politischen Streit von den steuerzahlenden Bürgern aufgebracht werden muss?????
    Seine Einlassungen zu "versorgungsstaatlichem und mitbestimmungswütigem Wildwuchs des Staates und der Gewerkschaften" ist doch nichts anderes als die Zusammenfassung der Beobachtungen zur Regulieritis in allen gesellschaftlichen Ebenen.
    Wenn man ein Feindbild gefunden hat, dann muss man daran festhalten.

    Es war Franz Josef Strauß der einst sagte (sinngemäß) "rechts neben der CDU/CSU darf es keine demokratisch legitimierte Partei geben" - die "Aufweichung" dieser Linie durch seine politischen Erben immer mehr zur als solchen empfundenen Mitte hin führte mE auch dazu, dass wir heute diesen Zustand haben, in dem Diskreditierung von Personen derart möglich ist.
    Wenn man sich vor Augen führt, dass die Zuordnung rechts - links auf die Sitzordnung der französischen Abgeordnetenkammer von 1814 zurückgeführt wird, dann wird da inzwischen ein recht großer Bohei drum gemacht. Natürlich darf man nicht ausblenden, dass es auch aus heutiger Definition rechtsextreme Parteien gibt - aber da diese nicht für den Erhalt der derzeitigen Ordnung stehen, wären sie nach der überkommenen Zuordnung als links zu bezeichnen. An dieser Zuordnung mit allem Humbug, der daraus abgeleitet werden kann und auch wird, erkennt man unter Umständen die Hirnrissigkeit dieses Schubladendenkens. Dass die Hufeisentheorie - nach der Bödecker IMMER NOCH KEIN RECHTSEXTREMER ist - auch in diesen Zuordnungen ihre Grundlage findet, mag man vielleicht noch als kleines Bonbon auffassen.

    Ich bin jedenfalls gespannt, ob die CDU nach der Wahl von Friedrich Merz zum neuen Vorsitzenden zu ihrer alten Stärke und ihren alten Werten zurückfindet und "das Zurücklassen eines Großteils der Bevölkerung am rechten Rand" unterbleibt.


    Zitat

    Politische Einstellungen werden häufig vergröbernd als rechts oder als links bezeichnet. Die Unterscheidung soll auf die Sitzordnung in der französischen Abgeordnetenkammer von 1814 zurückgehen. Dort saßen - vom Präsidenten aus gesehen - auf der rechten Seite diejenigen Parteien, die für den Erhalt der gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse eintraten. Auf der linken Seite saßen diejenigen Parteien, die eine Änderung der politischen und sozialen Verhältnisse anstrebten.

    Quelle Bundeszentrale für politische Bildung


  • Du bestätigst mit den Einlassungen gegenüber Centralbahnhof ganz "eindrucksvoll", dass du undifferenziert das Handwerk des Herrn Oswalt ebenfalls beherrschst.

    Da befinde ich mich offensichtlich in guter Gesellschaft, wenn selbst Bödeckers Familie, sein von ihm gegründetes Museum, die Stiftung Humboldt Forum und die komplette Medienlandschaft inkl. der konservativen WELT ein Problem in den Äußerungen von Bödecker sehen. Nur hier im Forum finden sich einige Unermüdliche, die in ihm einen falsch verstandenen älteren Preußenliebhaber sehen.

    Ich denke, alle Argumente sind ausgetauscht. Sollten wir es nun nicht dabei belassen? Für mich ist nämlich die entscheidende Frage eine andere: Wie geht man nun in Zukunft mit solchen Enthüllungen um? Denn es wird nicht bei der Causa Bödecker bleiben. Zumindest darüber dürften wir uns ja einig sein.

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  • tegula
    Es ist für mich schon allein deshalb müßig, über den "Umgang mit Enthüllungen" nachzudenken, weil diese "Enthüllungen" nichts anderes darstellen, als Diskreditierungsversuche.
    Bleiben wir beim Thema Berliner Schloß, dass auf Grund diverser Beschlüsse des Bundestages neu errichtet wurde - dass von der Stiftung äußerlich geschmückt werden durfte. Es sind FEST DEFINIERTE Ziele, die dort vorgegeben sind. Stiftungszweck ist vorgegeben - Einflußmöglichkeiten sind auf Grund der demokratischen Kontrolle der Einhaltung der Stiftungszwecke nicht von außerhalb möglich (und das ist auch gut so).
    WARUM sollte man die Spender in der Hoffnung etwas "enthüllen" zu können denn "durchleuchten"? Sie haben doch mit ihrer Zuwendung den Stiftungszweck anerkannt. Ich habe an keiner Stelle etwas von "Unterwanderungsversuchen" gelesen oder gehört - nur von Unterstellungen, dass dies möglicherweise unter Umständen eventuell beabsichtigt sein könnte.
    Einem Spender eine demokratiefeindliche Gesinnung zu unterstellen und daraus ableitend sowohl seine Lebenswerk als auch die Zuwendungsempfänger in Verruf zu bringen - das ist ganz schlechter Stil.

    In vielen Bereichen des öffentlichen Lebens berufen sich die Menschen auf die DSGVO - warum also soll eine Stiftung hiervon abweichen und zuvörderst nach der Gesinnung ohne Grund (da wie geschrieben keine Einflußmöglichkeiten bestehen) forschen?

    Was nun Bödeckers Familie angeht - es waren ZWEI TAGE zwischen dem Protest gegen die Kritik und der späteren Stellungnahme - nachzulesen im Blog Schloßdebatte. Davor kann man die Augen verschließen - sollte man aber nicht, wenn man einer ernsthaften Betrachtung des Gesamtvorgangs interessiert ist.

    Abschließend: Hätte Herr Bödecker NICHT für die Schloßfassade gespendet - kein Hahn hätte danach gekräht, was er an welcher Stelle und vor welchem Publikum mit welchen aus dem Zusammen gerissenen Worten geäußert hat. Insofern geht es nicht um oder gegen Bödecker sondern einzig gegen das Traditionalistische - das neuerrichtete Schloß in seiner Schönheit.

  • Konsequent wäre, wenn die Tafel schon aufgrund dieser bösartigen Anwürfe entfernt wurde, dass man den Erben Bödeckers dann zumindest auch das gespendete Geld wieder zurückgeben sollte! Alles andere wäre doch heuchlerisch.

    Da auch seine Gattin auf der Tafel stand finde ich es jedoch ziemlich frauendiskriminierend, dass auch sie gecancelt wurde! Überhaupt fände ich es langsam an der Zeit, dass "Rechte" (per definitionem Oswalt) auch keine Steuern mehr zahlen sollten :wink:...wenn sie schon aus dem gesellschaftlichen Diskurs ausgegrenzt werden sollen.

  • Ich denke, alle Argumente sind ausgetauscht. Sollten wir es nun nicht dabei belassen? Für mich ist nämlich die entscheidende Frage eine andere: Wie geht man nun in Zukunft mit solchen Enthüllungen um? Denn es wird nicht bei der Causa Bödecker bleiben. Zumindest darüber dürften wir uns ja einig sein.

    Das ist doch die zentrale Frage, Tegula.

    Ein gemeinnütziger Verein kann nicht die politische Gesinnung seiner Spender berprüfen, dafür müßten Fachbehörden wie das Landes- oder Bundesamt für Verfassungsschutz herangezogen werden. Oder wie soll ein Verein solche "Durchleuchtungen" vornehmen? Vielleicht mit öffentlichen Tribunalen?

    Und politische Ansichten können sich ändern - wer also heute poltisch Olaf Scholz unterstützt kann sich ja morgen schon als Abonnent der "Jungen Freiheit" herausstellen und würde nach den Maßstäben von Oswalt als mindestens "rechtslastig" gelten. Da es viele Konvertiten von links- zu rechtsradikal (und umgekehrt) gibt ist es auch möglich, daß Maoisten für das Schloß gespendet haben (einen Fall kenne ich persönlich) - wie ist mit denen zu verfahren?

    Klar, kann man die Diskussion auf die Causa Boedecker redizueren, es geht aber ja ausweislich der Texte von Oswalt um viele andere und weitere Spender und um die nun herrschende Stimmung es könne quasi täglich eine neue "Enthüllung" auf einen zukommen. Ich glaube, daß Oswalt bewußt Forderungen aufstellt, die nicht erfüllt werden können und die vermeindlichen Enthüllungen weitergehen werden, um Menschen von Rekonstruktionsvorhaben abzuhalten und Spender von Wiederaufbauten abzuziehen. Sorge um den Bestand des Rechtsstaates nehme ich oswalt nicht ab.

  • Die Ansicht, Parlamentarismus und Rechtsstaatlichkeit würden in Deutschland nicht existieren, kennt man sonst nur aus rechtsextremen Kreisen.

    "kennt man sonst nur aus rechtsextremen Kreisen" und "ist rechtsextrem" sind übrigens zwei verschiedene Dinge. In den 70iger Jahren war die betreffende Auffassung in linken Kreisen sehr verbreitet. Von daher müsste man zumindest "heute" dazusetzen.

    Grundsätzlich finde ich die Aussage auch befremdlich, aber was den Teil zum Parlamentarismus angeht, könnte das z.B. auch so gemeint sein, wie es Colin Crouch in "Postdemokratie" gemeint hat, nämlich dass die Parlamente nur noch Fassaden seien, während die eigentlichen Entscheidungen zwischen einigen wenigen Politikern und Lobbygruppen in den Hinterzimmern ausgekungelt würden (sehr verkürzt dargestellt, aber im Prinzip läuft Crouchs Theorie darauf hinaus: https://de.wikipedia.org/wiki/Postdemokratie ).

    Man müsste halt bei Bödecker nachfragen können, was gemeint ist und welche Fälle er vor Augen hat. Ich finde die Aussage aber nicht grundsätzlich und ohne weitere Nachfrage als "rechtsextrem" einzuordnen. Crouch ist z.B. auch ein Linker und wurde immer als Linker rezipiert.

    Ich finde andere Äußerungen Bödeckers da eindeutiger und auch eindeutig problematischer.

  • Am überzeugendsten würde ich die folgende Beobachtungen einstufen:

    „Der politische Streit kostet Geld, viel Geld sogar, und das muß von den steuerzahlenden Bürgern aufgebracht werden.“ (Q: Ehrhardt Bödecker: Preußen und die Wurzeln des Erfolgs, 2. Auflage 2005, S. 52)

    Offensichtlich sieht Bödecker in einem Mehrparteiensystem nur einen unnötigen Kostenfaktor.

    Nein, so einfach ist das nicht. Du hast dir nach der Oswalt-Methode einen Satz ohne Kontext rausgepickt, der für dich vermeintlich das Potenzial hat, Bödecker zum Antidemokraten hochzujazzen.

    Der von dir rausgepickte Satz ist aber in einem größeren Kontext zu lesen, etwa von S. 49-53. Darin beschäftigt sich Bödecker mit der Sozialpolitik des Kaiserreichs und vertritt die These, dass diese damals im konstitutionellen System des Kaiserreichs deutlich leichter durchzusetzen gewesen wäre als in einem rein parlamentarischen System (er zieht den Vergleich mit Großbritannien). Diese These muss man gewiss nicht teilen, aber eine Ablehnung des Mehrparteiensystem wird weder in diesem Kontext noch per se von ihm vertreten.

    Schauen wir uns also zumindest den Absatz, aus dem du zitiert hast genauer, d.h. vollständig an. Zu finden im o.g. Buch Bödeckers, S. 52. Den von dir ausschließlich zitierten Satz habe ich grün markiert:

    Zitat von E. Bödecker

    Runde Tische, Sonderverträge und gegenseitige Konsultationen von euphemistisch mit Sozialpartnern bezeichneten Interessenvertretern, wie sie zu Beginn des 21. Jahrhunderts Mode geworden sind, vernebeln Schwäche und Lähmung des „modernen“ Staates mit katastrophalen Wirkungen auf Wirtschaft und Beschäftigung. Hiervon hängen jedoch die Sicherung der Lebensgrundlagen der Menschen und der innere Frieden ab. Modern ist nicht die schwächelnde, sondern der verantwortungsbewusste rechtlich eingebundene starker Staat. Hinzu kommt, dass der angeblich so moderne Staat der Gegenwart seine Bürger ständig in seinem Umfang finanziell in Anspruch nimmt, wie es in der preußischen Geschichte niemals vorgekommen ist. Der politische Streit kostet Geld, viel Geld sogar, und das muß von den steuerzahlenden Bürgern aufgebracht werden.

    Zudem lenkt diese Diskussion davon ab, dass es generell - Konstantin hat es erneut heute betont - keine Gesinnungsprüfungen von Spendern geben kann. Ansonsten wäre es nämlich ein Kinderspiel die Spenden von fundamentalistisch-islamistischen Golf-Emiraten für salafistische Moscheen in Deutschland zu unterbinden. Über solche wahrlich undemokratischen Spender haben sich aber weder Oswalt noch Kulturzeit bisher aufgeregt. Nur wenn es um das Berliner Schloss oder andere Rekonstruktionen geht, dann wird jedes Haar in der Suppe gesucht.

  • Ich könnte mir lebhaft vorstellen, dass auch bei den Spendern zum Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche "böse Rechte" dabei waren. Deshalb schlage ich dringend einen "Untersuchungsausschuss" vor!

    Auf alle Fälle sollte man ab Januar schon mal vorbeugend die Kirche auf den Zustand der Ruine von 1989 "zurück bauen" und die Spenden zurückzahlen.

    Das sind wir unserer Vergangenheit schuldig!

  • Lieber tegula, so geht das nicht. Was du hier konstruierst ist klassische „Kontaktschuld“. Selbstverständlich sind bei einem Rechten Schnittmengen zur extremen Rechten vorhanden, ohne dass deshalb Deckungsgleichheit besteht, wie du es suggerierst. Übrigens findet diese Abgrenzung, die du so vehement einforderst, auch bei „Linksliberalen“ in keiner Weise statt. Du versuchst -wie es in linken Kreisen üblich ist- auch nicht, Bödecker zu widerlegen, sondern ihn mit dem Verdikt „rechtsextrem“ und indirekten Drohungen („wer Rechte wählt, wählt Kriminelle“) zu diskreditieren und jede Diskussion mit Argumenten zu umgehen. Wegen dieser Diskursverweigerung und der Ausgrenzung der politischen Rechten (ohne Gründe- ihr „rechts-sein“ reicht bereits, um sie zu verdammen) von demokratischer Teilhabe, an der du mit diesen rhetorischen Stilmitteln aktiv mitarbeitest, schließe ich mich Bödecker vollumfänglich an: in Deutschland ist zumindest der Parlamentarismus, der aus demokratischem Streit, Akzeptanz gegenteiliger Ansichten und Vielfalt der Meinungen besteht, de facto abgeschafft.

  • Lieber tegula, so geht das nicht. Was du hier konstruierst ist klassische „Kontaktschuld“. Selbstverständlich sind bei einem Rechten Schnittmengen zur extremen Rechten vorhanden, ohne dass deshalb Deckungsgleichheit besteht, wie du es suggerierst.

    Nein, ich habe betont, dass ich sehr wohl einen Unterschied zwischen rechten und rechtsextremen Phänomenen mache. Ich halte Bödecker nicht für rechtsextrem. Ich habe das nirgends geschrieben und dies nochmals hervorgehoben:

    Dass Herr Bödecker Extremist gewesen sei, habe ich nie behauptet. Wenn du ihn als Rechten einstufst, dann sind wir in unserer Einschätzung ganz nah beieinander.

    Im Übrigen drehen wir uns hier im Kreis mit unserem Diskurs. Deshalb möchte ich es dabei belassen, was ich zuletzt schrieb:

    Ich denke, alle Argumente sind ausgetauscht. Sollten wir es nun nicht dabei belassen? Für mich ist nämlich die entscheidende Frage eine andere: Wie geht man nun in Zukunft mit solchen Enthüllungen um? Denn es wird nicht bei der Causa Bödecker bleiben. Zumindest darüber dürften wir uns ja einig sein.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • tegula
    Es gibt KEINE causa Bödecker - weil das ganze Prozedere, welches hier zelebriert wird zutiefst den demokratischen Grundsätzen widerspricht. Wenn du - überspitzt ausgedrückt - auf der Seite der Undemokraten stehen willst, dann mach so weiter.
    Du behauptest, alle Argumente wären ausgetauscht - blendest aber dabei ein wichtiges Detail aus: ein Diskurs entsteht nicht nur durch das Austauschen von Argumenten "beiderseits" des Tisches - er lebt auch vom sachlichen bestätigen oder widerlegen der Argumente der "Gegenseite". Diesem Diskurs verweigerst du dich aber, denn auf die Hinweise zu den demokratischen Spielregeln gehst du ebenso wenig ein wie auf die Deutungsmöglichkeiten von Komplettzitaten.

  • klassische „Kontaktschuld“

    Zu Kontaktschuld habe ich übrigens dieses ausgewogene Interview gefunden:

    Interview mit Michael Meyen

    Damit ist jedes Ihrer Argumente wertlos.

    Das Prinzip Kontaktschuld ist beliebt, vor allem bei Diskussionen im Netz: Man diskreditiert eine Person allein dadurch, dass sie auf der 'falschen' Demo war, mit der 'falschen' Person gesprochen oder gar Geburtstag gefeiert hat. Analysiert wurde das Prinzip bislang kaum, was daher an dieser Stelle versucht werden soll. Ein Interview mit Medienforscher Michael Meyen über Meinungspluralismus, Radikalenerlass, den Umgang mit Rassisten und warum Twitter für Kontaktschuldvorwürfe die ideale Plattform ist.

    https://www.planet-interview.de/interviews/michael-meyen/51694/

  • Das Problem ist, dass in Deutschland die politisch Rechte mit der AfD nahezu geleichgesetzt werden kann. Alle anderen rechten Parteien haben in D keine Bedeutung oder sind noch radikaler in ihren Ansichten. Nun wissen wir durch Gerichte und den Verfassungsschutz, dass große Teile der AfD rechtsradikal, faschistisch und verfassungsfeindlich sind. Wer also die politisch Rechte unterstützt, unterstützt gleichzeitig den Rechtsextremismus. Darin liegt die große Gefahr einer rechten Gesinnung und von rechten Tendenzen in der Gesellschaft.

    Das klingt hier leider anders. Hier konstruierst du eine „Gefahr“ aufgrund der von mir erwähnten möglichen Schnittmengen, die -wie gesagt- in der Natur der Sache liegen. Was leider dazu führt, dass du -als Linksliberaler (ich trete dir damit wohl nicht zu nahe)- die inhaltlichen Grenzen deiner politischen Gegner festsetzen möchtest, deren Definition -bei allem Respekt- nicht deine Angelegenheit ist. So wie auch ich und viele „Rechte“ nicht permanent den „wachsamen“ Zuchtmeister spielen, wenn die Grünen oder die SPD mit linksradikalem Gedankengut liebäugeln (was wesentlich öfter vorkommt, als die Liebäugelei der AfD mit nazistischen Vorstellungen). Wie gesagt: auf inhaltlicher Ebene kann man über alles diskutieren. Aber im Fall Bldecker geht es leider einzig und allein um die Wiederholung und Bestätigung von Feindbildern.

  • Zu Kontaktschuld habe ich übrigens dieses ausgewogene Interview gefunden:

    Interview mit Michael Meyen

    ...

    Sehr interessant, von Kontaktschuld habe ich vorher noch nie etwas gehört. Es gab wohl auch einen Appell für freie Debattenräume, bei der es u.a. auch um die Kontaktschuld geht. Ich zitiere mal aus dem dazugehörigen Wikipedia-Artikel "Wir erleben gerade einen Sieg der Gesinnung über rationale Urteilsfähigkeit. Nicht die besseren Argumente zählen, sondern zunehmend zur Schau gestellte Haltung und richtige Moral.“

    ...

  • East_Clintwood

    Ich sehe wenig Sinn darin, uns erneut im politischen Klein-klein zu verlieren. Ich glaube wirklich, dass alle Argumente ausgetauscht worden sind. Der Stand der Diskussion, wie ich sie bewerte:

    Oswalt hat Bödecker anhand einer Vielzahl von Belegen eine rechte Gesinnung zugeschrieben. Dabei mag die Motivlage von Oswalt sicher keine edle sein (wie ich auch explizit in meinem Artikel ausführe!), aber einige Foristen glauben aufgrund dieser Konstellation, alle Anschuldigungen gegen Bödecker seien an den Haaren herbeigezogen. Auch wenn einzelne Zitate möglicherweise aus dem Zusammenhang gerissen sind, so spricht allein ihre Summe doch eine eindeutige Sprache. Das haben auch Bödeckers Familie, die Stiftung Humboldt Forum und die Medien bis hin zur WELT so eingeordnet. Auch Centralbahnhof bezeichnet Bödecker als Rechten. Mehr habe ich nie behauptet, aber auch nicht weniger. Alles andere sind ideologische Grabenkämpfe. Können wir es nicht bei diesen Feststellungen belassen?

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Auch wenn einzelne Zitate möglicherweise aus dem Zusammenhang gerissen sind, so spricht allein ihre Summe doch eine eindeutige Sprache.

    "Einzelne"? ... Das hat doch offenbar Methode bei Oswalt! Und du hast es heute genauso versucht. Du rühmst dich doch immer ein Profi im wissenschaftlichen Arbeiten zu sein. Dann geht genau das eben nicht, Zitate aus dem Kontext zu reißen.

    Zitat von tegula

    ... und die Medien bis hin zur WELT so eingeordnet.

    Ja, "die" Medien. Die meisten Medien sind dem Schloss alles andere als wohlgesonnen, das haben wir hier x-mal anhand hunderter Beispiele erzürnt durchdekliniert, seit etlichen Jahren. Die "Welt" war hierbei bisher immer eine positive Ausnahme, ich vermute auch dass es weitgehend dabei bleiben wird.

    Die Kommentare der Welt-Leser lassen jedenfalls vermuten dass der betr. Artikel nicht allzu viel Beifall findet. Oswalt würde vermutlich sagen sie sind "rechts":