Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Es ist ein sehr angenehmes, zartes Grün. Gerade gegenüber dem kräftigen Rosa des Stadtschlosses wirkt es richtig hell und frisch und genau abgestimmt.

    Mir ist das doch im Grunde wurscht, aber "genau abgestimmt" ist es nun gerade nicht. Es beisst sich eher mit dem Schloß.

    @Clint_Eastwoods ´Entgilbung´ dürfte der Wahrheit nahe kommen. Vielleicht wittert sich die jetzige Farbe ja in 10 Jahren noch zurecht.

  • Mir ist das doch im Grunde wurscht, aber "genau abgestimmt" ist es nun gerade nicht. Es beisst sich eher mit dem Schloß.


    Tschuldige, aber du hast keinen blassen Schimmer von Farbbalance. Da beißt sich gar nichts. Zartgrün bis Mint und Rosa bis Pink gelten als eine der beliebtesten, althergebrachten Farbkombinationen im Pastellfarbenspektrum.

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    Niemand von Belang, nur die Pompadour in dieser Farbkombi:

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  • Danke für die Bilder. Ich finde, dass es wirklich sehr schön aussieht. Wunderbar wie sich der Alte Markt entwickelt. Gibt es eigentlich Bemühungen die Farben des Schlosses und des Marstalls anzugleichen? Früher hatten die wohl die gleiche Farbe?

    Rosa und Grün gibt es auch in meiner Strasse: Teglgaardstræde

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Mal abgesehen davon, dass sich renommierte Denkmalpfleger und Bauforscher seit Jahren mit dem Thema auseinandergesetzt haben und genau diesen Farbton als den dem Original am nächsten kommenden festgelegt haben... Aber die werden wahrscheinlich einfach nicht die skills gehabt haben, ein digitales Foto zu entgilben. Schade, dass Jakob uns das erst jetzt gezeigt hat... Jetzt werden wir mit diesem total unpassenden, "unangenehmen" (Copyright: Jakob) Farbton leben müssen. Schade schade schade...

  • "Die" Pompadour sitzt da jedenfalls nicht in der behaupteten Farbkombination. Die Seide changiert grün (Atlasbindung, bei der ein grüner Faden mitläuft?) , die eigentliche Grundfarbe des Stoffes ist aber blassrosa.

    Die renommierten Experten sind mir auch wurscht, der autoritative Beweis zieht bei mir nicht. Hinschau´n kann ich selber.

    Ich bleibe dabei: Der ursprüngliche Farbton des Hauses war vermutlich näher an einem leicht grünstichigem fad-hellen Graublau als an Seladon oder irgendeinem sonstigen ´Bauforschergrün´. Ehrlicherweise muß ich aber sagen, daß man natürlich dem gezeigten Potsdam-Bild, daß spät entstanden ist, nicht völlig trauen kann. So kann der Maler z.B. einen tatsächlich bestehenden Kontrast abgemildert haben.

  • "Die" Pompadour sitzt da jedenfalls nicht in der behaupteten Farbkombination. Die Seide changiert grün (Atlasbindung, bei der ein grüner Faden mitläuft?) , die eigentliche Grundfarbe des Stoffes ist aber blassrosa.

    Sie sitzt nicht in den Farben da, die Farben changieren nur grün und blassrosa...
    Dir ist schon klar, dass genau das so gewollt und kein bloßer Zufall ist, und sie somit sehr wohl in genau dieser Farbkombi dasitzt.
    Hier ein paar mehr originale oder rekonstruierte Roben dieser Zeit in der selben Farbkombi:

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  • Eigentlich halte ich diese Diskussion für idiotisch... Will aber doch darauf hinweisen, dass es gelinde gesagt kühn ist, irgendwelche Schlussfolgerungen aufgrund eines eigenhändig "entgilbten" Digitalfotos zu ziehen. Ich kenne zugegebenermaßen Jakob s Credentials nicht, bezweifle aber, dass sie an due von Rainer Roczen heranreichen, der sich seit ca 40 Jahren mit der Farbigkeit barocker Architektur beschäftigt und auch an dieser Fassade die Farben festgelegt haben wird. Aber "der autoritatibe Beweis zieht ja bei dir nicht", mit anderen Worten, du machst dir deine eigene Wirklichkeit. Grüße an den Stammtisch...

  • Die Expertise von Fachleuten ignorieren, stattdessen lieber auf die eigene Kompetenz vertrauen - was ist das denn anderes als Stammtisch? Nicht ich ziehe das Niveau herunter, indem ich die Dinge beim Namen nenne, sondern jene, die sich verhalten wie Stammtischgenossen.

  • Was die Farbigkeiten der historischen Altstadt betrifft ist das stets ein Quell' von Diskussionen. Die Untere Denkmalschutzbehörde hat hier einen eigenen Mitarbeiter, der im Denkmalbereich "Potsdamer Stadtkern" die Fassadenfarben dekretitiert.

    Kernausgangspunkt dieser Farben, auch hier, sind auf der einen Seite ggf. Befundungen (z.B. beim Lehmannschen/Knobelsdorffhaus oder beim Alten Rathaus sowie bei Fragmenten des Stadtschlosses) und andererseits möglichst zeitgenössische Abbildungen, hier z.B. die Gemälde von Baron und Meyer, dem "Potsdamer Canaletto".

    Grundsätzlich hatte man sich bei der Potsdamer Mitte darauf verständigt, bei Rekonstruktionen die barocken Ursprungsfassungen wiederherzustellen. Das ist beim Klingnerschen Haus besondern deutlich durch die ovalen Fenster des ursprünlichen Knobelsdorffentwurfes, die die Veränderungen der Kaiserzeit rückgängig machen. Das ist konzeptionell ein Ansatz, der der Gestaltungssatzung der Residenzstadt Potsdam von 1920 folgt, nachdem bei einer Rekonstruktion der Zustand der "höchsten künstlerischen Ausprügung" wiederherzustellen ist. Berlin z.B. stellt hingegen - wenn überhaupt rekonstruiert wird - stets den letzten Zustand vor der Zerstörung wieder her, mit allen Veränderungen (natürlich mit Ausnahme der NS-Zeit).

    Das Problem der heutigen recht pasteligen Farben liegt darin, dass die Befunde und Gemälde in ihrem heutigen Zustand 1:1 für original genommen werden. Tatsächlich jedoch sind Farbreste in Fugen genauso wie Gemälde in den letzten 300 Jahren erheblich nachgedunkelt bzw. blasser geworden. Man muss sich die barocke Altstadt im Barock also deutlich farbenfroher vorstellen, als sie heute wiederhergestellt wird.

    Angesichts der Kontinuität der Farbfassungen der letzten 20 Jahren ergibt sich jedoch in den Pastellfarben ein geschlossenes Gesamtbild. Deshalb würde ich da jetzt auch nicht mit krassen Barockfarben herausstechen sondern die Farben Stück für Stück wieder etwas intensiver wählen um dem Ruf Potsdams als "bunte Stadt" wieder gerecht zu werden. Der zuständige Mitarbeiter geht auch bald in Rente.

  • Wer denkt sich so etwas aus!? Bei den absehbar geringen Wassermengen gibt es keinen "Spei-Effekt", das Regenwasser wird direkt auf der Säulenoberfläche und der Wand nach unten laufen.

    Wasser hat einen ganz dünnen Kopf und kommt überall durch heißt es....

    Die Blechverwahrungen mit ihren Abtropfkanten sorgen wenigstens dafür, dass es nicht ganz so arg wird, wenn die "normale Dachterassenentwässerung" mal verstopft sein sollte. Falls der Wasseranfall so enorm ist, dass die eigentliche Entwässerungsanlage nicht mehr ausreicht, wirst du den Spei-Effekt sehen können.

  • Ich war am Anfang wirklich sehr skeptisch bezüglich des Grüns. Aber jetzt bin ich doch sehr begeistert. Geschmackstechnisch hätte es auch für mich eine Nuance dunkler sein können. Aber sei es drum. 😊

    Dass es sich mit dem Stadtschloss beißt finde ich überhaupt nicht. Ich argumentiere da gerne mit dem Farbenkreis. Das Rosa des Landtags ist eine pastellige Variation des Rot, das Mint des Klingnerschen Hauses wiederum ist eine Variation des Grün. Somit haben wir hier die Variation eines Komplimentärkontrastes.

    Wenn jemand es anders sieht, ist das für mich auch in Ordnung. 😊

    Spannend wird noch wie die Farbgebung der unmittelbaren Nachbargebäude ausfallen wird. 🙂

    Exkurs: In einer Bilderstrecke des Ingenieurs und Fotografen Leon Lenk sind Detailaufnahmen des Ladeneinbaus vom Neubau der ehemaligen Schlossstraße 4.

    ( https://www.leonlenk.de/potsdamer-mitte-bautagebuch/ )

    Obwohl es sich hier um einen reinen Neubau handelt ist der Ladeneinbau sehr stilvoll.

    Viel besser als noch im Rendering mit der protzigen und grobschlächtigen Baubronze.

    (CG Vogel Architekten)

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • In der DIN 1986-100 Abschnitt 14.2.6

    Also in dem Merkblatt der Architektenkammer, das mir vorliegt, ist die freie Entwässerung durch die Attika mittels Speier nur eine Möglichkeit.

    Alternativ kann auch eine separate Leitung gebaut werden, die später frei entwässert, in meinem Vorschlag oberhalb des Sockelgeschosses. Ggf. ist es hier notwendig, dass der Denkmalschutz bestätigt, dass die lächerlichen Wasserspeier denkmalrechtlich nicht zulässig sind - schliesslich ist der Markt ein Denkmalbereich. Man darf sich bei soas nie mit der erstbesten Lösung zufrieden geben.

    Es geht dem Sinn nach ja lediglich um eine zweites, vom "normalen" Ablauf separates Redundanzssystem. Ob das Rohr nun "nur" durch die Attikamauer oder ein paar Meter weiter durch die Mauer geführt wird macht nichts aus.

  • In der DIN 1986-100 Abschnitt 14.2.6

    Ich habe Zugriff auf jegliche DIN-Normen, kann mich momentan aber leider nicht anmelden. Sobald das wieder möglich ist, schaue ich nach.

    Dass bei einer Terrasse/Balkon der Notüberlauf mittels eines separaten Leitungssystems erfolgt, habe ich so noch nicht gesehen- die Wasserspeier bieten sich einfach viel mehr an und können unproblematisch nach außen ausmünden, ohne dass sich hervorstehende Anstauelemente auf der Terrasse befinden.

    Bei Gründächern oder nicht begehbaren Dächern ist die Leitungslösung denkbar- aber bei Balkonen und Terrassen meines Erachtens nicht. Bei der Leitungsvariante des Notüberlaufs müsste das Anstauelement ja noch weiter aus dem Boden hervorstehen als die Hauptentwässerung, was wiederum auch die Nutzbarkeit der Terrasse einschränkt.

    Hier wird für Balkone und Terrassen die Wasserspeier-Lösung gezeigt. Bei Grün- oder Flachdächern auch eine Leitungssystem-Variante, die das Wasser auf das Grundstück oder per Wasserspeier ableitet: https://www.sita-bauelemente.de/sitacampus/fac…wasserwaechter/

  • Potsdam hat als eine der wenigen Städte das Glück, einen ausgewiesenen Experten für Farbfassungen zu beschäftigen. Man kann nur hoffen, dass die Stelle wieder und auch wieder so qualifiziert besetzt wird. Die Argumentation die Gemälde und die Fassungen seinen verblichen hinkt etwas. Ölbilder, Pastelle, Fassadenfarben usw. müssten dann gleichermaßen verblichen sein. Natürlich hatte man gerade im Barock Mut zur Farbe und wir greifen heute manchmal zu tief in die Pastellkiste, aber ganz kräftige Fassadenfarben waren vor Erfindung der synthetischen Farben im 19. Jh. fast nicht herzustellen. Meist war der Farbauftrag mineralisch und frescal oder secco, also mit dem Putz verbunden, da wird es zwangsläufig etwas milchig und wolkig. Man schaue sich nur die Bellotos an. In diesem Fall hat man sich unglaublich viel Mühe mit der Farbe gegeben, Bild- und Vergleichsquellen studiert, auf die Material- und Wissengrundlagen des 18. Jahrhunderts zurückgegriffen. Ich finde es schade, dass hier jeder Erfolg im Detail zerpflücken wird. Jeder der mal eine Baustelle im Denkmal betreut hat weiss, dass vieles Kompromiss ist und hart erkämpft werden muss. Keiner kriegt da 100% seinen Willen durch. Ganz geschweige bei einem Projekt wie diesem. Es ist ein enormer Glücksfall, dass sich jemand gefunden hat, der einen Neubau in dieser Qualität umsetzt und das Experten, die Ahnung von historischer Architektur und Baustoffen haben, mitreden durften. Die entsprechenden Fachleute haben dem Bauherrn im Prozess noch unglauchlich viel abringen und überzeugen können. Zeitgenössische Architekten haben meist keine Ahnung wie z. B. ein Gebälk, ein Pilaster oder ein Kapitell wirklich zu konstruieren ist. Hinzukommen DIN-Normen, Bauordnungen, Gewährleistungen usw., die dem historischen Vorbild z. T. total widersprechen. Kurzum solche Prolekte sind immer das Ergebnis von Diskussionen vieler Belange. Da ist's etwas vermessen von aussen zu kommen, ohne die Hintergründe zu kennen, und Details zu kritisieren. Gerade die Farbfassund ist so extrem gut recherchiert, besser geht fast nicht.

  • l'architecture

    Wenn ich jetzt nicht völlig falsch liege, ist das Notablaufsystem mit separaten Leitungen unter anderem in der Salzburger Altstadt zu sehen. Das habe ich dort aber nicht als "optisch gelungene Lösung" angesehen. Bei Dachgeschossausbauten mit zusätzlicher Dachterrasse entwässert der Speier in einen Wasserkasten an den ein nach unten verlaufendes (wohin denn auch sonst) Fallrohr angeschlossen ist, welches wiederum in etwa 10 cm Höhe frei auf die Straße entwässert.

    MMn sollte man sich bei der Aufregung über diesen "abscheulichen Anblick" dennoch zuerst über den Sinn dieser Maßnahme Gedanken machen. Der Auslauf selbst hätte in anderer Optik und sogar etwas länger gestaltet werden sollen.