Dresden - der Altmarkt

  • Hallo Dresden Fans,


    Mit neuesten Bunker-Modernismus in der Wilsdrufferstrasse haben die Städtebehörden wieder einen Sieg auf das alte barocke Dresden errungen. Sie ärgern sich an Stuck und Schmuck oder Klassische, Barocke Formenpracht und wollen unbedingt nüchterne, sächliche Bauten schaffen um das Provinzgefühl los zu werden. Sie möchten nicht in einer Provinzstadt leben, doch aber in einer Stadt der zu modernen Welt gehört. Das Abseitz ist eben einer Verneinung ihrer Existenz.

    Provinziell wirkt allenfalls die Anpassung an die moderne okzidentale Großstadtarchitektur. Oder sagen wir "gesichtslos".

    Das fand man mal alles toll, weil die überladenen Historismusgebäude auf eine neuen Generation von Architekten stiessen. Als Mies van der Rohe usw. dachten, da sahen unsere Innenstädte eben noch sehr zugekitscht aus. In den 70ern wollte man Sozialbausiedlungen im Grünen mit Parkplätzen und Autobahnanschluss und Rasen, weg von den verrotteten Hinterhöfen der Innenstädte.

    Und heute, da geht es einfach um den menschlichen Maßstab.

  • Was diese Typen sich so zusammenschreiben!

    Zitat

    Zentraler und schöner gelegen geht es nicht: Das Etap Hotel Dresden City liegt idyllisch in der Mitte der Altstadt. Es befindet sich in den oberen zwei Etagen der Dresdner Altmarkt-Galerie, einem kürzlich eröffneten, hochmodernen Shopping Center im Herzen der Innenstadt.

    Hochmoderne Shopping Center sind der Tod jeder Altstadtidylle. :kopfschuetteln:

  • @ Pilaster: "Hochmoderne Shopping Center sind der Tod jeder Altstadtidylle"

    Würde ich persönlich so nicht stehen lassen: Hochmoderne Shopping Center "auf der grünen Wiese" sind der Tod jeder Altstadtidylle.

    Ich kenne viele hübsch und aufendig rekonstruierte oder erhalten Städte und Städtchen, die komplett tot sind, weil alle nur die Shoppingcenter am Rande der Stadt besuchen.

    Ich denke, einige von euch werden z.B. die Outlet Center von Adidas und Puma kennen. War von denen auch schon mal einer im dazugehörigen Herzogenaurach?

    Auch ich finde den Erweiterungsbau der Altmarktgalerie nicht ansprechend und meiner Meinung nach ist die Verkaufsfläche in Dresden inzwischen etwas überdimensioniert, aber Shoppingcenter sind auch Magneten um Leute anzulocken und für mich somit Voraussetzung für eine urbane Stadt. Auch die unzähligen gastronomischen Einrichtungen profitieren davon.

    Holger

  • gastronomischen Einrichtungen

    Solche Phrasen klingen irgendwie unappetitlich. Da hilft auch keine sächsische Aussprache.

    Shoppingcenter im Grünen, das ist spätestens seit den 90er Jahren passe. Die Innenstädte sind nicht tot, sie sind nur von Konsumenten entlastet. Damit entwickelt sich wieder Leben in den Städten.

  • :wink:

    Solche Phrasen klingen irgendwie unappetitlich


    Sorry, wusste nicht das Mediziner dabei sind. Oder gerage beim Gastroendokrinologen gewesen?

    Also dann eben "urige Kneipen, gemütliche Cafés ......"

    Aber dass nicht mehr auf der Grünen Wiese gebaut wird, halte ich für ein Gerücht. Was ist denn dann ein Elbe Park?

    Holger

  • Nachdem die Erweiterung der Altmarktgalerie vor einigen Monaten ihre Pforten geöffnet hat, bin ich durch reinen Zufall, kann ich doch aufgrund des allgemein reichllichen Angebots das Center ignorieren, darauf gestoßen, dass man nunmehr, allerdings einem Interimsverkauf geschuldet, wieder die große Halle des HOWA (HO-Warenhaus)/Centrum/Intecta von 1956 betreten kann, wozu ich bisher nie Gelegenheit hatte.
    Auf der Seite der GHND sah ich schon vor Jahren Bilder, die die reiche Ausstattung der Verkaufsräume mit profilierten Pfeilern, Stuck, Galerien, Lüstern und Wandgemälden zeigten. Davon ist zu meiner Überraschung doch noch einiges erhalten geblieben.

    Seht selbst:


    Die Halle befindet sich im ersten- und zweiten Stockwerk des alten Warenhauses und wird durch acht mächtige Pfeiler und die umlaufende Galerie dominiert.


    Blick Richtung Süden auf das geschwungene Treppenhaus, das einst durch ein Wandbild geziert wurde. Der Plafond und die drei Kristalllüster fehlen leider.


    Es bleibt noch viel zu tun! Dieser großartigen Verkaufsarchitektur der 50'er wäre eine sinnvolle Nutzung durchaus zu gönnen.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich hätte da roten Teppich reingelegt. Und die komischen Warenregale usw sehen mehr nach Ramsch aus. Da sieht jeder Karstadt eleganter eingeräumt aus. Aber danke für die Bilder! Chic!

  • Mit dem Entschluss den sogenannten Wochenmarkt auf dem Altmarkt zu schließen, hat vielleicht nicht nur mir die Stadt einen großen Gefallen getan. Das Konglomerat hat nie funktioniert und war stets ein ästhetisches Ärgernis. Zudem war es ein Verlustgeschäft.
    Was die Stadt nun mit ihrem zentralen Aufmarschplatz anzufangen gedenkt, bleibt mir allerdings ein Rätsel. Vielleicht hätte man den ruhenden Verkehr, der durchaus zur Platzmöblierung beizutragen vermochte und der Fläche einen zugegeben zweifelhaften Sinn bescherte, belassen sollen. Jetzt ängstigt man sich nur vor der Weite und empfindet um so schmerzhafter die Zerrissenheit der sogenannten Altstadt.

    Schsische Zeitung [online] - Dresden: Wochenmarkt am Altmarkt soll schlieen

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Ich hätte genau das Gegenteil für sinnvoll gehalten. Statt Schließung Neuordnung und Ausweitung. Der in der Einöde platzierte Lingnermarkt gehört (wenigstens in Teilen) auf den Altmarkt!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Diese Ansammlung von Wurstbuden hieß ernsthaft "Wochenmarkt"?!?? Fehlte eigentlich nur noch, dass lautstarke volkstümliche Musik gespielt wird, dann wäre das lächerlich provinzielle Bild stimmig gewesen. Schon tragisch, dass sich am ältesten Marktplatz der Stadt kein wirklicher Wochenmarkt ansiedeln lässt. Stattdessen beihnahe grenzenlose Weite, um die geistige Enge zu kaschieren.

  • Die Wurstbudenverkäufer könnten doch irgendwo in nem Erdgeschoss kleine Imbisse öffnen. Ach geht ja nicht, überall gibts keine Kleinteiligkeit …

    Auf den Altmarkt muss einfach wieder die Germania hin. Das wäre ein Anziehungspunkt und Fotomotiv wie auf dem Theaterplatz und obendrein lässt sie den Platz nicht wie eine riesige Fläche Nichts aussehen und lockert bei Blicken den eintönigen Hintergrund der modern gehaltenen Fassaden auf. Der sinnlose Flutmast und die komischen Brunnen funktionieren nicht. Kandelaber, Sitzbänke und in der Mitte die Germania und fertig wäre ein weiterer interessanter Platz. So einfach kann Stadtplanung sein.

  • Wenn mich nicht alles täuscht, war es Erich Kästner, der von der Krankheit der Deutschen gesporochen hat, auf jedem Platz und auf jeder Straße ein Denkmal hinzukleistern. Daß einmal Germania den Altmarkt wieder zieren wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Rietschel und Otto wieder hinzustellen, war schon Quatsch genug.

  • Wenn mich nicht alles täuscht, war es Erich Kästner, der von der Krankheit der Deutschen gesporochen hat, auf jedem Platz und auf jeder Straße ein Denkmal hinzukleistern. Daß einmal Germania den Altmarkt wieder zieren wird, halte ich für sehr unwahrscheinlich. Rietschel und Otto wieder hinzustellen, war schon Quatsch genug.

    Warum eigentlich nicht? Teile der Germania sind sogar erhalten. Rekonstruierbar ist es auch. Im Vergleich zu anderen Projekten ist die Germania eher Kleinkram.

  • Nun, Erich Kästner ist auch nicht allwissend gewesen. Und als eine "Krankheit der Deutschen" kann ich das Aufstellen von Denkmalen nicht erkennen. Erstens ist es keine "Krankheit", zweitens gibt es sie auch in vielen anderen Ländern. Es kommt eben stets nur auf den Inhalt des Denkmals und seine ästhetische Qualität an. Die Germania überstand den Krieg ja fast unversehrt, wurde dann erst in der Nachkriegszeit bewusst zerstört. Wenn sogar noch Teile erhalten sind, vor allem wohl der Kopf, dann fände ich eine Rekonstruktion eine schöne Sache. Ist ja sogar eine Allegorie des Friedens mit bei der Figurengruppe, insofern pc-konform. Also, warum nicht, wenn sich Spender finden?

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Rathaustur.jpg

  • Ich denk mal, wenn Kästner noch leben würde, hätte er den Verantwortlichen für die jüngste Altmarktumgestaltung auch ein paar Merksätze ins Stammbuch geschrieben

  • Wenn ich die Wahl zwischen Flutlichtantenne und einem kreativen und gestalterisch anspruchsvollem Denkmal habe, müsste ich als Stadrat eigentlich nicht allzu lange zögern.

  • Im Gegensatz zum Theaterplatz ist der Altmarkt kein Schmuckplatz, sondern ein Ort, der seiner Funktion gerecht werden muss. Er ist Marktplatz!

    Meiner Meinung nach hat die Anlage des Altmarktes in der Vergangenheit ihren Reiz nicht aus den meist belanglosen Fassaden und der hier vollkommen verfehlt errichteten wilhelminischen Monumentalplastik generiert, sondern vielmehr aus ihrer ausgewogenen Maßstäblichkeit und der saalartigen Geschlossenheit des Stadtraumes, dessen harte Ecken genial und gleichzeitig funktional durch einfache Brunnen abgerundet wurden.
    Heute ist aufgrund der Wilsdruffer Straße dieses geschlossene Gefüge vollkommen vernichtet und der Platz belanglos. Die "Germania" würde insofern durchaus passen. Was man sich allerdings wünschen sollte, wäre die Schließung der Nordseite, eine äußerst sparsame Platzmöblierung und Märkte, die ihrem Namen auch gerecht werden.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Es gibt zahlreiche Beispiele wo wilhelministische Denkmäler rekonstruiert wurden und heute kaum als Repliken auffallen. Zum Beispiel wurde in den 90er Jahren dieses Denkmal gebaut: Eine selektive Ästhetik sollte einfach aufgegeben werden. Die Germania gehört auf den Altmarkt, weil sie dort war und es technisch möglich ist sie wiederherzustellen.

  • Super schönes Haus! Der Anger 33.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).