Potsdam - Heilig-Geist-Kirche

  • Nr 1 meinetwegen. Der Rest ist angesichts der wirklich gebotenen Projekte von Wismar bis Nürnberg einigermaßen grotesk.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Der entscheidende Punkt war 1997 nicht die Frage Reko oder nicht Reko sondern vom Grundstückseigentümer mit einem gewissen Recht die Frage der Nutzung. Die ev. Kirche brauchte damals keine weitere Kirche und heute dreimal nicht - die Mitgliederzahlen der Kirchen sinken weiter rapide. Deshalb war die Wettbewerbsaufgabe ein Alterswohnstift zu entwerfen, das städtebauliche Qualitäten der einstigen KIrche intergriert.

    In solchen Fällen sollte man Bauplätze wie diesen lieber frei lassen für künftige Generationen - auch als "Bodendenkmal" und Erinnerung. Ich weiß freilich nicht, wie viel vom umliegenden Gelände der Kirche gehört/e, doch mir scheint da genug Platz zu sein, dass man die Alterswohnungen auch drumherum hätte bauen können und den Kirchengrundriss freilassen.


    Das ist eh die Schwierigkeit in großen Teilen Deutschlands: wo bedeutende Gebäude zerstört wurden, hat man irgendwas anderes, banales hingebaut. Klar, man wollte die bestehende Infrastruktur nutzen. Doch in vielen Fällen wäre Verzicht auf Abriss und Neuerschließung an anderer Stelle sicher ökonomisch sinnvoller gewesen und man hätte viel mehr Kulturgut erhalten oder später wiederaufbauen können. So wie in der Altstadt von Dresden, wo man zum Glück in der DDR nicht auf die Idee kam, alles eilig zu bebauen - der Großteil blieb Ruine oder zumindest frei, sodass spätere Generationen Stück für Stück wiederherstellen konnten. Sowas hätte uns in Potsdam auch einiges erspart...

  • In solchen Fällen sollte man Bauplätze wie diesen lieber frei lassen für künftige Generationen - auch als "Bodendenkmal" und Erinnerung. Ich weiß freilich nicht, wie viel vom umliegenden Gelände der Kirche gehört/e, doch mir scheint da genug Platz zu sein, dass man die Alterswohnungen auch drumherum hätte bauen können und den Kirchengrundriss freilassen.


    Das ist eh die Schwierigkeit in großen Teilen Deutschlands: wo bedeutende Gebäude zerstört wurden, hat man irgendwas anderes, banales hingebaut. Klar, man wollte die bestehende Infrastruktur nutzen. Doch in vielen Fällen wäre Verzicht auf Abriss und Neuerschließung an anderer Stelle sicher ökonomisch sinnvoller gewesen und man hätte viel mehr Kulturgut erhalten oder später wiederaufbauen können. So wie in der Altstadt von Dresden, wo man zum Glück in der DDR nicht auf die Idee kam, alles eilig zu bebauen - der Großteil blieb Ruine oder zumindest frei, sodass spätere Generationen Stück für Stück wiederherstellen konnten. Sowas hätte uns in Potsdam auch einiges erspart...

    Hätte, hätte - Fahrradkette. Retrospektive Besserwisserei führt m.A.n. nicht weiter. Ich beschäftige mich lieber mit der Zukunft.

  • In solchen Fällen sollte man Bauplätze wie diesen lieber frei lassen für künftige Generationen - auch als "Bodendenkmal" und Erinnerung.

    Energischer Widerspruch, zumindest in diesem Einzelfall. Hätte man damals nicht gebaut, wäre entweder zehn Jahre später modern gebaut worden, und ganz sicher nicht besser oder angepasster. Oder wir hatten bis heute die Leerstelle, ohne jedwede Aussicht auf Änderung. Natürlich hätte ich auch lieber die Heiliggeistkirche samt Turm. Aber bei allem Idealismus sollte man realistisch bleiben. Und auf den Turm - bei aller Postmoderne - möchte ich nicht mehr verzichten.

  • Egal von welcher Seite man Potsdam betrachtet, der Turm der Heilig- Geist- Kirche in seiner modernen Form ist immer sichtbar und wird es auch so bleiben. Ich hätte mir auch die Rekonstruktion des alten Turm gewünscht.

    Es wurde auch vor über 20 Jahren nie wirklich diskutiert ob man die Heilig- Geist- Kirche rekonstruiert. Die evangelische Kirche hat das Grundstück verkauft und man kann froh sein, dass die Heilig- Geist- Kirche, in dieser Form (Heilig- Geist- Residenz) zurückgekehrt ist. Wie schon UrPotsdamer sagt, es hätte auch etwas ganz anderes dort entstehen können.

  • Die Kirche hat gar nichts verkauft - das Seniorenstift wird lediglich von einer Heilig-Geist-Betriebs-GmbH betrieben und gehört weiterhin der ev. Kirche. Die Nutzung ist für den Ort auch völlig in Ordnung und extrem beliebt.

    Die CDU hat 1998 bei der Ausschreibung durchgesetzt, dass beim Turm die Proportionen zwischen Haube und gemauertem Turm historisch sein müssen. So kann später jederzeit die heutige Stahlskulptur, die heute keinen Nutzen hat, gegen die historische sog. Welsche Haube getauscht werden.

    Städetbaulich erfüllt auch die heutige Dachkonstruktion ihren Zweck: bei der Zufahrt nach Potsdam über die Nutheschnellstraße und über die B2 nach dem passieren des Brauhausberges ist die Spitze klar in der Achse der Straßen zu sehen. Zudem komplettiert sie die Sicht des Dreikirchenblicks.

  • Potsdam - 17.10. 1997 - Prof. Augusto Romano Burelli spricht auf einen Festakt zur Architektur über die Zeit

    "die Leute verstehen nicht mehr unsere Architektur"

    "die meistdiskutierte Turmspitze der Welt"

    "in der TU Berlin hat Architekturgeschichte keinen Kurs"

    Externer Inhalt www.youtube.com
    Inhalte von externen Seiten werden ohne Ihre Zustimmung nicht automatisch geladen und angezeigt.
    Durch die Aktivierung der externen Inhalte erklären Sie sich damit einverstanden, dass personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu haben wir in unserer Datenschutzerklärung zur Verfügung gestellt.

  • Ich halte mich immer dezent zurück wenn hier im Forum mal irgendeine Offtopic Debatte geführt wird, von Foristen die offenkundig keine Ahnung von der Materie haben. Aber jetzt muss ich doch auch mal auf das obige Zitat reagieren und sage:

    Das ist doch absoluter Blödsinn. Die zusätzliche Einfeldhalle wird gebaut, weil der Platz der aktuellen Halle nicht mehr ausreicht. Wie Realitätsfremd muss man sein um so etwas daraus zu lesen. Des Weiteren gehört das Areal noch nicht mal ansatzweise zum Sanierungsgebiet "Potsdamer Mitte". Konstantindegeer hatte es schon häufiger geschrieben aber ich sehe mich genötigt das noch einmal zu wiederholen. Wenn wir seriös über Potsdamer Stadtentwicklung sprechen wollen müssen wir uns normativ im Bereich des Realistischen und Vernünftigen bewegen und nicht darüber faseln ob eine städtische Grundschule die Hälfte ihrer Turnhalle abreißen sollte, damit 2, max. 3 Häuser in der Burgstraße gebaut werden könnten. Einer Straße die, so leid mir das tut zu unseren Lebzeiten wohl so nie mehr existieren wird.

    Ich lese gerade deine Kommentar und frage mich, ob du noch alles Tassen im Schrank hast mir deinen persönlichen Angriffen? Wir haben in Potsdam zahlreiche Bauwerke abgerissen nach der Wende, da wäre ein Teil einer überalterten Turnhalle kein Problem. Zudem sind in Potsdam vor allem Wohnungen Mangelware und Platz für die Erweiterung der Turnhalle ist nördlich vorhanden.

  • Heilig Geist Kirche: ich hoffe das auf enien Tag diese Kirche wieder da steht. Mit historische Bebauung herum.

    Das ist wirklich sehr wahrscheinlich, dass die Bautätigkeit Potsdams nach 1995 wieder rückgängig gemacht wird. Und die evangelische Kirche, die wöchentlich Mitglieder verliert, braucht ganaz dringend mehr Kirchen.

    Vielleicht überzeugst Du die Iraner oder die Saudis das Alterswohnstift von der Kirche zu kaufen, abzureissen und die Kirche als Moschee wiederzuerrichten.

  • Heilig Geist Kirche: ich hoffe das auf enien Tag diese Kirche wieder da steht. Mit historische Bebauung herum.

    So sehr wir uns eine Rückkehr der alten Burggstraße als Verbindung zwischen Heilig- Geist- Residenz und Alter Markt wünschen würden, wird es immer ein Wunsch bleiben.

    1. Der Wohnungsmarkt in Potsdam, ist ähnlich wie in Berlin zum Erliegen gekommen und günstiger Wohnraum sehr knapp. Außer man ist von Beruf Bundeskanzler, dann kann man sich auch eine Wohnung in der Humboldtstrasse leisten.

    2. Die Wohnblöcke in der Nähe des Ufers müssten abgerissen werden um dort eine kleinteilige Bebauung wieder herstellen zu können und das ist nicht vermittelbar.

    3. Das ehemalige Seniorenzentrum "Josephinen Anlage" steht auch noch im Weg (54 Wohnungen) und dass wird man wohl nicht abreissen, sondern verkaufen.

    4. Eine Wiederherstellung des Turms der Heilig- Geist- Kirche wird zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht so einfach sein, denn es gibt Urheberrechte des Architekten die man berücksichtigen muss und diese gelten so lange bis der Architekt verstorben ist.

    5. Das neue Quartier, mit der kleinteiligen Bebauung, muss so umgesetzt werden, dass es nicht zu großen Protesten in der Bevölkerung kommt und die Bürger aus dem Wohnblöcken sollten dort zu erst einziehen dürfen.

    6. Es muss sichergestellt werden, dass die Gebäude rekonstruiert werden bzw. man für das neue Quartier ein Leitbaukonzept erstellt.

    Aber das sind alles Fragen die sich stellen würden, wäre dort eine große grüne Wiese oder ein Parkplatz gewesen aber es stehen dort 50 Jahre alte, sanierte Plattenbauten wo Menschen wohnen.

  • Der Kernpunkt ist doch, dass das Heilig-Geist-Stift steht, gut genutzt wird, einer Kirchenstiftung gehört und in Potsdam keine weitere Kirche benötigt wird, da die Kirchenmitgliedszahlen stark fallen (und das weiter tun werden). Da kann man doch nicht einfach mit dem Fuß aufstampfen und sagen, trotzdem muss der Bau von 1995 weg und irgendwer mit irgendwessen Geld eine Kirche rekonstruieren.

    Ich möchte nochmal anmerken dass im Wettbewerb der 1995er-Jahre die Potsdamer CDU durchgesetzt hatte, dass die Turmspitze und der Turmstumpf die historischen Proportionen haben müssen. So kann immer noch die historische welsche Haube statt dieses abstrakten Stahlgewirrs, dass die Einheimischen "Seniorenabschußrampe" nennen, errichtet werden. Man beobachte die Schrottpreise. Der Architekt Romano Burelli ist im übrigen schon länger tot.

    Die Häuser um die Kirche herum sind teils historisierend aus den 1990ern, teils gut proportionierte Dreigeschosser aus der nationalen Tradition der Stalinzeit und teils noch historisch wie das ehem. Predigerhaus. Alle Gebäude sind beliebt und voll vermietet, die Pro Potsdam könnte sich beim nächsten Fassadenanstrich der nachträglich gedämmten Stalinbauten um eine liebevollere Farbgestaltung bemühen. Zudem fehlen eine Reihe von Nußbäumen in der Heilig-Geist-Straße und die Straße ist überwiegend im Originalzustand der Kaiserzeit.

    Bei der Burgstraße ist nach dem Abbruch der Schülerspeisung nun der Sportplatz auf der ehem. Straßentrasse. Wenn dieser wieder saniert werden muss ergäbe sich durchaus eine Chance zur Herstellung der historischen Burgstraße bis zur Freundschaftinselbrücke. Für denSportplatz gibt es mehrere Alternativen auf dem Grundstück - das müsste die Stadt (und der KIS) wollen. Damit ist bis zum Ablauf der Amtszeit des Baubeigeordneten Rubelt (ehm. Grüne) Ende 2024 nicht zu rechnen. Ab das realistischer wird hängt vom Ausgang der Kommunalwahl und damit indirekt der Neubesetzung des Bauressorts ab.

    Der Bereich zwischen Freundschaftinselbrücke und Versailler Platz ist der schwierigste. Die Josephinen-Wohnanlage mit ungeklärtem Schicksal ist das eine, aber sonst ist das eine große Grünanlage, die die Anwohner nicht aufgeben wollen. Zur Wiederanlage der Burgstraße müssten jedoch keineswegs die drei Plattenbauten abgerissen werden, sie stehen der Burgstraße nicht im Weg. Im übrigen gehört je ein Bau der Pro Potsdam, einer der Wohnungsbaugenossenschaft "Karl Marx" und einer ist als WEG privatisiert worden (der östlichste). In dem Bereich wären noch die Themen des einstigen Blücherplatzes, der geplante Erweiterunsgbau für das Museum und der Palast Burlington zu diskutieren.

    Hier - zur Erinnerung - nocheinmal die offizielle Planung für das Areal von 1970, das Grundstück der Kellertorwache liegt unter der Autobahnauffahrt und der Stumpf der Heilig-Geist-Kirche steht noch. Im Hintergrund Babelsberg nach Abrruch der historischen Substanz.

    In der Karte sind die historischen Straßen gepunktet dargestellt.

  • Die Turmspitze des Turms der Heilig- Geist- Residenz könnte wieder hergestellt werden. Es muss ja nicht bedeuten dass aus dem Gebäude dann wieder ein Kirche entsteht.

    Es würde eben ein Glockenturm ohne Funktion (ggf. ohne Glocke) nur mit Turmuhr. Es soll keiner der Senioren beim Glockenschlag aus dem Bett fallen. Nur warum sollte mal jetzt einen bestehenden Turm verändern, wenn wahrscheinlich keine Notwendigkeit besteht.

    Ich hatte mich bei der Wiederherstellung der Häuser entlang der Burgstrasse auf das Zentrum Süd bezogen.

    Nur würde es interessant werden wie man die Plattenbauten mit den historischen Bauten so in Einklang bringt das es gut aussieht.

    Und zum oberen Bild kann man froh sein, dass die DDR es so nie umgesetzt hat. In der damaligen BRD gab es ähnliche Pläne (z. B. Nürnberg, München).

  • Konstantindegeer: Das ist alles richtig, nur eine kleine Korrektur: Die drei großen Wohnblöcke in der neuen Burgstraße sind keine Plattenbauten. Die sind älter und auf ihre Weise mit den Laubengängen, der Dachgestaltung und den großzügigen Loggien mit Wasserblick gar nicht schlecht. Nur stehen sie halt an der Stelle ungünstig.

  • Wenn ich solche Planungsbilder aus der DDR sehe, muss ich unwilkürlich sofort an die Stasi denken, wieviele und welche konspirativen Wohnungen dort gleich requiriert worden sind. Diese gab es in jedem Wohnviertel in erheblicher Anzahl und sie dienten der Geheimdiensttätigkeit (z. B. für informelle Gespräche von Führungsoffizier mit IM). Ferner wohnten natürlich auch noch die offiziellen Stasimitarbeiter in ihren gemietetem Wohnungen im Viertel. Was für ein Staat.

  • Konstantindegeer: Das ist alles richtig, nur eine kleine Korrektur: Die drei großen Wohnblöcke in der neuen Burgstraße sind keine Plattenbauten. Die sind älter und auf ihre Weise mit den Laubengängen, der Dachgestaltung und den großzügigen Loggien mit Wasserblick gar nicht schlecht. Nur stehen sie halt an der Stelle ungünstig.

    Ich habe ja gar nicht gesagt, dass die Bauten schlecht seien. Aber: keine Platte? Sind das Mauerwerksbauten? Mir erscheinen das doch platten zu sein. Hier ein Bild aus der Entstehungsphase des Zentrums Süd. Oben die Südseite der Straße Am Kanal und die Kita der Deutschen Post aus der Stalinzeit.