Frankfurt a. M. - Paulskirche

  • Die Paulskirche vor einem Jahr

    Frankfurt am Main, Paulskirche, Ansicht von der Berliner Straße (Foto: Simsalabimbam, 15. November 2020, CC-BY-SA-4.0)

    Noch eine Bemerkung zu dem Kommentar von Florian Leclerc in der Frankfurter Rundschau. Anerkannte Nationalsymbole lassen sich nicht für eine Partei vereinnahmen und sie werden auch nicht tagespolitisch gedeutet. Ich hatte ja oben die tschechische Nationalflagge erwähnt. Sie ist seit hundert Jahren ununterbrochen die Flagge der Tschechoslowakei und nach deren Ende der Tschechischen Republik. Diese Flagge wurde auch vom kommunistischen Staat verwendet. Das hat ihrem Ansehen in keiner Weise geschadet.

  • Vollkommen richtig, Rastrelli! Die schwarz-rot-goldene Flagge wurde sogar in der kommunistischen DDR verwendet und hat auch dadurch keinen Schaden genommen, wie bei der CZ Flagge eben auch.

    Es ist nur eine ganz kleine Minderheit, die mit der demokratischsten aller deutschen Flaggen ein Problem hat bzw daraus eines macht. Leider gibt es keine resolute Zurückweisung von offizieller Seite gegen solche unreflektierten Anwürfe! Das Bild der Germania ist jedenfalls so wunderschön, dass ich es mir sogar nun als Desktophintergrund eingestellt habe! Da wir Österreicher selbst durch die bürgerliche Revolution 1848 sehr positive Erinnerungen mit dieser Flagge verbinden, diese Farben auch im österreichischen Bundesadlers darauf zurückzuführen sind (schwarzer Adler, Rote Zunge, gelber Schnabel und Krone) und auch 1918 bei der Ausrufung der Republik Deutsch-Österreich die schwarz-rot-goldene Flagge kurzeitig auch unsere Flagge war, haben auch wir Ösis einen direkten Bezug dazu.

  • Nur ein Hinweis: der Kommentar wehrt doch nicht gegen das Bild an sich, sondern gegen dessen veränderten Kontext, wegen der Antragstellung durch die AfD. Er möchte vor allem nicht, dass das Bild in diesem Kontext wahrgenommen wird.

  • Eigentlich beschämend von den anderen Parteien, dass sie nicht auf die gleiche, selbstverständliche Idee kommen! Selbst wenn dieser Vorschlag von den Linken käme, fände ich die Idee unterstützenswert! Weil es nämlich eine gute Idee ist! Vielleicht lehne ich mich jetzt weit aus dem Fenster, aber ich glaube die 1848 Jahre Bürger von damals, die unsere Bürgerrechte erstritten haben und auch dafür starben, die würden heute vermutlich AfD wählen. Naja, ab Montag vielleicht auch wieder die CDU…sofern Merz das Ruder übergeben werden sollte. Vielleicht hängt die Germania schneller in der (rekonstruierten) Paulskirche als wir denken. Man wird bitte noch träumen dürfen ?!

  • Nur ein Hinweis: der Kommentar wehrt doch nicht gegen das Bild an sich, sondern gegen dessen veränderten Kontext, wegen der Antragstellung durch die AfD. Er möchte vor allem nicht, dass das Bild in diesem Kontext wahrgenommen wird.

    Richtig. Und dass diese Befürchtung nicht ganz falsch ist, zeigen ja die Kommentare in diesem Forum.

    Wenn man das Bild richtig versteht, hat es selbstverständlich mit diesem Kontext garnichts zu tun, aber die öffentliche Wahrnehmung weicht ja leider öfters von dem ab, was eigentlich gesagt oder in diesem Fall dargestellt werden sollte.

    Die Argumention dass "Nationale Symbole" nicht von einer Partei vereinbart werfen , geht aus meiner Sicht fehl. Es stellt sich hier schon die Frage ob die Germania heute noch als "Nationales Symbol" verstanden wird. Dies ist wahrscheinlich schon seit geraumer Zeit nicht mehr der Fall.

    Auch taugt der Verweis auf die in verschiedenen Gesellschaftssystemen immer gleiche Flagge nicht viel. Die Farben einer Flagge sind ja kaum von verschiedenen Standpunkte anders zu deuten, ein als solches symbolhaft gemeintes Gemälde aber schon.

    Diejenigen, die bei ihrer Argumentation auf die Flagge Deutschlands und Tschechiens abstellen übersehen auch, dass erstere während des Dritten Reiches nicht und zweitere während der Zeit von 1918 - 1938 von einem großen Teil der Bevölkerung, nämlich dem deutsch sprechenden, nicht als identitätstiftend angesehen wurde. Dies nur so am Rande.

    Trotzdem stellt sich die Frage, ob das Gemälde von Veit in die Paulskirche gehört. Dafür spricht aus meiner Sicht schon, dass es eines der ganz wenigen Ausstattungsstpcke ist, die aus der Zeit der Paulskirchenversammlung erhalten sind. Dem Besucher der Paulskirche sollte das Gemälde dann auch dort sehen können. Dad es nicht in die derzeitige Inneneinrichtung passt, sehe 8ch nicht so. Es haben doch viele Menschen in ihrer ansonsten modern eingerichteten Wohnung ein altes Bild oder sonst einen Kunstgegenstand. Hier kein ein "Bruch" nicht nur einmaö gut aussehen , sondern bietet sich doch in dem Kontext gerade zu an.

    Mit dem Gemälde kann auch kein "aggressiver Nationalismus" verbunden werden. Im Gegenteil, waren die Darstellungen der Germania ohnhin zunächst nach aussen eher defensiv gemeint. Das gilt erst recht für das Gemälde von Veit, auf dem das Schwert gerade nicht erhoben, sondern von Friedenssymbolen umgeben ist und sie (durch die Möglichkeit die Nationalversammlung wählen zu können) von Fesseln der Unterdrückung befreit ist. Die symbolisiert dann doch eher den Wunsch nach Frieden, Demokratie und Einheit.

    Es muss allerdings auch zur Kenntnis genommen werden, dass das Germanische Nationalmuseum da Original nicht herausgeben möchte. Dies deswegen, weil es das Bild als wichtig für seine Sammlung ansieht und nicht etwas weil es meint es gehöre in den Giftschrank.

    Die ist aber auch nicht anders, als bei vielen in Museen vorhandenen Artefakten die, seien es Altäre oder Raumazstattungen, aus ihrem eigentlich Kontext gerissen sind. Da bietet sich dann aber an eine Kopie herzustellen. So könnte auch bei der Germania von Veit verfahren werden. Ich würde dies begrüßen.

  • In einem Punkt trifft der Autor voll ins Schwarze:

    Zitat

    Phrasen lässt er besonders hohl klingen.

    weiter oben im Text schreibt er wie zum Beweis:

    Zitat

    [...]

    Das feierlich-nüchterne Erscheinungsbild[...]

    [...] Berliner Akteure unempfindlich für die Aura der Paulskirche sein konnten, die sinnbildlich für den Neuanfang steht, der nach den Verheerungen des „Dritten Reiches“ auf Klarheit statt auf Dekor setzte.

    [...]

    Im Text klingt noch ein wenig zu sehr der Schaum vorm Maul durch, den er wohl hatte, als einige wenige angedacht hatten, diesen heiligen Gral des deutschen Feuilletons (also die Leere) wenigstens etwas, nur ganz leicht Richtung einer klassischeren Erscheinung anzupassen, von einer echten Rekonstruktion war meines Wissens sowieso nie die Rede...

    Dann darf jetzt der nächste modernistische Architekt hier und da ein paar (kleine) Häufchen im Gebäude setzen, in 30 Jahren wird dann die Diskussion erneut beginnen aufgrund des unbefriedigenden Zustands... sleep:)

    Hier nochmal die schöne Simulation des historischen Zustands vom ZDF:

    https://www.zdf.de/dokumentation/…s-clip-102.html

  • "Rekonstruktionsspuk" ist wie "Nazispuk" ist wie jeder "Spuk"... es redet derjenige, der einen solchen Terminus benutzt, von etwas Unverstandenem, Beängstigendem, Fremdem. Sie können noch so schöngeistig tun, wie in diesem Fall Matthias Alexander, letztlich ist ihr Horizont doch durch das stets gleiche Geschichtsdogma von der Düsterkeit der Zeit vor 1945 und dem Übergang ins Licht im Jahr 1945 geprägt. Also durch die Abspaltung des Ich von den Ahnen, von der tiefer liegenden Vergangenheit. Was dann in der Gegenwart bei vielen auch zu autoaggressiven Resultaten führt.

  • Heimdall Ich überlege mir immer mal wieder, wie sich diese völkerpsychologische Eigenart auf einen einzelnen Menschen auswirken würde. Wenn ein Psychiater sagen würde: „Machen Sie Ihr Trauma zum Zentrum Ihres Denkens und Handelns. Verdrängen Sie alles, was vor diesem Trauma geschah, alle positiven Erlebnisse müssen ausgeblendet werden. Machen Sie sich Ihre eigene Verantwortung für Ihr Trauma permanent bewusst. Denken Sie immer an Ihre alten Fehler und vergleichen Sie Ihr heutiges Handeln mit diesen Fehlern.“

    Ein solcher Arzt würde seine Zulassung verlieren und den Patienten fände man heute in der Selbstmordstatistik.

  • Ein solcher Arzt würde seine Zulassung verlieren und den Patienten fände man heute in der Selbstmordstatistik.

    Nun man könnte es auch so sehen. Man muss den Patienten krank erhalten, aber den Selbstmord lange herauszögern. Dann lässt sich wunderbar an ihm verdienen. :zwinkern:

  • Leider befindet sich der Artikel hinter einer Bezahlschranke, so dass ich darauf nicht in Gänze eingehen kann.

    Ich hätte mir eine Rekonstruktion gewünscht. Allerdings kann ich auch ganz gut mit der heutigen Gestalt des Innenraumes leben, da er eine besondere Funktion inne hat und dieser mit seiner Zurückhaltung durchaus gerecht wird. Als gerdadezu realtätsverzerrend empfinde ich aber den Titel des Artikels "Frankfurter Paulskirche gerettet". Als ob eine Rekonstruktion die Paulskirche beschädigt oder zerstört hätte. Das Gegenteil ist richtig.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • diese völkerpsychologische Eigenart

    Es gibt keine Volkspsychologie. Kaum einer in der heutigen Zeit ist ernsthaft schambehaftet, wenn er sich mit seiner deutschen Geschichte auseinandersetzt. Und damit ist schon mal die Grundlage fehlend, welche angeblich zu einem kollektiven Selbsthass und was sonst so unterstellt wird führt. Das ist in meinen Augen einzig eine Übersteigerung von einzelnen Hardlinern, die Ornamentik mit Extremismus verbinden und recht lautstark sind und jenen die das bekämpfen mit ebenso sinnloser Pathologisierung eines ganzen Volkes.

  • Die gänzliche Leugnung nationaler Mentalitäten, Unterschiede und Eigenheiten ist leider sehr deutsch und findet sich in Deutschland ungleich gehäufter als in anderen Ländern. Einerseits sicherlich, weil man volkstypische Charakteristika ablegen möchte (Stichwort: „wir sind doch alle ausschließlich Europäer“- ein Kniff, um die eigene kontaminierte Vergangenheit zu überwinden. Man findet tatsächlich nirgendwo sonst so viele „überzeugte Europäer“ wie in Deutschland). Andererseits, weil damit Unterschiede zwischen Völkern signalisiert werden und man Angst vor gewissen Vorwürfen und Unterstellungen hat, weil Unterschiede zwangsläufig zu Bewertungen führen. Und natürlich, weil der Begriff „Volk“ (noch schlimmer „deutsches Volk“) ohnehin negativ konnotiert ist- so negativ, dass man in Deutschland gerne dessen Existenz leugnet. Alle diese Punkte sind- was wohl? Sehr deutsch. Insofern bestätigst du unfreiwillig die Richtigkeit meiner Aussage. Als Nichtdeutscher fällt es mir womöglich auch etwas leichter, Vergleiche anzustellen. Du wirst in meinem Land wenige Menschen finden, die das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Vaterland als „gesund“ bezeichnen würden.

  • Na das war ja jetzt klar, dass man auf meinen Einwurf gleich so reagiert, als würde ich nationale Eigenheiten abschaffen wollen. Dabei wehre ich mich nur gegen diese Pathologisierung einer ganzen Nation. Ich lass mich nicht von Dir auf die Seite von irgendwelchen Internationalisten und Weltbürgern stellen.

    Man findet tatsächlich nirgendwo sonst so viele „überzeugte Europäer“ wie in Deutschland

    Steile These. Die Franzosen haben sogar ihre Nationalfahne für einige Jahrzehnte verändert, so überzeugte Europäer sind das. Und deren rechte Parteien trauen sich nichtmal zu fordern aus der europäischen Währung oder sogar als Land auszutreten, eine Forderung, die man in Deutschland sehr wohl kennt. Von der Schweiz muss ich auf dem Feld ja gar nicht erst anfangen, a propos Schweiz:

    Du wirst in meinem Land wenige Menschen finden, die das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Vaterland als „gesund“ bezeichnen würden.

    Die Schweiz ist ganz sicher kein Land, von dem man sich belehren lassen muss, was alles ,,gesund" ist.

  • Was hat eigentlich diese absurde Hobby-Psychologie aus der Schweiz mit der Paulskirche zu tun?

    Edit: Meine Frage bezog sich auf Posts, die nun verschwunden sind.

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  • Als Nichtdeutscher fällt es mir womöglich auch etwas leichter, Vergleiche anzustellen. Du wirst in meinem Land wenige Menschen finden, die das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Vaterland als „gesund“ bezeichnen würden.

    Als Nichtdeutscher oder aber als Deutscher, der längere Zeit im Ausland verbracht hat. Kann ich jedem nur empfehlen - insbesondere den "Bunten" und "Diversen" unter uns, für einige Zeit ins Ausland zu gehen, also keine 3 Wochen Osteuropa-Rundreise oder zwei Wochen Oman oder Ägypten am Strand sondern ein Jahr oder länger, da öffnen sich ganz neue Horizonte und Einblicke, auch auf die Wahrnehmung des Heimatlandes. :wink:

    Ansonsten habe ich deine Aussage überhaupt nicht als Belehrung wahrgenommen, sondern als Beobachtung eines "Außenstehenden", die auch mit meiner im Prinzip übereinstimmt.

    Ich würde deine Beobachtungen aber tatsächlich nicht auf das ganze Volk schieben (sicherlich gibt es da auch Teil der so denkt), aber es ist doch größtenteils eine politisch-mediale-kulturelle "Elite", meist aus dem großstädtischen Milieu, die diese gedanklichen Verrenkungen, wie sie ein Matthias Alexander und andere Geistesgrößen des Feuilletons von sich geben, vordenken und verbreiten. Heiko Maas "ist wegen Auschwitz in die Politik gegangen" und Matthias Alexander findet, dass die "Klarheit" - vulgo die Leere - der jetzigen Paulskirche die richtige Antwort auf die Verheerungen des Dritten Reiches waren. Beide Aussagen haben ungefähr dasselbe Niveau und da steht dieselbe Denkweise dahinter. Aber so leer wie die Paulskirche ist, so geistig leer sind auch solche Aussagen.

  • Da hast du natürlich recht. Ich kenne auch zu viele Deutsche, die es genau so sehen, um das auf das ganze Volk zu beziehen. Aber -abgesehen von den federführenden Ideologen- lässt m.E. ein beträchtlicher Teil durch unpolitische Passivität und Angst (die ich nachvollziehen kann) zu vieles mit sich machen. Und ja, bzgl. der Paulskirche sind die Motive m.E. völlig klar und von Heimdall sehr gut beschrieben worden. Es geht letztlich um die Sichtbarkeit der historischen Schuld und die Angst vor der Erinnerung an „vordemokratische“ Epochen, die die Erzählung der BRD als unhinterfragbarer Anfangs- und Endpunkt der deutschen Geschichte gefährden könnten. All die vorgeschobenen Erklärungen sind m.E. Augenwischerei, um die eigentlichen Motive zu verbergen.

  • Eine Reko ist also fast komplett ausgeschlossen. Nun gut.

    Von mir aus kann man das Innere auch so belassen. Da wurde ja doch einiges grundlegend umgebaut. Zudem hat beispielsweise das runde Wandbild tatsächlich einige Fans. Okay.

    Ich würde daher einen Kompromiss vorschlagen der Bewahrern der neuen Ästhetik und Rekofreunde versöhnen könnte:

    1. Innenraum belassen.

    2. Außenhaut auf Vordermann bringen. Damit meine ich vor allem das Dach wieder herzustellen. (Geköpftes Ei hatte hier mal jemand treffend gesagt). Und wenn ich das richtig verstanden habe steht eine Sanierung an. Da könnte man zum Beispiel passende Eingangstüren verbauen und Fenster mit dunklen Streben wären bestimmt auch eine Aufwertung.

    Wäre das nicht ein echter Nettogewinn?

  • Leider nicht originalgetreu möglich ohne den jetzigen Innenraum zu zerstören. Beim Wiederaufbau wurden die Außenmauern erhöht wie Du auf den Bildern oben sehen kannst. Beim Rückbau würde logischerweise der Innenraum auch zerstört.

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