Berlin - Marien- und Heiliggeistviertel - Rathausforum, Marx-Engels-Forum

  • Der sog. Bürgerdialog, der ja eigentlich ein Anwohnerdialog war, bezog sich auf Rathaus- und Marx-Engels-Forum. Die Umgestaltung beider Areale war bei Dialogbeginn schon beschlossen und zu einem Großteil schon im Bau (rund um den Fernsehturm und die Marienkirche). Diese Umbauten, die durch das diffuse Verfahren sanktioniert wurden, sind mit Fördermittels bezahlt und haben eine (sinnvolle) Veränderungssperre von 15 Jahren.

    Insofern bezog sich der Anwohnerdialog auf einen abgeschlossenen, im übrigen ohne Wettbewerb oder alternative Vorschläge zustandegekommen Umgestaltungsprozess. Hierzu wurde das Büro Monsigny-Levin vom Bezirk/Senat direkt beauftragt.

    Eine Änderung der Pläne war von vorneherein nicht intendiert, da sich parallel zu den Veranstaltungen die Bagger in Aktion befanden. Das ist am MEF genauso.

    Die Frage, warum man die Menschen so für dumm verkauft ist berechtigt und ist einfach zu beantworten.

    1. Sie merken es nicht bzw. lassen es mit sich machen.

    2. Der Prozess hat dazu geführt, dass an den anderen Stellen des Stadtkernes (Schinkelplatz, Köllnischer Fischmarkt, Molkenmarkt) ohne jegliches öffentliche Interesse Fakten geschaffen werden können.

  • Einige Ansichten vom recht zähen Verlauf der Neugestaltung des Umfelds der Marienkirche. Das Gefälle zur Kirche wurde ein wenig gemildert, indem man die Übergänge, raumgreifend, geglättet hat. Darüber hinaus gibt es neue Pflasterung und neue riemchenverkleidete Mauern und Sitznischen. Der Busch- und Baumbestand wurde dort entfernt.

    Der Betonkern der bisherigen Mauer wurde übrigens, aus welchem Grund auch immer, erhalten. Möge die Färbung der Mauern (wohl das gleiche Konzept wie bei den Sitzbezügen im Berliner ÖPNV) vor den üblichen Besudelungen schützen.

    Die Ästhetik der Beleuchtungskörper ;) erschließt sich wohl nur Modernisten und anderen Asketikern
    .

    Mir schwant Übles mit dieser Sitzecke...

    Am Chor und auf der Nordseite dauert's noch.

    Das Marienviertel, integraler Bestandteil des mittelalterlichen Stadtkerns von Berlin.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Man müsste den Verantwortlichen diese Beleuchtungsstangen um die Ohren hauen! Nur keine zur mittelalterlichen Marienkirche passende Laternen aufstellen. Das könnte ja Begehrlichkeiten nach mehr Restaurierung und Wiederaufbau wecken! :angry:

  • Das Problem des Umfeldes der Marienkirche liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zu ihrer Umgebung steht.

    Da sind doch die installierten Lampen nicht das schlimmste.

    Ich finde auch, dass geradlinige Formen zu mittelalterlichen Bauten sehr gut passen. Aus meiner Sicht - aber dies ist sicher Geschmackssache- jedenfalls besser als Neobarock. Eine mittelalterlichen Straßenbeleuchtungen entsprechende Lampengestaltung dürft auch kaum in Betracht kommen.

  • Das Problem des Umfeldes der Marienkirche liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zu ihrer Umgebung steht.

    Da sind doch die installierten Lampen nicht das schlimmste.

    Ich finde auch, dass geradlinige Formen zu mittelalterlichen Bauten sehr gut passen. Aus meiner Sicht - aber dies ist sicher Geschmackssache- jedenfalls besser als Neobarock. Eine mittelalterlichen Straßenbeleuchtungen entsprechende Lampengestaltung dürft auch kaum in Betracht kommen.

    Genau das ist das Problem heutzutage, dass es in den Fragen, wie mit dem architetonischem Erbe und seinem Umfeld umzugehen ist, immer wieder eine nicht angebrachte Toleranz gibt.
    Natürlich wird niemand mittelalterliche Ölfunzeln aufstellen wollen, auch ich nicht. Aber trotzdem ist es doch wohl nicht zuviel verlangt, wenigstens im unmittelbarer Umgebung Laternen mit historischem Design zu platzieren.
    Aussagen wie Deine sind jedoch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die jedwede Restaurierung ablehnen bzw. aktiv mit allen Mitteln verhindern.

  • Die Laternen bei Gelegenheit wieder gegen traditionelle einzutauschen dürfte an diesem Ort das allerkleinste Problem sein. Mir fällt in ganz Europa kein unwirtlicheres historisches Zentrum ein als das von Berlin, vielleicht noch Königsberg, aber das soll sich ja DORT zumindest ändern. Diese Ödnis im Herzen unserer Hauptstadt ist ein weithin sichtbares Armutszeugnis deutscher Stadtbaukultur nach 1945.

    In dubio pro reko

    4 Mal editiert, zuletzt von reklov2708 (25. August 2016 um 20:43)

  • Das Problem des Umfeldes der Marienkirche liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zu ihrer Umgebung steht.

    Umgekehrt ist es: Das Problem des Umfeldes liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zur Marienkirche steht!!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Die vielschichtige Platzgestaltung selbst will ich hier mal lobend hervorheben! Gefällt mir eigentlich sehr gut, eine deutliche Verbesserung. Die Lampen lassen sich bei Bedarf austauschen und das wird auch gemacht, da hab ich keine Schmerzen.

    Wofür stehen eigentlich die zahlreichen Linien, die mit Klinkern/Backsteinen eingelassen sind? Ist das der Verlauf der Neumarktbebauung an der Kirche? Ganz so dicht an der Kirche war die doch nicht, oder?

    https://abload.de/img/dsc02988e2j7o.jpg

  • Das die Gegend um die Marienkirche städtebaulich so unwirtlich ist, liegt doch daran, dass der historische Stadtgrundriss beseitigt und eine von breiten Straßen durchzogen Freifläche angelegt wurde.

    Um hier eine Verbesserung zu erreichen, bedarf es in erster Linie der Wiederherstellung des alten Straßennetzes, besonders des Marktes. Ob mit Rekonstruktionen oder Neubauten in traditionellen Formen, ist daneben zweitrangig. Mit ein paar mauer oder Leuchten kann man allenfalls die direkte Umgebung der Kirche verbessern, das Marienviertel an sich aber nur marginal.

    Da aber die Bebauung des gesamten Viertels derzeit nicht ansteht (was, worauf heimdall öfters zu recht hingewiesen hat, angesichts des derzeit zu erwartenden auch gut ist) stellt die Neugestaltung des Platzes um die Kirche auch aus meiner Sicht eine Verbesserung dar.

    Aussagen wie Deine sind jedoch Wasser auf die Mühlen derjenigen, die jedwede Restaurierung ablehnen bzw. aktiv mit allen Mitteln verhindern.


    Das ist doch Unsinn. Weder verhindern die angebrachten Leuchten eine Wiederherstellung des historischen Stadtgrundrisses an dieser Stelle, noch würde das Aufstellen von historistischen Leuchten eine Rekonstruktion irgendwie fördern.

    Das moderne, gerade Formen gut zu mittelalterlichen Kirchen passen, kannst Du im Übrigen in nahezu jeder romanischen oder gotischen Kirche sehen.


    Umgekehrt ist es: Das Problem des Umfeldes liegt doch darin, dass diese alleine ohne Bezug zur Marienkirche steht!!


    Da hast du wohlwidersprochen, allein um des Widersprechens willen!

    Wir haben wohl einen andere Auffassung von dem was das Wort "allein" bedeutet. Ich sehe jedenfalls im Umfeld der Marienkirche eine Menge dem mittelalterlichen Zentrum nicht angepasste unmaßstäbliche Bebauung, soweit überdimensionierte Straßen und Plätze. Die Marienkirche,neben der Hl. Geist Kapelle und allenfalls noch einigen wenigen Altbauten in dem Bereich der Neustadt, sind bis zum Roten Rathaus hin die einzigen historischen Relikte und wirken, da nicht miteinander in Beziehung stehend, auf mich allein (weil eben weniger und kleiner) in der sie umgebenden Nachkriegbebauung.

    Aber Aedeficium: in der Sache sind wir hier doch einer Meinung. Nicht die Marienkirche muss als alleinstehender Bau weg, sondern die Umgebung neu errichtet werden, damit die mittelalterlichen Bauten eben nicht mehr so alleine wirken!

  • Er hat Recht, dass es bürgerschaftlichen Engagements bedarf für kleinteiliges Bauen und lange Debatten, Vorbereitungen, Pläne. In Berlin gibt es eben keine Gemeinschaft Historisches Marienviertel.

  • Es bräuchte vielleicht eher einen Verein "Historisches Berlin", ein Vereinchen für jeden Kiez erscheint mir gar zu kleinteilig, vor allem wenn der Kiez erst wieder erstehen soll.

  • Na, die trauen sich ja was. Der vermutlich bislang ahnungslosen breiten Masse auf Bildern zu zeigen, wie schön die Umgebung der Marienkirche und das Lutherdenkmal auf seinem Podest einmal waren.... Oder bin ich da zu optimistisch, dass dadurch viel mehr Leute als bisher erkennen, was wir im Stadtbild des ältesten Teils von Berlin verloren haben? :opa:

  • Das sieht aber traurig aus! Man hätte Herrn Luther doch wenigstens ein bisschen mehr Sockel zugestehen können.

    Gibt es eigentlich Bestrebungen den gotischen Brunnen (Marktbrunnen) wieder zu rekonstruieren?

    Einmal editiert, zuletzt von Friedenau (19. Dezember 2016 um 15:57)

  • Manchmal fragt man sich, was die europäische Stadt mit ihrer Mischung aus Gewerbe Wohnen und Handwerk auf überschaubarem Raum, wo (übertrieben) arm und reich nebeneinander wohnten, eigentlich verbrochen hat, dass man sie heute so dermaßen hasst. Lieber einen lieblosen und zugigen Freiraum mit umstehenden Wohnmaschinen und etwas Alibi-Historie (Marienkirche) vorzieht.
    Ich kann das nicht verstehen, nicht begreifen. Wie sehr muss man sich selber nicht mögen, um diese kaputte, kalte Stadt zu bevorzugen. Was für ein Faustschlag gegen unsere Vorfahren, deren Geschichte, Leben, Liebe und Leid. Ausradiert, eliminiert und mit Gras und Pflastersteinen zugedeckt, zur Vergessenheit verdammt. Und was für ein Vorbild für unsere nachfolgenden Generationen. Ich habe die Theorie, dass eine kalte und lieblose Umgebung auch ein kaltes und liebeloses Verhalten schafft. Ist es da noch ein Wunder, dass es gerade in der Umgebung des Alexanderplatzes und Rathausstraße zu diesen Exzessen von Kriminalität kommt?
    Sicherlich ist dieser Beitrag emotional geprägt, aber ich musste das einfach einmal loswerden.

    Einmal editiert, zuletzt von Friedenau (20. Dezember 2016 um 21:26)

  • Du drückst aus, was viele von uns denken und fühlen. Es wird auch niemals in meinen Kopf gehen, wie man sich gegen eine Rückgewinnung der urbanen Räume stellen kann. Die Negierung der europäischen Stadt zu Gunsten eines Freilichtmuseums unmenschlicher Architektur.

    Sind wir denn so engstirnig, dass wir die "Genialität" dieser Betonwüsten nicht begreifen? Dass wir die morbide Schönheit übersehen? Die Visionen der Macher missverstehen?

    Nein, ich werde es auch nie verstehen.