Valkenburg aan de Geul, Südlimburg, Rekonstruktion der Stadttore

  • Ich finde das auch eine gute Aktion! Wesentlich besser gelöst als in Neresheim :lachen:

    Das Tor auf den letzten fünf Bildern ist original, nur die Turmaufsätze sind neu. (Foto). Nur das erste Tor ist eine komplette Rekonstruktion, aber scheinbar eine sehr gute - echte Steine werden verwendet, es sieht eigentlich recht authentisch aus, soweit man das erkennen kann. Zweifellos sind das gute Ideen für das Stadtbild, schade halt, dass sich diese Gebäude nur sehr eingeschränkt nutzen lassen.

  • Hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Das ist ja eine tolle Sache. Macht mich regelrecht neidisch, weil das mal wieder in Deutschland undenkbar wäre. Nur habe ich den Eindruck, daß die Tore noch zu neu sind und deswegen eher wie eine Kulisse eines Freizeitparks wirken.

    Zum Beispiel auf diesem Bild .

  • @-Tobias-
    Für Stadttore und -türme gibt es geeignete Konzepte. Museen, Vereinsräumlichkeiten, Gastronomie, selbst wenngleich ungewöhnlich als Wohnraum im Falle des Blauen Turms in Bad Wimpfen bieten solchen Objekten entsprechende Nutzungsmöglichkeiten.

    @ZeitMaschinist
    Auch in D, z.B. in Bayern (siehe auch im Strang Tortürme) findet man einige wenige Beispiele (ein gutes Beispiel aus meiner Sicht der Jacklturm in Traunstein), wobei der Ausdruck Rekonstruktion hier wie auch im Falle des Geulpoort in Valkenburg aus meiner Sicht etwas zu weit greift.

    Das Geulpoort erscheint mir äußerst wertig in seiner Konstruktion und folgerichtig wird es nur Zeit brauchen, bis der verwendete Stein Patina ansetzt. (Vergleiche hierzu auch den derzeitigen Prozess an der Frauenkirche in Dresden.) Die feldseitige Ansicht des Tors, wie generell aus der Ferne, gefällt mir sehr gut. Im Detail weniger gelungen finde ich hingegen die modernistischen Zutaten mit ihrer glänzenden schwarzen Oberfläche, vor allem der sehr dominante, stadtseitig sichtbare Treppenaufgang im Turm. Da kann ich über das Belichtungsband auf dem Dach sogar hinwegsehen.
    Insgesamt aber, so denke ich, ein vorbildliches Projekt, für das ich mir angesichts unzähliger Abbrüche im 19. Jahrhundert ebenso zahlreiche Nachahmer vorstellen kann. Wie titulierte die Stuttgarter Zeitung vom 31.1.1989, als in Villingen der Wiederaufbau des Niederen Tors zur Debatte stand: „Die Seele schreit nach einem Wiederaufbau". Und angesichts der Torsi, die nach Abbruch solcher Anlagen zuhauf entstanden, schreit die Seele allerorten.

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    2 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (9. Juli 2015 um 13:51)

  • Nein, tut mir leid, überzeugt mich nicht. Da bleibt ein äußerst schaler Nachgeschmack, den ich nicht in Worte, dh nicht in EIN Wort fassen möchte, da dies hier als äußerst unkorrekt gilt. Donalduckdingsbums oder so ähnlich.
    Generell ist's problematisch, Sachen zu rekonstruieren, die heute absolut niemand mehr braucht, also etwas anderes als Kirchen, Paläste, Häuser, Lustschlösser ev auch verloren gegangene Wahrzeichen...
    wie man sieht bin ich als Rekofreund eh nicht zu streng. Aber fortifikatorische Elemente beispielsweise sind ein anderes. Die wurden nicht aus Schönheitssinn errichtet. Man muss sie natürlich konservieren, in erster Linie schon allein ob ihres Denkmalwertes. Aber REKONSTRUIEREN, nach Jahrhunderten?
    Als ein so künstliches Verkehrshindernis hinstellen, nur weil es irgendwann einmal da war?
    Dazu überzeugt mich das Ergebnis nicht. Nicht Fisch noch Fleisch noch Tofu. Letzteres vielleicht noch am ehesten. Aber Tofu schmeckt eben schlecht dh nach nichts. Und auch dieser Bau wirkt merkwürdig geschmacklos. Wenn er wenigstens geschmacklos im eigentlichen (übertragenen) Sinne wäre, das hätte dann etwas, allein er ist einfach .... nichtig. die Rekonstruktion ist ja nicht so schlecht gemacht, wobei ich vielleicht gerade dies zum ästhetischen Vorwurf machen muss. Zu schlecht um als echt durchzugehen - wenn schon, denn schon, ein Stadtturm besteht nicht aus industriell zugeschnittenen Natursteinen, zu gut um als etwas surreale postmodernen Eklektizismus so etwas wie Aufmerksamkeit zu erregen.
    Alles in allem: eine schwerwiegende Unstimmigkeit, mit der man sich besser nicht befasst, da sie einem schwer im Magen liegen bleiben könnte, und die ich jedenfalls niemals in meiner Stadt haben möchte.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Man muss es so sehen: das Göltor war schon seit 4 Jahrhunderte verschwunden; so etwas kann man in der Tat nicht wirklich rekonstruieren, nur nachempfinden. Normalerweise ist sowas hier im Lande ein Tabu, aber da Valkenburg schon lange her zur Touristenkirmes, ja, zum Las Vegas der Niederlande verworden ist, hat es hier sowieso keinen Sinn, ein solches Projekt verhindern zu wollen. Die Authentizität des Ortes war doch schon pleite. Ich habe also nichts gegen dieses Unternehmen. Und will man in/um Südlimburg wirkliche Städte sehen: fahr mal ins nahe Maastricht, oder auch nach Sittard, Maaseik, Tongeren, Lüttich, Stolberg, Monschau, usw, usw.

    4 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (10. Juli 2015 um 18:51)

  • Ich beginne hier mal keinen neuen Galeriestrang, weil der Ort doch zu klein ist, um an unterschiedlicher Stelle zu diskutieren. Wir waren im letzten Jahr in Valkenburg und das rekonstruierte Geulpoort hat uns nur bedingt überzeugt. Einfach zu glatt poliert und wie eine schlechte Filmkulisse. Siehe:

    Valkenburg: Geulpoort

    Hier unser Reisebericht:

    Valkenburg und das Tal der Geul
    Valkenburg aan de Geul: niederländische Kleinstadtidylle und Schlossromantik in der Provinz Limburg (Kasteel Schaloen, Kasteel Genhoes)
    www.zeilenabstand.net

    Und eine kleine Galerie:

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Hübsches Städtchen und schöne Rekonstruktionen. :) Ich sehe da an vielen Bauten kleinere und größere Ausbesserungen.
    Ich verstehe die Kritik an der Turmrekonstruktion auch nicht so ganz.
    Natürlich sieht das komplett neu gebaut sehr hell, glatt und etwas künstlich aus. Den Mauern fehlen einfach einige hundert Jahre an Verwitterung. Das kommt schon noch mit der Zeit.
    Die Frauenkirche in Dresden sah frisch rekonstruiert ähnlich aus, und der Vergleich mit den Originalmauerresten war extrem. Jetzt, nach gut 20 Jahren, sieht das schon nicht mehr so extrem aus.

  • Ich beginne hier mal keinen neuen Galeriestrang, weil der Ort doch zu klein ist, um an unterschiedlicher Stelle zu diskutieren. Wir waren im letzten Jahr in Valkenburg und das rekonstruierte Geulpoort hat uns nur bedingt überzeugt. Einfach zu glatt poliert und wie eine schlechte Filmkulisse. Siehe:

    Auf den ersten Blick gebe ich tegula recht: Sehr glatte und künstliche Fassadenoberflächen. Das ist jedoch eine regionale Besonderheit. Der sehr weiche Mergelstein wird und wurde aus dem Berg gesägt. Das war schon immer so. Das ist auch der Grund weswegen es in Valkenburg die berühmten Katakomben/Grotten gibt. Kurz nach Einbau sehr glatt, tot und wirkt künstlich. Da das Gestein aber so weich ist, dass man es mit einem Nagel oder einem Schlüssel bearbeiten kann, verwittert es extrem schnell und das Künstliche weicht einer "normalen", abgewitterten Patina. Schön zu sehen bei folgenden Reparaturstellen:


    77458-valkenburg-grendelpoort-jpg
  • Snork 29. April 2024 um 22:06

    Hat den Titel des Themas von „Valkenburg aan de Geul, Südlimburg (NL), Rekonstruktion der Stadttore“ zu „Valkenburg aan de Geul, Südlimburg, Rekonstruktion der Stadttore“ geändert.
  • Diese mannshohen ungeteilten Fenster wirken aber auch irgendwie unpassend und der Aussichtsbereich im Dach. Aber trotzdem finde ich die Rekonstruktio von Stadttoren meistens sehr begrüßenswer. Ich würde mich auch mit solchen Fenstern über die Rekonstruktion der Stadttore meiner Heimatstadt freuen, aber das bleibt wohl nur ein Wunsch.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Aber trotzdem finde ich die Rekonstruktio von Stadttoren meistens sehr begrüßenswer. Ich würde mich auch mit solchen Fenstern über die Rekonstruktion der Stadttore meiner Heimatstadt freuen, aber das bleibt wohl nur ein Wunsch.

    Rekonstruktion ist hier dann wohl doch etwas hochtrabend. Freie romantisierende Gestaltung anhand archäologischer Befunde und einer bildlichen Überlieferung aus dem Mittelalter, die aber letztlich nicht wirklich in die Gestaltung einbezogen wurde. Auf so einer Basis finde ich das dann höchst fragwürdig.

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  • Ich weiß nicht wie es bei diesem Stadttor aussieht, aber ich bin auch selbst dafür, dass man diese Rekonstruktionen nur durchführen sollte, wenn genug Wissen vorhande ist und keine Fantasiebauten errichten sollten. In Traunstein ist das ziemlich gut geworden finde ich, in Kempten hingegen... da wurden die Stadtore halt leider komplett versetzt.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Nun, durch archäologische Erkenntnisse kennen wir Grundriss und Standort des Tores. Das aufgehende Mauerwerk ist mehr schlecht als recht durch eine Miniatur aus dem 14. Jahrhundert überliefert. Es handelt sich um einen schlanken Torturm mit Zinnen und Durchfahrt. Da dürfte aber auch viel Idealisierung dabei sein, wie damals nicht unüblich bei solchen Darstellungen. Die "Rekonstruktion" hat damit nur den Typus gemein.

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  • Daß es zwischen dem theoretisch möglichen historischen Erscheinungsbild anhand der Miniatur und der Ausführung erheblichste Abweichungen gibt, wird man kaum abstreiten; und da die Ausführung die Wahrnehmung der noch vorhandenen Originale in der Stadt als solche verzerrt, ist es kaum möglich, sich dieser wirklich sehr frei gefaßten historisierenden Paraphrase unverkrampft anzunähern. Das ist in diesem Fall leider nicht möglich.

    Es hat Anflüge von, sich um 1880 mit Minnesang und Samtbarrett in den Ahnensaal zu verdrücken.

  • Der Planer (ich schreibe bewusst nicht 'Architekt') hat sein Handwerk nicht verstanden. Ich sehe das an mehreren Details. Man kann sich schon an eine Rekonstruktion heranwagen, aber dann müssen Analogien zu Bauwerken aus derselben Zeitepoche und Region beigezogen werden. Bei diesen beiden Nachschöpfungen sehe ich aber keinerlei stimmige Proportionen, auch keine historischen Details. Die Dächer sehen aus wie aus Karton geschnitten und gefaltet/gerollt, und das Walmdach des viereckigen Torturms wie eine zu weit hinab gezogenen Kappe. Auch die Dachgaube ist völlig lieblos - halt einfach eine Gaube mit einem Walmdächlein... nicht mehr. Und das letzte Detail: Die Halterungen für die Firstkugeln/Turmkugeln - lieblose Rohre anstatt konische Formstücke - verraten, dass der Planer nichts von historischer Architektur verstanden hat.

    aber da Valkenburg schon lange her zur Touristenkirmes, ja, zum Las Vegas der Niederlande verworden ist, hat es hier sowieso keinen Sinn, ein solches Projekt verhindern zu wollen. Die Authentizität des Ortes war doch schon pleite.

    Und sinngemäss sind die beiden Nachschöpfungen auch herausgekommen.