Chemnitz - Abbruch von Limbacher Straße 37

  • Der Tod eines schön dekorierten Gründerzeitlers
    In Chemnitz (Stadt der Moderne und Abbbruch) ist wieder ein niemals mehr so gebauter Gründerzeitler gestorben.....Limbacher Strasse 37 ist für immer pleite (ins Walhalla). Und so also wieder ein Stückchen Deutscher Grosstadt Flair davon. :gutenacht: Wenn ich das immer wieder sehe und dann der hässliche Müll der heute gebaut wird.

    Vorher und nachher:


  • Lieber Walhall,

    Nein dass sind leider keine Montagen aber alltäglicher Realität in ein Land dass sein Identität verneint und lieber in Platten oder banale Kisten denkt dann an schön dekorierte (historische) Bauten. Wenigstens sind dass Architekten, die Linken und die Behörden. Denkmalschutz hat auch in diesem Fall versagt. Sah auch in Chemitz renovierte Häuser (um 1920 erbaut) wo die Erker und schöne Wellenartige Gauben abmontiert wurden und ersetzt worden sind von ein modernes Steildach ohne Kurven oder Gauben usw. Diese Häuser haben auch viel Glanz und Detail verloren und sehen aus wie Bauten aus der 70-er Jahren. Die Ablehnung von Rekonstruktionen wie im Würzburger Dom, Französische Botschaft am Pariser Platz und manche Klassisistische Gebäude im Regierungsviertel in Berlin wird allmählich doch unträglich für Leuten wie wir ......Sehe nur Abbrüche schöner Bauten in fast jeden Grosdstadt ohne ansehlichen Ersatz! Und wenn doch dann fehlt ein augenfassendes Steildach!

    Einmal editiert, zuletzt von Klassiker (5. Januar 2014 um 19:53)

  • Klassiker,
    weißt Du zufälligerweise ob es irgendwelche zwingenden Gründe gab welche den Abriß dieses herrlichen Gründerzeitgebäudes unumgänglich machten, oder stehen hier wie üblich mal wieder nur wirtschaftliche Interessen im Vordergrund? Es ist für mich ungeheuerlich daß ein Gründerzeitler welcher sogar das recht abrißfreudige DDR Regime überlebt hat, einfach mal den Erdboden gleichgemacht wird - wenn ein solches Gebäude den Abrißbaggern zum Opfer fällt, sollte es schon gravierende Gründe haben. Das Gebäude hätte m.E. nach unter Denkmalschutz gehört.

  • "Eine Sanierung sei den Eigentümer nicht zu zumuten" - das ist doch eine bodenlose Frechheit, der Eigentümer hätte dafür Sorge tragen müssen daß das denkmalgeschützte Gebäude erhalten bleibt. Aber wie immer, da läßt man einfach ein Gebäude vergammeln, und bekommt dann auch noch zur Belohnung vom Stadtrat grünes Licht zum Abriß.
    Man sollte dem Eigentümer hier noch die Kosten für eine originalgetreue Rekonstruktion auferlegen.

  • Es ist eine unglaubliche Schande. In einer Stadt, die an historischer Bausubstanz nicht mehr so viel zu bieten hat, dann ein solches Gebäude abzureißen, das ist schon ein starkes Stück.

    Vielleicht war die Sanierung des gesamten Gebäudes nicht mehr möglich - was kein Wunder ist, wenn man einfach nichts am Gebäude macht - aber man hätte den Eigentümer zumindest die Auflage machen können, die Fassade erhalten zu müssen. Dies ist gar nicht so schwer und wurde vielfach schon so gemacht. Es braucht nur eine Stützkonstruktion und dann kann man den Rest relativ einfach abreißen. Aber so ist wieder ein Gebäude unwiederbringlich verloren. Schlimm, dass so etwas in Deutschland möglich ist.

    APH - am Puls der Zeit

  • Dass Chemnitz an historischer Bausubstanz nicht mehr viel zu bieten hat, stimmt ja so nicht. Das völlig zerstörte Stadtzentrum war vergleichsweise klein. Und es stimmt erst recht nicht, wenn wir wie hier von historistischer Architektur sprechen. Daran hat auch die wohl deutschlandweit ziemlich einzigartige Abrissorgie der GGG nichts geändert.
    Nichtsdestotrotz ist der Abriss des ehemals denkmalgeschützten Gebäudes natürlich ein riesengroßes Ärgernis. Wir reden hier immerhin vom nördlichen Kaßberg. Da kann keine Rede von Perspektivlosigkeit sein. Leider hatte man es hier wohl mit einem windigen Spekulanten zu tun. Ich glaube der Herr aus Gießen hat das Haus in den letzten zehn Jahren nicht einmal vor Ort besehen. Der Stadt fehlen hier ganz einfach die rechtlichen Mittel um dagegen vorzugehen. Wenn die Stadt das Gebäude über 10 Jahre auf (wohl letztendlich) eigene Kosten beobachtet, dann muss man ganz einfach die Möglichkeit schaffen, den Eigentümer zu enteignen wenn er sich nicht rührt. Ob das Gebäude dann ein anderes Schicksal genommen hätte, sei mal dahingestellt.

    Einmal editiert, zuletzt von Saxonia (7. Januar 2014 um 10:17)

  • Saxonia,

    ich weiß nicht welche (oder ob überhaupt) rechtlichen Möglichkeiten es gibt einen Hauseigentümer zu enteignen wenn (wie hier) eine grobe Zweckentfremdung durch "verkommen lassen" besteht? Sollte es in der Hinsicht rechtliche Möglichkeiten geben, so trägt die Stadt natürlich eine erhebliche Mitschuld.
    Gibt es diese rechtlichen Möglichkeiten jedoch nicht, sehe ich da eine Lücke im Gesetz. Auch finde ich das der Denkmalschutz bei arger Baufälligkeit nicht aufgehoben werden sollte, dann muß das entfernte Gebäude eben durch einen Wiederaufbau ersetzt werden (zumindest was die Fassade anbelangt).

  • Es wird wohl nicht das letzte historische Bauwerk sein, das in Chemnitz abgerissen wird. In einer Stadt, die seit der Wende 20% ihrer Eihnwohner verloren hat (verglichen mit dem Höchststand sind es fast 40%), muss man mit solchen Kollateralschäden leider immer und vor allem weiterhin rechnen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Dieser Abriss hat - ohne jetzt den genauen Hintergrund bei diesem Haus zu kennen - vielleicht auch nichts mit der schrumpfenden Bevölkerung zu tun. In Wien, der Stadt mit einer (leider Gottes möchte man sagen) immens wachsenden Bevölkerung, werden jährlich noch viel prachtvollere Gründerzeithäuser abgerissen...und ab und zu leider auch das eine oder andere Biedermeier- und auch Barockhaus. Wir hams ja - noch.

  • Es wird wohl nicht das letzte historische Bauwerk sein, das in Chemnitz abgerissen wird. In einer Stadt, die seit der Wende 20% ihrer Eihnwohner verloren hat (verglichen mit dem Höchststand sind es fast 40%), muss man mit solchen Kollateralschäden leider immer und vor allem weiterhin rechnen.

    [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat doch auch einen erheblichen Einwohnerschwund, doch da wird vorbildlich rekonstruiert - also daran kann es ja wohl nicht nur liegen. Ich denke mal hier will man teure Immobilien dahersetzen, welche lohnende Rendite bringen - die blühenden neuen Bundesländer halt. Aber ich denke und hoffe der Eigentümer wird damit gewaltig auf die Nase fallen.

  • na - [lexicon='Leipzig'][/lexicon] = Einwohnerschwund - das sag mal keinem Leipziger... zumindest geht dort, ähnlich wie in Jena, Potsdam und Dresden seit Jahren die Einwohnerzahl durch Geburten und Zuwanderung wieder deutlich nach oben. Von Chemnitz redet man eher von der "Rentnerstadt". Aber auch dort ist der Rückgang wohl seit 2009 einem Gleichstand von etwas über 240.000 Einwohnern gewichen (Rückgang seit 1989 von ca. 301.000, was prozentual deutlich mehr als in Dresden oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon] ist)

    Ärgerlich ist und bleibt ein solcher Abriss aber sehr wohl!

    Gruß Andreas

  • Wenn es nach der Einwohnerentwicklung gehen würde, dann hätte man die halbe Altstadt von Görlitz eigentlich abreißen müssen.

    Nein, nein. Hier geht es allein um wirtschaftliche Interessen. Meiner Meinung nach ist so eine Aktion wie hier unentschuldbar! Wie man so etwas verteidigen kann, erschließt sich mir nicht!

    APH - am Puls der Zeit

  • man hätte den Eigentümer zumindest die Auflage machen können, die Fassade erhalten zu müssen. Dies ist gar nicht so schwer und wurde vielfach schon so gemacht. Es braucht nur eine Stützkonstruktion und dann kann man den Rest relativ einfach abreißen.

    So sieht's aus. Sowas wurde und wird bei diversen völlig intakten Gebäuden gemacht - aber wenn ein Gründerzeitler (oder ein noch älteres Haus) erst einmal als "marode" oder nicht mehr sanierbar gilt, dann kommt seltsamerweise nie jemand auf diese naheliegende Idee. So schade es in solchen Fällen um Stuckdecken, Treppenhäuser, Flügeltüren u.ä. ist - wenn wenigstens die Fassade erhalten (und auf den Neubau ein passendes Dach gesetzt wird) wird, ist der städtebauliche Schaden minimiert.

    Ich kann gar nicht sagen, wie ich diese Hauseigentümer hasse, die solche schönen Häuser so lange vergammeln lassen, bis sie abbruchreif sind. :kopfschuetteln: