Ich find eine neuzeitliche Adaption als Buchsbaumschnitt/Topiary gar keine üble Idee. Mit der Bronzetafel und der Basis, herum kleinere Baumpflanzungen an den Winkeln des Dreiecks und an den Seiten je eine Sitzbank. Würde keiner wirklich was dagegen sagen können, der städtische Raum wär dem Ursprung angepasst ausgebildet und etwas zusätzliches Stadtgrün kann dort auch nicht schaden (auch wenns den Bärengarten gibt). Ist nur ne Idee, aber evtl lassen sich so auch die dauernden Nörgler etwas leiser und kompromissbereiter besänftigen.
Dresden - Zwinger
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Ende Juni 2020 wurde hier eine neue Ausschreibung des SIB gemeldet, wie folgt betitelt:
Dresdner Zwinger, Marmorsaal, Rekonstruktiver Ausbau, Objektplanung Gebäude und Innenräume
Der Zuschlag (ganz aktuelle Meldung) ging an das Architekturbüro Rainer Henke aus Dresden (bereits mehrere Referenzprojekte im Zwinger und übrigens auch mit der Planung der Innenraumrekonstruktion der Gewehrgalerie beauftragt).
Zur gedanklichen Auffrischung einige wesentliche Zitate aus der Projektbeschreibung (ist nicht mehr aufrufbar, da die Ausschreibung abgeschlossen ist):
Zitat von SIBDie Zielstellung umfasst die Rekonstruktion und Restaurierung der barocken Raumfassung, mit deren Ausgestaltung repräsentative Zwecke im Zusammenhang mit der Hochzeit des Kronprinzen 1719 verfolgt wurden. Die Präsentation des handwerklichen Vermögens der sächsischen Handwerker und die Demonstration verschiedener Marmorarten charakterisieren das architektonische Konzept. Die Deckengemälde runden den oberen Abschluss des Raumes ab und lassen die Verbindung Raumarchitektur und Malerei zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen.
[…]
Für die Rekonstruktion der Natursteinbekleidung und Stuckierung der Pfeiler und Wandflächen ergibt sich die planerische Schwierigkeit, dass die rekonstruierbaren Raummaße vom heutigen Rohbauzustand abweichen. Die infolge der Zerstörung entstandenen Deformierungen in Neigung und die unterschiedlichen Höhen der Wandverläufe weichen teilweise von dem ursprünglichen Zustand ab, sodass es hier maßliche Vermittlungen oder gut abgewogene und vertretbare Kompromisse geben muss.
Eine besondere Herausforderung bei der Rekonstruktion wird in der künftigen Auswahl von Natursteinen gesehen, deren ursprüngliche Brüche nicht mehr verfügbar sind. Der Ersatz muss in der Erscheinung des Materials dem Anspruch einer authentischen Rekonstruktion gerecht werden.
Eine weitere denkmalpflegerische Zielstellung ist die Rekonstruktion der Deckenmalereien. Hier wird es zwar Schnittstellen und Verflechtungen zur hier ausgelobten Planungsleistung geben, der Prozess und deren Betreuung ist nicht Gegenstand dieses Vertrages.
Die in der Ausschreibung genannten Termine:
Projektstart: voraussichtlich November 2020
Gesamtfertigstellung (LP 8 gemäß HOAI, d.h. diese Angabe bezieht sich auf die Fertigstellung des Saales): voraussichtlich IV. Quartal 2024
Ein Teil des Saales in einem historischer Kupferstich, erstellt 1719 anlässlich der Hochzeitsfeierlichkeiten:
https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0250257.jpg
Man beachte mal den rechten Teil des Deckengemäldes, dargestellt sind Genien mit Blumenkränzen. Im folgenden Bild sieht man die zugehörige Originalansicht (dokumentiert im Farbdiaarchiv 1943/44):
Von Fehling - Fotothek, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14586060
Und noch 2 Nachkriegsansichten des Saales.
Die vielen, 1957 noch vorhandenen Stuckfragmente wurden abgenommen und und mit Hoffnung auf eine spätere Vollreko eingelagert.
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Die vielen? oder nur ein oder zwei?
Ich freue mich außerordentlich, das Rainer den Zuschlag bekam. Er ist einer der Besten.....
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Die VIELEN - dazu sollte der Vergleich 1957/1960 dienen. Schau mal auf den Hauptsimsbereich, ggfs. das Foto von 1957 vergrößern, nach dem Öffnen einfach nochmals draufklicken.
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Hm, na ja, liebe BautzenFan, ich bin davon augegangen, dass die meinsten Stukkaturen vernichtet worden sind und nur 1-2 Teile aufbewahrt worden sind.
Ich bin die ganze Zeit davon ausgegangen, dass nur ein (!) Kapitell und eine (!) Metope als evtls. Reko-Vorbild) überlebt haben. Der Rest soll m. E. auf den Müll gewandert sein. Deutschland nach 1945 eben...
Schreibste evtl. mal an H.-C. Walther oderdas LfD, wie es wirklich war?
Wäre spannend.
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Hier eine Vorkriegsaufnahme des Marmorsaals.
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Zitat von Resurrectus
...ich bin davon augegangen, dass die meinsten Stukkaturen vernichtet worden sind und nur 1-2 Teile aufbewahrt worden sind.
Aus einer Broschüre des SIB von 2016 über die Baumaßnahmen im Zwinger:
Zitat von SIBEine große Herausforderung stellt der einst reichste und wichtigste Saal des Zwingergartens – der Marmorsaal im Obergeschoss des Französischen Pavillons – dar. Von diesem Raum blieben eine Vielzahl hochkarätiger Fragmente in Form von Pilastersockeln, Gesimsfragmenten und Brüstungsintarsien erhalten. Eine Probeachse zur Auslotung aller Möglichkeiten für eine Rekonstruktion wurde bereits Ende der 1980er Jahre angelegt. Eine weitere Vertiefung ist notwendig.
Quelle: https://www.sib.sachsen.de/download/2016_…r_Dresden_1.pdf
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Ein weihnachtlicher Blick über den Altmarkt.
Und ein Blick aus dem Zwinger.
Der Postplatz nervt. Aber der Neubau zwischen schloss und Taschenbergpalais fügt sich jetzt schon schön ein. Ich freue mich auf die fertig Stellung.
Leider scheint es aber hinten am cg- Bau, also palais hoym und Riesch eine Winter Pause zu geben.
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Jedes mal, wenn ich diesen furchtbaren Riesengalgen auf dem Altmarkt sehe, würde ich am liebsten persönlich zur Flex greifen. Furchtbar.
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Oh, da gibt es viiiiele mit dem gleichen Gedanken.
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Pressemitteilung des SIB von heute:
Zitat von SIBArchäologische Untersuchung im Innenhof des Dresdner Zwingers starten am 8. Februar
Gemeinsame Pressemitteilung mit dem Landesamt für Archäologie Sachsen (LfA)
Im Rahmen der Sanierung des Dresdner Zwingerinnenhofs unter Leitung der Niederlassung Dresden I des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) werden umfangreiche archäologische Forschungen notwendig. Das Landesamt für Archäologie Sachsen wird dabei in Abstimmung mit dem SIB eine Gesamtfläche von annähernd 1,3 Hektar untersuchen. Das betrifft im ersten Abschnitt etwa ein Viertel der Innenfläche. Die Arbeiten im Zwinger werden abschnittsweise ausgeführt, damit die Zugänge zu den anliegenden Museen aufrechterhalten werden und das Betreten des Zwingers für Besucher auch während der Bauphase gewährleistet ist.
Die archäologischen Arbeiten dauern voraussichtlich bis zum Frühjahr 2022 und werden unter der Leitung eines Bauhistorikers und eines Archäologen mit bis zu sechs Mitarbeiter durchgeführt. Es wird angestrebt, die Gesamtsanierung des Zwingerinnenhofes bis Ende 2023 abzuschließen. Die geplanten Gesamtkosten liegen bei etwa 10 Millionen Euro. Die Baumaßnahme wird finanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts.
Volker Kylau, Technischer Geschäftsführer SIB: »Als eines der bedeutendsten barocken Baudenkmäler Europas bedarf der Dresdner Zwinger einer kontinuierlichen Pflege und Restaurierung. Mit der Sanierung der Zwingerhofanlage erfüllen wir diesen Anspruch denkmalgerecht und modernisieren zugleich die technische Infrastruktur. Der Dresdner Zwinger wird so auch zukünftig viele Besucher in seiner ganzen barocken Pracht erfreuen.«
»Der Dresdner Zwinger ist nicht nur wegen seiner Gebäude und Museen international berühmt. Er ist zugleich auch ein bedeutendes archäologisches Denkmal. Daher hat das Landesamt für Archäologie Sachsen dort im Vorfeld von Baumaßnahmen wiederholt archäologische Grabungen vorgenommen und dabei immer wieder neue Erkenntnisse zur ehemaligen Dresdner Stadtbefestigung, zur Gebäudenutzung und zur wechselvollen Gestaltung des Innenhofes gewonnen«, stellt die sächsische Landesarchäologin, Dr. Regina Smolnik fest.
Hintergrund
Ziel der Baumaßnahme ist die denkmalgerechte Sanierung der Zwingerhofanlage in Abstimmung mit den Denkmalbehörden und den nutzenden Einrichtungen. Der Zwingerhof wird unter denkmalpflegerischen Aspekten als Gartenraum betrachtet. Hier ist die Verwendung von wassergebundenen Wegedecken als Befestigung von Wegeflächen prägend und wird auch mit der Sanierung des Zwingerhofes beibehalten werden. Der derzeit vorhandene, zertretene rote Belag wird durch einen hellen, wassergebundenen Belag ersetzt, welcher deutlich weniger Staub bildet und das Regenwasser besser versickern lässt. Auf den Hauptwegen werden Platten aus Sandstein verlegt.
Die Sanierung des Zwingerhofes umfasst hauptsächlich folgende Leistungen:
- die Sanierung und Erneuerung des Mediennetzes (Entwässerung, Bewässerung, Elektronik, Datennetz)
- die Schaffung von Anschlusspunkten für die Veranstaltungsnutzung im Zwinger
- die Erneuerung der befestigten Oberflächen (wassergebundene Wegedecke) und Anlage von mit Sandstein befestigten Wegeflächen
- die Erneuerung der Beleuchtung und Schaffung einer dezenten Anstrahlung der Zwingerhoffassaden
- die Sanierung von Nebenbauwerken wie der Perrons und der statischen Sicherung eines Kollektorganges
- die Abdichtung zweier Brunnenbecken
- die Erneuerung und Höhenanpassung der Rasenspiegel
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Toll, toll, toll!
Vielen Dank!
Am meisten freue ich mich ja auf das Verschwinden des unsäglichen roten Splits nach fast 100 Jahren und seine Ersetzung durch den barocktypischen hellen wassergeb. Belag.
Der Zwinger wird zusammen mit den Organgenbäumen dadurch sicher unglaublich stark gewinnen!!!!!
Juchuu!
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Ich hatte bisher gedacht dieser unsägliche rote Split ist ein Nachkriegsprovisorium. Des Zwingers unwürdig. Endlich kommt er weg.
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Nein, den sieht man schon auf den Zwingerfotos in Farbe der 30er und 40er Jahre. War wohl eine Zutat von Ermisch .
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Und das der Asphalt rauskommt ist auch sehr schön.
Die Brücke über den Zwingergraben ist aber nicht mit aufgelistet, sollte doch eigentlich auch mal erneuert werden?
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Bekanntlich führt der rote Split ja zu problematischen Ablagerungen an den Objekten im Zwinger (bspw. im Mathematisch-Physikalischen Salon). Sehr schön also, dass es hier eine Perspektive gibt.
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Ich hoffe, man wird mich am Leben lassen, aber ich fürchte ich werde gleich Blasphemie begehen. Es ist etwas, was ich mich schon länger frage, was ich allerdings noch nie angesprochen gesehen habe und ich kann doch nicht der Einzige sein, dem das auffällt:
Warum passt Sempers Galerieanbau am Zwinger so wenig zum Zwinger und stört ihn sogar erheblich in seiner Wirkung und Entfaltung? Hier hätte etwas viel feingliedrigeres, neobarockes hingehört, kein monumentaler Neorenaissancebau. Man hätte hier den Zwinger gekonnt vollenden können, was ja immer geplant war, aber man hat es nicht getan. Warum? Und hat sich unter den Zeitgenossen niemand daran gestört?
Ich weiß, Semper wird weithin als Genie angesehen, aber das Genie sehe ich hier nicht. Es erinnert mich schon an das, was moderne Architekten oft völlig unpassendes und uneinfühlsames an Altbauten dranklotzen. -
Deine Vorstellung, dass man den Zwinger über 100 Jahre später - "wie immer geplant" "barock vollenden" gewollt hätte, ist doch eine ziemlich romantisierende Vorstellung von Kontinuität
- in der geschmacklichen Entwicklung unserer Altvorderen;
- bezüglich der allgemeinen Werte und positiven Bewertungen vorheriger Epochen "in der Guten alten Zeit" ;
- in der baulichen Entwicklung des Zwingers;
- im Gang der Geschichte.
Heute kann man es sich - ob Laie oder nach ein paar Semestern Kunstgeschichte - einfach nicht vorstellen... Aber allgemein wurde zur Zeit Sempers die barocke Architektur abgelehnt und als nicht erhaltenswert eingestuft.
Bereits um 1780 wendete sich so ziemlich jeder gebildete, nicht "ewig gestrige", "moderne und weltoffene" Dresdner - beginnend mit dem Einfluss des "Bilderstürmers" Winckelmann - angewidert vom Gebäudeensemble Zwinger ab. Wegen seiner überbordenden Skulpturen wurde es als "geschmackliche Entgleisung" empfunden. Man erwog in den gebildeten Kreisen ernsthaft, alle Skulpturen zu beseitigen und durch klassizistischen Fassadenschmuck zu ersetzen. Das geschah aber aus Kostengründen nicht.
Statt dessen sparte man "nur" am Bauunterhalt und kümmerte sich wenig.
Durch fehlenden Bauunterhalt waren Feuchteschäden zu verzeichnen und die hochkarätige barocke Innenarchitektur litt erheblich.
Auch die Bibliothek moderte vor sich hin und zog dann irgendwann wegen unhaltbarer Zustande vom Zwinger ins Japanische Palais um.
Andere Sammlungen litten ebenfalls, blieben aber vor Ort.
Das Nymphenbad war durch den "Zahn der Zeit" mehr oder weniger Ruine.
Heute gibt es am Zwinger wieder 700 Skulpturen. Doch gerade diese waren im 19. Jahrhundert eine "Beleidigung des guten Geschmacks". Auch mussten sie gepflegt werden und verursachten Kosten. Also FORT mit dem "alten Gelumbe"! So waren also die Balustraden im 19. Jahrhundert von den "schwülstigen" Skulpturen "befreit".
In diese Situation hinein errichtet Semper in den 1830-er Jahren sein erstes Opernhaus.
Sein damit in Verbindung stehendes Forum-Projekt - als Verbindung des Opernhauses mit dem Französischen Pavillon durch niedrige Galeriebauten, bei Öffnung des Zwingerhofes zur Elbe hin - wird aus Kostengründen und wegen fehlender Nutzungsideen für die geplanten langgezogenen Bauteile nicht umgesetzt. (Die von ihm vorgeschlagene Orangerie wird dort nicht gewollt und entsteht später im Herzogin Garten, wo sie funktional besser hinpasst.)
15 Jahre später entscheidet man sich, den "gammeligen" Zwinger vom "schönen neuen" Opernhaus durch den - heute wie damals zu Recht berühmten - Galeriebau abzutrennen.
Dabei hat man den Schluss des Museumskomplexes Zwinger im Blick. Man schafft ein Art Rundgang durch die Sammlungen um den Hof herum.
Der Zwingerhof wird im Stil der Zeit - wohl erstmals - gärtnerisch aufwändig gestaltet und mit einem zentralen Denkmal (heute auf dem Schlossplatz) gefüllt.
Immerhin ist Semper so feinfühlig, dass er zum Zwinger hin die Fassade bewusst herabstaffelt; mit Rücksicht auf den Maßstab des Zwingers. Doch zum Theaterplatz hin soll der Bau mit dem Theater und der Hofkirche korrespondieren. Da muss sie natürlich monumental sein. Und ist damit eben im Hof - mit der heutigen hohen Wertschätzung für die barocke Ursprungsidee beurteilt - immer noch zu hoch.
Betrachtet man sie aber als das was sie damals war, nämlich eine Überformung des altmodischen, unbrauchbar gewordenen und nur rudimentär erhaltenen barocken Festplatzes Zwinger zum bedeutenden Museums-Ensemble, so kann man den vorsichtigen Umgang Sempers mit dem Bestand doch positiv beurteilen.
Man muss sich klar machen, dass der Zwinger erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder allgemein als barockes Hauptwerk von den Bildungsbürgern geschätzt wurde. Dieser Sinneswandel begann mit Gurlitt in den 1880-er Jahren.
Der Zwinger wurde erst in den 1920-er Jahren durch Ermisch wieder auf seine barocken Formen zurückgeführt. Sehr viel Bausubstanz ist nicht mehr original barock, sondern Reko nach den Plänen Pöppelmanns.
Fazit:
Als die Gemäldegalerie errichtet wurde, hatte der Zwinger als barocke Baulichkeit keine künstlerische Bedeutung. Sein Wert wurde verkannt. Damals sollte sich gestalterisch alles nur noch auf die neue Galerie beziehen, was durch reduzierten Figurenschmuck am Barockbauwerk und eine andere gärtnerische Gestaltung unterstützt wurde.
Erst mit dem nötigen zeitlichen Abstand konnte man die Bedeutung des Zwingers wieder erkennen, arbeitete ihn als eigenständiges Kunstwerk wieder heraus und befreite ihn damit aus der vor 200 Jahren als "Zwangsehe" arrangierten Einheit mit dem späteren Galeriegebäude.
Darum stehen heute in Dresden zwei Hauptwerke der Welt-Architektur neben einander und sind für feinfühlige und kunstsinnige Betrachter nicht (mehr) 100%-ig miteinander kompatibel.
Ab Mai wird der interessierte Dresden-Besucher endlich eine umfangreiche Dauer-Ausstellung zur Baugeschichte des Zwingers vorfinden. Dann können solche berechtigten Fragen zu seiner Geschichte durch virtuelle Modelle hoffentlich gut beantwortet werden.
Ich habe heute zufällig einen Blick in die Bogengalerie werfen können... Man baut die Ausstellungsarchitektur...
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Übrigens:
Semper selbst hat an den Maiaufständen 1849 auf Seiten der Bürger "leitend" "für die gute Sache" mitgekämpft. Er hat - wohl an anderen Stellen in der Stadt - Barrikadenbau überwacht und koordiniert. Deswegen musste er anschließend aus Dresden fliehen.
Dass bei diesen Kämpfen der stadtseitige Teil des Ensembles Zwinger massiv geschädigt wurde, nämlich komplett ausbrannte, hat damals vermutlich zu Diskussionen darüber geführt, ob der Wiederaufbau des Zwingers sich an Pöppelmann oder dem Neubau der Galerie orientieren soll.
Revolution als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für moderne Architekten?
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Und noch ein Gedanke:
Gerade der Wechsel in der Wertschätzung des Zwingers sollte uns zu Toleranz und Demut anregen.
Vielleicht wird man sich in 70 Jahren wundern, dass tatsächlich mal jemand den Kulturpalast abreißen wollte....
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Ich hoffe, man wird mich am Leben lassen, aber ich fürchte ich werde gleich Blasphemie begehen. Es ist etwas, was ich mich schon länger frage, was ich allerdings noch nie angesprochen gesehen habe und ich kann doch nicht der Einzige sein, dem das auffällt:
Warum passt Sempers Galerieanbau am Zwinger so wenig zum Zwinger und stört ihn sogar erheblich in seiner Wirkung und Entfaltung? Hier hätte etwas viel feingliedrigeres, neobarockes hingehört, kein monumentaler Neorenaissancebau. Man hätte hier den Zwinger gekonnt vollenden können, was ja immer geplant war, aber man hat es nicht getan. Warum? Und hat sich unter den Zeitgenossen niemand daran gestört?
Ich weiß, Semper wird weithin als Genie angesehen, aber das Genie sehe ich hier nicht. Es erinnert mich schon an das, was moderne Architekten oft völlig unpassendes und uneinfühlsames an Altbauten dranklotzen.eryngium hat bereits die perfekte Antwort formuliert. Ich will noch hinzufügen, dass die Semper'sche Lösung, die Zeitumstände und die damalige Ablehnung des Barocks berücksichtigend, nicht die schlechteste ist. Die Zwingerfassade unterscheidet sich erheblich von der Elbfront. Semper hat sich durchaus bemüht, gerade im Erdgeschoss einen gewissen Übergang zur bestehenden Zwingerarchitektur hinzubekommen. Für Neubarock war es vor Gurlitt einfach noch zu früh.
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