Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Klar eigentlich! Warum eigentlich wirklich nicht?
    Das wäre doch DER Renner gewesen? Eine phantastische Lage ideal ausnützen!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Für ein Café mit Teilküche sollte der Raum unter der Kuppel eigentlich groß genug sein. Habe auf die Schnelle keine qm-Angaben gefunden, aber nach beigefügtem Bild zu urteilen habe ich definitiv schon kleinere Gastroräume gesehen. Natürlich gäbe es dann eine Zwischendecke oberhalb der im Bild gezeigten Pendentifs. Unten wäre der Ausstellungssaal, oben das Café.

    Einer der Fahrstühle hätte in der Kuppel enden können, der zweite dann eben an der weniger exponierten Südseite.

  • Bin heute um die Baustelle geschlichen und hier ein paar neue Fotos von den Maurerarbeiten an den Fenstern.

    Man kann schon jetzt gut erkennen, dass die Fensterlaibungen unterschiedlich sind, aufwendiger zur West- und Nordseite, schlichter, da geputzt zur Südseite. Wäre mal interessant, in welchen Bauphasen man sich für die unterschiedliche Gestaltung im einzelnen entschieden hat oder ob schon unter Schlüter das Festerprogramm so festgelegt wurde.


    Westseite:









    Südseite:











    Südseite zum Lustgarten:



  • Guten Morgen miteinander,

    ich habe mir gerade den Wikipedia-Artikel zum Berliner Stadtschloss angesehen. Da fiel mir auf, dass unter dem Absatz 'Finanzierung der Repliken' noch veraltete Angaben auftauchen. Die aktuellste Jahreszahl lautet dort 2013. Kennt sich denn jemand mit dem Editieren von Wikipedia-Artikeln aus und würde diese Angaben aktualisieren (aktueller Spendenstand, Spendenentwicklung, Erhöhung des Spendenziels auf 105 Mio. usw...)? Zur Zeit sieht das doch etwas öde und abschreckend aus.

    Mit mehr als 10.000 Seitenaufrufen im Monat ließe sich da bestimmt noch der ein oder andere Spender generieren.

    Beste Grüße.. :smile:

  • Man kann schon jetzt gut erkennen, dass die Fensterlaibungen unterschiedlich sind, aufwendiger zur West- und Nordseite, schlichter, da geputzt zur Südseite.

    Bist du dir sicher, dass da nicht noch Sandsteinlaibungen drumherum kommen?


    Sind diese groben Blöcke in der Überdachung Platzhalter für bildhauerische Arbeiten, die später eingesetzt werden?

  • Nein, das ist eine absichtsvolle Gestaltung des Bildhauer-Genies Andreas Schlüter, der hier im EG bewusst mit dem Wechsel glatt-ausgehauener und unausgearbeitet-bossierter Bauteile spielte.

  • Solche bossierten Schlusssteine sind mir schon bekannt, aber die hier sehen bisher seltsam aus. huh:) Auch noch so seltsam abgestuft.... Werden die noch nachbehauen?

  • Südseite zum Lustgarten:


    Zeigt nicht die Nordseite zum Lustgarten? :lehrer:

    Quoted from "Spreetunnel" Man kann schon jetzt gut erkennen, dass die Fensterlaibungen unterschiedlich sind, aufwendiger zur West- und Nordseite, schlichter, da geputzt zur Südseite.


    Bist du dir sicher, dass da nicht noch Sandsteinlaibungen drumherum kommen?


    Ja, es kommen auch an der Südseite noch Sandstein-"Rahmen" dran. Die wurden sogar letzte Woche zum Teil schon probeweise gesetzt und dann für die Hintermauerung wieder entfernt, wie man auf der Webcam beobachten konnte.

    Quoted from "Spreetunnel"


    Sind diese groben Blöcke in der Überdachung Platzhalter für bildhauerische Arbeiten, die später eingesetzt werden?


    Nein, die gehören so. Wie man auf historischen Fotos sehen kann, waren die Fensterbedachungen im EG relativ schlicht und erst in den OGs aufwändiger gestaltet:


    Portal V (also ungefähr die Stelle, um die es hier geht). Quelle: Gesellschaft Berliner Schloss e.V., gemeinfrei

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • War euch eigentlich diese frontal auf die Westseite schauende Webcam bei Cityscope schon bekannt?

    http://www.cityscope.de/bss/index.html

    Die war aber offenbar leider nur bis zum 24.2.2015 aktiv und war irgendwie an mir vorübergegangen. Schade.
    Das Bilder-Archiv ist aber dennoch interessant.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Neue Fotos vom Humboldtforum - [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] aus verschiedenen Perspektiven gesehen:

    Blick von der Monbijoubrücke:


    Blick vom Kupfergraben:




    Blick von der Schlossbrücke:




    Blick vom Domkuppelumgang:



    Die ungeliebten Aufbauten:




    Arbeiten an der Nordfassade:






    Blick über beide Arbeitsfelder an der Nordseite:


    Fotos von mir von heute.

  • Durch die rangezoomten Aufnahmen wirkt der Kontrast zwischen dem Schloß und den Plattenbauten Richtung Fischerinsel umso gruseliger.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Ich hatte nur keinen Fotoapparat dabei... am späten Dienstagabend so gegen 22:30 war ich mit der S-Bahn Richtung Friedrichstraße unterwegs und der Zug mußte einen Augenblick genau auf der Brücke über dem Kupfergraben halten und ich sah die beleuchtete Kuppelbaustelle... in meiner Phantasie sah ich das fertige Schloss bei Nacht, das angestrahlt wird... Ich kann es kaum erwarten, dieses Panorama zu sehen und abzulichten :foto:

  • Die ungeliebten Aufbauten:


    Tolle Bilder - vielen, vielen Dank.

    Weiß eigentlich jemand, welche Funktion diese (laut Boddien ja wohl als "technisch notwendiges Zugeständnis" errichteten) Bunker haben? Nur um den Antrieb eines Aufzug unterzubringen, ist der Bau doch viel zu breit. Oder steckt da sonstige Haustechnik drin? Wenn ja, würde mich interessieren, warum in nicht in irgendeinem anderen Raum innerhalb der großen Nutzfläche des Gebäudes dafür Platz gewesen sein soll. Mal davon abgesehen, dass es doch auch möglich sein müsste, die oberste Etage ohne Liftanschluss zu belassen bzw. für dringende Fälle einen Treppenlift einzubauen. Oder den Aufzugskasten im Kuppel-Aufbau (der vermutlich größer als ein Mehrfamilienhaus ist) und damit unsichtbar unterzubringen.

    Ich weiß nach wie vor nicht, ob ich mehr den Kopf über diese stümperhafte Fehlplanung schütteln soll oder über die Tatsache, dass die Dachbunker in keiner der zahlreichen Visualisierungen zu sehen waren. Wenn ich dem Bauherren und den Planern nicht unterstellen will, die Öffentlichkeit vorsätzlich getäuscht zu haben, muss ich wohl davon ausgehen, dass den Verantwortlichen erst spät eingefallen ist, dass solche Aufbauten benötigt werden.

    Meiner Ansicht nach sind diese Dinger ein noch schlimmerer Fauxpas als die Stella-Ostseite. Letztere ist ein moderner Bruch an einer Stelle, an der eben das "Schloss" zu Ende ist und der moderne Gebäudeteil beginnt. Aber mit den Dachbunkern wird ausgerechnet der Teil des Ensembles, der äußerlich eigentlich "Schloss pur" hätte sein sollen und der Öffentlichkeit auch so verkauft wurde, nachhaltig verunstaltet. Rettig war offenbar der falsche Mann für diese Aufgabe. Wer so etwas durchwinkt, offenbart damit ein seine wahre Einstellung zu dem Projekt.

  • Boddien wettert gegen die geplante Steinwüste um das Schloss herum.

    Siehe >>
    http://www.morgenpost.de/berlin/article1…-gesammelt.html
    http://www.bz-berlin.de/berlin/mitte/ver…leere-drumherum


    Na, das geht doch in die richtige Richtung. Ich glaube schon, dass Herr von Boddien da noch was bewegen kann - zumal auch die Stiftung [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon] als Bauherr in dieselbe Kerbe schlägt. Dass von Seiten des Bausenats dazu eine Trotzreaktion wie bei einem kleinen Kind kommt, ist nachzuvollziehen - wer gesteht schon gerne eine Fehlentscheidung ein?
    Das Argument der Barrierefreiheit des modernen Entwurfs erscheint albern und vorgeschoben. Auch bei der historischen Gestaltung sind alle Portale natürlich ebenerdig zu erreichen wie man auf historischen Fotos leicht sehen kann. Wie hätte man auch mit Kutschen über Stufen fahren sollen? Immerhin lässt sich der Senat zu der Äußerung herab, dass auch im modernen Entwurf die Figuren und der Brunnen aufgestellt werden könnten. Das ist doch schonmal der Anfang des Einknickens. Ich bin da noch ganz positiv gestimmt. :thumbup:

    Wenn man Schloss und Umfeld von vornherein als Einheit geplant hätte, wäre das Problem aber gar nicht erst aufgetreten.

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Das überhaupt darüber diskutiert wird, wo die Rossebändiger stehen sollten, ist doch ein Armutszeugnis! Jeder mensch, der auch nur den kleinsten Funken Kunstverstand und Geschichtsbewusstsein hat, kann doch überhaupt nicht daran zweifeln, dass diese Kunstwerke an ihren ursprünglichen Standort zurückkehren müssen.

    Kann man der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung mal schreiben? Mir kommt es vor, dass dort lauter Menschen beschäftigt sind, die von manchem vielleicht Ahnung haben, aber ganz sicher nicht das geringste von Stadtentwicklung verstehen . . . wofür es ja auch jede Menge Anhaltspunkte gibt!

    Über die Oranierfürsten und die Adlersäule könnte man - kunsthistorisch - vielleicht noch geteilter Meinung sein. Aber über die Rossebändiger dürfte doch keine Sekunde lang diskutiert werden. Zumal sie jetzt an einer Stelle stehen, zu der sie doch nicht den geringsten Bezug haben.

    Dazu und zu anderen Themen (Schloßfreiheit!) würde ich gerne mal den zuständigen Stellen etwas flüstern!  :boese:

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Lieber Arnold,

    auch wenn es meine Vorstellungskraft übersteigt, wie jemand diese geplante Stadtverschandelung gutheißen kann... die Gedanken sind frei und über Geschmack lässt sich bekanntlich (nicht) streiten.
    Aber wenn Du schon die Himmelsrichtungen durcheinander wirfst... der Schloßplatz und somit der Schloßbrunnen = Neptunbrunnen liegt an der Südseite des Schlosses, dann lass Dir mal bitte von einem Fachmann im Bezug auf Touristenströme prophezeihen, welchen Weg die Berlin-Besucher vom Nikolaiviertel zum Schloß hin (und auch umgekehrt) nehmen werden... :opa: Na, schon eine Idee? Richtig!!!!!! Genau über den Schloßplatz, der zusammen mit dem Brunnen eines der meist fotografiertesten Plätze Berlins werden wird. Wenn man pfiffig ist, regt man die Touristen aus aller Welt vielleicht sogar an, Münzen in den Brunnen zu werfen (auch wenn er längst nicht so imposant ist wie der große Bruder in Rom...)
    Vielleicht kannst Du ja mal versuchen, dir das vorzustellen zwischen zwei Wunschträumen von einer kalten, unpersönlichen Steinzeitwelt à la Madame Lüscher.