Ich habe mal im Strang zum Berliner Schloss Humboldtforum zur Rekonstruktion als Versöhnung geschrieben.
Rekonstruktion wird ja als alles Mögliche beschimpft: Fälschung, Kitsch, Disneyland, Leugnung der Geschichte - seit Neuem auch als Keule Neonazitum, nämlich den Zweiten Weltkrieg vergessen machen zu wollen. Die Rekonstruktion erwecke den Eindruck, es sei nichts Böses geschehen, wodurch die Schuld der Deutschen geleugnet werde oder endlich geleugnet werden könne.
Kaum ein vernünftiger Anhänger von Rekonstruktionen wird mit ihnen Schuld leugnen wollen, denke ich. Er kann es gar nicht. Denn die Stadt Frankfurt wird die Kriegszerstörungen auf Jahrhunderte unauslöschlich im Gesicht tragen, niemand kann so viel rekonstruieren, dass bauliche Kriegsfolgen und damit auch die Erinnerung an Schuld ausgelöscht wären. Wiederaufbau von Städten kann ja, wie man in fast allen deutschen Großstädten sieht, ebenfalls Kriegsfolgen verewigen: durch Nicht-Akzeptanz!
Missbrauch mit Ruinen wird, wie der vorstehende Artikel zeigt, immer möglich sein: Hass säen und mit Ruinen Hass erhalten wollten die Nazis.
Dagegen: Hass abwehren, Hass vernichten durch Rekonstruktionen: Das heißt Versöhnung durch Rekonstruktion!
Beim Wiederaufbau der Frauenkirche in Dresden ist das sehr deutlich geworden. Während Neonazis jeden 13. Februar Hass-Aufmärsche organisierten, wuchs die Frauenkirche in die Höhe. Gerade in England wurde dieses Werk als Versöhnung empfunden: Hitlers Krieg hatte als Folge auch sie in Schuld verstrickt, getötete Zivilisten, vernichtete Kunstwerke. Der Wiederaufbau der Frauenkirche wirkte in England als Befreiung und bei jedem Einsichtigen bei uns genau so. Denn die britische Schuldverstrickung hatte ja an jeder Stelle erst mal deutsche Wurzeln.
Auch die rekonstruierten Altstädte in Danzig und Breslau werden immer mehr als Versöhnung wahrgenommen werden!
Zerstörung heilen, denke ich, ist in erster Linie Rekonstruktion! Neben allen den vielen anderen Gründen, die ich hier nicht aufzählen muss.
Ruinen sind zweifellos Mahnung. Sie bergen aber daneben immer die Gefahr, dass sie durch ihre bloße Gegenwart auf Jahrhunderte hinaus Hass verbreiten und fortpflanzen.
Die Nazis haben das gewusst und wollten in Frankfurt den Hass durch Ruinen verewigen. Wollen wir ihnen das letzte Wort lassen?