Berlin - Molkenmarkt und Klosterviertel

  • Moderatiosnhinweis: Durch die Verschiebung ist der Beitrag verrutscht, er gehört eigentlich hinter den nächsten:

    Mit solch netten, kompetenten und engagierten Stadträten wie Herrn Gothe könnte es ja doch noch etwas werden mit einem lebendigen Quartier, in dem man sich auch gerne aufhält. Schön seine Verweise auf Frankfurt, Potsdam und Lübeck. :smile:

    Wann, wo und wie wird man sich denn wieder beteiligen können?

  • Eine sehr sehenswerte Sendung in der Berliner Abendschau ... es gibt Silberstreifen am Horizont, auch dank einer Petition und eines engagierten Baustadtrats.

    "Es gibt Kritik an den Senatsplänen zum Städtebaulichen Wettbewerb für den Molkenmarkt. Hochrangige Architektinnen, Ingenieure, Landschaftsgestalterinnen, Stadtplaner und SPD-Politiker haben eine Petition gestartet...."


    https://www.rbb-online.de/abendschau/vid…olkenmarkt.html

  • Schöner Bericht, unaufgeregt, erfrischend unpolitisch. Passt mal wieder so gar nicht zu dem hier so gerne kultivierten Vorurteil, dass die SPD immanent anti Rekonstruktion wäre. Dieser Stadtbaurat aus Mitte macht aus meiner Sicht einen sehr vernünftigen, bedachten Eindruck. Es ist eben auch etwas anderes, so etwas auch ökonomisch Heikles und Komplexes in verantwortlicher Position zu planen als im Internet seine Wunschträume und deren vermeintliche Verhinderer zu nennen.

    Wäre schon blöd, wenn man solche Leute oder auch die beiden sehr sympathischen Initiatoren in die ermüdenden Culture Wars durch eine grob vereinfachende Links-Rechts-Dichotomie mitreinzöge. Übrigens basieren ein Großteil der in den letzten Jahren realisierten Rekonstruktionen auffallend oft auf Entscheidungen unter SPD-geführten Regierungen (Berliner Stadtschloss - Gerhard Schröder, Potsdamer Schloss - Michael Platzeck, Lübecker Bürgermeister in der gesamten Planungsphase des Gründungsviertels - SPD).

    - Die SPD wollte zusammen mit den Frankfurter Altstadtfreunden übrigens 2005 auch einen Bürgerentscheid für das Areal des Technischen Rathauses.

    - Sie steht dem Wiederaufbau des Karstadts am Hermannplatz positiv gegenüber.

    - Nicht zuletzt war der SPD-Politiker Florian Pronold bis zu seiner Abberufung auf Druck der Architektenkreise ein ziemlich glasklarer Verfechter einer sauberen Rekonstruktion der Bauakademie.

    - In Bremen äußerten sich besonders SPD- und Grünenpolitiker öffentlich enttäuscht darüber, dass die Essighausfassadenreko gescheitert ist.

    - In Hamburg hat sich die regierende SPD stark für den orginalgetreuen Wiederaufbau der Synagoge am Bornplatz ausgesprochen

    ... nur mal so ein paar schnelle Beispiele. Man könnte fast auf die Idee kommen, dass hinter fast jeder Rekonstruktion in Deutschland die SPD steht :tongue:.

    Es fällt bei einem Realitätscheck zumindest wirklich sehr, sehr schwer, die SPD als immanent antireko darzustellen. Das heißt nicht, dass alle SPD-Politiker glühende Anhänger traditioneller Architektur wären, nicht dass das hier missverstanden wird. Die Realität ist aber eben meist wesentlich komplexer als erzählt. Wäre schön, wenn das hier mal manche Leute auch mal wahrnehmen und nicht immer und immer wieder ihre vereinfachenden Schwarzweißgeschichten hier erzählen würden. Einfach nur mal ein Stück unaufgeregter und weniger spaltend wäre einfach top.

  • Der "Stadtbaurat" ist der Baustadtrat von Berlin-Mitte, Ephraim Gothe. Gothe war Büroleiter des ehem. Senatsbaudirektor Hans Stimman und ist ein unideologischer Mann, der Sachargumenten zugänglich ist.

    Leider ist Gothe jedoch für den Molkenmarkt und den Großen Freiraum nicht zuständig, der Bebauungsplan und das Verfahren werden auf Landesebene geführt. Zuständig ist hier Senator Scheel (Linke) und die Senatsbaudirektorin Regula Lüscher, die angekündigt hat auszuscheiden. Ob die Sozialisten wieder den bausenatr stellen dürfen (Scheel würde gern weitermachen) wird sich in den Koalitionsverhandlungen erweisen.

  • Die SPD wollte zusammen mit den Frankfurter Altstadtfreunden übrigens 2005 auch einen Bürgerentscheid für das Areal des Technischen Rathauses.

    Dem muss ich allerdings insofern widersprechen, als alles sozialdemokratische Entgegenkommen in Frankfurt letztlich vor allem Schaueffekten diente. Die SPD in Frankfurt war noch nie richtig Pro Reko. Da waren Leute von der CDU und FDP, trotz Vorbehalten, immer noch deutlich entgegenkommender. Es gibt aber immer Einzelpersonen, die in den linken Parteien zugänglich sind. Das war Olaf Cunitz von den "Grünen". Bei der SPD war Klaus Oesterling ein umgänglicher Fraktionsführer. Beim derzeitigen, nach links gerückten, Personal der linken Parteien in Frankfurt, ist es aber wahrscheinlich illusorisch auf weitere positive Entwicklungen zu hoffen.

  • Dem muss ich allerdings insofern widersprechen, als alles sozialdemokratische Entgegenkommen in Frankfurt letztlich vor allem Schaueffekten diente. Die SPD in Frankfurt war noch nie richtig Pro Reko. Da waren Leute von der CDU und FDP, trotz Vorbehalten, immer noch deutlich entgegenkommender. Es gibt aber immer Einzelpersonen, die in den linken Parteien zugänglich sind. Das war Olaf Cunitz von den "Grünen". Bei der SPD war Klaus Oesterling ein umgänglicher Fraktionsführer. Beim derzeitigen, nach links gerückten, Personal der linken Parteien in Frankfurt, ist es aber wahrscheinlich illusorisch auf weitere positive Entwicklungen zu hoffen.

    .....weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    Danke Heinzer für die demgegenüber realistische Einordnung.

  • Glaub ich sofort, Heimdall. War natürlich etwas überspitzt formuliert. Die verwundenen Details der komplizierten Geschichte des Gelingens der Frankfurter Altstadt sind mir nicht bekannt.

    Aber einen wahren Kern hat es. Die SPD als einen natürlichen Teil des "Kartells" der Rekogegner darzustellen, ist grundfalsch. Bei den Grünen und bei der Linkspartei ist das sicherlich noch eher zu halten, aber selbst bei diesen Parteien gibt es Leute, die sich für Rekonstruktionen einsetzen. Z.B. hatte der Verein Anschari vor der letzten Bürgerschaftswahl in Bremen einen Fragenkatalog an die zur Wahl antretenden Parteien mit ihrer Position zum Wiederaufbau stadtbildprägender Bauten gestellt. Die Antwort der Linkspartei hat uns alle wohl am meisten überrascht, denn diese hatte sich sogar noch jenseits der üblichen Floskeln vorgewagt und diese als klar positiv und wünschenswert beschieden. (Was daraus dann in der Realität geworden ist/wäre, bleibt natürlich ungeprüft, zumindest gab es keine Proteste gegen die Rekonstruktion der Essighausfassade). Insgesamt scheint das Thema nicht überall in der Republik so politisiert zu sein wie in Dresden, Berlin und Potsdam (wobei es auch dort bei ehrlicher Betrachtung doch eher irrelevante, wenn auch laute Gruppen sind, die Stress machen). Die größte Hürde scheinen mir in den meisten Städten eher apathische oder modernistisch beeinflusste Verwaltungen zu sein und weniger wirkliche Politik.

  • Recht bezeichnend und irgendwie typisch für Berlin fand ich bei dem Interview die Moderatorin, die offenbar fest davon überzeugt ist, dass "nur Touris" Gefallen an einem irgendwie schön-historischen Innenstadtquartier finden könnten. Der Gedanke, dass es auch den Berlinern selbst etwas bedeuten könnte, in ihrer historischen Innenstadt mehr als nur ein paar graue WDVS-Flachdach-Kisten mit Plastikfenstern vorzufinden ("Hauptsache billiger Wohnraum"), scheint ihr fernzuliegen.

    Der Berliner Stadtbild-Ortsverband wird demnächst ein offenes Schreiben zum Thema Leitbautenkonzept an die designierte Oberbürgermeisterin schicken, wo die eigenen Positionen dargestellt und begründet werden, die sich in zwei wichtigen Punkten von der Planungsgruppe Stadtkern unterscheiden, für die Herr Mauersberger und andere stehen:

    1. Wir sind zunächst der Meinung, dass es keinen Sinn hat, Energie auf die Forderung zu verwenden, dass ein von der SPD oder den Linken geführter Senat die Eigentumsverhältnisse auf dem Areal dahingehend ändern möge, dass einzelne Parzellen aus städtischer Hand an einzelne Grundstücksbesitzer oder -pächter quasi zurückgegeben werden. Das wird nicht geschehen. Von der SPD kam wiederholt die Verlautbarung, dass nach den Erfahrungen der Nuller Jahre mit großmaßstäblichen Privatisierungen von Wohnungsbesitz in Berlin niemals wieder städtischer Grund privatisiert werden wird, auch nicht als Pacht.

    Es ist noch aus einem anderen Grund nicht zielführend, sich auf diese Forderung zu versteifen: denn Potsdam macht doch gerade bei den Quartieren III und IV am Alten Markt vor, wie das geht, dass kommunale Bauträger (PWG und Karl-Marx) mit Hilfe von Förderungen hochwertige Leitbauten-Rekonstruktionen mit mietpreisgedämpften Wohnungen errichten. Entscheidend ist nun einmal der politische Wille, der von der Stadtregierung, genauer gesagt der Senatsspitze, empfunden und deutlich artikuliert werden müsste, so wie es ja auch in Potsdam geschehen ist. Dann würden/müssten auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen und die DeGeWo/WBM das umsetzen. Am besten wäre es, wenn dieses schon im Koalitionsvertrag thematisiert werden würde. Von selbst wird es in Berlin leider nicht in diese Richtung gehen.

    2. Das Problem mit den Leitbauten in dem Areal ist, dass, wenn man bauhistorisch exakt nur auf den Grundmauern verlorener Gebäude rekonstruieren möchte, in dem Quartier eigentlich nur der Jüdenhof und eine Handvoll eher unbedeutender Bauten aus dem 19. Jhd als Leitbauten wiederentstehen könnten. Leider ist es so, dass wegen der veränderten Straßenbreiten auch einige weniger prominente Rekonstruktionskandidaten wie die Zornsche Apotheke Molkenmarkt/Ecke Stralauer Str. um einige Meter verschoben werden müssten. Die beiden wohl bedeutendsten Leitbautenkandidaten im Bereich des Quartiers, das Palais Kreutz von Martin Heinrich Böhme (Schloßbaumeister) (1713) und der revolutionäre Schinkelbau des königlichen Gewerbeinstituts von 1829 (erster preußischer Stahlskelettbau) in der nördlichen, von der Grunerstaße/Parkhaus überbauten Klosterstraße, könnten hingegen nur etwas nach Süden transloziert rekonstruiert werden. Die Planungsgruppe Stadtkern lehnt aber translozierte Rekonstruktionen ab, der Stadtbild-Ortsverband jedoch nicht grundsätzlich. Hierzu werden wir ja eine Visualisierung aus dem Büro Patzschke veröffentlichen.

    Ansicht der Klosterstraße von Norden aus gesehen, Eduard Gaertner 1830 (Nationalgalerie/Wikipedia): mittig die Parochialkirche, rechts das Palais Kreutz und ganz rechts der damals gerade fertiggestellte Schinkelbau der Gewerbeakademie:

    Klosterstraße Berlin

    Anblick heute:

    Klosterstraße Berlin

    Historische Fotografie mit Ansicht von Süden: links das Palais Kreutz, dann der in der 2. Hälfte des 19. Jhd um 2 Achsen gekürzte Schinkelbau des Gewerbeinstituts, und ganz rechts die "Dopplung" des Palais Kreutz von 1866 als Erweiterungsbau des nunmehr in Gewerbeakademie umbenannten Königlichen Gewerbeinstituts:

    Klosterstraße Berlin

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • Vielleicht sei hierzu noch die Bemerkung erlaubt, dass die Überzeugung, dass Rekonstruktionen am exakt originalen Ort vielleicht gerade noch legitim sind, translozierte Rekonstruktionen jedoch fake und quasi des Teufels, als Blüte typisch westdeutsch-protestantischen Rigorismus eigentlich historisch recht neu ist. Die DDR hat bis zuletzt noch munter transloziert, und zwar in unmittelbarer Nachbarschaft des Molkenmarkt-Quartiers. Als Beispiele seien nur das Ephraim-Palais (1935 abgebaut, 1985-87 um 12 m versetzt rekonstruiert), das Gasthaus "Zur Rippe" (1935 abgerissen, 1986 um mehrere m versetzt neben dem Ephraim-Palais wiederaufgebaut), das Gasthaus "Zum Nußbaum" (1943 zerstört, 1987 mehrere 100 m von Fischerinsel ins Nikolaiviertel transloziert) und das Ermelerhaus (im 2. WK beschädigt, Abriss 1967/68 für Neubau in der Breiten Straße, transloziert wiederaufgebaut ca. 400 m entfernt am Märkischen Ufer) genannt. Wer also findet, dass in der DDR in baukultureller Hinsicht vieles richtiggemacht wurde, sollte also durchaus auch mit Translokations-Rekonstruktionen seinen Frieden schließen können. Translokations-Rekonstruktionen wären während 10.000 Jahren Baukulturgeschichte der Menschheit doch wohl leichten Herzens für gut und richtig befunden worden. Nur wir Deutschen müssen eben heute "aus Prinzip" dagegen sein, so wie uns ja auch der westdeutsche Denkmalschutz-Purismus sakrosankt sein soll.

    Eingestellte Bilder sind, falls nicht anders angegeben, von mir

  • War auch in Bremen nach dem Krieg überhaupt kein Problem, trotz westdeutsch-protestantischem Rigorismus - im Prinzip ist sowohl das Erscheinungsbild der Marktplatzwestseite und von Teilen des Schnoors das Ergebnis von munteren Translozierungen, da wurde hier ein Giebel transloziert und dort eine Fassade an anderem Ort wiederaufgebaut. Insgesamt sah das die unmittelbare Nachkriegsgeneration anscheinend deutlich lockerer (wie auch alle Generationen vor ihr, das Konzept ist ja wahrlich nicht erst seit dem Zweiten Weltkrieg angewandt worden.

  • Ich verstehe, wenn man sich weigert Gebäude an einem anderen Ort zu errichten, der das wiederaufgebaute Gebäude aus dem Zusammenhang reißt. Das kann ich aber nur solange nachvollziehen, so denn es die Möglichkeit gibt einen solchen Bau an seinem Ursprungsort wieder zu errichten. Ist das nicht möglich, man also nur die Wahl hat zwischen das Gebäude gar nicht im Stadtbild haben oder an einem anderen Ort, na dann ist doch wohl zweiteres nicht verwerflich. Ich würde sogar umgekehrt sagen, es wäre törricht auf einen mit der Geschichte und Baukultur der Stadt verwobenen, meist besonderen Bau, zur Bereicherung der Stadt zu verzichten. Nach der gleichen Logik wäre sonst ja auch ein Versetzen eines Kunstwerks innerhalb des Stadtraums anrüchig? Warum soll das für Baukunst dann anders sein?

  • Ja, habe mich auch an dem unreflektierten "Ein schniekes, neues Viertel, was den Touris gefällt" der Moderatorin gestört und hätte mir gewünscht, dass ihr Gast, Herr Gothe, da mal freundlich widersprochen hätte. Klargestellt hätte, dass sich auch Berliner über Schönheit und Aufenthaltsqualität in der eigenen Stadt freuen. Sie auch mal gerne schaufensterbummeln, sich vor ein romantisches Café setzen etc.

  • .....weil nicht sein kann, was nicht sein darf.

    "Andreas", wir können uns ja in fünf Jahren darüber unterhalten, wie viele tolle Rekonstruktionsprojekte die neue Grün-Rot-Gelbe Römerkoalition bis dahin in die Wege geleitet hat. Ich würde mich z.B. über das Schauspielhaus und die alte Börse freuen. Wenn sie das initiieren, verspreche ich auch, dem Magistrat einen Blumenstrauß vorbeizubringen. Und Du bekommst von mir eine Packung Pralinen. Du darfst mich daran erinnern.

    Die Antwort der Linkspartei hat uns alle wohl am meisten überrascht, denn diese hatte sich sogar noch jenseits der üblichen Floskeln vorgewagt und diese als klar positiv und wünschenswert beschieden.

    Dann mag die Linkspartei in Bremen vielleicht etwas anders gepolt sein. In Frankfurt stellt sie sich so da:

    Frankfurt

    Erläuterungstext: https://www.dielinke-im-roemer.de/blog/Veranstal…-neue-altstadt/

    (Krüpe ist Schüler und Mitarbeiter von Trüby.)

    Wer da irgendetwas Positives erwartet lebt auf Koks.

    P.S.: Aufgrund einer meinen Beitrag betreffenden Reaktion von User "newly" habe ich das ihn störende themenfremde Bild eines ihn störenden themenfremden Beitrags (während ihn zugleich andere themenfremde Beiträge nicht zu Kritik verleiteten) nun extra verkleinert. Ich habe das Foto aber nicht gelöscht, damit "newly" sich nun nicht an einer eventuellen "Verfälschung" vergangener Beiträge stören kann, was ihn zu erneuter Stellungnahme herausfordern könnte. Das wollte ich ihm dann doch ersparen.

    Einmal editiert, zuletzt von Heimdall (15. Oktober 2021 um 19:14) aus folgendem Grund: Aufgrund einer meinen Beitrag betreffenden Reaktion von User "newly" habe ich das ihn störende themenfremde Bild eines ihn störenden themenfremden Beitrags (während ihn andere themenfremde Beiträge nicht zu Kritik verleiteten) nun extra verkleinert. Ich habe das Foto aber nicht gelöscht, damit "newly" sich nun nicht an einer eventuellen "Verfälschung" vergangener Beiträge stören kann, was ihn zu erneuter Stellungnahme herausfordern könnte. Das wollte ich ihm dann doch ersparen.

  • Die SED liebt nun mal die Vorzüge von Arbeiterschließfächern.

    Sie kann der breiten Masse aber nichts als Armut bieten.

    Das spiegelt sich eben auch in der entsprechenden Architektur.

  • Leider ist es so, dass wegen der veränderten Straßenbreiten auch einige weniger prominente Rekonstruktionskandidaten wie die Zornsche Apotheke Molkenmarkt/Ecke Stralauer Str. um einige Meter verschoben werden müssten.

    Ach Du lieber Gott. Ich glaube, eine solche Debatte ist wirklich weltweit einmalig. Die deutsche Prinzipienreiterei um einige Meter (!) . Als ob das nicht komplett egal wäre. Beim Nikolaiviertel stört mich auch nicht, wenn das ein oder andere Haus mal an etwas anderer Stelle stand. Wer kann schon noch heute einschätzen, ob sich dieses Gebäude einst 2,50 Meter weiter rechts befand oder nicht? Wir reden ja nicht davon, das Empire State Building zu translozieren. Das ist eine Debatte von verkopften deutschen Akademikern. Die sollten mal wieder Sex haben oder sich einen Joint reinziehen, dann sehen sie das alles mal etwas entspannter. Ich jedenfalls würde mich über ein harmonisches Viertel mit ein paar alten Gebäuden freuen. Viele Berliner sicher auch.

  • @ Heimdall,

    du bringst es wieder einmal auf den Punkt. Es ist doch auch so, dass kaum noch jemand lebt, der diese Gebäude auf dem einstigen Grundstück gesehen hat. Auch wenn die Häuser nun einige Meter verschoben wieder errichet werden, so hat dies auf deren Erscheinungsbild doch nicht den geringsten Einfluss. Wegen der Verschiebung dagegen zu sein, erscheint mir doch sehr kleinkariert, engherzig und stur verbohrt. Prinzipienreiterei eben. Ein harmonisches Viertel würde auch mich ebenfalls sehr freuen und viele andere Leute sicher auch.

  • @ Heimdall,

    du bringst es wieder einmal auf den Punkt.

    Also ich wüsste nicht, worin eine neue Erkenntnis liegen sollte, zu dem was Snork oben (#691) schon geschrieben hatte.

    I.Ü. wäre es schön, wenn wir uns hier mit dem Molkenmarkt beschäftigen könnten. Z.B. hat ein Plakat einer Frankfurter Stadtratsfraktion zur dortigen Altstadt hier doch wirklich nichts zu suchen.

    Wer in Berlin parteipolitisch engagiert ist, könnte natürlich gerne die Vorstellungen seiner Partei konkret zum Molkenmarkt kundtun....wenn es sie denn gebe.

    Die Gruppe, welche die Entwicklung des Molkenmarktes am meisten stört, ist i.Ü. nicht eine konkrete Partei an sich, sondern die Autofahrerlobby, die eine noch weitere Zurückdrängung des MIV dort verhindert (hat) und dafür sorgt, dass die Verkehrsschneise im Grunde bleibt.

  • Hier ist noch ein Link zur Online-Petition des Bürgerforums für einen vielfältigen Molkenmarkt, vielleicht mag der ein oder andere sich anschließen. Es haben bereits über 500 unterschrieben, darunter auch einige Prominente.

    https://www.change.org/p/berliner-sen…?redirect=false

    "Der aktuell vom Senat ausgeschriebene Städtebauliche Wettbewerb für den Molkenmarkt droht zu scheitern. Denn wichtige Fragen sind seit Jahren unbeantwortet und es fehlt an essentiellen Vor­gaben: So ist die Anzahl und Größe der zu planenden Baugrundstücke weiterhin ungeklärt. Ebenso wenig ist geklärt, ob und wie viele historische Leitbauten es geben soll. Die beiden öffentlichen Wohnungsbaugesellschaften WBM und DEGEWO sollen hier möglichst kosten­bewusst bauen. Diese Vorgabe erlaubt nur sehr eingeschränkt architektonische Details, urbane Vielfalt und anspruchs­volle Fassadengestaltung. So billig und schlicht sollte man am Molken­markt, im zentralen Schaufenster Berlins, nicht bauen.

    Vielfalt geht anders! Es gibt in dieser vitalen Stadt Berlin viele Akteure, Baugruppen, Genossen­schaften und engagierte Bauherrinnen und Bauherren, die hier gern ihr Bestes geben wollen. Der Stadtkern wird ohne diese Vielfalt der Eigentümerschaft nicht in der gewünschten Urbanität wiederentstehen.

    Daher fordern wir eine Teilung des Areals in viele kleine und mittelgroße Grundstücke, die dann in einem Konzeptverfahren an die Wohnungsbaugesellschaften und an einzelne Bau­herren – darunter Genossenschaften, Stiftungen und Baugruppen – in Erbpacht mit einem moderaten Zins vergeben werden. Von allen Akteuren am Molkenmarkt ist ein hoher Anteil an Mietwohnungen zu quer­subventionierten Preisen von weniger als 10 EUR pro Quadratmeter zu realisieren. Nur mit einer Mischung von öffentlichen, kulturellen, nicht kommerziellen und privaten Nutzungen bekommen wir eine lebendige zukünftige Stadt, die Tag und Nacht belebt und beliebt ist.

    Der Senat muss hierfür den Rahmen liefern, dem dann das Konzeptverfahren folgt. Nicht der bzw. die Meistbietende für ein Grundstück bekommt dabei den Erbpachtvertrag, sondern das über­zeugendste Nutzungs- und Gestaltungskonzept.

    Wir fordern mit dieser Petition alle Beteiligten auf, den städtebaulichen Prozess zu qualifi­zieren. Wir bitten alle Bewohnerinnen und Bewohner dieser Stadt, uns in diesem wichtigen Anliegen zu unterstützen, damit der Molkenmarkt keine städtebauliche Ödnis bleibt!"