Dresden, Neumarkt - Quartier III/2

  • Zitat von Agon

    Mich interessiert nicht eine Moraldebatte. Wenn Gröner was anderes als die Rieschfassade bauen will, dann ist das Problem nicht eine Lüge an die Presse, sondern dass er das einfach so machen darf trotz der Beschlusslage für Fassadenrekonstruktion. Es gibt also ein Vollzugsdefizit des Rechts und einen Ordnungsmangel.

    Ich fürchte es gibt keinen Ordnungsmangel. Es gibt einfach einen kompletten Unwillen in weiten Teilen der Verwaltung und eine Stille Duldung seitens der Politik.

    Die Wahrheit ist wohl dass einem Großteil der Stadtverordneten Architektur schlicht egal ist. Andererseits sitzen die sogenannten "Fachleute" im SPA. Das sind die eigentlichen Leute die hier alles hintertreiben. Ich glaube die Leute agieren mit voller Überzeugung und sind aus der gleichen Schule wie viele Architekten.

    Würde es die GHND nicht geben wäre die Stadt dieser Verwaltung wohl vollends ausgeliefert. Das Problem ist dass die Politik nicht das Interesse oder die Kraft oder den Willen hat diesem Schauspiel ein Ende zu setzen.

    Was man tun kann? Ein Bürgerbegehren wurde ja versucht. Wurde aber ja unter seltsamen Umständen kassiert. Die Presse ist zwar etwas neutraler wie in Potsdam aber auch wahrlich kein Unterstützer der Rekobewegung. Die Politiker reagieren nur bei einer Flut von emails und das nur im dann dort vorliegenden Einzelfall. Leider haben ja selbst die über die Jahre unzähligen immer gleichen Protestaktionen nicht zu einem systematischen Umdenken geführt.

    Was bleibt ist der Kampf um jedes einzelne Haus. Und das auf einem sooo kleinen Areal. Ich wünschte ich könnte optimistischer sein aber mein glaube an Demokratie hat insbesondere in Bezug auf Bürgerbeteiligung die wirklich ernst gemeint ist in den letzten Jahren sehr gelitten.

    APH - am Puls der Zeit

  • Nicht "Protestaktionen", sondern nachhaltige Arbeit zur Änderung von Baugesetzen, Satzungen, Verordnungen, Kommissionen. Jeder Ortsverein kann Änderungen des Wahlprogramms einer Partei einbringen. All das setzt weniger Erregung im Einzelfall voraus und mehr programmatische Arbeit und Strategie.

  • Die nun freigeschaltenen Panoramen in der Landhausstraße zeigen zum einen die räumliche Wirkung dieser Straße. Eigentlich zählte sie im Alten Dresden zu den breiteren Gassen mit einst immerhin vier Palais, was für die repräsentative Qualität der Straße spricht. Allerdings kommen die Fassaden in Standbildern kaum zur Geltung, da sie für die Größe der Gebäude wiederum eher schmal ist... da sind die Panoramen schon von Vorteil. Es ist halt die Dichte einer ehemaligen barocken Metropole, schließlich war Dresden im 18. Jh. die zweite Hauptstadt eines relativ großen Königreiches (Polen-Litauen). Wermutstropfen ist, dass es im Q III.2 nur sparsam zu Rekonstruktionen kommt. Allerdings muss man auch sehen, dass im ursprünglichen Konzept glaube ich nur An der Frauenkirche 16 als Reko vorgesehen war, was ja seinerzeit zur Gründung der GHND führte. Man wird sehen, wie sich die zeitgenössischen Entwürfe dereinst in der Straße präsentieren werden. Leider habe ich derzeit keine Möglichkeiten diese darzustellen. Was ganz reizvoll ist, ist der Blick von den Balkonen und Altanen. Diese sind komplett aus dem Modell ausgerendert, die Straßenpanos sind Fotomontagen von Modell und Foto. Man kann allerdings auch von der Straße aus das Palais Hoym betreten (per klick auf Hotspot beim Pano im EG ).

    Link Panorama Balkon British Hotel
    Link Panorama Balkon Palais Hoym

    Landhausstraße 3

  • Hier noch einmal zwei Bilder von der Situation des Gartenhofes mit Brandwand. Nun gut, da war ich wohl nicht Realist genug, wenn man sich die Massivität der Brandwand des Polizeipräsidiums anschaut... Letztlich war es wohl diese Baumaßnahme der Gründerzeit, die dem Gartenhof des Palais Hoym den Garaus gemacht hat. Hier noch mal der Link zu unserer Galerie vom Palais Hoym mit den Grundrissen und weiteren Bildern, so jemand Interesse hat. Zum Hinterpalais
    Riesch bleibt dann wohl nur zusagen, dass es eben auch dieser fehlende Garten war, der den Gesamtzusammenhang beider Teile des Palais unterbrach...

  • Das ist nun wirklich... nunja... ohne Worte. Mir fällt da auch auf Anhieb nicht ein, wie man diese Situation beheben könnte. :unsure:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Für mich persönlich ist die Alte Post eines der wichtigsten Gebäude im ganzen Neumarktgebiet und deren Gartenfassade die schönste rückwärtig gelegene Fassade eines Hauses, die ich kenne.
    Das Problem ist weniger, daß man meint, die Brandwand des Polizeigebäudes mit einem weiteren Gebäude kaschieren zu müssen. Das Problem liegt eher darin, daß diese Brandwand keine Fenster hat. Welche Räumlichkeiten sich dahinter befinden, wäre zu klären, aber die beste Lösung bestände darin, in diese Wand Fenster einzubrechen.

  • Dies ist aber von der Polizei nicht erwünscht.... und ich glaube für die nächste Zeit auch nicht realistisch - das hätte man beim Umbau vor wenigen Jahren klären müssen, ist aber nicht gelungen... Nun wird die CG die Brandwand bebauen... Das wird dann auch in den nächsten 50 Jahren keiner mehr ändern, denke ich.

  • Wie wäre es denn, wenn man die Brandmauer begrünen würde? Efeu, wilder Wein oder sonst etwas. Dann sieht eine kahle Mauer gleich freundlich aus, auch ist es ökologisch wertvoll. Nur bringt eine begrünte Wand eben leider kein Geld. Wo aber Gewinnmaximierung oberstes Gebot ist, wird allerdings gebaut soviel wie immer möglich und soviel nur irgend möglich. Bebaute und anschließend verkaufte oder vermietete Fläche bringen Geld und das lässt die Herzen höher schlagen. Das alleine zählt hat bei vielen Investoren und sonst leider nichts. Da kommt einem Investor so eine Brandwand argumentativ äußerst gelegen. Traurig aber wahr.

    2 Mal editiert, zuletzt von Villa1895 (17. Mai 2016 um 11:11)

  • @ Fachwerkliebhaber,

    danke, das genau wäre es. Genau so etwa hatte ich gemeint. Durch das von dir eingestellte Foto des Hôtel de Sully in Paris ist überdeutlich zu erkennen, wie sehr eine begrünte Brandmauer eines Nachbargebäudes das Haus unglaublich stark aufwertet. Das Foto des Hôtel de Sully in Paris stellt den Nachweis dar, der alleine schon für sich spricht. Die Begrünung der kahlen und tot wirkenden Wand des Polizeipräsidiums in Dresden würde gewiss keine großen Kosten verursachen, hätte aber eine enorme, unglaublich positive Wirkung, es wäre eine visuelle Vergrößerung des Gartens und optisch ein enormer Gewinn. Letztlich stellte diese Maßnahme überdies auch eine große Wertsteigerung des Gartenhauses dar. Das grüne Gartenparadies wäre optisch vergrößert, vom ökologischen Wert einer solchen Maßnahme einmal ganz abgesehen.

  • Früher haben sich Künstler einmal über eine weiße "Leinwand" gefreut und Architekten, wenn sie Wände zu Fassaden machen konnten...heute scheint sie dies zu überfordern. Vor Monaten habe ich schon einmal den Vorschlag mit Blindfenstern eingebracht, und das ist m.E. der beste Weg, auch, wenn man die Blindfenster später einmal zu richtigen Fenstern machen möchte.

    Das ganze könnte dann so aussehen, wär das nix?

    http://www.simlinger.com/cms/images/pro…fito/big/10.jpg

  • Schön und gut, aber mehr Licht wird es davon auch nicht und man will dort nun mal Wohnungen bauen. An dem Punkt hilft weder Begrünung noch Blindfenster. Richtige Fenster - der Zug ist nun mal seit ein paar Jahren abgefahren.... Die Brandwand dort ist gigantische 122 m lang und zwischen 23 und 26 m hoch !!! Da ist das Mäuer´chen da in Paris ein Witz dagegen! Das Barberini in Potsdam am Alten Markt bringt es inklusive Vasen auf 23 Meter damit man mal eine Vorstellung bekommt, um was für eine Wand wir hier reden. Beispiele aus Italien kann man im übrigen hier auch nicht wirklich bringen - wir sind hier schon ein spürbareres Stück weiter im Norden, wo die Sonne nicht so steil steht... Ich will damit nicht sagen,dass es unmöglich gewesen wäre. Aber eines ist mir heute klar: als Investition, wo man das Geld, was man reinsteckt, auch wieder herausbekommt, bei dem was dort der Quadratmeter auch im günstigsten Falle kosten mag, ist es leider nicht möglich. Wenn, hätte es die öffentliche Hand selber bebauen müssen oder aus kulturpolitischen Gründen eine sehr günstige Erbpacht und dafür Mitsprache, was gebaut wird etc.. Dann möglicherweise ja. Aber unter den knallharten Gesetzen des Marktes ohne Abfederung und Abstriche war es leider ein Traum, an den ich zugegebenermaßen bis Sommer 2015 selbst geglaubt habe. Die schwere Hypothek dieses unsäglichen Gründerzeitprotzbaues war mir allerdings schon bewusst. Leider muss man unseren Vorvätern in der Zeit von 1870 bis 1930 es absprechen, dass sie mit dem gebauten Erbe verantwortungsvoll umgegangen wären. Nein haben sie nicht, nicht in Dresden, nicht in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] etc.. Sie waren der Meinung, sie sind die größten und mit Geld kann man alles... Und es wurde abgebrochen und entsorgt, dass es quantitativ fast die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges erreichte. Bitte erspart mir es, hierfür Beispiel zu nennen. Nun gut - man hat immer auf Kosten der Väter und Vorväter gebaut. Aber so radikal wie die Gründerzeit waren glaub ich nur noch in schlimmsten Zeiten in der DDR, wo man Altstädte für Plattenbauten niederwalzte (Merseburg, Zwickau etc.) bzw. wiederaufbaufähige Ruinen in Größenordnungen entsorgte, um neue Städte des Sozialismus bauen zu können.

  • @Arstempano also das stimmt nicht ganz! Schau am in Google-Earth nach wie das Polizeigebäude von oben aussieht und du wirst feststellen, dass ein Teil ( überdie Hälfte der heutigen Brandmauer ) neuer ist (wahrscheinlich aus der DDR). Hier sieht man ganz deutlich die modernen Baukörper (in Form eines T) hinter der Gründerzeitfassade

    (Screenshot von Google-Earth)

    Und übrigens: ja natürlich zählt für die Inventstorenhaie die Rendite, aber wenn das Riesch mit Gartenpavillon realisiert wäre, dann hätten sie im Laufe der Zeit auch besonders viel Einnahmen durch die höheren Mieten und es wäre einfach “nachhhaltiger“ im Sinne von “zeitlos“ da sich auch noch die Generationen nach uns daran erfreuen würden an diesem herrlichen Ensemble :)
    Also es wäre definitiv eine gute Investition, die sehr langfristig wäre und dazu noch qualtitätvoller als einem Klotz reinzustellen der sowieso nur eine bbegrenzte Lebensdauer hat !

  • als einem Klotz reinzustellen der sowieso nur eine bbegrenzte Lebensdauer hat !

    Ich warne immer davor, den modernen Gebäuden eine zu begrenzte Lebenszeit zuzutrauen. Wenn das Bürogebäude in Hand eines Eigentümers sind, mag das richtig sein. Bei Wohngebäuden, die sich in der Hand einer Eigentümergemeinschaft befinden, sieht das ganz anders aus. Diese Gebäude sind faktisch kaum noch abreißbar, weil für eine solche Maßnahme 100% Zustimmung der Eigentümer nötig wäre. Eine Gegenstimme reicht, um das zu verhindern. Und warum sollte ein Eigentümer, der dort eine Wohnung erworben hat, für die Vernichtung seiner Immobilie stimmen, so lange sie ihm noch etwas einbringt?

  • Die alte Brandwand und die neue Brandwand sind identisch, nur dass man neue Gebäude nach innen davor gestellt hat. Stimmt bezüglich der Brandwand also alles! Die Gebäudemasse hatte quasi Bestandsschutz. Das andere stimmt so ganz nicht. Mit Gartenhof schaffe ich vermutlich nicht einmal 2/3 der Wohnungen, wie sie das Konzept der CG-Gruppe vorsieht und das mit deutlich ungünstigeren Lichtverhältnissen. Das EG und 1. OG um den Gartenhof sind als Wohnungen unvermietbar, weil zu wenig Licht. Da geht nur ein Cafe etc.. Das hole ich mit höheren Preisen niemals rein. Hab ja selbst auch lang genug geträumt... Klar, wenn man wirklich wöllte und der Wiederaufbau im Focus stehen würde. Aber da hat die CG nun einmal andere Schwerpunkte gesetzt, was an sich legitim ist, auch wenn es Rekofreunden die Tränen in die Augen treibt. Wenn dieser Sandsteinklotz da aber nicht gebaut worden wäre - glaubt mir, die Welt würde anders aussehen! Schaut Euch einfach mal Fotos des Gartenhauses vor 45 an, eingequetscht zwischen Kegelbahnen, Brandwänden und Saalbauten der Harmonie.

  • Hmm, bliebe der Brandwand ein gigantisches Spiegelkabinett vorzublenden, gerne in barocken Formen :D und das leitet dann Licht in den Hof. Schade, daß die Gegenseite Westen ist und es nur in den Abendstunden was nützen würde.
    Aber nun gut, das ist endgültig Spinnerei :D

  • Also ich bin ja erster Vertreter wenn es um das alte Dresden geht, aber an dieser Stelle verstehe ich den Investor
    - AUSNAHMSWEISE - auf jeden Fall.

    Ich verstehe auch nicht die ganze Diskussion um die Gartenhäuser bzw. Hinterpalais....

    Wir haben doch ein viel größeres Problem was nicht gelöst ist (Riesch Front)!

    Und mal ehrlich wer würde, könnte oder dürfte diesen Garten nutzen? Vermutlich kaum jemand.
    Zwar gebe ich dem Gründerzeit-Polizei-Gebäude die Schuld,
    aber würde ich unter keinen Umständen darauf verzichten wollen.
    Ist mir doch ein ECHTER Gründerzeitler lieber als Barocker Nachbau !

    Außerdem Stelle ich mir die Wohnungen an der Brandmauer sehr schön vor, wenn man da auf den Balkons oben die Frauenkirche sehen kann ?!

    Dass aber in diesem Zusammenhang die "Alte Post" wieder Erwähnung findet freut mich,
    um die ist es auch WIRKLICH SCHADE!

  • Und mal ehrlich wer würde, könnte oder dürfte diesen Garten nutzen? Vermutlich kaum jemand.

    Ja, die letzte Visualisierung von Arstempano hat mich diesbezüglich auch überzeugt. Eine Reko des Gartenhofes wäre einfach nicht wirtschaftlich (und auch sonstwie nicht wirklich lohnend) gewesen.

  • Die Gazetten liefern ein kleines Zwischenfazit des Wettbewerbs für den Standort des Palais Riesch. So habe eine erste Präsentation der Entwürfe stattgefunden, die nun bis zum 12. Mai weiter bearbeitet werden können. Am 26. Mai tage dann die erweiterte Gestaltungskommission, die einen Entwurf zur Realisierung empfehlen wird. Anfang Juni sollen die Entwürfe dann der Öffentlichkeit präsentiert werden.

    http://www.dnn.de/Dresden/Lokale…lais-Riesch-vor

    http://www.sz-online.de/nachrichten/en…ch-3384293.html

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe