Berlin - Breitscheidplatz & Umgebung Bahnhof Zoo

  • Das Wort "identitätsstiftend" hatten aber Schlüter und Knobelsdorff auch nicht im Sinn, als sie die Schlösser in Berlin, Charlottenburg und Potsdam errichteten...

    Ach wirklich? Es ging den von dir Genannten lediglich darum Protzbauten für ihre absolutistischen Chefs in die Gegend zu stellen?

    Zudem ist eine versiffte banale Baushauskiste (da haben die 50er und 60er weitaus Besseres hervorgebracht) wohl kaum ernsthaft mit Meisterwerken des Barocks zu vergleichen.

  • Darf ich als gebürtiger Berliner des Jahrgangs 1959 ganz identifiziert antworten?

    Wenn ich mit der Fernbahn (als sie noch am Bahnhof Zoo hielt bzw. in der Zeit vor 1989) nach einer Reise zurückkehr(t)e, fühle ich mich sehr wohl "heimisch" oder "heimgekehrt", wenn ich spätestens beim Verlassen des Bahnhofs das Huthmacher-Haus vor mir habe.

  • Ich finde das ist ja gerade was man sich bewusst machen muss. Wir Menschen sind sehr anpassungsfähig, d.h. auch in einer objektiv nicht idealen Umgebung werden sich dennoch Bewohner beginnen heimisch zu fühlen. Das ist natürlich in Ordnung für diejenigen, es sollte jedoch auch möglich sein, dies bereits als eine Steigerung der Probleme wahrzunehmen. Menschen in einer brasilianischen Favela werden sich sicher genauso heimisch fühlen darin, nur kann man an relativ vielen Argumenten festmachen, warum dies ein Arrangieren mit einem schlechten Stadtbild ist. Genau auf dieses Arrangieren hoffen aber auch die schlechten Planer unserer Zeit, wenn sie sagen, man muss erst Jahrzehnte warten, bis ein Gebäude angenommen wird. Nein, das ist kein plötzlicher AHA Effekt, das ist schlicht damit Aufwachsen und Arrangieren.

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    Das ist eine schlechte Argumentation. Uns "Identitären" :) geht es doch nicht darum zu behaupten, daß das Zoohochhaus ein Architekturwunder ist oder noch 100 Jahre stehen sollte.

    Wir sagen: Es hat seinen relativen Wert. In einer Zeit, in der die Umgebung schon stark verändert wurde und noch werden wird, in einer Zeit, in der kaum ein toller Ersatz für das Zoohochhaus zu erwarten ist, ist es wesentlich intelligenter und zielführender, diesen Bau erst mal stehen zu lassen.

    Seine Qualitäten bestehen vor allem darin, daß er gut das alte Westberlin und die Nachkriegsatmosphäre repräsentiert. Für uns Retro-Fans sei noch gesagt, daß dort meines Wissens der erste McDonald's der BRD eröffnete - wohl in den Achtzigern. Hätte ich nicht gedacht, daß das erst in den Achtzigern war. Und Hamburg hätte sich ja marketingtechnisch eigentlich besser als Premiere geeignet. :)

    Der Bayer-Kreisel oben auf dem Dach versetzt uns Retro-Westberliner natürlich auch noch in Verzückung. :)

    Die Debatte hier ist schon merkwürdig. Ich bin ja eigentlich auch ein Freund der Vorkriegsarchitektur. Aber bei vielen Reko-Fans hat man einfach den Eindruck, daß sie ein bißchen gestört sind. :) Da entsteht bei mir so ein Bild von einem Motzki oder Ekel Alfred, der schon aus Prinzip gegen jeden modernen Bau wettert und ohne Rücksicht auf Verluste am liebsten alles abreißen würde.

    Obwohl es wenig wahrscheinlich ist, daß da mal etwas Historisches als Ersatz hinkommt.

    Stadtpsychologisch ist es doch viel angenehmer, wenn das Zoohochhaus noch schön altert und wir uns dann in zwanzig Jahren davon verabschieden können - wobei es in zwanzig Jahren vielleicht noch mehr Fans haben könnte. :) Die Reko-Phantasien vieler Leute hier sind letztlich weltfremd. Man sollte sich da lieber auf einige wenige wirklich realistische Projekte konzentrieren, also z.B. die Bauakademie oder, wenn die S-Bahnausgänge nicht so blöd platziert worden wären, das "Leipziger Tor".

    Mich nervt das historische Analphabetentum ja auch - siehe Planungen des Leipziger Platzes, wo man leicht mit wenig Mitteln einen großen, tollen Effekt hätte erzielen können und das ganze Areal mit Potsdamer Platz zusammen viel besser hätte erden können.

    Aber man sollte so cool und gechillt sein, daß man auch den relativen Wert moderner Architektur anerkennt. Viel schlimmer als diverse moderne Bauten ist doch der Vandalismus und Talibanismus gegenüber der historischen Substanz, die noch da ist. Siehe das aktuelle Beispiel Zerbst, wo eine Jugendstilvilla einem Supermarkt weichen soll. Viel wichtiger als der Abriß moderner (vermeintlicher) Bausünden ist die generelle Unterschutzstellung sämtlicher Architektur von vor 1945. :)

  • Echter Berliner Da kommentierst Du jetzt aber definitiv den Falschen. Ich bin hier im Forum weder einer, für den Rekonstruktionen das Heilmittel für alle Fälle sind, noch habe ich mich besonders für Abbrüche hervorgetan. Im Gegenteil, schreibe ich sehr intensiv gegen Ressourcenverschwendung, Wegwerfgebäude und mangelnde Dichte. Deine Antworten scheinen jedoch überraschend immer die gleichen zu sein, wenn ich nicht sogar von Vorwürfen sprechen möchte. Wenn das nicht auf meinen Beitrag bezogen war, dann ist zumindest fraglich warum Du die Anwürfe wiederholst.

    Wo habe ich denn argumentiert, dass diejenigen, die ein Heimatgefühl mit diesem Bau entwickelt haben, dessen Architektur feiern? Jemand der in meinem Beispiel der Favela lebt, wird auch nicht sagen, diese halbfertigen Burgen hier sind einfach geil! Wo plädiere ich für einen sofortigen Abriss?

    Ich erkläre nur, warum es keinen Widerspruch gibt zwischen schlechter/m Architektur/Stadtbild und Heimatgefühlen. Dass es auch umgekehrt keine Rückschlüsse auf die Qualität dieser Bauten gibt. Wenn man dann Menschen absprechen möchte, die keine so vorgeprägte Verknüpfung mit diesem Gebäude haben, diese dürften ebenjene Qualität nicht beurteilen, weil nur zählt, wie Menschen, die damit aufgewachsen sind das Gebäude bewerten, dann hinterfrage ich das doch recht eindinglich.

  • Im Zoologischen Garten Berlins wird die Nashorn-Pagode rekonstruiert, nicht ganz nach dem Original, eher als Erinnerungsbau. Ein kleines Video in der Morgenpost zeigt den Baufortschritt im Zeitraffer:

    MoPo

    Die Ankündigung dazu mit historischem Foto:

    BZ

    hier der Bauzustand, Bild: Zoologischer Garten Berlin:

    Pagode

  • Schön, dass man auf die historische Pagode Bezug nimmt, auch wenn man natürlich noch stärker hätte rekonstruieren können. Der Berliner Zoo mit seinen vielen historischen Zooanlagen ist ohnehin ein absolutes Highlight in der deutschen Zoolandschaft, auch einige Nachkriegs- und Neubauten sind durchaus sehenswert.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mal ein Bild von der Baustelle.

    Und vom Löwentor am Hardenbergplatz betrachtet.

    Die Ähnlichkeit zum historischen Elefantenhaus des Zoologischen Gartens hält sich arg in Grenzen - aber es wird ja auch für die Nashörner und Tapire gebaut.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Der Bau könnte dann vielleicht noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.

    img_4944g4kut.jpg

    img_4945mjjed.jpg

    img_4946b4jf8.jpg

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Nochmals einige Bilder vom Neubau im Zoologischen Garten. Man kommt von außen leider bildlich nicht besser ran.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Nashorn-Pagode im Berliner Zoo wurde heute eröffnet.

    Eröffnung der Nashorn-Pagode im Zoo Berlin
    “Es sind nicht die Fakten, die uns zum Umdenken bringen. Es sind die herzergreifenden Geschichten dahinter.“ Zoo und Tierpark Direktor Dr. Andreas Knieriem…
    www.zoo-berlin.de
    Zoo Berlin: Neues Nashorn-Gehege - das ist zu sehen
    Am Wochenende können Besucher erstmals das neue Nashorn-Gehege im Berliner Zoo besichtigen. Zur Feier des Tages ist auch ein Programm mit Livemusik geplant.
    www.berliner-zeitung.de
  • Klassiker

    Im Ernst? Wie wäre es mit der Wismarer Marienkirche? Oder dem Nürnberger Pellerhaus?

    Die Gedächtniskirche ist für mich als Ruine und teilweiser Neubau weit interessanter als einer Rekonstruktion. Es gibt unzählige erhaltene Gründerzeitkirchen, aber welche Hauptstadt hat diese Kombination aus Mahnmal und neue Kirche (die von Innen sehr schön ist)?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Warum diese Frage "im Ernst"? Das klingt so, als ob sowas völlig unverständlich wäre und einer Rechtertigung bedarf. Wenn die Gedächtniskirche für Klassiker so einen hohen Stellenwert besitzt kann man das doch einfach so stehenlassen. Jeder hat da andere Präferenzen. Für mich wäre das Kronprinzenpalais in Stuttgart der größte Reko-Wunsch.

    In dubio pro reko

  • Na ja, irgendwie wäre das schon sehr "unernst".

    Das klingt so, als ob sowas völlig unverständlich wäre

    Das ist es letztlich auch.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Warum diese Frage "im Ernst"? Das klingt so, als ob sowas völlig unverständlich wäre und einer Rechtertigung bedarf. Wenn die Gedächtniskirche für Klassiker so einen hohen Stellenwert besitzt kann man das doch einfach so stehenlassen. Jeder hat da andere Präferenzen. Für mich wäre das Kronprinzenpalais in Stuttgart der größte Reko-Wunsch.

    Natürlich darf er diese Präferenz haben! Andere wünschen sich das Kaiserpalast in Dresden zurück. Aber wenn wir über wichtige Rekonstruktionswünsche reden, gehören diese Bauten nicht dazu, obwohl sie stadtbildprägend waren. Allein in Berlin wäre es sinnvoller das Schloss Monbijou, die Bauakademie, das Warenhaus Wertheim oder die Villa Kamecke zu rekonstruieren. Leider ist die Liste sehr, sehr lang....

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Aber wenn wir über wichtige Rekonstruktionswünsche reden, gehören diese Bauten nicht dazu

    Was sich jemand wünscht darf ihm niemand verwehren. Ob die Wünsche realistisch sind ist eine andere Frage. Die Gedächtniskirche wird wohl so bleiben wie sie ist. Mir wäre sie aber intakt ohne Frage auch lieber als die heutige Ruine, daher kann ich Klassiker verstehen.

    In dubio pro reko