• Hab ich mir auch gedacht :zwinkern: Nur ein Stückchen weiter nach links hättest du gehen können und das letzte Barockhaus der einst mit solchen Bürgerhäusern reich gesegneten Großen Meißner Landstraße wäre auch in voller Pracht mit auf dem Bild. Den Architekten des Umbaus, die das Kunststück fertig gebracht haben, dass die Platte noch fürchterlicher aussieht als zuvor, hätte man zusätzlich noch Kanonenkugeln an die Füße gekettet!

    Schade, dass die Südseite der Hauptstraße für Jahre so verhunzt bleibt. Der Mittelteil ist mit der Mischung aus Platte und Barock doch ganz okay und auch die Platanenallee lädt zum Verweilen ein, nur die Grausamkeiten um den Goldenen Reiter verderben alles.

  • Hallo erst einmal!

    Eigentlich bin ich seit den Anfängen dieses Forums nur ein stiller Mitleser. Da hier öfters Diskussionen über die notwendige Verdichtungen des Zentrums stattfinden, möchte ich die Gelegenheit ergreifen und einen Artikel aus der Online-Ausgabe der Sächsischen Zeitung hier einstellen. Vielleicht macht er einigen Leuten hier Mut, die Dresden schon "aufgegeben" haben, da es ja doch Leute in der Politik gibt, die ähnliche einsichten haben.

    Viel Spaß beim lesen!

    Quelle: sz-online

    Alle Kraft dem Zentrum widmen
    Von Stefan Rössel

    Stadtumbau. Dresden richtet sich auf eine Entwicklung ohne größeres Wachstum ein.

    Chefstadtplaner Andreas Wurff bekam Lob von PDS und Grünen. Und vor allem wurde er mit geschlossener Zustimmung aus allen Fraktionen belohnt. Im Bauausschuss des Stadtrats stellte er gestern ein „Leitbild“ für den Stadtumbau vor, das Grundlage für künftige Flächennutzungspläne werden soll. Verzicht auf allzu optimistische Wachstumserwartungen ist der Grundtenor.

    In absehbarer Zeit seien „keine sprunghaften Entwicklungsschübe“ zu erwarten, lautet die grundlegende Prognose des Planers. Die wahrscheinliche Bevölkerungsentwicklung zeigt, dass dafür auch kein riesiger Bedarf besteht. Ab 2017 wird die Einwohnerschaft zurückgehen. Da muss man heute nicht auf Zuwachs planen. Das bedeutet allerdings auch, dass Dresden ohne deutliche Schrumpfungsprozesse davonkommen dürfte.

    Oberste Priorität soll nach dem Leitbild die Stärkung der Innenstadt bekommen. Auch Bewohner, die weggezogen sind, sollen zurückgeholt werden. „Es macht keinen Sinn, die Schulen im Zentrum zu schließen und am Stadtrand neue zu bauen“, sagt Wurff. Das Wohnen müsse dort also attraktiver gemacht werden. „Verdichtung“ ist das Motto für die Zone des inneren Stadtrings.

    Auch benachbarte Gebiete sollen als Wohngebiete aufgebessert werden. „Aufwertung“ bei gleichzeitiger Verdichtung lautet hier das Stichwort. Ostragehege, Friedrichstadt, die Vorstädte im Westen und Süden gehören dazu.

    „Bauen im Bestand“ ist angesagt. Das bedeutet, wo überhaupt zusätzlicher Bedarf entsteht, sollen bestehende Baugrundstücke oder Brachflächen genutzt werden. Das erspart zusätzliche Infrastruktureinrichtungen, und Altflächen müssen nicht gesondert umgewandelt werden.

    Kein Sonderrecht für Weißig

    Dass so ein Ziel nicht ohne Konflikte angestrebt wird, macht Schönfeld-Weißig klar. Der Ortschaftsrat wollte eine zusätzliche Leitlinie fixiert wissen, wonach dort der Flächennutzungsplan fortgelten und ausgewiesene Bauflächen erhalten werden sollten. So solle den Bedürfnissen der Bürger nach „naturnahem Wohnen am Stadtrand“ Rechnung getragen werden. Der Antrag wurde bei Stimmengleichheit abgewiesen.

    Für Großwohngebiete wie Gorbitz und Prohlis heißt das Ziel „Entdichtung und Aufwertung“. Dabei stellte Wurff eindeutig die Steigerung der Attraktivität in den Vordergrund. Denn die große Wegzugwelle sei dort vorüber. Es gebe sogar schon Rückkehrer.

    Das soll auch Änderungen in der Abrisspolitik haben. Dort sollten nur noch wenige Rückbauten vorgenommen werden. Stattdessen kommen die großen Einfallstraßen wie etwa die Dohnaer ins Visier. Hier gebe es teilweise unattraktive und vom Verkehr stark belastete Reviere, die sich nur schwer wiederbeleben ließen. Allerdings könne Abriss hier nur in kleineren Portionen zum Zuge kommen.

    Mehr Lebensqualität

    Für Gewerbeflächen gilt im Grundsatz das Gleiche. Wo es geht, sollen stillgelegte Industriegebiete genutzt werden. Brachflächen gelten als Potenziale. Der Prozess ist schon ein bisschen im Gange. So wird nach und nach das Industriegelände in der Albertstadt entlang der Königsbrücker Straße wiederbelebt. Auch Teile der Leipziger Vorstadt kommen dafür in Frage. Vor allem sind hier größere Flächen entlang der Bahnstrecke Richtung Pirna, etwa in Niedersedlitz, zu nennen.

    Die Entwicklung soll auch dazu genutzt werden, grüne Schneisen zu legen und die „Grünzüge zu vernetzen“. Es sollen weniger Flächen und Energie verbraucht sowie der Verkehr reduziert werden. Gestärkt werden sollen dafür Wohn- und Lebensqualität, Wirtschaftskraft und Einwohnerentwicklung. Der Schutz von Natur und Umwelt sowie vor Hochwasser gehören dazu.

  • Naja, Mut macht mir der Artikel (danke fürs Reinstellen) nur bedingt. Die Kernaussagen sind doch, dass die Brachen der Innenstadt bebaut werden sollen und dass der Rückbau von Wohnungen nur in geringem Maß vonstatten gehen soll. Ersteres steht doch gar nicht zur Debatte (auf das "wie" kommt es hier eher an -> also Bebauungsvorschriften zu den Gebäuden und Wiederaufnahme der Kleinteiligkeit). Und beim Rückbau... die großen Plattenbaugebiete wie Prohlis oder Gorbitz stören mich persönlich gar nicht, denn sie stehen auf vormals ungebautem Gebiet. Außerdem ist der im Text angesprochene Rückzug der Menschen eher in der HartzIV-Situation begründet. Es gibt in DD auch kein Übermaß an leerstehenden Altbauten, deren Sanierung im Gegenzug zum Abriss der Platten vollzogen werden könnte. An der Donaher stehen doch bestimmt die 30er Jahre Siedlungswohnungen zur Debatte, die seit Jahren leer stehen. Aber mit den Gewerbegebieten entlang der Bahntrasse muss dringend etwas passieren.

  • Zitat

    Hier hast Du Dir aber die Schokoladenseite ausgesucht
    und diskret ausgeblendet, daß der August von Plattenbauten umzingelt ist,
    für die der Architekt zu Augusts Zeiten in Ketten gelegt und auf den Königstein verbracht worden wäre.

    Na ja, wenn ich im Urlaub bin, habe ich ja den Anspruch, SCHÖNE Fotos zu machen... :gg:

    Zu dieser Seite hin sieht die Stelle nun mal gut aus, da brauchte man nichts tricksen.

    Aber wenn man durch die Mitte der Alle geht, kriegt man von den Hässlichkeiten gar nicht so viel mit, weil die Bäume gnädigerweise das meiste verdecken. Ich stelle mir die Ecke viel hässlicher vor im Winter, wenn die Bäume kein Laub tragen...

    An sich aber, finde ich, ist das eine Stelle im Dresden, die man schon mit relativ kleinen Korrekturen zumindest annehmbar machen könnte...

  • Wie sieht's eigentlich momentan mit der Gaststätte "Weißer Adler" im Stadtteil "Weißer Hirsch" aus? Gibt's da einen Investor oder gammelt das Gebäude weiter vor sich hin? Wäre schade, wenn es letztendendes noch in sich zusammenfällt.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Mir fällt gerade noch eine Anekdote von meinem Dresden-Wochenende ein, die ich euch nicht verschweigen will... :zwinkern:

    Ich sehe auf dem Altmarkt ein älteres Touristen-Ehepaar; ich kann nicht genau hören, was sie sagen, aber offenbar geht es darum, dass der Mann irgendeine Sache aus einem Laden dringend benötigt (ein Medikament? ein Taschentuch? Batterien für seinen Fotoapparat) und seine Frau lossaust, um es zu holen. Sie steuert zielstrebig den Eingang zur Altmarkt-Galerie an, ist durch den Torbogen schon fast hindurch - da bleibst sie auf einmal stehen, dreht sich um und macht kehrt. Dabei ruft sie ihrem Mann zu: "Ich kauf's woanders. Da drinnen sieht's so modern aus..."

    Tja, so schreckt man eben auch Kunden ab...

  • Nicht schlecht... ich wähle die Lokalitäten meines Konsums aber durchaus auch nach solchen Gesichtspunkten, insofern möglich/sinnvoll.

    (Z.B. habe ich noch nie auch nur einen Cent in den Rathauspassagen in Berlin ausgegeben, und werde es nach heutigem Ermessen auch nicht tun - weil diese Gebäude abgerissen gehören.)

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Ich hatte es irgendwie geahnt...

    Aus den heutigen DNN:

    Widerstand gegen Abriss des "Silberwürfel"

    Bürgerinitiative nennen sie sich nicht, davon gibt es ja auch immer mal wieder zu reichlich in Dresden. Aber einmischen will sich die gerade gegründete "Arbeitsgemeinschaft Centrum Warenhaus Dresden" auch. Und zwar setzt sie sich ein gegen den Abriss des Hertie-Kaufhauses auf der Prager Straße. Wie berichtet, soll voraussichtlich Ende 2006 der "Silberwürfel" abgerissen und die Fläche neu bebaut werden.

    "Eine Beseitigung dieser originären Kaufhausarchitektur würde ein großer Verlust eines der eigenwilligsten DDR-Nachkriegsbauten in Dresden bedeuten. Gerade weil es so unangepasst daneben steht, auch in seiner nicht Sandstein-konformen Materialität stellt es ein wichtiges Zeugnis einer (heute) nicht verstandenen 70er Jahre-Architektur", heißt es auf der Internetseite der Arbeitsgemeinschaft, deren Gründer Matthias Hahndorf ist, ein 28-jähriger Geograph aus Dresden. Die Arbeitsgemeinschaft Centrum Warenhaus sei ein Zusammenschluss von Bürgern, Bürgerinitiativen, Politikern sowie Experten aus Architektur, Stadtentwicklung, Denkmalschutz, Soziologie und weiteren Fachrichtungen, teilt er mit.

    Auf einem Flugblatt schreiben die Initiatoren des Widerstands gegen den Abriss: "Mit seiner Fassade aus aluminiumbeschichteten ,Waben' steht das Centrum Warenhaus in der ersten Reihe einer Vielzahl von qualitätvollen Kaufhausbauten in Deutschland". Natürlich müsse für den Fall des Nicht-Abrisses auch über eine neue Verkaufskonzeption mit einer stärkeren Profilierung nachgedacht werden. Als Allerweltskaufhaus habe das Waben-Centrum keine Chance. Aber junge Leute zum Beispiel schätzten gerade diesen Retrolook. Warum den Silberkasten nicht zu dem Szenekaufhaus des Ostens machen, fragen sie.

    http://www.centrum-warenhaus-dresden.de">http://www.centrum-warenhaus-dresden.de

  • Zitat von "Harmonica"


    "Gerade weil es so unangepasst daneben steht, auch in seiner nicht Sandstein-konformen Materialität stellt es ein wichtiges Zeugnis einer (heute) nicht verstandenen 70er Jahre-Architektur", heißt es auf der Internetseite"

    Tja, diese "Architektur" wurde damals nicht verstanden, wird heute nicht verstanden, und wird wohl auch nie verstanden werden. Ganz einfach, weil es nichts zu verstehen gibt. Käse bleibt eben Käse...

    Zitat

    "Warum den Silberkasten nicht zu dem Szenekaufhaus des Ostens machen, fragen sie."

    Genau, ein großes Ostalgie-Kaufhaus, mit Spreewaldgurken, Nudossi, FDJ-Hemden, SED-Aufklebern und einem PDS-Stand davor. Gute Idee... ähm, wollte sagen: Gute Nacht!

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Das paßt wieder alles in eine Reihe: Jugendweihe, 1. FC Lok & Dynamo, Palast der Republik....

    Zitat

    Mit seiner Fassade aus aluminiumbeschichteten ,Waben' steht das Centrum Warenhaus in der ersten Reihe einer Vielzahl von qualitätvollen Kaufhausbauten in Deutschland

    Wenn man unter "Qualität" einen fensterlosen Blechklotz versteht, dann ja.

    Zitat

    Aber junge Leute zum Beispiel schätzten gerade diesen Retrolook.

    Ist ja 'n Ding! Wenn die Leute auf "Retrolook" stehen, dann kann man ja mal ein Jugenstil- oder Gründerzeitkaufhaus dorthin bauen - das wäre doch sowas von absolut retro...

    Zitat

    Warum den Silberkasten nicht zu dem Szenekaufhaus des Ostens machen, fragen sie

    .

    Ganz einfach: Weil es seit 15 Jahren keinen "Osten" mehr gibt, sondern höchstens den östlichen Teil Deutschlands. Aber wenn diese Spaßvögel das nicht wahrhaben wollen und gegensteuern wollen, dann gehen wir doch am besten noch einen Schritt weiter: In Mosel und in Eisenach werden ab sofort keine VWs und Opels mehr produziert, sondern wieder die guten alten Wartburgschleudern und Trabi-Pappautos. Die Silberkastenfans kriegen natürlich auch alle einen - schon in 12 bis 15 Jahren....

  • Ich bin wirklich kein Freund dieser Blechkiste, vermisse allerdings in den oben aufgeführten Kommentaren ein bisschen die Objektivität.
    Polemik auf beiden Seiten bringt niemanden weiter (das sehen wir bei den Fernsehdebatten zur Wahl ja wohl zur Genüge). Und alle Anhänger dieser Architektur als Idioten abzustempeln ist - ähnlich wie bei der Kulturpalast-Diskussion - einfach unwürdig. Sachliche Diskussion ist was anderes.

    Jede Zeit hat Ihre Anhänger, ob es nun Jugendstilbauten, Bauhausstil(welcher mittlerweile mehr als salonfähig geworden ist, außer in meinen Augen, von ein paar Einzelbeispielen abgesehen) oder Gründerzeitarchitektur ist. Über Geschmack lässt sich nicht streiten.

    Wohl aber über die geplante Architektur, welche wieder einmal sämtliches Leben von der Straße drängen wird. Dieses "Marktplatz im Innern"- bzw. "Forum"-Dings ist einfach unsäglich.

    Wir haben doch bereits ein ECE-Center.
    Wie wäre es stattdessen mit Ladenzeilen, an denen man AUSSEN entlangflaniert? Denn Einzelgeschäfte sollen es ja offensichtlich werden. Eine sehr traurige Entwicklung, wie ich finde.

    Was mich so beunruhigt ist, dass dieses Bauprojekt schon in den Stadtmodellen von vor mindestens einem Jahr aufgetaucht sein muss (s. Verkaufsprospekte der SIB für die Quartiere am Schloss, dort mal die Fotos studieren...)

    Im Gegenzug dazu hat man das Passagensystem für den Kulturpalast nicht genehmigt. In meinen Augen wohl eher Lobby-Politik als städtebaulicher Sachverstand...

    Gruß
    Bert

  • Es will doch keiner die Verhältnisse der DDR zurück haben.
    Aber der sogenannte "Silberwürfel" steht nun mal schon seit einiger Zeit dort und prägt seit dem das Gesicht der Prager Straße mit. Und auch wenn man die Architektur nicht mag, so hebt sie sich doch von den restlichen Einheitsbauten ab.
    Ich glaube auch nicht, dass da ein Außenstehender vorschnell urteilen sollte.
    Und so häßlich ist das Ding nun auch wieder nicht. Oder besser gesagt. Die Frage stellt sich vielelicht gar nicht. Es war schon immer da, und wurde von den Leute akzeptiert. Dass sie jetzt daran hängen sollte man ihnen nicht zu Vorwurf machen.

    Es war auch nicht alles schlecht früher, und ich bin nicht der Meinung, dass man alles abreisen sollte, was DDR. Es ist ein Teil von Dresden, den man nicht verleugnen kann.
    Bei den uniformen Hochhäusern mag das freilich anders sein, aber das ehemalige Hertie ist ja durchaus außergewöhnlich.
    Und dass Neubauten architektonisch so bedeutend wertvoller werden, mag ich zu bezweifeln.

  • Zitat von "Esteban"

    und ich bin nicht der Meinung, dass man alles abreisen sollte, was DDR ist.

    Da haben wir es doch wieder: kaum wird von einem Abriss eines Gebäudes gesprochen, fühlen viele sich ihrer Herkunft beraubt. Dabei ist das alte Centrum überhaupt nicht typisch für die DDR, genausowenig wie der Kulturpalast. Blechfassaden haben wir in fast jeder Großstadt und ein KP-Pendant habe ich letztes Jahr in Dortmund sehen dürfen. Es ist in DD fürchterlich: da beklagte sich in einem Leserbrief der SZ doch tatsächlich jemand, dass die Platte am Terrassenufer abgerissen wird!!!! Vielleicht wollen wir auch den Fresswürfel wieder komplett aufbauen und dazu noch das Lindehaus gegenüber konservieren? Ach was, holen wir doch gleich noch die Pläne für den sozialistischen Umbau des Albertplatzes aus der Tasche.

    Natürlich ist der "Silberwürfel" hässlich, keine Frage. Die Lage an der Prager Straße mag das vielleicht etwas relativieren, aber im Gegensatz zu den Nachwendebauten fällt er doch stark ab. Sicher, ich habe mich auch an ihn gewöhnt, schließlich ist das Gebäude älter als ich und ich kenne ihn sozusagen mein Leben lang. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass der Abriss und die Einbeziehung einer großflächigen Bebauung (und damit Bebauung einer Brache) für die städtebauliche Reparatur von größtem Nutzen ist. Über die Architektur wird sicherlich noch gestritten, aber Mäckler hat in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gezeigt, dass man Kaufhäuser auch vernünftig gestalten kann.

  • Ich kann schon verstehen, dass es Anhänger dieser Architektur und diesem Städtebau gibt. Das für diese Leute jeder, aber auch wirklich jeder DDR-Bau ein schützenswertes Kleinod ist, kann ich wiederum nicht verstehen. Wer mit solchen Bauten groß geworden ist mag sie sicher ungern verschwinden sehen und sicher besaß (besitzt?) die Pragerstr. in ihrer Eigenwilligkeit eine gewisse Qualität und einen Denkmalswert. Aber die Pragerstr. als

    Zitat


    international beachteter Stadtraum von hoher städtebaulicher und architektonischer Qualität


    zu bezeichnen ist doch einfach lächerlich.
    Und das hier verklärt die Realität doch nun wirklich:

    Zitat

    "Hier ist einer der besten Stadträume nicht nur der Nachkriegsmoderne, sondern des 20. Jahrhunderts geschaffen worden."

    Die Moderne hat nirgendswo funktionierende Stadträume geschaffen, weder in Dresden, noch anderswo.

    Ich war selbst in Dresden und habe mir dieses Monstrum angesehen und war über ein so hässliches Gebäude richtig erschrocken. Die Pragerstr. ist nicht zu retten, da kann man noch soviel ändern, da hilft nur Totalabriss.

    Wie sieht es denn mit den Dresdnern aus, lieben sie ihre Prager denn wirklich so sehr? Na ja, aber eine Mutter liebt ja selbst ihr hässlichstes Kind...

  • Ich als überzeugter Fan des historischen Neumarktes mag die Prager Straße und ich habe immer gedacht, dass es doch schade wäre, wenn man das Wabenhaus abreißt. Und dieses Wabenhaus ist durchaus qualitätsvoller als vergleichbare Architektur im Westen - mir fällt da z.B. das SATURN-Warenhaus aus HH ein, das eine ähnliche Fassade besitzt, aber einfach nur monströs und abweisend wirkt. Was von dem Haus in DD wirklich nicht gesagt werden kann.

    Liebe Leute, Eure Mentalität ist die gleiche, diezwischen den Weltkriegen den Jugenstil verachtet hat und die nach dem Krieg den Stuck von den Gründerzeithäusern geholt hat. Es gibt wirklich eine Menge gesichtsloser DDR-Architektur. Dieses Haus gehört aber bestimmt nicht dazu. Problematisch an diesem Bau ist, dass er sich nicht in den historischen Stadtgrundriss einfügt, den es an dieser Stelle wieder herzustellen gilt.

    Wäre ich jünger und könnte noch mal studieren - z.B. Städtebau oder Architektur - dann hätte ich große Lust, zum Thema "Veränderte Architektur-Rezeption im Wandel der Zeit" (oder so ähnlich ;) zu forschen. Ich persönlich glaube, dass neue Architektur immer mindestens 70-80 Jahre braucht, bis ihr so etwas wie ein bleibender Wert zuerkannt wird. Und auf dem Weg zu diesem Alter geschieht es immer wieder, dass diese Architektur als minderwertig und abbruchreif angesehen wird. Die historistischen und Jugendstiltbauten erfuhren, nachdem sie in den 60ern und 70ern wie der letzte Dreck behandelt wurden, etwa ab den 80er Jahren, also rund 80-100 Jahre (!) nach ihrer Errichtung eine massive Aufwertung. Die DDR-Architektur der 60er und 70er ist gerade mal 35-45 Jahre alt. Wie gesagt, viele Bauten aus dieser Zeit sind in der Tat abrissreifer Schrott. Aber man sollte nicht den Fehler begehen und pauschal den Wert jeglicher Architektur dieser Zeit verkennen!

    Und das verächtliche Gejohle über SED und Trabanten sollten sich die jungen Herren aus dem Westen besser sparen. So trägt man nichts Produktives zum Gespräch bei.

  • Zitat von "Thomas Filip"

    Und das verächtliche Gejohle über SED und Trabanten sollten sich die jungen Herren aus dem Westen besser sparen. So trägt man nichts Produktives zum Gespräch bei.

    Da stimme ich dir voll zu.

    Allerdings sehe ich einen Abriß des Herie-Kaufhauses auch als nicht so problematisch an, eher das, was hinterher dorthin kommt.

    Die Jugendstil- und Historismusbauten wurden auch immer nur von der Stadt und vielleicht so manchem Unternehmer so behandelt, die meisten Bewohner haben sie geliebt. Mit den Bauten der Nachkriegszeit ist das selten so, und das, wo auch sie z.T. schon über 50 Jahre auf dem Buckel haben.
    Wenn aber die Mehrzahl der Dresdener dahintersteht, dann soll man das Kaufhaus erhalten, denn alles andere wäre undemokratisch. In so Fällen könnte man durchaus auch eine Volksabstimmung durchführen, auf kommunaler Ebene halte ich so etwas manchmal durchaus für sinnvoll.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich glaube, dass z.B. auch die Bewohner der Plattenbauten von Dresden-Gorbitz - zumal nach der Sanierung - sich ihrem Zuhause verbunden fühlen. Das Gefühl von Zuhausesein hat nicht immer nur mir der architektonischen Gestaltung zu tun.

  • Im direkten Vergleich mit dem Kulturpalast schneidet der Hertie finde ich besser ab. Der KP war wirklich einfallslose Massenware. Und die paar Kunstwerke (Wandbild, Türen) die man ins Feld geführt hat um ihn nicht zu verändern hätte man leicht versetzen können, so wie man auch den Dinglingerbrunnen oder den Gänsediebbrunnen versetzt hat. Hannover hat nach dem Krieg eine ganze Reihe Fachwerkhäuser versetzt und mit dem KP wäre das nicht gegangen? :boese:
    Dagegen ist die Wabenarchitektur wenigstens nicht alltäglich. Und die Geschichte mit den blauen Fenstern, die man nur eingebaut hat um im Brandfall sie zu zerschlagen und heraus zu können ist durchaus interressant.

    Auf der anderen Seite ist der Hertie nun mal wirklich von seinen Ausmaßen ein Monster. Er zerstört jeden vernünftigen Stadtgrundriß und sprengt die Dimensionen. Ich würde auch nie in so einem dunklen Metallkörper, der nur durch elektrisches Licht lebt, Einkaufen oder Arbeiten wollen. Und ein Ostalgie Shop, dafür ist er zu groß und das ist ein furchtbar schlechter Witz. :augenrollen:

    Wirklich eine schwierige Frage, denn in der Tat gibt es abgesehen vom Stalinbarock und dem Rundkino kaum gute DDR Architektur in DD, was sehr für das Versagen dieses Systems spricht. Ich denke aber, dass ich meine Entscheidung von den Plänen der Neubebauung abhängig machen würde. Wenn sie so gut wie die Mäcklerbauten in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] würde, wäre die Sache klar. Auch im Sinne einer kleinteiligen Bebauung. Aber es kann ja auch noch ein simplerer/großerer Kasten kommen.

  • Das Centrum-Warenhaus war doch, bezogen auf die DDR-Epoche, so ziemlich der letzte Neubau mit einer individuellen Architektur.

    Danach setzte die McDonaldisierung des Bauwesens ein und in den70er/80er Jahren entsprachen die Neubauten für Wohnungen, Schulen, Kaufhallen, Polykliniken und Altenheime republikweit nur noch vorgegebene Typen, die sich wie ein Ei dem anderen glichen, egal ob sie in Dresden, Gera, Schwerin oder Neubrandenburg stehen.

    Aber aus den 50er/60er Jahren gibt es doch meiner Meinung nach noch einiges mehr an moderner, eleganter Architektur als das Rundkino.
    Lehrgebäude der TU, der Fernsehturm, einige Klinikbauten, Verwaltungsgebäude
    und vor allem auch viele Gebäude in den Betrieben, die der Öffentlichkeit nicht unbedingt zugänglich waren, z.B. was damals für die Flugzeugwerft Klotzsche gebaut wurde.