Der Neumarkt Dresden - archivierter Strang

  • Ich finde auch, das klingt, als ob man beim Architekten die Leine lockert, so daß er sich ein bißchen austoben kann, also im schlimmsten Fall eine Priscoisierung des Leitbaus....

    ("ein bißchen Glas, ein bißchen Stahl, und Palais Hoym wird ganz banal") . :?

  • was man heute in der SZ lesen kann klingt sehr vielversprechend... :D

    "Historische Bauten für Kulturpalast-Hinterland
    Von Bettina Klemm

    Neumarkt. Die Firma Sachsenbau will die Sporergasse nach altem Vorbild aufbauen.

    Auch wenn das Gebiet hinter dem Dresdner Kulturpalast noch recht unwirtlich aussieht, bevorzugen Touristen diesen Weg zum Neumarkt und zur Frauenkirche. Für Projektentwickler Dieter Füsslein von der Firma Sachsenbau Chemnitz steht schon lange fest: „Die Nordseite vom Kulturpalast ist die eigentliche Vorderseite.“ Der Stadtrat hat zwar seinen großen Entwurf zum kompletten Umbau des Kulturpalastes hauptsächlich aus Kostengründen abgelehnt. Aber Füsslein hält an dem Projekt fest, wenigstens die Flächen dahinter historisch zu bebauen.

    „Wir wollen die historische Sporergasse, eine Verbindung zwischen Schloßstraße und Neumarkt, wieder herstellen“, sagt er. Auf etwa hundert Metern Länge sollen beispielsweise das Dinglingerhaus, das Triersche und das Cäsarsche Haus wieder entstehen. Eine Investition von rund 120 Millionen Euro, schätzt Füsslein.

    „Aber es gilt noch ein Problem zu klären: Da an den Kulturpalast nicht angebaut werden soll, muss auch weiterhin seine Anlieferung gewährleistet bleiben“, sagt Stadtentwicklungs-Bürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU). Für große Sattelschlepper wird jedoch viel Platz benötigt. Füsslein verweist deshalb auf frühere Untersuchungen. „Der Kulturpalast könnte auch von der Galeriestraße angedient werden. Das würde jedoch einen Lifteinbau und andere Umbauten erfordern“, sagt Füsslein.

    Schmalere Schloßstraße

    Für die innere Sanierung des Kulturpalastes will die Stadt in diesem und im nächsten Jahr jeweils 2,5 Millionen Euro aufwenden. Aber solange die Stadt keinen genehmigten Haushalt hat, könne sie mit diesen Investitionen nicht beginnen.

    „Auch auf der Schloßstraße halten wir eine zusätzliche Bebauung für möglich, um die Straße auf ihre historische Größe zurückzuführen“, sagt Bürgermeister Feßenmayr. Aber auch hier müsse mit der Gestaltungskommission nochmal über mögliche Strukturen, von Pavillons ist die Rede, gesprochen werden. Gestern Abend stellte eine Vertreterin des Stadtplanungsamtes in nicht öffentlicher Sitzung des Ortsbeirates Altstadt die Pläne zum Umbau des Kulturpalastes vor. Allerdings schienen Ortsbeiräte enttäuscht. „Ich habe erwartet, dass es endlich konkrete Pläne und Termine gibt“, sagte einer."

  • Zitat von "Norbi"

    was man heute in der SZ lesen kann klingt sehr vielversprechend... :D

    Was ich da lese klingt nicht vielversprechend. Das war auch schon Ende letzten Jahres Stand der Dinge. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Stadt mit allen Mitteln eine historische Bebauung am Kulturpalast verhindern will. Kann mir kaum vorstellen, dass für viel und sicher nicht eingeplantes Geld ein Aufzug in der Galeriestraße als Ersatz für die Zulieferung gebaut wird. Anstatt konstruktiv ein Gesamtkonzept zu entwickeln wird - wie mir scheint - dem Investor ein Stein nach dem anderen in den Weg gelegt. Verdammt, die Stadt müsste doch froh sein, dass die Grundstücke verkauft werden können! :augenrollen:

  • Genau so sehe ich das auch.
    Seit wieviel Jahren bemüht sich Füßlein nun um dieses Projekt?
    Macht immer wieder Zugeständnisse, wendet Energie und Kosten auf, um es der Stadt recht zu machen.
    Von Dankbarkeit aber keine Spur, stattdessen wird immer wieder auf das hingewiesen, was nicht geht.
    Und mit allen Mitteln nach Begründungen dafür gesucht.
    Sehr armselig das Ganze.
    :(

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Wer sind denn die Verhinderer, an denen die Bebauung der Areale hinter dem Kulturpalast scheitert? Vor solchen Politikern sollte man wirklich warnen, ganz im Sinne der wehrhaften Demokratie. Die positive Einstellung zu Rekos sollte da schon ein Kriterium zur Wiederwahl der Verantwortlichen sein! Die Bebauung dieser zwei Grundstücke würde die Rekonstruktion des Neumarkts wieder ein gutes Stück voranbringen. Da kann es doch nicht sein, dass die jahrelangen Planungen Füssleins immer wieder hinausgezögert werden, gegen den Willen der Bevölkerung. Eine solche Chance kriegt die Stadt nicht hundertfach!

  • Weil wir gerade bei Meckern sind - wißt Ihr, was mich zur Zeit richtig wütend macht?

    Der Stand der Dinge beim Mübau-Projekt ist laut GHND:

    Die Mübau ging vor zwei Jahren pleite und wurde daraufhin von der Adler Real Estate aufgekauft. Soweit ich weiß, ist auf der Ecke nichts geplant, man wird versuchen, das Grundstück so teuer wie möglich wieder loszuwerden.

    Also - nichts passiert hier bis auf weiteres. Das alleine wäre ja nicht so tragisch, aber zuvor war ja bereits das passiert:

    August 2003
    Leider haben nun auch die Investoren der MÜBAU Real Estate GmbH die gesamten originalen barocken Überreste in Form der Kellerfundamente abgerissen.

    ... unter anderem das hier:

    Quelle: http://www.neumarkt-dresden.de">http://www.neumarkt-dresden.de

    Ich will hier nicht die leidige Grundsatzdiskussion zu den Kellern wieder aufwärmen (beide Seiten hatten ihre guten Argumente), aber warum in aller Welt mußten die sofort alles abreißen, ohne daß die Finanzierung des Baus gesichert war, hätte man nicht abwarten können? Bei VVK, Baywobau und Prisco wurde auch um die Keller geweint, aber dort wird nun auch tatsächlich etwas gebaut - die Keller sind wenigstens nicht umsonst beseitigt worden.

    Aber beim Quartier III steht Dresden jetzt mit nichts da: ohne historische Keller und ohne Gebäude. Die Mübau hat - wie Krieg und SED - außer Zerstörung und Brache nichts hinterlassen, vielen Dank auch! :kopfwand:

  • "warum in aller Welt mußten die sofort alles abreißen, ohne daß die Finanzierung des Baus gesichert war, hätte man nicht abwarten können?"

    dem entspricht halt eine ganz besondere mentalität, die man in der nachkriegszeit noch viel häufiger beobachten konnte...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    ...Die Mübau hat - wie Krieg und SED - außer Zerstörung und Brache nichts hinterlassen, vielen Dank auch! :kopfwand:

    Da scheinen mal wieder die Geschäftemacher am Werke gewesen zu sein.
    Die Stadt sollte mal eine Klage vor Gericht prüfen lassen, damit diesem
    Treiben mal ein Riegel davorgeschoben wird.

  • Infos über die künftige Nutzung der Gewerbeflächen im Baywobau-Komplex:

    http://www.dnn-online.de/dnn-heute/55116.html

    In das Erd- und Untergeschoss ziehen ein Modegeschäft, Juwelier und Kosmetikfachgeschäft. Die ehemalige Salomonisapotheke öffnet als Brauereiausschank der Freiberger Brauhaus AG.

    Echt schräg - ausgerechnet in der Apotheke gibt's Bier!
    ("Geh'n wir noch in die Apotheke, einen zischen...?" :trinken: )

    Naja, als Ex-Heidelberger bin ich noch schlimmeres gewohnt; was dort heute in der historischen Hofapotheke verkauft wird, gilt auch nicht gerade als gesundheitsfördernd (wie auf diesem Bild zu erkennen ist): :gg:

    http://www.sino.uni-heidelberg.de/students/tjuel…Hofapotheke.jpg

  • Wenn ich so etwas lese wird mir übel.... :übelkeit: da spende ich doch glatt gleich noch was für die Rampische 29 und hoffe das solche Projekte auch mal als Vorbild dienen!!!

    sz-online 29.06.05

    "Moderne Bauten geplant

    Architektur. Nachdem der Kulturpalast erhalten bleiben soll, schlagen Planer schmale Häuser daneben vor.

    Um der Schloßstraße wieder ihre ursprüngliche Breite zu geben, stellen sich Stadtplaner eine behutsame Bebauung vor. Dazu haben Stadtentwicklungsbürgermeister Herbert Feßenmayr (CDU) und sein Stadtplanungsamt im November mehrere Architekten und Planungsbüros zu einem kleinen Workshop eingeladen. In diesem Zusammenhang stellten Hendrik Neumann und Benjamin Grill, die ihr Architekturbüro in der Kamenzer Straße führen, ihr Modell für eine mögliche Bebauung vor.

    „Wir unterstützen die Aktivitäten der Bürgerinitiative – Kulturpalast Erhalten – und haben im Rahmen des letztjährigen Architektursommers in einem Vortrag zum Kulturpalast und einer Podiumsdiskussion unsere Standpunkte dargelegt“, sagt Neumann. Derzeit stellen die G.N.b.h. Architekten im ersten Obergeschoss des Kulturpalastes auf vier Tafeln die Geschichte, die Qualität des Gebäudes und eine mögliche behutsame Sanierung der Kulturstätte vor. (SZ/kle)"

  • also so etwas würde ich schon fast unter der rubrik "nicht-architektur" verbuchen... graußig!
    ein paar würfelchen und glasscheiben ohne sinn und verstand zusammengewurstelt. einfach nur primitiv... :daumenunten:

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Entsetzlich!
    da gefällt mir sogar das Wandbild am Kulturpalast in seiner sozialistischen Kitschigkeit noch besser.

    Ich würde dort stattdessen zwei Reihen hoher Bäume hinsetzen,
    darunter ein paar Bänke.

  • Habe solche Containerregale doch schonmal gesehen... hmmm... Ach ja, auf´m Überseehafen (oder war´s doch bloß ´n IKEA-Regal??)

    Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten, aber das hier grenzt schon fast an seelische Grausamkeit... :?

    Ich weine immer noch den Kollhoff-Entwürfen nach... :weinen:

  • Zitat: "...schlagen Planer schmale Häuser daneben vor."

    Das klingt vom Wortlaut her gar nicht schlecht. Aber ich sehe auf dem Bild leider nichts, was einem Haus ähnlich sieht - nur ein paar aufeinandergestapelte Schneewittchensärge. Was in aller Welt soll das sein?

    Hinter dem Kulturpalast zeigt das Modell komischerweise richtige Häuser, die heute noch gar nicht da stehen. Die Planer gehen also offensichtlich selbst von einer traditionellen Bebauung des Palast-Umfelds aus - wieso entwerfen sie dann solche seltsamen gläsernen Kisten?

    Hoffentlich verschwindet das ganz schnell wieder in der Schublade!

  • Der Firma Sachsenbau mit ihren ungleich besseren Konzepten werden ständig Steine in den Weg gelegt, und dann wird so ein Totalmist vorgeschlagen.

    Wie sollen diese aufeinandergestapelten Container denn genutzt werden? Na ja, ist den Verantwortlichen ja vermutlich auch egal, Hauptsache es ist möglichst teuer (wie die Treppe am Landhaus) und nutzlos. Nur dann ist es dem heutigen Verständnis nach echte Architektur :)

  • besonders drastisch die gängige modernistische kontrasterzeugung in ihrer wirkung. diesen wichtigen strassenraum mit schloß und georgentor
    durch eine glaskiste zu eröffnen, läßt jegliche kompetenz vermissen.

    traurig, dass sich dresden solch einen baubürgermeister leistet., der solche work-shops ins leben ruft.

    das neumarktgebiet wird zu einem lächerlichen torso, wenn noch weitere schwache füllbauten und modernistische kisten implantiert werden.


    quelle:
    http://www.kulturpalast-dresden-erhalten.de/content_de/GNbh.html

  • Diese Planung kann man als normal denkender Mensch einfach wirklich nur noch als Verbrechen bezeichnen, die ganze Schlossstrasse wird dadurch ruiniert. Selbst Prisco ist dagegen wirklich die reinste Offenbarung! Wie soll die Schloßstrasse nur in den zukünftigen Reiseführern aussehen? Da kann man das Geld gleich aus dem Fenster werfen, denn so eine Bebauung würde von Anfang an als Bausünde bei so ziemlich allen Dresdnern und Touristen kritisiert, als Schandfleck, der viel von dem, was erreicht worden ist zugrunde richten würde.

  • Eine der besten Newz der letzten Wochen und sehr wohltuend nach der perversen Schloßstraßenplanung:


    DNN vom 30.06.05

    Zwei barocke Bürgerhäuser leben auf

    Am Neumarkt lässt ein privater Investor aus Baden-Württemberg auf zwei Parzellen die historischen Bürgerhäuser wieder erstehen. Mit dem Wiederaufbau der Gebäude An der Frauenkirche 16 und 17 sind Dresdner Unternehmen beauftragt. Die Generalplanung liegt in den Händen der BIP-GmbH (Bauleitende Ingenieure Porstein). Verantwortlich für die Architektur ist das Büro Wörner+Partner. Nach Hotel de Saxe (Quartier IV), Prisco-Areal (Quartier I) und VVK (Quartier II) ist dieses Vorhaben das vierte Bauprojekt am Neumarkt.

    Die beiden Häuser verbinden das Quartier III - über dessen Zukunft zur Zeit nichts verlautet - mit der Fläche des abgerissenen Polizeipräsidiums, für die das Land Investoren sucht. Ziel sei es, auf den historischen Grundrissen zwei getrennte historische Fassaden zu errichten, hinter denen eine etwas veränderte Raumstruktur heutige Nutzung ermöglicht, erläutert Thomas Porstein. Der Innenhof mit typischen Arkaden wird sich über beide Hausnummern erstrecken.

    Die 16, wahrscheinlich Ende des 17. Jahrhunderts errichtet, gehört zu den so genannten Leitbauten. Das Haus mit dem reich verzierten Erker wird Matthäus Daniel Pöppelmann zugeschrieben oder auch Johann Gottfried Fehre, dem Miterbauer der Frauenkirche. "Wir haben keine eindeutigen Hinweise gefunden", so der verantwortliche Architekt Stefan Steiner. Bekannt sei nur, dass das Haus nach dem Siebenjährigen Krieg ohne das vierte Geschoss wieder aufgebaut wurde. Heute gehe man auf den Ursprung zurück. Vom Erker sind laut Steiner noch Originalteile vorhanden. Die schlichtere Nummer 17 wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet. Fachleute heben das Rokokoportal hervor.

    Der Dresdner Barock soll nicht gleich hinter der Tür enden. So sind im ersten Obergeschoss Stuckdecken vorgesehen. Die unterschiedlichen Geschosshöhen bleiben erhalten und auch die Gewölbe in Keller und Erdgeschoss kommen wieder, informieren die Planer. Auf drei Ebenen wird hier Gastronomie einziehen. Der Mietvertrag über 30 Jahre mit einem Betreiber aus den alten Bundesländern sei schon unterzeichnet, so Porstein. Darüber werden sich zwei Büros und vier Wohnungen befinden. Wohlgemerkt, die Nutzungen erstrecken sich über beide Häuser. Heute ist es kaum mehr vorstellbar, dass einst allein im Haus Nr. 16 zehn Wohnungen existiert haben sollen.

    Voraussichtlich im August wird die Baugrube ausgehoben. Die Fertigstellung ist für September 2006 geplant. Wörner+Partner hat am Neumarkt auch zwei Wettbewerbe gewonnen: Die Landhausstraße 2 mit Einfahrt zur Tiefgarage und das Eckhaus Töpferstraße/An der Frauenkirche sind moderne Ergänzungen der Historie. "Erst der Kontrast macht das Ganze spannend", so Stefan Steiner.


    Stefan Steiner:
    Konntest Du Dir dieses Standard-Gesülze wieder nicht verkneifen ?!

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Super Nachricht!!!:huepfentuerkis: Toll, dass das Haus Nr. 17 wieder mit seiner historischen Fassade entsteht. :applaus:
    Dann wird es wohl so aussehen:

    Ursprünglich war einmal das geplant: