• Das Graffiti ist zum Glück ja nur auf der provisorischen Stützkonstruktion. Aber, wo steht dieses Haus? Ich kann es gerade nicht zuordnen. Ist es in der Sanierung? Es sieht ja sehr baufällig aus.

  • Heimdall und Fachwerkliebhaber

    Dieses Haus steht in der Villinger Niederen Straße. Da im Erdgeschoss ein Ladengeschäft ist, dürfen wir trotz des ramponierten äußeren Erscheinungsbildes, das sich allerdings auch schon eine Weile ( mehrere Jahre ) so darstellt, hoffentlich noch von einer Sanierung ausgehen. Hier nicht sichtbar ist das bereits sanierte Dach. Bei jedem Besuch hoffe ich auf eine finale Instandsetzung der Fassade. Zumal der derzeitig ruinöse Zustand quasi plötzlich herbeigeführt wurde, also zu Beginn der nicht abgeschlossenen Sanierung. Ab da ist alles weitere Spekulation… Glauben wir daran, dass sie zeitnah zum Abschluss kommt !

    Zur Schmiererei und Hassbotschaft:

    Ja, „nur“ auf der Stützkonstruktion und auch diese ist fremdes Eigentum. Und angesichts der Sanierungsdauer dürfte sie unter Umständen auch noch eine Weile im öffentlich Raum prangen. In der ansonsten so angenehm nächtlich-weihnachtlichen Situation der Stadt stach das Graffiti in seiner gewollt provokanten Form zudem auch besonders negativ heraus. Das haben Graffiti und modernistische Architektur in einem historischen Stadtbild auf gewisse Art gemeinsam.

    Ergänzung: Vor der unvollständigen Sanierung sah die Fassadenansicht des Gebäudes noch so aus:

  • Sie erwischten wohl einen. Wohl ein Anfänger. Normalerweise sind die geübter.

    Aber war ja wegen "Lützi". Insofern für die gute Sache. Da muss man nachgiebig sein... :zwinkern:

  • Das Stadtbild verkommt durch die mittlerweile unzähligen Schmierereien an Hausfassaden, ob in Berlin, Stuttgart oder jeder anderen deutschen Stadt. Dass es jetzt auch dieses Musikforum getroffen hat war nur der Anlass, dies ganz grundsätzlich zu beklagen. So verstehe ich das, und ich finde es ist auch Zeit, dieses Problem endlich mal zu thematisieren, statt es weiter einfach hinzunehmen.

    In dubio pro reko

  • So verstehe ich das, und ich finde es ist auch Zeit, dieses Problem endlich mal zu thematisieren, statt es weiter einfach hinzunehmen.

    Genauso ist es!

    Graffiti in Köln: Die bittere und teure Schmierer-Bilanz
    Graffiti sind im Kölner Stadtbild mittlerweile allgegenwärtig. Das ist nicht nur optisch fragwürdig, sondern auch teuer.
    www.express.de

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Graffiti als "qualitätslose Massenerscheinung" sind ein IMHO ein deutsches Unikum. In ihrem modernen Ursprungsland, den USA, sind sie seit Jahrzehnten schon wieder out und kaum noch ein Problem.

    Auffällig in Deutschland ist, dass die ganz große Mehrzahl der Graffiti keine künstlerischen Ambitionen erkennen lässt, und wahllos von Lagerhalle bis zum historischen Baumonument alles beschmiert wird.

  • Das ist sicher die Interpretation von Teilen der politischen Verantwortungsträger, für mich ist es eine Form der Anarchie in Bezug auf Eigentum und Kulturgut. Immerhin wird es auch in den Medien allmählich als Problem erkannt, nachdem es bislang gerne toleriert und verharmlost wurde.

    In dubio pro reko

  • Graffiti als "qualitätslose Massenerscheinung" sind ein IMHO ein deutsches Unikum. In ihrem modernen Ursprungsland, den USA, sind sie seit Jahrzehnten schon wieder out und kaum noch ein Problem.

    Auffällig in Deutschland ist, dass die ganz große Mehrzahl der Graffiti keine künstlerischen Ambitionionen erkennen lässt, und wahllos von Lagerhalle bis zum historischen Baumonument alles beschmiert wird.

    In der Tat ein deutsches Unikum an Toleranz und Liberalität: Immer noch bieten Kommunen Graffiti-Workshops an und finden Sprüh-Festivals statt. Mittlerweile gibt es schon Graffiti-Tourismus aus dem Ausland, bei dem sich Sprayer z.B. in Berlin austoben. Leider scheinen historische Gebäude mit ordentlichen Sockeln und Backstein mehr nach New York auszusehen wie moderne Kisten aus den 60iger Jahren. So wird das ganze zu einem echten Problem für das Stadtbild.

    ...

  • In der Tat ein deutsches Unikum an Toleranz und Liberalität: Immer noch bieten Kommunen Graffiti-Workshops an und finden Sprüh-Festivals statt.

    - was ich eigentlich nicht schlecht finde. Ich habe nichts gegen legales Sprayen. Und in Workshops geht es wahrscheinlich ja auch um Qualität. Warum nicht?

    Das Problem ist doch eher, dass diejenigen, die überall Herumschmieren, kein Interesse an einem legalen Rahmen haben. Im Gegenteil, der Reiz der Zugehörigkeit zu einer verbotenen Subkultur scheint der relevante Antrieb zu sein, überhaupt loszuziehen - viel wichtiger als die Ergebnisse.

  • Nein, ich kann schon seit geraumer Zeit diesem Geschmiere und Zukleistern grundsätzlich nichts mehr abgewinnen. Zumal wenn diese Leute meinen sich an historischer Bausubstanz austoben zu müssen. Sollen sie Sichtbetonwände moderner Architektur aufwerten, nichts dagegen aber nicht an historischen Gebäuden.

    Neben dem ausufernden Beschmieren fällt mir auch das Zukleistern der Stadtmöblierung (Ampeln, Verkehrschilder, Trafokästchen) mit Aufklebern zunehmend negativ auf, z.B. in Weimar, wo ich mich jedes Jahr im Sommer für ein paar Tage aufhalte.

    "Wenn wir die ehemalige Schönheit der Stadt mit der heutigen Gemeinheit verrechnen, kommen wir, so die Bilanz, aufs direkteste in den Schwachsinn." (E.H.)

  • Ich bin auf dem Ölberg aufgewachsen, einem Gründerzeitviertel mit viel schöner, alten Bausubstanz. Um 2000 rum wurde ein Gebäude gestrichen und sofort beschmiert.

    Danach hatte ich das Gefühl, das sich das Sprayen auf einem absteigenden Ast befindet und langsam weniger wird.

    Letztens bin ich mal wieder in „meinem Viertel“ gewesen, aus dem ich 2014 weggezogen und mangels Kontakte dorthin auch nicht mehr oft war. Ich war echt erschrocken wie verschandelt und beschmiert die Häuser sind.

    Dazu muss man aber auch sagen, dass der Ölberg ein Hotspot der linken Szene in Wuppertal ist und es dort schon oft Häuserbesetzungen gab. Auch wehrt man sich gegen steigende Mietpreise mit einem eigenen Ölbergverein, der versucht Wohnungen und Häuser aufzukaufen um sie kostengünstig zu vermieten an die ärmere Bevölkerungsschicht.

    Ohne politische Bewertungen vorzunehmen, aber in meinem jetzigen Viertel, eher konservativ, sind Schmierereien die absolute Ausnahme und wird auch seitens der Eigentümer in der Regel schnell entfernt, egal welchen Alters.

    Dadurch fällt mir der Kontrast heute viel stärker auf wenn ich den Ölberg betrete. Für mich gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen links(-extremer?) Szene und Zerstörung von andererleuts oder öffentlichen Eigentum.

  • Es gibt ein Milieu, das die "bestehende Ordnung" ablehnt und bekämpft. Und dort, wo dieses Milieu zuhause ist (ich sag mal "Rote Flora"), kann dessen "alternativer Lebensentwurf" besichtigt werden. Leider halten manche in der Politik ihre schützende Hand darüber.

    In dubio pro reko

  • Ohne politische Bewertungen vorzunehmen,

    Für mich gibt es einen eindeutigen Zusammenhang zwischen links(-extremer?) Szene und Zerstörung von andererleuts oder öffentlichen Eigentum.

    Das ist aber eine politische Bewertung, die auch durchaus in einem Architekturforum gemacht werden kann, da sie ja im Zusammenhang mit der Pflege und Erhaltung von - sogar oft denkmalgeschützten Bauten steht. Ob diese richtig oder falsch sei einmal dahingestellt. Das Extemisten (gleich welcher politischen oder religiösen Auffassung) dazu neigen vor Anderen und somit auch deren Eigentum wenig Respekt zu zeigen würde ich jedenfalls auch nicht von der Hand weisen.

    Die meisten Graffitis die mir auffallen zeigen aber keinen irgendwie gearteten Inhalt, sondern sind einfach nur Schmierereien.

  • Naja, Sprayer, die der Jungen Union angehören, wird man wohl eher selten antreffen.

    Das kann ich nicht beurteilen, da ich ja bei den meisten Graffitis nicht weiß von Sprayern welcher politischen Richtung diese stammen. :wink: Viele Graffitis sind ja von "Fußballfans". die können ja wer weis was für politische Ansichten haben.

    Mitglieder der Jungen Union (zumindest die die ich kenne) würde ich aber auch nicht als politische Extremisten einstufen. Da hast du schon Recht.

  • Das ist aber eine politische Bewertung, die auch durchaus in einem Architekturforum gemacht werden kann, da sie ja im Zusammenhang mit der Pflege und Erhaltung von - sogar oft denkmalgeschützten Bauten steht. Ob diese richtig oder falsch sei einmal dahingestellt. Das Extemisten (gleich welcher politischen oder religiösen Auffassung) dazu neigen vor Anderen und somit auch deren Eigentum wenig Respekt zu zeigen würde ich jedenfalls auch nicht von der Hand weisen.

    Die meisten Graffitis die mir auffallen zeigen aber keinen irgendwie gearteten Inhalt, sondern sind einfach nur Schmierereien.

    Dann habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Ich hatte gemeint, dass ich politische Inhalte nicht verifizieren oder falsifizieren möchte, es mir rein um subjektive Beobachtung geht.

    Als Beispiel habe ich ein kleines Stadtviertel genommen, welches man sicherlich nicht 1:1 repräsentativ für das Gesamtphänomen heranziehen kann.

    In meinem Beispiel ist es die linke Szene, die dafür sorgt, dass ein Wohnviertel, welches sehr beliebt ist aufgrund seiner historischen und besonderen Architektur, ausgebremst wird in einer sozial wünschenswerten Entwicklung.

    Es gibt sehr schön sanierte Altbauten dort, die man anderenorts mit der Lupe suchen muss. Und durch solche, ich entschuldige mich für den unsachlichen Ausdruck, Idioten, wird das beschädigt, was andere Menschen aufgebaut haben.

    Der Ölberg könnte deutlich schöner sein und mehr Menschen einladen diesen zu besichtigen, wenn die Gebäude gepflegter wären und blieben.

    Vielleicht komme ich in nächster Zeit dazu Fotos zu machen und hier zu zeigen.