• Möglicherweise wird es gar nicht so schlimm. Wenn man sich an die Vorgaben hält, gibt es hoffentlich nur im Innenbereich modernistische Umbauten. Die werden aber wenigstens nicht im Stadtbild stören.

    Ich weiß leider nicht mehr, wo ich das las, aber der verantwortliche Denkmalpfleger in Nürnberg dürfte unter die Kategorie "uninteressierter Laie" fallen, der von seiner Materie 0 Ahnung hat und sogar meinte, dass eine Rekonstruktion des wertvollen Renaissance Giebels mangels alter Pläne nicht machbar sei und auch die Wärmeschutzverordnung dagegen spreche...

    ...die Altstadtfreunde haben dann aufgrund dieser dummen Aussage dieses Beamten des Denkmalamtes einen Plan und um 1943 hergestellte, exakte Aufmaßpläne präsentiert!

    Ohne Worte.

  • Keine Ahnung, in wieweit die Öffentlichkeit die Planungen für eine solche Rekonstruktion einsehen kann. Aber ich will mal hoffen, daß die Altstadtfreunde hier ein Auge drauf haben und solch einen Unsinn, wie die angeblich fehlenden Pläne, im Bedarfsfall widerlegen.

    Besser man macht noch schnell eine Kopie der Pläne von 1943. Sonst sind sie hinterher noch auf unerklärliche Weise verschollen und die exakte Rekonstruktion leider unmöglich (verhindert).

  • Mal eine ganz naive Frage: Die Rekonstruktion der Außenfassade ist Pflicht. Das "Projekt" genießt hohe mediale Aufmerksamkeit. Glaubt ihr, daß die Firma von den Vorgaben abweichen kann?

  • Mal eine ganz naive Frage: Die Rekonstruktion der Außenfassade ist Pflicht. Das "Projekt" genießt hohe mediale Aufmerksamkeit. Glaubt ihr, daß die Firma von den Vorgaben abweichen kann?

    Es fragt sich dann, wie fest und unverrückbar dieser Pflicht ist, für wen sie Pflicht ist. Wer fordert die Rekonstruktion, wer hat sich darauf festgelegt?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Oh Gott, na dann gute Nacht. Ich wollte dringend einmal wieder nach Nürnberg, aber ich glaube ich möchte es einfach nicht mehr. Wenn, dann ausschließlich, um den Pellerhof zu besichtigen oder Veranstaltungen der Altstadtfreunde zu besuchen. Das restliche Grauen will man sich nicht antun.

    Naja, es macht schon Spaß durch Nürnberg zu flanieren, insbesondere da man nahtlos vom Bahnhof aus in die Altstadt spazieren kann. Die Burg, um die sich die Häuser gliedern ist auch sehr schön. Besonders gerne zeige ich Besuchern das Germanische Museum. Sprich: Nürnberg ist nett für einen unterhaltsamen Spaziergang, nicht mehr und nicht weniger. Es ist keine Stadt die einen mitreißt, auch findet man nichts uriges. Und dreckig ist sie auch, hat aber nicht den Charme einer dreckigen Verbrecher-Stadt wie Nizza oder so.

    Ich bin da nicht ganz im Bilde - welcherart Konflikte gibt es denn offiziel zwischen den Altstadtfreunden und Frau Lehner? Eine Verbindung zur Immobilienwirtschaft muß ja noch lange nichts heißen.

    Ein offener Konflikt ist mir nicht bekannt. Es ist eher ein nicht verstehen können. Ich für meinen Teil erlebte sie vor vielen Jahren auf einer Kulturveranstaltung in der Datev. Sie hielt nach Dieter Kempf eine Rede, in der sie sich bitter beklagte, wie hart sie angegangen wurde, dass sie während der Fußball WM 2006 ein Kunstwerk am Hauptmarkt aufstellen ließ. Das Kunstwerk bestand aus ausrangierten Sitzschalen. Wobei diese Stühle nicht das Problem waren, sondern dass diese ein anderes gotisches Kunstwerk: Den schönen Brunnen - verdeckten. Danach gab sie noch eine Geschichte zum Besten, dass besorgte Datev-Mitarbeiter befürchten würden, dass der geplante DATEV-Campus "alt" gebaut werden würde. (Ich weiß nicht mehr den genauen Wortlaut, ich glaube es war Sandsteinoptik) Worauf sie dann die angeblichen Datev-Mitarbeiter beruhigen konnte, dass dies nicht der Fall sein würde. Das Gebäude würde hochmodern sein. Und was wurde es? Ein Strichcode. Dazumal sitzt sie in zig Jurys, auch in jener, in der das neue Konzerthaus entschieden wurde. Rhetorisch ist sie tough, sie kann gut verkaufen, das muss man ihr lassen. Sie und Ihr Mann sind ein absolutes Power Couple, die Nürnberg kulturell prägen. Nur nicht jeder mag eben diese von oben verordnete Kultur. (Dazu werde ich mal einen Strang eröffnen, da ich auf vielen Stadt-Veranstaltungen teilnehme, um zu zeigen, was ich vermisse).

    Beauty matters!

  • Ach herrjeh, diese Stuhl-Installation hatte ich ja schon vergessen. Ja, das zeigt schon ein merkwürdiges Kunstverständnis. Oder noch mehr: Man bekommt den Eindruck dass die eine Kunst wertvoller ist als die andere. Ich persönlich habe ja auch den Eindruck, dass in Nürnberg Kunst von Lebenden mehr wiegt als die Kunst der Vergangenheit. Sprich der Fokus liegt weniger auf der Pflege des mit Kunst aus Jahrhunderten bestückten Stadtbildes, sondern mehr die Aufstellung von brandaktuellen Installationen. Z.B. diese seltsame Containerwand vor dem Neuen Museum, oder die Ölfässer dort, oder eben auch die Kaskade aus goldenen … weiß gar nimmer was das waren, vor dem GNM, goldene Plastik-Madonnen oder sowas. Dazu passt auch, dass man in der Denkmalsanierung auch immer ein modernes Element fordert oder duldet, welche letztlich immer ein Störfaktor ist. Naja und ab da verdichtet sich dann mein Eindruck, denn es gibt im Kulturbetrieb einen festen Focus auf Großveranstaltungen mit vergänglichen Installationen, wie die Blaue Nacht oder das Bardentreffen. Beides gibt es seit Jahrzehnten ohne nachhaltigen Effekt für das Stadtbild. Einst hieß es in der NN oder NZ in einem treffendem Kommentar, dass man doch die eine oder andere dieser Veranstaltungen mal ausfallen lassen könne und das gesparte Geld hergenommen werden sollte für ein Fest der Kulturen in der Südstadt. Denn dieses habe man als Pilot durchgeführt, die stark befahrene Wölckernstraße dafür gesperrt und alle eingeladen: Ein riesen Erfolg! Aus dem Büro der Kulturreferentin hieß es dazu wohl lapidar, dass die hergebrachten Umsonst-Draußen-Veranstaltungen wichtiger seien. Ebenso habe ich Fr. Lehner bei dem Altstadtfreunde-Vorschlag zur Ausmalung des Rathaussaals 2014 als lautstarke Gegnerin wahrgenommen. In der Pellerhaus-Diskussion ebenso.

    Lange Rede, kurzer Sinn, das klingt alles nach einem Kulturbetrieb, in dem die Kulturreferentin bestimmt, was Kultur ist. Und Kultur ist es nur dann, wenn man mit dem Künstler auf einer Vernissage anstoßen kann, man muss sich kennen, man muss sich mögen. Mag sein dass ich das etwas zu dramatisch sehe, aber die Interview-Reihe, die im Stadtanzeiger eine Zeit lang erschien, in der lokale Künstler zum Kulturhauptstadtprojekt und ihren Erwartungen daran befragt wurden, war verheerend: Nicht einer war von der Idee und der Herangehensweise begeistert. Die Interviewreihe wurde dann eingestellt. Das alles klingt arg nach einer regide durchregierenden "Eiskönigin", die keine Diskussion und alternativen Ideen haben will.

    Ja, Leserbriefe sind sinnvoll! Bitte welche schreiben!

  • Wie der aktuelle Newsletter der Altstadtfreunde von heute zum Thema "Haus zum Savoyischen Kreuz" berichtet, wurde der Verkauf für 1,615 Millionen Euro an die „Sturmtor Immobilien GmbH & Co KG“ in Hilpoltstein bereits notariell besiegelt. Man hatte es also wohl sehr sehr eilig dabei, das Ganze unter Dach und Fach zu bringen, denn es ist aktuell nicht so einfach an einen Notartermin zu kommen, bzw. dachte ich eigentlich das sei aktuell gar nicht erlaubt.


    Das ist ne ziemlich verstörende Angelegenheit, denn ich hätte wohl erwartet, dass angesichts des großen öffentlichen Interesses an dem Projekt die Beteiligten nicht darauf verzichten würden, den Verkauf mitsamt Konzept(!!!) in geeigneter Weise der Öffentlichkeit nahezubringen mit der Botschaft "alles wird gut, wir machen was für Nürnberg!". Stattdessen sieht es nun so aus, als wollte man hier ein krummes Geschäft über die Bühne kriegen und sei dabei ertappt worden. Ich hoffe die Presse bohrt da noch nach.

  • Für 10 Millionen Euro: Sanierung soll Stadtmauer vor Einsturz bewahren

    Reparatur der 2,7 Kilometer langen Nürnberger Grabenfuttermauer dauert zehn Jahre - 16.05.2020

    NÜRNBERG - Die Stadt saniert einen Teil der historischen Stadtmauer, die sogenannte äußere Grabenfuttermauer auf 2,7 Kilometern Länge. Beginn ist am 25. Mai beim Ludwigstor am Plärrer. In den kommenden zehn Jahren wird die bis zu acht Meter hohe Wand auch entlang des Westtorgraben, zur Kaiserburg bis zum Lauftorzwinger am Rathenauplatz repariert. Geschätzte Gesamtkosten: zehn Millionen Euro.

      Quelle

    Die zu sanierende Grabenfuttermauer (hier links zu sehen) als äussere Stützmauer ist besonderen Belastungen ausgesetzt durch den Straßenverkehr, eingesetztes Streusalz auf dem angrenzenden Rad- und Gehweg sowie das Verlegen von Leitungen entlang der Mauerkrone - neben natürlichen Witterungs- und Alterungsprozessen.

    Teileinstürze der Mauer sind für 1903 und 1971 dokumentiert.

    Zwischen Vestnertor und Laufer Tor stürzten 1971 Teile des Gemäuers ein und rissen ein Stück der Fahrbahn mit.

    Quelle: © Kammler / VPN

    Der ganze Artikel zur aktuellen Sanierung hier und zur Geschichte des imposanten Bauwerks hier.

  • Zum Mauereinsturz von 1903 noch eine Ansichtskarte dazu:

    ak-spittlertorgraben-mauereinsturz-1903

    Mauereinsturz am Spittlertorgraben 1903. Ungelaufene Ansichtskarte, Verlag von Fritz Scharndt, Nürnberg.

    Im Hintergrund die Häuser Spittlertorgraben 17-23; einzig die Nr. 23 im Hintergrund besteht heute noch, allerdings im Reformstil stark umgebaut. Die reparierte Mauerpartie erkennt man heute noch an der andersartigen Brüstungsmauer: Google Maps und nochmals Google Maps.

  • Mir gefallen die Nürnberger Altbauten sehr gut. Die Materialwahl und Formen sind für mich äußerst stimmig und finden sich so in keiner anderen Stadt.

  • Zitat

    Die Altstadt Nürnbergs blieb während des Krieges größtenteils erhalten...

    Hier zu lesen - ist ziemlicher Blödsinn, oder?

  • Ja, geschrieben vermutlich von einem ahnungslosen Praktikanten. Schon die Formulierung "während des Krieges" ist Quatsch. Vielleicht meinte er mit (NACH dem Krieg) "erhaltener Altstadt" die Grundstruktur, die oberflächlich betrachtet eben heute noch altstädtisch wirkt. Dass davon baulich keine Rede sein kann sieht ja ein Blinder.

    Solche Portale haben sowieso keinerlei inhaltliche und redaktionelle Qualität.

    In dubio pro reko

  • Es war übrigens nicht nur der 2.1.45. Die Zerstörung N.s war denen ein großes Anliegen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wobei ja durchaus einige bedeutende Baudenkmäler erhalten sind, insofern war man nicht vollends erfolgreich bei der Kulturvernichtung. Dennoch ist es bedauerlich, dass diese Kriegsverbrechen nie aufgearbeitet worden sind.