• Es ist leider wohl bezeichnend für diese Stadt, daß dieses Schandloch unten an der Weißgerbergasse, das die Besucher Nürnbergs hier jahrzehntelang irritiert hat, erst jetzt weg kommt. In den Dokumenten des Baureferats zur Sanierung der nördlichen Altstadt (Sebalder Seite und Pegnitzufern) ist von möglichen Rekonstruktionen leider keine Rede, obwohl erkannt wird, daß es nur etwa 20 Prozent Altbautenbestand gibt, und der Rest wenig nach Altstadt aussieht.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • In Nürnberg kommen viele Sachen sehr spät, zum Beispiel Erkenntnisse, Entwicklungen und Investitionen. Aber besser spät eben als nie. Ich kann die Pläne auch ausschließlich begrüßen. Eine Reko würde man hier in Fachkreisen nicht unkritisch sehen (leider), und an einen passenden Bauwilligen für eine Reko fehlt es spätestens dann. Es gibt außerdem noch genügen wichtige Ruinen zu retten!

  • Als ob Nürnberg noch nicht genug verloren hat... ablachen:) :crying: So eine Ruine ist dort anno 2015 schon sehr wertvoll! Nur eine Totalreko kann da wirklich helfen. Die Stadt ist ja nicht mehr mit Leiden zu vergleichen.

  • Auch wenn sich die Mauerreste nur auf der Seite und hinten und somit auf keiner Schauseite befinden, wäre eine Einbeziehung in den Neubau toll gewesen. So, dass man z. B. vom Hof oder ggf. auch von den Innenräumen freiliegendes, altes Mauerwerk sieht - das kann sehr gut aussehen. Eine finanzielle Ersparnis wäre es natürlich nicht, aber ästhetisch und auch von hoher symbolischer Bedeutung. Und Substanzfetischismus, zu dem ich mich auch bekenne, ist in Nürnberg wirklich angebracht.

  • Scheinbar hat hier nur Nothor mich richtig verstanden. Natürlich meinte ich nicht, daß erhaltene Altbausubstanz in Nürnberg, auch ruinierte, auch noch entsorgt werden müßte (wie stünde es sonst z.B. um die ehem. Kirche der Meistersinger bei der Stadtbibliothek?) Ich meinte nur das Desinteresse der Stadt am Stadtbild, das sich auch darin zeigt, daß diese Ruine in einem der letzten halbwegs erhaltenen Ensembles der Stadt jahrzehntelang nicht wiederaufgebaut und als Garage mißbraucht wurde. Dieses Desinteresse zeigt sich auch bei größeren Sachen wie die Verhinderung der Wiederausmalung des Rathaussaals, die Ablehnung des Wiederaufbaus des Pellerhofes von Seiten der Stadt und jüngst die Verhinderung der Rekonstruktion der Laubengänge an einem Gerberhaus durch die Stadt.
    Zum Niederländer: Leiden läßt sich im Hinblick auf die Inkompetenz seiner Stadtoberen mit nichts vergleichen (das sagen sie ja selbst: ''Niets lijkt op Leiden'') Die riesige Altstadt Leidens hat, außer der Explosion eines Pulvermagasins (-Schiffs) an einer sensiblen Stelle im Altstadtgefüge in der Napoleonischen Zeit, nie Kriegsschäden an der Bausubstanz erlitten, jedoch haben Armut und Fehlplanung etwa ein Drittel der früheren Altstadt hinweggerafft. Dennoch ist die Situation natürlich viel besser als in einer kriegszerstörten Stadt, was den Altbautenbestand angeht.
    Übrigens lassen sich sowohl Nürnberg als auch Leiden von einer Burg aus überblicken!

    VBI DOLOR IBI VIGILES

    2 Mal editiert, zuletzt von Brandmauer (9. Juni 2015 um 01:43)

  • Gerade habe ich beim DAF gesehen, daß es auch beim Deutschen Hof sichtbare Fortschritte gibt. Leider hat Nothor das Bild nur dort veröffentlicht. Sicher ist das aber auch für das APH interessant. Daher hier der Link:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…1&postcount=104

    Auf die große Anzahl der Gauben bin ich wirklich gespannt. Hoffentlich wirkt das nicht zu überladen.

    Nochmal die Visualisierung.

  • Wir haben durch Zufall - sowohl diesen Blog, wie auch diverse Beiträge über unser Kleinod aus dem Mittelalter gefunden.
    Nachdem sich die Beiträge sehr profund lasen, dachten wir, wir stellen unser Haus etwas weiter vor. Die Denkmalliste listet es als ein Bürgerhaus, mit schmalen massiven dreigeschossigen Bau mit breitem Zwerchhaus. Die Datierung blieb unbekannt.
    Heute wissen wir, dass es sich um das Baujahr 1448 handelt. Eine Sanierung des Hauses mit seiner vollständig erhaltenen Giebelwand ist angestrebt. Wir sind derzeitig noch im Abstimmungsprozeß - und können gerne eine Besichtigung für Interessierte einmal ermöglichen.

    In diesem Sinne, freuen wir uns natürlich auch über Anregungen für dieses nette Kleinod.
    :dichter:

  • Hi Kleinod,

    natürlich sehr gerne, das ist eine wirklich tolle Sache und eine ziemliche Herausforderung. Aber in Nürnberg sind die Voraussetzungen ja durchaus gut, die Altstadtfreunde stehen sicherlich mit Rat und Tat als Ansprechpartner zur Verfügung, und der Herr Votteller, durchläuft in Sebald, in der Oberen Schmiedgasse 54 gerade ein ähnliches Projekt:

    http://dxv-architektur.com/projekt/osx/

    Beitrag:

    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showpost…12&postcount=78

    Viel Erfolg!

  • Ich bin etwas irrtiert, was diese massenhafte, kommentarlose Verlinkung von Bildindex-Bildern soll? Meines Erachtens sollten unkommentierte Bilder in solcher Fülle maximal als eigene Fotos in der Galerie stehen (wobei ich auch dort kommentierte Fotoserien wesentlich mehr schätze).

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich hätte einen eigenen Strang öffnen müssen: Nürnberg St. Sebald in alten Ansichten. Dies dürfte nämlich auch interessant sein für einige hier, auch als 'Werbung' für bitter benötigte Rekonstruktionen (zwar utopisch, aber doch...).

  • Natürlich beschönigt das Video unendlich viel. Nur: Nürnberg kann man an etlichen Stellen noch überblicksartig zeigen und muß nicht nur ein oder zwei Gebäude ohne die nähere Umgebung fotographieren, damit das Ganze einigermaßen aussieht.
    Nürnberg hat in der (ehemaligen) Altstadt noch viele Vorteile:
    - Annäherung an den alten Gebäudezuschnitt und eine recht "ungeordnete" Bebauung.
    - Maßhalten in Größe und Form
    - Verwendung traditioneller Baustoffe
    etc.
    Die größte Stärke Nürnbergs ist für micht der angepaßte Neubau. Das mag einigen hier nicht reichen und ist natürlich deutlich schlechter als das Original, aber immer noch um Welten besser als so vieles anderes was hier und sonstwo neugebaut wurde.
    - Eine belebte Innenstadt, deren historisches Erbe man an vielen Stellen (und nicht nur an ein, zwei rekonstruierten oder den Krieg überstandenen Ecken) noch erkennt, kaum Autos, Menschen, die Bock auf ihre (!) Stadt haben usw.

    Man drehe ein solches Video über manch andere bundesdeutsche Großstadt (Namen muß ich hier keine nennen) mit ähnlichem Zerstörungsgrad bei selbigem Wetter: Man würde nicht mehr an eine Innenstadt, sondern mehr an ein Idustrie- oder Gewerbegebiet denken.

    Summa summarum: Pro Nürnberg!

  • So ganz sicher wäre ich mir da nicht. Wenn dort ein Strichcode-Flachdachblock hingerät, würden manche dem Vorgänger vielleicht sogar noch nachtrauern. Nun, warten wir´s mal ab. :schlafenbett:

  • Bei der klotzigen Neubauarchitektur, die derzeit leider auch in der Nürnberger Altstadt herrscht, wäre mir ein Erhalt des Gebäudes auch lieber gewesen, zumal der Strassenzug dort relativ einheitlich erscheint. Die 50erjahre-Fassade ist natürlich später auch entstellt worden, was rückgängig hätte gemacht werden können (1. OG links, Erdgeschoss scheint mir im Schaufensterbereich noch origninal), aber die Ladenreklame, das klobige Vordach über dem EG, und auch die Satelitenschüssel tragen das ihrige dazu bei, dass die Fassade heute schäbig wirkte.

    http://www.bing.com/maps/?v=2&cp=s…erg&form=LMLTCC

    Die Rückfront gegen die Hintere Ledergasse ist natürlich eine Katastrophe, wo es überhaupt nichts zum Nachtrauern gibt!

    https://www.google.ch/maps/@49.45199…!7i13312!8i6656

    Einmal editiert, zuletzt von Riegel (21. Oktober 2015 um 16:30)

  • Es ist halt schon traurig: Da hat man in einer Stadt wie Nürnberg mit unendlich großer Vergangenheit, die man an nicht wenigen Stellen heute noch sehen oder zumindest fühlen kann, die Möglichkeit, im Kleinen etwas besser zu machen. Nur was wird kommen? Irgendetwas von "unbedeutend" bis "schlimm". Man :aufdenkopf: