• Bevor wieder ein "Loch" gesehen bzw. noch eine möglichst herausragende Kiste vergeben wird, möchte ich doch gleich auf die Goethestraße eingehen, wie sie auch der Besucher Leipzigs vom Hauptsbahnhof kommend und zum Augustusplatz spazierend, wahrnehmen kann. Zunächst also etwas zeitlich zurückversetzt mit der Paulinerkirche in der Fassung nach Geutebrück:

    Von der Neuen Photographischen Gesellschaft Berlin Steglitz mit 1898 ausgewiesen, aber vermutlich früher vor 1895 - u.a. mit der Beschreibung: "...Einen fesselnden Überblick über das Leben und Treiben auf dem Augustusplatz hat man von dem 1835 gegründeten, 1877 umgebauten Café francais, zwischen der Paulinerkirche und der Grimmaischen Straße, vorzüglich während des Sommers von der offenen Veranda des ersten Stocks, nicht minder von dem Balkon des Mittelbaues am Neuen Theater."

    Bereits im Jahre 1899 war die Rossbachsche Fassade publik (gelaufen 5.3.1899)

    Der Platz gesehen von Dr. Trenkler im Jahre 1908

    Der neue Königsbau - Aussicht vom Hotel Royal am 17.09.1913 (9 Uhr)

    Und nun die eigentliche Überschau des danach entstandenen gesamten Straßenzuges ausgangs der Schillerstraße über den Augustusplatz bis zum Hauptbahnhof (Fliegerbild aus den 1930er Jahren):

    Nach dem Friedericianum (nicht im Bild) sehen wird vor dem Augusteum das Rentamt (nb: hätte ich gern wieder, aber zumindest den Klumpatsch dahinter max. Höhe des Europahauses gestutzt), danach Paulinerkirche und Café Felsche.

    Die Goethestraße Nr. 1 Königsbau, Nr. 2 Turmhaus Kroch (Theaterpassage), Nr. 3/5 Dresdner Bank, Nr. 6 Preußisches Haus, Nr. 7 Rotes Kolleg, Nr. 8 Reichsgericht (vorher Georgenhalle) Nr. 9 ADCA. D.h. vom Hauptbahnhof kommend also in umgekehrter Richtung.

    Die Goethestraße vor der Bombardierung in den 1940er Jahren

    Durch die Tiefgarage nicht ganz der gleiche Standort (14.02.2016)

    Dresdner Bank (gelaufen 13.6.1915)

    Vergleich 2016

    Nach der Dresdner Bank hier der Preußische Hof im Bild (um 1930)

    Vergleich 2016

    Das Rote Colleg, Aufnahme von L. Pernitzsch (gelaufen 25.6.1907)

    gleiches in Farbe , Karl Fikenscher um 1910

    Vergleich 2016 - Das Studentenwohnheim "Jenny Marx" der Karl-Marx-Universität [lexicon='Leipzig'][/lexicon] (jedoch nicht zur Messe ...) vereinnahmte Nr. 6 und Nr. 7

    Das Königliche Palais vor 1905 , zählt zur Ritterstraße 26

    Vergleich 2013, daneben deutet sich die Baulücke an:

    Goethestraße mit Reichsgerichtsgebäude und ADCA im Jahre 1887

    Vergleich 14.02.2016 Goethestraße Ecke Ritterstraße

    Goethestraße Ecke Brühl (aufgrund der Bushaltestelle dahinter kein günstigerer Vergleich möglich)

  • Von 1875 bis zur Fertigstellung des Neubaues war hier das Reichsgericht untergebracht.

    Dahinter befand sich das Gebäude der ADCA:

    Nach dem Umbau

    gelaufen 22.3.1926

    Goethestraße Vergleich 14.02.2016 vom Hauptbahnhof kommend - dahinter "das Loch" - zur Diskussion ...

  • Der Bau steht schon kurz vor der Fertigstellung - siehe nachstehendes Luftbild vom August 2015 (sehr gute Auflösung, Foto kann nach dem Öffnen des Links stark vergrößert werden):
    Klick

    Auf diesem weiteren Luftbild sieht man die Situation vor Beginn der Bauarbeiten. Das Bauwerk unmittelbar "oberhalb" der Thomaskirche ist das so genannte Kosmoshaus, die Baulücke links daneben der Standort des Palais Schlohbach:
    Klick


    Die HP des Leipziger Vereins *die-kolle* berichtet zum Projekt Folgendes:


    Zitat von die-kolle

    Nun soll die historische Fassade vom berühmten ArchitektenArwed Rossbach an die Stelle zurückkehren, wo sie früher das Antlitz des PalaisSchlohbach zierte. Es gehörte seit 1871/72 dem Fabrikanten Julius Schlohbach und wurde 2006 wegen erheblicher Schäden abgerissen. Auch das Kosmoshaus von 1853 werde auf der Ringseite verloren gegangene neuklassizistische Elemente zurückerhalten. Über den Pleißemühlgraben entstünden zwei Brücken, eine in das Foyer, die andere in eine Gasse zwischen dem Hotel und dem Bankgebäude. Der Leipziger Architekt Manfred Denda entwarf die neue und alte Straßenansicht, die diesen Teil des Promenadenrings aufwerten würde.
    Quelle: http://www.die-kolle.de


    Dieser Artikel der Leipziger Lokalzeitung enthält 2 Bilder, darunter eine etwas „filigranere“ Visualisierung, auf dem die 4 neu entstehenden Karyatiden (unterhalb des Balkons) zumindest erahnt werden können. Der Steinbildhauer Andreas Hoferick ist u.a. auch am Berliner Stadtschoss aktiv.
    Klick


    Einige Infos zum Fassadenschmuck findet man in diesem Artikel der Bildzeitung:
    Klick


    Am 26. November 2015 war übrigens Richtfest, als Fertigstellungstermin war März 2016 (Buchmesse in [lexicon='Leipzig'][/lexicon]) genannt, keine Ahnung ob das zu schaffen ist.

    Anm.: Sehe gerade, dass mein Beitrag auf der nächsten Seite gelandet ist. Zum Bezug (Beitrag von Memminger) bitte auf Seite 58 nachschauen.

  • Ich freu mich auch sehr über diese Reko!
    Soetwas sollte verpflichtend sein, für Neubebauungen von Grundstücken deren vorherige denkmalgeschütze Fassade zumindest seit 1990 gefallen ist.
    Leider aber verschandelt der gläserne Dachaufbau vorallem den Bestandsbau (Kosmoshaus) immens.
    So wurde uA der Giebel geschliffen, ohne Giebel hat das Haus einen ganz anderen Charakter.
    Für mich noch viel unverständlicher: Der Investor rühmt sich damit, den Zustand von vor 1920 wieder herzustellen: Bei diesem gab es, mit Ausnahme der Risaliten noch kein viertes Obergeschoß. Also wurde die sehr gut angepaßte Aufstockung weggerissen und durch zwei vollkommen unpassende Glasgeschosse ersetzt! Wie kann man das nur als Verbesserung rühmen? So geht schließlich auch die Symmetriewirkung mit dem Nachbarhaus in der Gottschedstraße/Zentralstraße verloren, das Nachbarhaus sprach die gleiche Formsprache und hat in seiner Kubatur die Funktion eines rechten Seitenrisaliten. Aber eben auch durchgehend vier Obergeschosse. Die Einheit beider Gebäude wurde durch den Abriß der alten Aufstockungung geopfert. Sehr schade.

    Zustand vor dem Umbau:
    https://media-cdn.tripadvisor.com/media/photo-o/…el-edificio.jpg

    Das mutmaßliche Dilämma nach dem Umbau:
    http://i196.photobucket.com/albums/aa170/S…zpsc811b5c5.jpg

    2 Mal editiert, zuletzt von Kaoru (20. Februar 2016 um 10:33)

  • ^^Volle Zustimmung, Kaoru. Aber gegen das, was vorher geplant war, fast schon nicht mehr der Rede wert. Das hier nämlich war der ursprüngliche Entwurf des Bauherren, vorgestellt im Dezember 2012:
    Klick

    Zitat aus dem obigen Presseartikel (den Entwurf mit den Worten der Schöpfer beschreibend):


    Zitat von LVZ

    Demnach soll sich die Fassade mit einem Spiel aus verschränkten Flächen vor der Thomaskirche verneigen.


    Am 30. November 2013 vermeldete dann die Leipziger Volkszeitung, dass der Investor überraschend sein Konzept geändert hätte und nunmehr also die historische Fassade rekonstruieren wird. Maßgebliche "Überzeugungsarbeit hätte wohl der schon damals vorgesehene Betreiber (spanische Hotelkette) geleistet.

  • Und noch eine großartige Neuigkeit aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon]:

    Burgplatz bekommt traditionalistischen Neubau!


    Zitat von GHND


    Nun möchte die Petersbogen Burgplatz GmbH einen Geschäfts- und Hotelbau errichten, der
    sich hervorragend in die Umgebung einfügt.

    ...

    Es fügt sich harmonisch ein in die entstandene Bebauung und bereichert diesen
    Ort.“ Dass in Dresden ein solch gewagtes Unternehmen, ein Bauwerk mit dem Anspruch des harmonischen
    Miteinanders – bis auf wenige Ausnahmen – kaum denkbar wäre, zeigt abermals, wie weit [lexicon='Leipzig'][/lexicon] die Landeshauptstadt in Sachen Städtebau bereits abgehängt hat. Allein der rundum missratene Dresdner Postplatz mit neuerdings weiteren geplanten Bausünden dürfte das zur Genüge beweisen.

    Wie wahr! [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat Dresden in vielerlei Hinsicht bereits abgehängt! Vielleicht liegt es sogar daran, dass nach Dresden viele ausrangierte Westbeamten abgeschoben werden, während [lexicon='Leipzig'][/lexicon] davon womöglich verschont bleibt?

    Stelle man sich einmal vor, wie schön die Leipziger den Dresdner Postplatz vermutlich gestaltet hätten. Die hätten vielleicht - wie so oft in L - auf den Überresten der alten Post wieder rekonstruiert und so ein wohltuendes Ensemble zurückgebracht anstatt die architektonische Gruselarchitektur a la DDR².

    Wie auch immer - großartig, was die Leipziger gerade wieder umsetzen werden! :daumenoben:

  • Und noch eine großartige Neuigkeit aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon]:

    siehe auch die Diskussion vor einigen Tagen dazu:
    Innenstadt
    highlight=[lexicon='leipzig'][/lexicon]%2Binnenstadt#post214295


    Zitat von Exilwiener

    Stelle man sich einmal vor, wie schön die Leipziger den Dresdner Postplatz vermutlich gestaltet hätten. Die hätten vielleicht - wie so oft in L - auf den Überresten der alten Post wieder rekonstruiert und so ein wohltuendes Ensemble zurückgebracht anstatt die architektonische Gruselarchitektur a la DDR².

    Oh das ist aber doch arg optimistisch gedacht. [lexicon='Leipzig'][/lexicon] hat genug Plätze (gerade um den Ring herum sieht es oft wüst aus) die nicht so richtig in den Quark kommen. Der Postplatz in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sähe wahrscheinlich kaum besser aus als in Dresden: Die alte Post würde immer noch vor sich hergammeln, der Platz wäre halb mit Brachen und Baulücken umgeben (genau an den Punkten wo es besonders wehtut), der Rest wäre allerbilligste Postmoderne mit den berühmt berüchtigten Keksrollen und der Zwinger wäre gleich in Dresden geblieben. Der Platz sähe zugig und leer aus, Passanten höchstens im Durchqueren und man könnte schon froh sein, wenn sich wenigstens ein einziger Bäcker dort ansiedelt. Vgl. zB Johannisplatz, Wilhelm-Leuschner-Platz, Westplatz, Goerdelerring und vieles mehr. Selbst der Augustusplatz könnte eigentlich noch weit belebter sein aber so lange sich an der Ostseite nichts zum positiven tut (bleibt abzuwarten wie sich "The Post" entwickelt) wird sich auch daran nichts ändern
    Der Burgplatz-Neubau wird eine wahrhaftige und damit umso bemerkenswertere Ausnahme im Leipziger Einerlei darstellen.
    Das womit sich [lexicon='Leipzig'][/lexicon] aber wirklich hervortun kann ist die grandiose fast flächendeckende Sanierung von denkmalgeschützten Häusern. Ansonsten aber hat [lexicon='Leipzig'][/lexicon] sowohl Gesamtstädtebaulich als auch was die einzelne Architektur angeht durchaus größere Probleme: Vielen zentralen Plätzen fehlt jede bauliche Fassung, Baulücken und Brandwände prägen ganze Stadtviertel, Manch Straßen und Plätze wirken immer noch zu groß angelegt für eine zum Glück wachsende Stadt, man bekommt ein Gefühl von Horror Vacui. Besondere Sichtachsen gibt es kaum, und wenn doch, wird auf sie keine Rücksicht genommen. Die Stadtmöblierung ist von den Laternen in der Innenstadt und auf der Promenade abgesehen stillos und billig.
    Genauso ein Großteil der Nachwendebauten, die so furchtbar aussehen daß ich manch DDR-Architektur dagegen bevorzuge. Positive Ausnahmen gibt es vielleicht gerade ein dutzendmal.

    Also m.E. kann man sich in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] längst noch nicht zurücklehnen und der Stadtgesundung unbesorgt beim Werden zuzusehen. Zuviel wird noch falschgemacht, zu wenig nachgebessert. Und da [lexicon='Leipzig'][/lexicon] noch so enorm viele Möglichkeiten bietet wäre es geradezu fatal dieses tolle Potential zu verschenken.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (20. Februar 2016 um 22:09)

  • Die Hainspitze strebt langsam ihrer Fertigstellung entgegen und kann sich, wie bereits oftmals erwähnt, durchaus sehen lassen.


    Blick vom Richard-Wagner-Platz zum Kopfbau.


    Blick entlang der Großen Fleischergasse gen Brühl.


    Der Blick von der Hainspitze in den Brühl zeigt noch einige Brandwände und Baulücken, die teilweise recht zeitnah gefüllt werden dürften.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • An dieser Stelle kann man vielleicht doch noch einmal den Vergleich bringen, um linksseitig die großspurige Leblosigkeit der abwechslungsreichen Kleinteiligkeit gegenüberzustellen - Brühl um 1890:

  • Der Brühl ist wohl zusammen mit dem Matthäikirchhof einer der am argsten verschandelten Ecken der Leipziger Innenstadt, das Brühlhöfemonster hat auch bei weitem nicht zu einer Aufwertung beigetragen.

  • Der Bau des neuen Innside-by-Meliá-Hotels am Dittrichring schreitet langsam aber sicher seiner Vollendung entgegen.



    Blick auf die Fassaden am Dittrichring.



    Das Kosmos-Haus wurde vollständig entkernt. Nur die Straßenfassaden blieben erhalten.


    Die angrenzende Fassade von Arwed Rosbach wurde nach dem 2006 erfolgten Abriss des Vorgängerbaues rekonstruiert.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das 20-Millionen-Euro-Vorhaben am Museumswinkel in Leipzigs Zentrum ist nun auch fast abgeschlossen.


    Blick entlang der in diesem Bereich nun geschlossenen Reichsstraße.


    Der Trakt an der Reichsstraße enthält ein Ibis-Hotel.


    Die Architektur erscheint trotz der Größe und einfachen Gestaltung durchaus erträglich.


    Wirklich minderwertig hingegen wirkt das Eckhaus zum Brühl, das ein Ibis-Budget-Hotel beherbergt.

    Bilder sind von mir.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Der großartige Neubau am Burgplatz von Christoph Kohl wird wohl wirklich in der geplanten Form entstehen:

    http://www.deal-magazin.com/news/58946/NH-…otel-in-Leipzig

    Hier gibt es mehr Informationen:

    http://christophkohl.com/portfolio/burgplatz-%C2%B7-leipzig/

    Schön wäre es wirklich, wenn der Figurenschmuck auf die Fassade kommt, so wie der Architekt sich das wünscht. Ich weiß gar nicht, wann wir solch eine Neuinterpretation in Deutschland in den letzten Jahrzehnten überhaupt hatten?!

    Die sonstige Fassade erinnert mich an das Adlon, könnte bei entsprechender Plastizität jedoch noch besser und harmonischer wirken als am Pariser Platz in Berlin. Ein tolles Projekt, so oder so, welches mehr Aufmerksamkeit verdient.

  • Die Figuren sind übrigens 1:1 vom ehemaligen Messehaus Petershof übernommen: Link
    Von Neuinterpretation kann hier also wohl nicht gesprochen werden...
    Dass es sich hier nicht um eigene Entwürfe handelt wird ja auch im Text zum Entwurf erwähnt: "Im vorgestellten Entwurf stehen für Leipzig typische Skulpturen Pate für ein noch näher zu definierendes bildhauerisches Programm, zu dem sich der Bauherr verpflichten sollte."

  • Ich interpretiere das jetzt so, dass Neuinterpretationen bzw. -schöpfungen kommen werden, aber für den Wettbewerb eine aufwandsreduzierte Lösung gewählt wurde. Solange Sandsteinfiguren kommen, ist mir fast egal, was sie genau darstellen und wie sie aussehen. Wird schon besser aussehen als ohne. Und es bringt echte handwerkliche Kunst zurück an einen Neubau.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)