Nachdem bereits Ulla Heise mit dem Klassiker "Zu Gast im alten Leipzig" grundlegende Bücher zu Kaffee und Kaffeehäusern nebst ihrer Kulturgeschichte verfaßte, erschien nun ganz aktuell von Bernd-Lutz Lange, ebenfalls als langjähriger Gast u.a. des Café Corso, mit "Café Continental" eine weiteres Werk zu den Schmelztiegeln geistiger Auseinandersetzung und Kommunikation. Da wir an dieser Stelle bereits einige Beispiele der Leipziger Baukultur vorgestellt haben, seien zwei Beispiele jener Innenräume gezeigt.
Zuerst der erste Stock des Kaffeehaus Bauer, wo ein Damenkränzchen (daher das x) ihrer Freundin in Fürth/Bayern im Jahre 1916 die Ansichtskarte schickte:
Natürlich war das Erdgeschoß noch etwas prunkvoller, wenngleich die Karte, die im Jahre 1906 versandt wurde, etwas gehübscht wurde.
Und gleich daneben befand sich das ebenso geschichtsträchtige Hotel de Prusse, das auch Richard Wagner gern besuchte, weshalb ich den Artikel aus "Der Leipziger" von 1908 noch erklärend einfügen möchte.
Leipzig ist von allen Städten, die sich mit Vorliebe Wagnerstadt nennen, die, die dazu am meisten Berechtigung hat. Ist doch Wagner hier (Brühl 3) geboren und hat er doch einen Teil seiner Jugend in Leipzig verlebt. Und doch fehlt in Leipzig - es ist geradezu beschämend - ein Wagnerdenkmal. Wenn wir hier nur wenigstens ein Wagnermuseum, und wäre es noch so klein, hätten. Manche kostbare Reliquie könnte da aufbewahrt werden. So kommt in einigen Tagen wiederum eine solche in Berlin zur Versteigerung, die gerade für Leipzig ein großes Interesse haben würde. Dem armen Wagner geht es wie Heine. Man will in seiner Vaterstadt nichts von ihm wissen. Unter „man“ sind hier die Herren am Stadtruder zu verstehen. Es ist immer ein heikles Ding, dem Revolutionär ein Denkmal zu errichten. Seine Opern hört man ja ganz gern, aber öffentliche Ehrungen könnten irgendwo Anstoß erregen, wo man es vermeiden will. Und so wird das Wort Wagners wohl noch lange gelten: In meiner lieben Vaterstadt, Was hab' ich dort vom Magistrat?
Wir bringen jetzt einiges über die neueste Wagnerreliquie. Man schreibt uns:
Ein interessantes Notenmanuskript Richard Wagners befindet sich in der Sammlung Zeune-Spitta, die zahlreiche wichtige Briefe und Urkunden von Fürsten, Staats- und Kriegsmännern, Dichtern, Gelehrten und Künstlern enthält und vom 23. bis 25. Novbr. durch die Firma J. A. Stargardt in Berlin versteigert wird. Dieses originelle Manuskript ist eine scherzhafte Widmungskomposition für den Leipziger Hotelier Kraft, in dessen „Hotel de Prusse“ Wagner zu wohnen pflegte, wenn er seine Vaterstadt besuchte. Es trägt die Überschrift: „Seinem freundlichen Wirth Herrn Louis Kraft“ und ist unterzeichnet: „Hotel de Prusse, Leipzig. 22. April 1871. Richard Wagner.“ Der Meister befand sich damals auf der Reise von Bayreuth nach Berlin, wo er die Gründung von Patronatsvereinen zur finanziellen Sicherung der Festspiele herbeizuführen suchte.
Die achttaktige Melodie ist überschrieben: „Mit dankbarer Lebhaftigkeit“ und einstimmig notiert; sie hat festlich-marschartigen Charakter und folgende drei Strophen Text:
1. Der Worte viele sind gemacht,
doch selten wird die That vollbracht:
was ein Hotel zum Eden schafft,
das sind nicht Worte, sondern Kraft.
2. In meiner lieben Vaterstadt,
was hab' ich dort vom Magistrat?
Der mir hier Wohn' und Wonne schafft,
das ist der edle Wirth, Herr Kraft.
3. Von ihm, der mich so schön empfing,
fortan mein rühmend Lied erkling':
Des Königthums, der Künstlerschaft
sinnreicher Wirth, es lebe Kraft!