Nach dem Rundgang durch Lemgo und durch Bielefeld kommt nun die nächste ostwestfälische Stadt dran. Obwohl Detmold heute 70.000 Einwohner hat, ist die Altstadt winzig. Ein Viertel davon wird vom Schloss und dem Schlosspark eingenommen, der im Sommer zur größten öffentlichen Liegewiese der Stadt mutiert. Außerhalb der Altstadt gibt es große gründerzeitliche Villenviertel und historistische Mietshausbauten, die fast großstädtisch wirken. Bei meinem Rundgang habe ich mich aber fast ausschließlich auf die Altsadt konzentriert, die trotz ihrer geringen Größe erstaunlich viel zu bieten hat.
Das klassizistische Rathaus wurde 1829 gebaut. Offenbar hielt man den Vorgängerbau im Stil der Weserrenaissance nicht würdig für eine Residenzstadt (Lippe war damals Fürstentum). Wie dem auch sei, dieses Rathaus ist jedenfalls ziemlich beeindruckend und beherrscht den (recht kleinen) Marktplatz:
Fast schon dörflich mutet dagegen die Stadtpfarrkirche direkt daneben an. Sie stammt meines Wissens trotz ihrer spätgotischen Formen erst aus dem frühen 16. Jahrhundert:
Dieses Haus versteckt sich hinter dem klotzigen Sparkassenneubau. Dabei hat es gar keinen Grund dazu, sich zu verstecken:
Die Lange Straße ist die Hauptgeschäftsstraße und greift über den historischen Stadtkern hinaus in die Stadterweiterung des späten 19./frühen 20. Jh. über. Ähnlich wie in Lemgo sollte man bei fast allen Gebäuden die Erdgeschosse lieber nicht anschauen - obwohl es auch bei den Schaufenstereinbauten Qualitätsunterschiede gibt:
Bei dem Haus fragt man sich, ob da überhaupt noch was historisch ist:
Ob unter diesem "Überraschungsei" noch ein Schatz steckt?
Der Detmolder Hof an der Kreuzung Lange Straße / Krumme Straße. Einer von zwei erhaltenen Steinbauten aus dem 16. Jahrhundert (zumindest steckt der da irgendwo noch drin):
Der zweite Renaissance-Steinbau steht fast gegenüber:
Ein ansehnlicher historistischer Bau lenkt den Blick auf sich, ohne aber das Sparkassen-Monstrum nebenan völlig verdrängen zu können:
Historismus mit Lokalkolorit (Fächerrosetten):
Die Detmolder Stadtmauer ist trotz relativ vieler Straßendurchbrüche noch erstaunlich intakt. Zwar stehen keine Türme und Tore mehr, aber ich schätze, etwa die Hälfte der Mauer ist noch vorhanden, oftmals von Fachwerkhäusern als Rückwand genutzt:
Dieses haus sieht aus, als hätte es sich verlaufen:
Das Sterbehaus des Dichters Dietrich Grabbe. Ob das Haus durch seine Fachwerkfreilegung auch gestorben ist, ist sicher diskussionswürdig :
Nun kommen Bilder aus der Bruchstraße dran. Bei diesem malerisch gelegenen Haus am Schlossgraben kann man dank des leerstehenden Ladens das völlig ausgeräumte Erdgeschoss bewundern:
Das Grabbe-Geburtshaus war früher mal Gefängnis (als die Stadt noch keine 70.000 Einwohner hatte, versteht sich). Jedenfalls eine interessante Stilmischung, die sich irgendwie nirgends so recht einordnen lässt.
Nun kommen wir zur schönsten Straße der Altstadt, der Krummen Straße. Momentan dank Totalbaustelle verkehrsberuhigte Zone, da Kanalisation und im Anschluss daran der Straßenbelag erneuert werden. Erstaunlich viele Häuser stammen noch aus dem 16./17. Jahrhundert, und was sie nicht an Größe haben, scheinen sie durch ihren Reichtum an Schnitzereien wettmachen zu wollen:
Auch dieses Haus war mal mit Fächerrosetten verziert, wie man an den Resten auf den Ständern erkennen kann. Muss einen imposanten Eindruck gemacht haben:
Bei diesem Haus gegenüber vom Detmolder Hof scheint jemand sehr kreativ gewesen zu sein:
Die Adolfstraße ist eine der Mauerstraßen. Die Tagelöhnerhäuser sitzen alle auf der Stadtmauer. Leider ist die Hälfte von ihnen nicht mehr echt, sondern wurde in den 1960ern abgerissen und "rekonstruiert":
Ein Haus am Wall:
Zum Abschluss noch ein Blick aufs Schloss, das Wahrzeichen der Stadt (nach dem Hermannsdenkmal, versteht sich):