Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Und dann irgendeine falsche Taste gedrückt und die ganzen Codes, die man einzeln eingebettet hat, sind wieder weg.
    War mir zu riskant.

    Da auch ich ein "gebranntes Kind" in dieser Hinsicht bin, ein kleiner Tipp von mir: Wenn ich einen längeren Artikel mit viel Text und/oder vielen Bildern erstelle, öffne ich mir nebenbei einen Editor (z.B. "Notepad", es geht aber auch jeder andere oder Word). Von Zeit zu Zeit erstelle ich dann quasi eine Sicherung des noch unfertigen Artikels, indem ich im Editor des Forums oben links auf das Quadratsymbol klicke und die Ansicht damit von "WYSIWYG" auf "BBCode" umschalte. Diesen Code kopiere ich dann mit "Copy&Paste" aus dem Forumseditor in den Notepad (und speichere es dort als TXT-Datei). Wenn ich nun aus Versehen im Browser irgendwas falsch anklicke und das Fenster weg ist oder wenn er abstürzt, brauche ich nur einen neuen Beitrag zu beginnen, den auf BBCode umschalten und den Code aus dem Notepad wieder dort hineinkopieren - und schon bin ich wieder auf dem Stand wie vor dem Problem. :thumbup:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

    Einmal editiert, zuletzt von frank1204 (25. Juni 2017 um 14:34)

  • Auch von mir vielen herzlichen Dank für die aufschlußreichen und eindrucksvollen Bilder! Besonders froh bin ich über die, die man später als Besucher gar nicht mehr haben kann - die Ansichten auf dem Gerüst aus der Nähe und die verschiedenen Stadien des Wandaufbaus (der mir immer noch mulmig ist, auch die "aufgebockten Säulen").
    Es ist ein wirklich großartiges Gebäude.
    Besonders gut gefallen mir die Adler im Mezzaningeschoß, wenn man schräg seitlich schaut, weil sie wie lebendig wirken in ihrer unterschiedlichen Haltung. Von der Plastizität der Fassadenelemente hatte ich vorher auch keine Vorstellung, die ist ja recht erstaunlich.
    Wie man an dem fertiggestellten Teil der Fassade sich schon vorstellen kann, wird das Gebäude insgesamt recht ruhig, freundlich und würdevoll wirken. Ich freue mich sehr, daß diese meisterhafte Barockarchitektur wieder erlebbar wird.

  • Erst das wäre natürlich der Knaller. Wenn sich da ein Unternehmen findet dass das finanziert kann es von mir aus auch Coca Cola Treppe heißen.

    Aber Spaß beiseite. Es wäre natürlich ein Signal dass man sich eben nicht auf außen beschränkt sondern auch das Projekt "Schloss im Inneren" angehen will und da ist das Treppenhaus natürlich der erste logische Schritt.

    APH - am Puls der Zeit

  • Wie jemand hier schon schrieb, scheint Antinous wirklich noch nicht fertig bearbeitet zu sein. Die Oberfläche ist noch sehr rau und unregelmäßig und Stellen wie das Handgelenk seines linken Arms sind noch sehr kantig und unausgearbeitet.

    @Seinsheim, darf man deine Bilder mit Verweis auf dich als Urheber auch in anderen Foren teilen? Hatte dir schon eine PN geschrieben, aber es kam keine Antwort. ;)

    Beim Urheberrecht der Bilder müsste man Prof. Ludger Brands, Potsdam angeben, ich denke, er hat nichts dagegen. Die Oberfläche des Antinous ist deshalb unfertig, weil die Figur von Reinhold Begas nachgeschaffen wurde und zur Gewerbeausstellung 1896 - obwohl noch nicht ganz vollendet - in großer Eile am Portal VI aufgestellt wurde. Man kann an der Begas-Figur noch die Punktierungen erkennen, was bei der neuerlichen Nachschöpfung dieser Tage eine große Hilfe war. Und natürlich hat man den unfertigen Zustand von Begas übernommen. Aber ich denke, auf die Distanz wirkt das sogar sehr gut - ähnlich wie bei einem barocken Gemälde die etwas gröbere Pinselführung.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Beim Urheberrecht der Bilder müsste man Prof. Ludger Brands, Potsdam angeben, ich denke, er hat nichts dagegen. Die Oberfläche des Antinous ist deshalb unfertig, weil die Figur von Reinhold Begas nachgeschaffen wurde und zur Gewerbeausstellung 1896 - obwohl noch nicht ganz vollendet - in großer Eile am Portal VI aufgestellt wurde. Man kann an der Begas-Figur noch die Punktierungen erkennen, was bei der neuerlichen Nachschöpfung dieser Tage eine große Hilfe war. Und natürlich hat man den unfertigen Zustand von Begas übernommen. Aber ich denke, auf die Distanz wirkt das sogar sehr gut - ähnlich wie bei einem barocken Gemälde die etwas gröbere Pinselführung.

    Danke, werde Prof. Ludger Brands als Urheber angeben. :)

    Ich verstehe...man hat also absichtlich das Unfertige nachgeahmt... Die Punktierungen waren mir auch aufgefallen.
    Die grobe, unfertige linke Hand stört mich persönlich dennoch sehr. :( Bin selbst ein Perfektionist.
    Das heißt aber, dass alle anderen Figuren völlig ausgearbeitet werden? Antinous ist nur eine Ausnahme in seiner Unfertigkeit?

    Wie sieht es eigentlich mit den Statuen über den Portalen, auf dem Eosanderportal (innen wie außen) und auf der Kuppel aus? Welche von denen werden ganz bestimmt nachgeschaffen und aufgestellt und welche eher nicht oder sehr viel später?

  • Erst mal vielen lieben Dank an alle fleißigen Knipser vor Ort, die es den Leuten, die leider nicht vor Ort sein konnten, trotzdem ermöglicht haben, an diesem Tag der offenen Tür teilzunehmen. Bei der Menge an Fotografen des APH hat man das Gefühl, die halbe Forumsfamilie war vor Ort. Ich hoffe, das einige vielleicht die Chance zum persönlichen Kennenlernen nutzen konnten:)

    Was mich fernab der Bilder trotzdem weiter interessiert wäre der persönliche Eindruck der Leute, die vor Ort waren. Es steht ja immer wieder der Satz im Raum, dass "Berlin das Schloss war". Spürt man diese zentrale Ankerwikrung schon wieder, also das Schloss als großes, sinnstiftendes Element in Mitte, auf dass sich alle Straßen und Gebäude in der Umgebung beziehen?

    Ferner wäre vielelicht auch interessant, ob die Leute vor Ort auch inhaltlich Neuigkeiten erfahren konnten von den vielen Leuten der Stiftung, die ja heute auch vor Ort waren. Wurde etwas zu den Innenräumen, dem Spendenstand, dem Kuppelkreuz und den Planungen zum Schlossumfeld gesagt?

    Kuppelkreuz wurde vom Stiftungsvorstand definitiv bestätigt.
    Stellas "Passage" zwischen Portal II und IV zeitigt schon jetzt eine grandiose Wirkung, die Verbindung Breite-Straße-Lustgarten-Altes Museum wird wieder erfahrbar (es fehlt allerdings noch der Neptunbrunnen und die Breite Straße müsste besser gefasst sein, v.a. an der Kante zum Staatsratsgebäude).
    Die Arbeiten an den Innenseiten von Portal II und IV haben begonnen, die Durchfahrten werden dort komplett rekonstruiert. Die Passage wird noch mehr gewinnen, wenn sie fertig sind. (Gut, dass wir die Wegleitsysteme mit den großen Schildern in den Portalen verhindern konnten).
    Auch die Achse Portal I-Schlüterhof-Alte Nationalgalerie ist bereits zu erahnen (leider war der Schlüterhof nur beschränkt zugänglich, man kam nicht bis in die Portalachse vor.)
    Die Agora ist großartig geworden, v.a. wenn - wie am Stiftertag - die Galerien mit Menschen bespielt werden. Ein wunderschöner Raum, die Rückseite von Portal III wirkt grandios. Noch schöner wäre es freilich, man hätte die inneren Torbögen nicht verglast und den Portalraum mit der Agora verbunden. Glas hat eben immer doch eine trennende Wirkung.
    Weiterer Wermutstropfen: der Infoturm wird - wenngleich in kleinerer Form - doch in die Agora gestellt werden (Neill MacGregor wollte das unbedingt). Das wird die Raumwirkung schon beeinträchtigen.
    Die Farbwirkung der entrüsteten Teile ist sehr gut, die verschiedenen Tönungen der Sandsteine (von hellgrau bis ocker) werden gut zusammengeführt. Die eingetieften Wandspiegel hätte man noch etwas heller machen können. Der Bau wirkt fröhlich, die Farbe nimmt ihm die Monumentalität.
    Blickt man vom Dom auf das Schloss erkennt man, wie wichtig es war, dass Stella die Ostfassade so schlicht gehalten hat. Die Plastizität der Nord- und Südseite kann sich so wunderbar entfalten und hat keine Konkurrenz.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Ich bin mir da nicht so sicher. Kann mir nicht vorstellen, dass man ihn nochmal einpackt und zurück fährt nur um letzte Feinarbeiten an der Oberfläche zu machen. Meint ihr nicht eher, man will gerade diesen Eindruck, damit es eben nach Handwerk aussieht und nicht nach Computer.Und auf den Positionen, wo sie bald stehen werden, wird man diese Unebenheiten sowieso nicht sehen, sie allenfalls als nicht zu perfekt wahrnehmen. Wir werden sehen, ich bin mir aber nicht sicher ob man da nochmal Hand anlegt.

    Habe dazu schon etwas gepostet. Es handelt sich um die Kopie einer Kopie von Begas, die damals nicht ganz fertig wurde. Sie bleibt daher so, wie sie ist.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Vielen dank ebenfalls :)

    Portal V ist noch nicht fertig, es fehlen Sima und Balustrade. Man hat aber für den Tag der offenen Tür zwischenzeitlich abgerüstet, damit die Besucher die vollendete Wappenkartusche bestaunen können.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Danke, werde Prof. Ludger Brands als Urheber angeben. :)
    Ich verstehe...man hat also absichtlich das Unfertige nachgeahmt... Die Punktierungen waren mir auch aufgefallen.
    Die grobe, unfertige linke Hand stört mich persönlich dennoch sehr. :( Bin selbst ein Perfektionist.
    Das heißt aber, dass alle anderen Figuren völlig ausgearbeitet werden? Antinous ist nur eine Ausnahme in seiner Unfertigkeit?

    Wie sieht es eigentlich mit den Statuen über den Portalen, auf dem Eosanderportal (innen wie außen) und auf der Kuppel aus? Welche von denen werden ganz bestimmt nachgeschaffen und aufgestellt und welche eher nicht oder sehr viel später?

    Die Figuren für die Innenseite von Portal III kommen noch, auch die Vergoldungen sind noch nicht alle fertig (sie folgen noch am Lorbeerkranz und den Quasten sowie am Blitzbündel des Adlers). Auch außen werden die Figuren aufgestellt werden. Ich habe gehört, es gäbe insgesamt über 40 Monumentalfiguren: 8 Portal VI, 8 Portale I und V innen, 12 Portal III innen und außen, dann noch an der Kuppel und den Außenportalen....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Stimmt, das wollte ich auch noch bemerkt haben. Die Tür fand ich an der Stelle befremdlich und sie war mir neu...

    DIe Tür habe ich auch festgehalten. Wenn ich mich recht erinnere habe ich auf einem Bild gesehen, dass eine kleine Treppe (3-5 Stufen vielleicht) in den Terrassen hinunter zu der Tür führte.

    Wie sieht es eigentlich mit den Statuen über den Portalen, auf dem Eosanderportal (innen wie außen) und auf der Kuppel aus? Welche von denen werden ganz bestimmt nachgeschaffen und aufgestellt und welche eher nicht oder sehr viel später?

    Nach meinem Kenntnisstand sollen ALLE Statuen wiederkommen. Die im Schlüterhof und die 4 am Eosanderportal mit Fertigstellung, der Rest (über Portal III,IV, V und die auf der Kuppel) danach.

    Wie ernst zunehmen ist denn die Aussage zur Gigantentreppe? Und ich bin ein kleines bisschen verärgert, dass die Besucher an den Tagen der offenen Baustelle auch südlich am Eosanderflügel und durch Portal II gehen dürfen. X/

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

    Einmal editiert, zuletzt von Fusajiro (25. Juni 2017 um 11:08)

  • Gute Neuigkeiten. Ich habe gerade mit einem Bekannten telefoniert, der heute vor Ort war und die Schloss-Baustelle besichtigt hat. Von den Stiftungsmitarbeitern, die heute die Besucher zu informieren hatten, wurde verbreitet, dass man einen Spender für die Rekonstruktion der Gigantentreppe sucht. Dafür werden weitere 16 Millionen Euro benötigt. Vielleicht wird hinter den Kulissen ernsthaft daran gearbeitet.

    Kann das jemand von euch, der heute ebenfalls da war, bestätigen?


    Das würde ich auch gerne genauer wissen. Ist eine zeitnahe Reko der Gigantentreppe tatsächlich geplant ?? :anbeten:

  • Hm, gegen 12Uhr wurde die Durchwegung des Schlüterhofes für Besucher freigegeben. Diese konnten dann den Hof über Portal V verlassen/betreten!? Gerade auf der Webscam in der Rückschau gesehen. Ist heute nachmittag noch ein Forumsmitglied im Hof gewesen??? Das hat sicher neue Perspektiven und Einblicke ermöglicht!?
    http://cam04.berlinerschloss-webcam.de/
    Der Besucherstrom war gut und reichlich. Im Schlüterhof immer was los und manchmal dicht gedrängt! Super!

    Und ein Oldtimer-Treffen gab es wohl auch noch vor der Nordfassade!?
    http://cam05.berlinerschloss-webcam.de/

  • Ich denke, das wurde aus Sicherheitsgründen entschieden, denn am Hin- und Rückweg zum Schlüterhof staute es sich gefährlich, dies auch schon am Samstag. So konnte man die Besucherströme besser leiten.


    Leider war ich zu faul mich nochmals ins Gedränge zu stürzen.

  • Die Berliner Zeitung schrieb:

    " (...) Am Sonntagnachmittag kam dann noch prominenter Besuch: Es erschien die Berliner Rallye-Fahrerin Heidi Hetzer mit ihrem Oldtimer „Hudo“ auf der Baustelle. Sie übergab dem Geschäftsführer des Fördervereins für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses, Wilhelm von Boddin, einen von ihr gespendeten Löwenkopf aus Sandstein im Wert von 2500 Euro. Weil es jedoch partout der Kopf einer Löwin sein sollte, musste zuvor die Mähne mittels Hammer und Meißel kunstgerecht entfernt werden (...)" .

    – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/27858084 ©2017

    Auch wenn ich die Idee ja ganz witzig finde, verwundert mich dieser nonchalante Eingriff in die bisher minutiös und erfreulich detailliert nachempfundene Barockarchitektur doch.

    Wenn Donald Trump morgen um die Ecke kommt und "partout" statt Löwenkopf den Kopf einer Mickymaus im Schlüterhof haben möchte, kriegt er das dann auch?

    Wenn ich daran denke, dass man die EUR 5,0 Mio. Spende der Baden-Württembergischen Unternehmer ausgeschlagen hat, weil ein Saal im Schloss dann "Baden-Württemberg" hätte heißen sollen, irritiert mich, dass man offenbar kein Problem hat für Heidi Hetzers EUR 2.500,00 die Schlütersche Architektur sogar im Schlüterhof zu verändern.

    Als ich "meinen" Löwenkopf gespendet habe, konnte ich jedenfalls keine Designwünsche äußern.

  • Ich denke prinzipiell hast du recht, aber vielleicht sollte man in dem Fall doch Toleranz anwenden. Der Eingriff hält sich in Grenzen und wird nur durch einen direkten Hinweis auffallen.

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Ja, und es braucht bei den künftigen Schloßführungen für's Publikum auch kleine Andekdoten. Und das ist eine ganz nette. Haben wir doch an gotischen Kirchen auch. Denkt mal an den berühmten Fenstergucker zu Wien oder Tiepolo, wie er von der Decke im Stiegenhaus der Würzburger Residenz herunterschaut (oder war's der Balthasar?) Und hier ist es nicht einmal ein Porträt. Die Heidi ist vielleicht auch noch Löwin im Sternzeichen! ... Das waren also die Oldtimer, die auf der webcam zu sehen waren,...
    (Die 5 Mille waren von der Stiftung ausgeschlagen worden. Das mit dem Löwenköpfchen ist eine Inititaive des Fördervereins, wenn ich das richtig verstanden habe!)

  • ...kleine Andekdoten. Und das ist eine ganz nette.

    Nein das ist keine kleine nette Anekdote, das ist in meinen Augen ein Ausdruck eines bornierten, egomanen und durchgegenderten Verhaltens dieser Person. An diesem Bau sind genug zeitgeistige Verunstaltungen, da braucht es keine geschlechtsumgewandelten Löwen! :daumenunten:

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • Nein das ist keine kleine nette Anekdote, das ist in meinen Augen ein Ausdruck eines bornierten, egomanen und durchgegenderten Verhaltens dieser Person. An diesem Bau sind genug zeitgeistige Verunstaltungen, da braucht es keine geschlechtsumgewandelten Löwen! :daumenunten:

    Anscheinend kann man auch aus einem Löwen einen Elefanten machen. :rolleyes:

    Mir wäre es lieber man hätte aus jedem Löwen eine Löwin (die machen eh die ganze Arbeit) gemacht und dafür den Ostblock weggelassen.

  • Fortitudo: Der preußische Staat König Friedrichs I. und die Gewalt.

    Am Portal V, in der linken Lünette, findet sich die Allegorie „fortitudo“: „Stärke“, Sinnbild der höchsten Staatsgewalt, der Garantin der allgemeinen Sicherheit. Die Staatsgewalt erscheint hier bei Schlüter nicht, wie man erwarten könnte, als muskulöser Heros oder kraftstrotzender Gigant, sondern überraschenderweise als anmutige Frauenfigur. Sie ruht auf einem schlafenden Löwen, den rechten Arm auf eine riesige Keule gestützt. Und ein kleines, nacktes Kind in der Form eines Puttos nimmt ihr diese Keule weg. Das Mordinstrument ist sehr schwer, und der Putto braucht alle Kraft, um das Werkzeug der Gewalt an sich zu bringen.

    Eine eigenartige, fast unwirkliche Darstellung.

    Die Staatsgewalt als ein Opfer von Ohnmacht: Der Löwe ist zwar unterworfen, aber er schläft, die Waffe ist gewaltig, aber sie wird geraubt. Ja, geraubt von einem nackten und bloßen „Kindchen“. Die fortitudo, die „Stärke“ selbst, ist eine zwar anmutige, aber weder kräftig noch mächtig wirkende Frauenfigur. So erscheint der Staat auf den ersten Blick ohnmächtig, waffenlos, hilflos, der Gewalt entkleidet, schutzlos.

    Suchen wir eine Deutung, so ergibt sich die Lösung in einer „Minusdarstellung“: Der preußische Staat braucht den Löwen und die Keule des Herkules nicht, beides Sinnbilder höchster Gewalt. Ihr Fehlen bewirkt keine Ohnmacht – an ihre Stelle tritt der König selbst. Und seine Mittel sind weder Keule noch Löwen – er braucht keinen Herkules, kein Kriegszeug: Seine Werkzeuge der Macht sind die Mittel des Friedens.

    Abwegig? König Friedrich I., der Auftraggeber, hat in seiner Regierungszeit (als König 1701 – 1713) keinen einzigen Krieg geführt, die Zeit des körperbehinderten Monarchen – eine Magd hatte ihn im ersten Lebensjahr fallen lassen, und man nannte ihn den schiefen Fritz – war eine Friedenszeit. Ebenso die seines Sohnes und Nachfolgers Friedrich Wilhelm I., des Soldatenkönigs.

    Natürlich ist die „Stärke“ Schlüters eine Idealdarstellung: Friedrich der Große führte Kriege. Blicken wir aber auf seine Nachfolger, so finden sich, außer den von Preußen unverschuldeten Napoleonischen Kriegen, sehr wenige Kriege und sehr lange Friedenszeiten, von der Bismarckzeit abgesehen. Doch Bismarck, der drei Kriege gewollt und gebraucht hat, um Deutschland unter preußischer Vormacht zu einigen, hat immerhin keinen selbst erklärt und nach Erreichung seines Zieles mit seiner Bündnispolitik dauerhaften Friedenserhalt zum obersten Ziel seiner Politik gemacht. Selbst Kaiser W II., der tatsächlich militärische Stärke für notwendig gehalten hat, musste 1914 nach Christoph Clark in die Mobilmachung geradezu hinein getrieben werden.

    Das von Schlüter gestaltete Ideal der Stärke hat das dennoch verrufene Preußen weitgehend geleitet. Ganz anders die Auffassung der SED von der Sicherheit des Staates: Sie hieß in der DDR Staatssicherheit und war etwas ganz anderes. Die Lünette Schlüters hätte hier nicht gepasst.

    Vielleicht ergänzt ein netter Mensch den Beitrag mit dem Bild dieser Lünette. Ich schaffe das nicht.

    Alles prüfe der Mensch, sagen die Himmlischen,

    Daß er, kräftig genährt, danken für Alles lern‘,

    Und verstehe die Freiheit,


    Aufzubrechen, wohin er will.


    Hölderlin

    2 Mal editiert, zuletzt von Bentele (27. Juni 2017 um 12:23)

  • [...] Vielleicht ergänzt ein netter Mensch den Beitrag mit dem Bild dieser Lünette. Ich schaffe das nicht.

    Der nette Seinsheim hat das schon vor ein paar Tagen gemacht, siehe Beitrag 8611. Die Interpretation gefällt mir, korrigieren muss man jedoch: der Löwe schläft nicht. Er und die Dame schauen sich direkt in die Augen und sie legt ihre Hand auf die Keule, ohne sie direkt zu greifen.
    Was sagt denn der Poet dazu? :dichter:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.