Wesel - Rekonstruktion des Rathauses

  • Das hängt immer von der Zeit der zu rekonstruierenden Skulptur ab. Bei Berliner Schloß hat man es auch anfangs mit der 3D-Methode versucht. Das Ergebnis war ernüchternd: nicht nur jeder Taubenschiss eines Fotos ist natürlich mit rekonstruiert worden, die Figuren hatten etwas seltsam lebloses. Die Kopien durch Menschenhand ersetzen die Originale jedenfalls ganz anders: das ist mit 3D nicht vergleichbar.

    Für Fassaden unkl. Lisenen, Simse und einfachen Bauschmuck kann das aber gut gehen.

  • Bei aller Freude über die Rückkehr der Skulpturen, bedaure ich die Ausführung mittels eines 3D-Druckers sehr. Rekonstruktionen können doch nur glaubhaft sein, wenn sie materialecht ausgeführt sind. Mit solchen synthetischen Nachschöpfungen öffnet man dem unglückseligen Argument vom "Disney-Land" doch nur Tür und Tor. Dann doch besser ein paar Jahre länger Geld sammeln und die Skultpuren von Steinmetzen nachschlagen lassen.

  • Ich stimme dir absolut zu Kurprinz, so etwas unterminiert den Gedanken der Rekonstruktion. Im speziellen Fall der Rathausfassade muss allerdings noch dazu gesagt werden, dass die Skulpturen als von Bildhauern in Stein geschlagene Figuren viel zu schwer wären. Diese würden über 600kg wiegen, was anscheinend zu viel für die rekonstruierte Fassade ist und die Gegossenen nur über 200kg. Insofern ist in diesem speziellen Fall eine Ausnahme wünschenswert, um die Figuren überhaupt wiederaufstellen zu können.

  • Im speziellen Fall der Rathausfassade muss allerdings noch dazu gesagt werden, dass die Skulpturen als von Bildhauern in Stein geschlagene Figuren viel zu schwer wären. Diese würden über 600kg wiegen, was anscheinend zu viel für die rekonstruierte Fassade ist und die Gegossenen nur über 200kg.


    Wenn dem tatsächlich so wäre, hätten die Achitektern, Planer und Statiker dies von vornherein mitberechnet und kalkuliert, also die Nichtwiederaufstellung oder gewichtsreduzierte Variante geplant.
    Schade, die 3-D Drucker Skulpturen mögen zwar dem Stadtbild und der Vollendung der Fassade dienen, aber den Rekogegner mal wieder D-land Argumente liefern!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • hmm also der Aussage des Fachmanns Lehmkuhl hat man es erst im nachhinein berechnet, ich verweise mal auf den Artikel, den Palantir eine Seite vorher gepostet hat:

    Zitat

    [...]"Ende der Woche soll das Modell fertig sein. Und dann geht's damit zum Steinfurter Steinmetz und Gotik-Experten Thomas Lehmkuhl, der auch Arbeiten für den Kölner, den Paderborner und Münsteraner Dom übernommen hat", sagt Dagmar Ewert-Kruse. Die Golgatha-Szene vor dem Xantener Dom ist übrigens auch von ihm und sicher vielen in der Region ein Begriff. Lehmkuhl hat auch errechnet, dass Kaiser Karl aus Sandstein geschlagen gut 600 Kilo auf die Waage bringen würde - viel zu schwer für die Podeste. Mit 290 Kilo vergleichsweise ein Leichtgewicht ist die gegossene Version, die vor allem aus Sandsteinpulver besteht und der nach dem Trocknen von der Rückseite noch Material entnommen wird.[...]

    http://www.rp-online.de/nrw/staedte/we…l-aid-1.4389191

  • Wenn es technisch nur so geht (und das Ergebnis witterungsbeständig ist und halbwegs ordentlich aussieht), dann habe ich keine Einwände gegen das Verfahren. Es ist sicher nicht die 100%-ige Ideallösung, aber die ist nun einmal finanziell und technisch nicht realisierbar. Insofern besser als nichts. Ich begrüße also das Vorgehen und freue mich für Wesel über den Erfolg.

  • Wenn es technisch nur so geht (und das Ergebnis witterungsbeständig ist und halbwegs ordentlich aussieht), dann habe ich keine Einwände gegen das Verfahren.

    Sieht man es denn überhaupt aus der Entfernung?

  • Wenn´s aus der Entfernung ordentlich aussieht, dann sieht´s wohl ordentlich aus, aus der Entfernung, versteht sich.


    Wenn man die Figuren auf der Humboldtuniversität nimmt, dann muss ich gestehen, noch nie einen Feldstecher zur Hand genommen zu haben. Es ist zwar rührig, dass Handwerker das alles ganz genau handwerklich ausführen, aber wie eine Figur in 5 oder 25 Metern Höhe ausgeführt ist, nehme ich gar nicht wahr.

  • Wenn ich hier noch einmal das böse D-Wort in Zusammenhang mit der Verwendung der hervorragenden 3D-Drucktechnik lese, vergess ich mich!

    Das ist eine große Chance für die Wiedergewinnung unserer Stadtbilder. Steinmetzarbeiten sind häufig die teuerste Komponente überhaupt bei Fassadenrekonstruktionen. Entweder lebt ihr weiter in einer Traumwelt oder ihr wacht auf und packt mit an. :thumbup:

  • Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Der 3D-Drucker stellt doch nur die FORM für das Kunststeinmaterial her.
    Hinter der gotischen Fassade steckt immer noch ein modernes Gebäude, dessen Statik
    eben nicht so viele Extravaganzen verträgt.

    Wie sieht das Ganze eigentlich aus der Vogelperspektive aus? Das Schieferdach bedeckt ja nur einen kleinen Teil der Parzelle.

    Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. - Friedrich Schiller -

  • Der 3D-Druck ist so gut wie das zu Grunde liegende Modell. Wenn man ein Foto mit Taubenschiss als Grundlage nimmt und dann nicht bereit ist, ein paar hochqualifizierte Fachleute zu bezahlen, das Modell entsprechend nachzubearbeiten, ja, dann wird auch der Taubenschiss mit ausgedruckt.

  • Zitat


    (...) Wie sieht das Ganze eigentlich aus der Vogelperspektive aus? Das
    Schieferdach bedeckt ja nur einen kleinen Teil der Parzelle.

    Hier sind drei Links mit Luftbildern, auf denen die Situation einigermaßen zu erkennen ist.

    http://www.derwesten.de/region/rhein_r…-id6334453.html

    http://www.derwesten.de/region/rhein_r…-id6334453.html

    http://www.derwesten.de/region/rhein_r…-id6334453.html

  • Die erste von sieben Figuren (Karl der Große) sollte beim Hansefest, am letzten Wochenende im Oktober, an der Rathausfassade installiert werden. Aus verschiedenen Gründen kommt die Figur nun erst im nächsten Frühling. Dann aber direkt zusammen mit zwei Kollegen.

    http://www.derwesten.de/staedte/nachri…-id9927779.html

    Auch eine schöne Beleuchtung für die rekonstruierte Fassade gibt es nun. Die Lichtfarbe lässt sich, je nach Ereignis/Feierlichkeit, verändern.

    http://www.rp-online.de/nrw/staedte/we…t-aid-1.4391975

    Hier , eine schöne Ansicht des nächtlichen Marktplatzes.

  • Ich war gerade in Wesel (ich hatte mich die dortige Innenstadt noch nie angeschaut). Und ich muss sagen: die Niederrheinregion hat mit dieser Rekonstruktion wahrlich ihre schönste städtische Profanbau zurückbekommen. Irgendwie wirkt alles trotzdem noch ein bisschen grotesk, aber das wird sich hoffentlich schon bald ändern. :smile:

  • (...) Irgendwie wirkt alles trotzdem noch ein bisschen grotesk, aber das wird sich hoffentlich schon bald ändern. :smile:

    Das Architekturbüro "Jäger ", hat zusammen mit dem Verein "Historisches Rathaus Wesel " ein Konzept entwickelt, wie die Bebauung am Marktplatz verändert werden könnte. Leider kann man die Pläne nicht sofort 1:1 umsetzen, weil man sicher auch nicht alle Hausbesitzer von den Umbaumaßnahmen überzeugen kann. Zumal die auch nicht kostenlos sein dürften. Meines Wissens wird gerade an der Planung eines Marktbrunnens gearbeitet. Dafür muss man keinen Hausbesitzer fragen. :wink:

    Hier sind Visualisierungen des Architekturbüros Jäger aus Wesel:

    http://www.entwurf-jaeger.de/tl_files/CONTE…0Wesel%2005.png

    http://www.entwurf-jaeger.de/tl_files/CONTE…0Wesel%2015.png

    http://www.entwurf-jaeger.de/tl_files/CONTE…0Wesel%2012.png

  • Die Entwürfe für die Nordseite gefallen mir sehr gut - abwechslungsreiche, freie Adaptionen der historischen Bebauung.
    Das wäre auch eine wegweisende Sache für eine historische Annäherung an die Südseite und überhaupt dafür, dass der aufgebrochene Platz irgendwann mal ein wenig geschlossen werden kann; ein paar Bäume könnten m. E. auch nicht schaden. Heute sieht es - trotz des großartigen Rathauses - leider so aus am Großen Markt: Luftbild 1, Luftbild 2

    In Zeiten des 'Web 2.0' finde ich, dass dieses aktuelle (Juni 2014) Bild des Rathauses mal gezeigt werden sollte:

    Bildquelle: Wikimedia, Urheber 'Dietmar Rabich, http://www.rabich.de, CC BY-SA 4.0

    Ein sehr schönes Foto der Preußischen Messbildanstalt:

    Bildquelle: Architekturmuseum der TU Berlin

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (19. Januar 2015 um 11:22)