Also Heimdall : Ich weiß ja nicht, wie es in Hessen ist, aber in Dresden muss niemand, außer vielleicht im Schönfelder Hochland oder Niederwartha, Zwei-Kilometer-Strecken für eine Tüte Milch auf sich nehmen. Und selbst wenn, können die meisten dafür gut und gerne ein Fahrrad benutzen Was Däne (so unterstelle ich mal) gemeint hat: Wer Straßen vergrößert, z.B. durch mehr Spuren, erntet in der Folge mehr Verkehr. Das ist unter Verkehrswissenschaftlern nahezu Konsens und auch wissenschaftlich erforscht (siehe Braess-Paradoxon). Dass die täglichen Kfz-Mengen in Dresden auf den Bestandsstraßen seit Jahren konsequent (leicht) sinken, hat mit diesem Phänomen nichts zu tun, da es den Ausbau von Straßen behandelt.
Deine restliche Argumentation ist leider, sorry, von einer stark neoliberalen, wutbürgerlichen und gestrigen Vorstellung von Mobilität geprägt. Dass "weite Teile der Bevölkerung verarmen" ist schlichtweg albern. Die Arbeitslosigkeit in Sachsen sinkt seit Jahren, parallel dazu steigen die Löhne konstant und in Dresden ist der Medianlohn mit deutlichem Abstand sachsenweit am höchsten. Und statt zu beklagen, dass sich arme Leute kein Auto mehr leisten könnten, sollten wir uns als Stadtgesellschaft freuen über die, die bewusst kein Auto besitzen - und vielmehr die Frage stellen, ob man überhaupt eines braucht.
Dresden hat einen hervorragenden ÖPNV, ein dichtes Netz an Carsharing und topografisch überwiegend ideale Bedingungen für Radverkehr (außer die hügligen Teile im Süden und Osten - wobei das mit E-Bikes auch keine Hürde mehr ist). Jeder sollte ermuntert werden, den Umweltverbund aus Rad und ÖPNV zu nutzen und auf ein eigenes Auto zu verzichten. Und die, die wirklich aufs Auto angewiesen sind wie Pendler, profitieren letztlich auch davon, wenn weniger auf den Straßen los ist und weniger Parkdruck in den Vierteln herrscht. Letztlich verknappt sich die Diskussion daher auf folgende Frage: Wollen wir in einer Stadt mit lebenswerten Straßenräumen und hoher Aufenthaltsqualität leben? Oder eine Stadt, durch die wir möglichst schnell auf mehrspurigen Straßen durchrauschen können und in der möglichst jeder freie Quadratmeter für parkende Autos genutzt wird? Der Neustädter Markt fungiert hier wie ein Brennglas: Im Moment noch die mehrspurige Straße zum Durchrauschen - in Zukunft hoffentlich ein schöner Platz mit wenig Verkehr und bestenfalls einem anspruchsvollen Gebäude-Ensemble. Eines dürfte klar sein: Ohne einen radikalen Umbau der Straße, und zwar eine Verschmälerung, wird hier kein schöner Platz mit Aufenthaltsqualität entstehen. Und wer meint, den Platz einfach untertunneln zu können, schafft am Carolaplatz und am Palaisplatz neue städtebauliche Probleme durch die Tunnelrampen.