Dresden - die Pirnaische Vorstadt

  • Grimminger

    Du hast vollkommen recht - ich bin da ganz bei dir.

    Aber ich gebe zu, ich sehe für die Pirnaische Vorstadt - wenn überhaupt - dann nur eine städtebauliche Reko oder "Wiederannäherung an den alten GR" (und das wäre auch schon sehr viel dort) für möglich.

    Gründerzeitler werden da ganz sicher nicht mehr wdhgestellt werden.

    Es fehlen einfach detaillierte Fotos / Dokumente (zumal für die extrem aufwendigen Bauten) und es fehlt , wie du ja zurecht schreibst, der Bezug dazu.

    Schon für die Highlights aus Renaissance und Barock in der Altstadt war es am Neumarkt schwer, wieder das Bewusstsein zu wecken.

    So war leider im Q III die äußerst wünschenswerte Reko des Rieschschen Palais und der "Alten Post" (LH 13) nicht zu realisieren gewesen. Und diese Bauten waren doch recht bekannt....

  • Palais Riesch fehlt und schmerzt.......Ein Full-Reko ein einziger Barockbau inmitten schlichte Bauten würde bestimmt auch einen Fehler. Nur das vorkriegs Gesammtbild sieht wunderbar aus. Alle andere Bilder sind kaum damit zu vergleichen.


  • Aktuell arbeiten Vereinsmitglieder an einer Broschüre, wie Dresden im Jahr 2040 idealerweise aussehen sollte.

    Würde mich freuen, wenn sich mehr Foristen dabei beteiligen. Gerne private Nachricht an mich oder hier bzw. in einem anderen Dresden-Strang diskutieren.

    Einige Themenvorschläge?

    -Wie könnte die unmittelbare Angrenzungsbebauung des Jägerhofs am Neustädter Markt aussehen?

    -Welche Nachverdichtungsideen hättet ihr für die Vorstädte, zb die Umgebung der Annenkirche oder eben hier die Pirnaische Vorstadt?

    -Welche anderen Reko-Solitäre fallen euch ein, die von Investoren machbar wären, zb auch Gründerzeitler?

    Man kann in Dresden an vielen Stellen beginnen, man muss die Ideen aber erstmal bündeln und sammeln und publizieren. Wenns die GHND laut ihrer Satzung nicht darf (sie ist ja nur für den Neumarkt/Neustädter Markt zuständig) dann wir. Civitas Fortis hat es vorgemacht und ich bin ihm sehr dankbar dafür.

  • Ich glaube, eines der größten Probleme unserer Zeit, ist der zeitliche Abstand und das damit einhergehende Verschwinden der ehemaligen erhaltenen Stadt, wie sie vor dem Krieg aussah, aus dem Bewusstsein und den Köpfen der Menschen. Man weiß schlicht und einfach nicht mehr, was da mal stand, wo die Straßen verliefen, was alles fehlt.

    Da würde ich dir widersprechen, das "Aus den Augen, aus dem Sinn" war ganz sicher schon zwanzig Jahre nach Kriegsende bei der Kriegsgeneration vorhanden. Wenn es anders wäre, wie wären dann die vielen Brüche bei der westdeutschen ("demokratisch legitimierten") Nachkriegsbebauung zu erklären? Es hat auch damals viele einfach nicht interessiert. Ein früherer Kollege von mir, mittlerweile in Rente, kam in den 70er Jahren neu nach Hildesheim. Er meinte, keiner habe mehr gewusst, wo mal das Knochenhaueramtshaus gestanden habe. Sie hatten es einfach vergessen. heute weiß das in Hildesheim wieder jedes Kind.

  • Schulgebäude Terrassenufer

    Wie die DNN berichten, stellt Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (CDU) einen Weiterbetrieb des Schulgebäudes am Terrassenufer 15, über die Nutzung als Ausweichstandort für die Sanierungen von Gymnasium Dresden-Cotta und Bertolt-Brecht-Gymnasium bis 2028 hinaus, in Aussicht, und zwar als Grundschule, dann ohne die zwischenzeitlich aufgestellten Container-Anbauten, aber nach einer Sanierung des Hauptgebäudes.

    Das würde die Perspektive, die nördliche Pirnaische Vorstadt in Blockrandbebauung städtebaulich neu zu ordnen, nicht nur verzögern, sondern in diesem Bereich wahrscheinlich langfristig verhindern.

  • Lingner-Altstadtgarten und Palais Oppenheim

    • Interview mit Stefan Witjes, Vorstand von Gateway Real Estate, dem neuen Eigentümer der Lingnerstadt-Grundstücke, in der Sächsischen Zeitung
      • Die Pläne des Investors werden am 30. April in der Gestaltungskommission vorgestellt, "im ersten Teilbereich 48 Häuser mit rund 1000 Wohnungen" - eine in den 80er und 90er Jahren übliche Funktionstrennung solle vermieden werden
      • Es sollen Holzhäuser mit KfW-40-Standard in "viele[n] Formen, Breiten, Höhen und Farben" entstehen
      • Lt. Investor sollen Erschließungs- und Tiefbauarbeiten Ende 3. Quartal 2021 beginnen und etwa zwei Jahre dauern
      • Man wolle weiter mit Architekt Peter Kulka zusammenarbeiten
      • Das Palais Oppenheim wieder aufzubauen oder das Grundstück zu veräußern sei nicht mehr Absicht des neuen Investors, Witjes sei "kein Freund davon, historische Gebäude wieder aufzubauen, von denen nichts mehr steht." - (unrichtigerweise; Anm. von mir) behauptet er, dass für einen Wiederaufbau eine Überarbeitung des B-Plans notwendig sei
      • Für die Nutzung der Robotron-Kantine gebe es "noch keinen langfristigen Plan"
    • Über eine Pressemitteilung von Stadtbild Deutschland e.V. und Gespräche mit Lucas Müller, Vorsitzendem des Gottfried-Semper-Clubs, Torsten Kulke, Vorsitzendem der Gesellschaft Historischer Neumarkt Dresden (GHND), sowie Stefan Szuggat, Leiter des Stadtplanungsamtes (SPA), berichtet die Sächsische Zeitung anschließend:
      • Ein wiederaufgebautes Palais Oppenheim würde die Erschließungsstraße nicht, wie von Gateway-Vorstand Witjes behauptet, blockieren
      • Es gebe lt. Torsten Kulke einen potentiellen Investor, der das Palais Oppenheim wiederaufbauen würde, wenn es ein klares Bekenntnis der Stadt dazu gebe
      • Die Sitzung der Gestaltungskommission könne laut Stadt nicht öffentlich (z.B. per Livestream) stattfinden, sondern werde nur, wie üblich, durch ein Protokoll dokumentiert (oft mit langer Verzögerung; Anm. von mir)
      • Stefan Szuggat sagt, dass der B-Plan einen Wiederaufbau des Palais Oppenheim mit nur minimalen Modifizierungen ausdrücklich erlaube
      • Generell sei Ziel des SPA, in der Lingnerstadt "an der kleinteiligen Parzelle orientierten Städtebau" umzusetzen, "mit differenzierte[n] Parzellengrößen und Haustypen, idealerweise von verschiedenen Planern entworfen, sowie über den gezielten Einsatz von Fassadenmaterialien und -farben"

    Übersicht des B-Plans 389 A-1 im Themenstadtplan der Stadt Dresden mit Flurstücken auf einer Karte von 1941. Das Palais Oppenheim stand ungefähr auf dem markierten Flurstück 1431/6 der Gemarkung Altstadt I. Mit Klick auf den B-Plan und dann auf "Weitere Informationen" bei "Bebauungsplan 389 A-1" sind die kompletten öffentlichen Planungsunterlagen einsehbar.

  • Heimdall, bei diesen "nicht besonders intelligenten" und sogar gelogenen Aussagen dieses Herrn Witjes passt das Ganze ins Bild. Hoffentlich geht diese Gateway Real Estate baden und es entsteht erst mal gar nichts dort. Wäre glatt besser.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Hallo! Hier ist mal wieder der böse Meckerer und Pessimist! Es scheint mal wieder notwendig zu sein, daran zu erinnern, dass Dresden die Stadt mit der unfähigsten Stadtführung Deutschlands ist. Wer also im Ernst geglaubt hat, dass in der Lingnerstadt etwas anderes entsteht, als formschöne Hochbunker in Stil der Altmarkt Südseite und des Postplatzes, dem ist nicht mehr zu helfen. Aber Träumen ist ja (noch nicht) verboten. Danke Dresden!

  • Hallo! Hier ist mal wieder der böse Meckerer und Pessimist! Es scheint mal wieder notwendig zu sein, daran zu erinnern, dass Dresden die Stadt mit der unfähigsten Stadtführung Deutschlands ist. Wer also im Ernst geglaubt hat, dass in der Lingnerstadt etwas anderes entsteht, als formschöne Hochbunker in Stil der Altmarkt Südseite und des Postplatzes, dem ist nicht mehr zu helfen. Aber Träumen ist ja (noch nicht) verboten. Danke Dresden!

    Hallo böser Meckerer und Pessimist! Die Unfähigkeit der Stadtführung zeigte sich an diesem Beispiel vor allem daran, dass man das Filetgrundstück der Lingnerstadt für einen Apfel und ein Ei verscheuert hat, wo man mit viel mehr Gewinn als Stadt auch selbst hätte bauen können.

  • So-soll-die-Lingnerstadt-in-Dresden-aussehen_big_teaser_article_webp.jpg

    Quelle: Gateway

    Zitat

    So soll die Lingnerstadt in Dresden aussehen

    Der neue Eigentümer der Lingnerstadt macht ernst: Die Gateway Real Estate AG stellte ihre Pläne für das erste Baufeld jetzt öffentlich vor. Die Debatte um den Wiederaufbau des Palais Oppenheim ist neu entflammt.

    https://www.dnn.de/Dresden/Lokale…resden-aussehen

    Find ich aller Unkenrufe hier zum Trotz durchaus gelungen. :) (Zumindest für heutige Verhältnisse)

  • Find ich aller Unkenrufe hier zum Trotz durchaus gelungen.

    Ja finde ich auch.

    Aber das Oppenheim noch mit dabei wäre grandios!!!

    Als Jüdisches Museum. Das wäre die Stadt sich angesichts ihrer Geschichte eigentlich selber schuldig.

    Hat jemand hier den vollen Text des Artikels?

  • Die ersten Entwürfe ignorieren die im B-Plan vorgesehenen kleinteiligen Anbauten, gleichsam die geforderte Heterogenität der Gebäudehöhen. Aufgrund der Holzbauweise wären auch Fassadenvorsprünge und Gesimse nicht wirtschaftlich möglich, sagt Architekt Gregor Fuchshuber. Genau das hat die Gestaltungskommission auch bemängelt, ebenso die Stadträte Wirtz (Linke) und Engel (SPD).

    Aussagen des Investors/Architekten, wie

    Ziel des Auftraggebers sei bezahlbarer Mietwohnungsbau.

    und

    Er sei ehrlich, dass er nicht begeistert sei, was den Wiederaufbau anbelangt. "Aber wir sind für eine Abstimmung zum Thema offen. Uns kommt es darauf an, alles zu beschleunigen, dass es am Quartier weitergeht."

    zeigen, dass die rechtlich verbindliche Regelung städtebaulicher Ziele im B-Plan, die Gestaltungskommission, und bürgerschaftliches Engagement unersetzlich und extrem wichtig sind.

    Nach dem vorgeschobenen falschen Argument, der B-Plan lasse einen Wiederaufbau des Palais Oppenheim nicht zu, kam nämlich nun das Bedenken, der Besucherverkehr zu einem möglichen Jüdischen Museum könnte mit der Wohnnutzung des Quartiers kollidieren; während gleichzeitig ein "lebendiges und attraktives Stadtquartier" propagiert wird. Die Gesprächsbereitschaft des Investors, das Thema Palais Oppenheim weiter zu vertiefen, sollte man trotzdem ernsthaft verfolgen.

    Schließlich: Mir gefallen die Entwürfe trotz allem schon viel besser, als Kulkas ursprüngliche Vorschläge.

    Und der Vollständigkeit halber: Die vorgestellten ersten Entwürfe stammen von NOKERA Planning GmbH (ehemals Fuchshuber Architekten).

  • Und der Vollständigkeit halber: Die vorgestellten ersten Entwürfe stammen von NOKERA Planning GmbH (ehemals Fuchshuber Architekten).

    Interessant. Die machen aber auch sehr schöne Sachen finde ich. Göschenstraße Leipzig!

    Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, dass es irgendwann - auch in Dresden evtl. - wieder echte BauKUNST gibt.

    Spannend! Danke!

  • Find ich aller Unkenrufe hier zum Trotz durchaus gelungen. :) (Zumindest für heutige Verhältnisse)

    Finde ich ebenso. Sieht super aus! Eines der besten Projekte in Dresden bis jetzt.

    (Was allerding bei der dilettantischen Konkurrenz auch nicht schwer ist.....)

    OK, Polemik off:

    Die Gateway Real estate ist hier richtungsweisend, denn die haben begriffen dass die zahlreichen Dresdner WK 2 - Brachen keine Bauklötzchen-Themenparks oder Kulka/Libeskind etc.- Selbstinszenierungen brauchen, sondern

    konventionelle europäische Architektur. Voilà, sieht gut aus. Let's be gespannt.

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Zitat

    Statt einer reinen Schlafstadt soll es ein lebendiges Quartier mit Büros, Cafés und Geschäften werden. Fuchshuber sprach vom "Wohnungsbau der Zukunft".

    https://www.tag24.de/dresden/politi…bluehen-1945873

    Na so ein lebendiges Quartier der Zukunft kann auf jeden Fall ein Museum im rekonstruierten Palais vertragen. Kultur kann in einem Quartier nie schaden. Im Gegenteil. Da ergeben sich ganz sicher wechselseitige Vorteile für alle Nutzer des Quartiers. Das Museum könnte kultureller Mittelpunkt des Quartiers, ja der gesamten Lingnerstadt werden. Mit wechselnden Wanderausstellungen zum Beispiel - neben der festen Austellung jüdischen Lebens. Oder Musikabenden. Oder oder. Die Möglichkeiten in einem Kulturzentrum sind vielfältig und würden so manchen, der sich bisher nicht für jüdisches Leben interessierte und z.B. zum Musikabend kommt, animieren sich damit zu beschäftigen. Und nicht zuletzt würde eine noch positivere Außenwirkung für jüdisches Leben erzielt. :)

  • Auf jeden Fall hat das Projekt, das Zeug einige Schritte in die richtige Richtung tun ... zumal in diesem Tabula-Rasa-Gebiet. Das ist toll!

    Was mich allerdings traurig stimmt: Wenn die künftigen neuen Bewohner dieses Gebiets fußläufig unterwegs die Innenstadt erreichen wollen, müssen sie erstmal dieses eigenartige Gebilde überqueren ...

    (Quelle: Screenshot, GoogleMaps)

    Es kann ja schon sein, dass da jede einzelne Straße für sich genommen ihre unbedingte Berechtigung hat - aber in seiner Gesamtheit wird doch jeder vernünftig denkende Mensch einsehen, dass bei diesem ... öhm ... Konstrukt...etwas schief gegangen ist?

    Sorry, ich neige sonst nicht zu Polemik, aber das sieht mir eher nach LSD-Rausch als nach Städteplanung aus ... Deswegen will es mir schlicht nicht in den Kopf, dass die für Städtebau Verantwortlichen nicht einsehen, dass hier unbedingt endlich eine Vereinfachung gemäß einem sinnvollen Masterplan her muss ... Oder soll das allen Ernstes für die nächsten paar 100 Jahre so konserviert werden? Das ist doch schon unter den Prämissen des sparsamen Umgangs mit innerstädtischem Raum ein Unfug