Potsdam - Neubauquartier III am Alten Markt

  • Es grünt so grün am zweiten Knobelsdorff-Haus

    Das gelbe ist Malerkrepp, damit der Sandstein nicht angemalt wird.

    Das andere Knobelsdorff-Haus war mal grün gewesen, bevor es grau gestrichen wurde.

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    Bonus: Detail der Nikolaikirche gegenüber

  • Zugegebenermaßen war ich am Anfang etwas skeptisch wegen des Grüns. 1. weil es sehr schwierig ist anhand der vorliegenden Quellen den ehemals originalen Farbton mit der genauen Nuance nachzuvollziehen und 2. weil ich das damalige Grün des Knobelsdorffhauses nicht sehr ansprechend fand. 😅 Aber ich bin doch jetzt beim Klingnerschen Haus angenehm überrascht. 😊

    Ich hoffe nur, dass sich an der Farbgebung des Sockelgeschosses noch was ändert. Entweder das Grün fortsetzen oder Beige/Sandfarben.

    Das aktuelle dunkle ist sehr unschön.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Das mit der Farbigkeit ist ein besonderes Thema in der Potsdamer Innenstadt, weshalb die Denkmalpflege hier einen Extra-Mitarbeiter abgestellt hat.

    Die "Original"-Farbe findet sich mitunter in Befunden, z.B. beim Lehmannschen Haus (zu DDR-Tagen "Knobelsdorffhaus", weil kein anderer Knobelsdorffbau mehr am Alten Markt stand). Befunde in Fugen werden häufig für die Originalfarbe gehalten ohne mit einzukalkulieren, dass auch diese Farbreste nach 300 Jahren verblasst sind. Deshalb muss man davon ausgehen, dass die Farbigkeit des barocken Potsdam deutlich bunter war als es heute wiederhergestellt wird. Das ist im übrigen erstens durch die Literatur zu belegen, in der gerade im 19. JH der Unterschied zwischen dem sandstein-beigen Berlin und dem bunten Potsdam hervorhoben wird. Zudem lassen die Gemälde des "Canaletto von Potsdm", Meyer, auch diese Buntheit erkennen (seine Gemälde haben ebnfalls einen verdunkelten Firnes, der die Frabigkeit pastelliger darstellt als es war). Mit dem zuständigen Man in der Denkmalpflege, Rainer Roczen, habe ich da erhebliche Differenzen. Mein Haus, die Kellertorwache, sollte Altomaunterwäscherosa werden, obschon die königl. Wache ein kräftiges Oxidrot hatte, wie der Kutschpferdestall. Ich bin froh, dass ich mich da nicht habe beirren lassen.

    Man sieht die Folgen z.B. beim Lehmannschen Haus mit dem Café Central, dass die dunkelila Farbe bei der Sanierung bekommen hatte, die schon heute, 20 jahre nach der Sanierung, zu einem grau verblasst ist. Das Rathaus ist auch eher in einer Unfarbe gestrichen. Deshalb neige ich eher zu einer bunteren Farbigkeit, die nicht schell im Pastellsumpf versinkt.

    Dazu passt im übrigen, dass diese Buntheit in den 1920er Jahren auch Bauhausarchitekten mit ihren Tautschen Farben fasziniert hat, so dem Beispiel den genialen Reinhold Mohr, dem Potsdam tolle Bauten verdankt. Die kräftigen Taut-Farben vertragen sich mit der Barockarchitektur herrvorragend - auch wenn sie in dieser erhaltenen Skizze Mohrs etwas zu kräftig sind...

    Und so sah der Potsdamer Maler Hans Klohß in den Zwanzigern den Alten Markt:

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    Mir persönlich gefallen die durchbrochenen Balustraden mit hinterlegtem Glas so gut! Sie wirken so viel filigraner und plastischer. Wie ein tatsächlicher Balkon, nicht als wäre alles nur "gefaked" und flach vorgeblendet.
    Eine komplett moderne Lösung, aber, meiner Meinung nach, eine optisch äußerst gelungene.

  • Hat jemand aktuelle Bilder von der Schlossstraße und dem Plögerschen Gasthof?

    Laut PWG soll in den kommenden Wochen der Legionär eingebaut werden.

    Wenn es jemand kann, dann ist es keine Kunst. Und wenn es jemand nicht kann, dann ist es erst recht keine Kunst!

  • Vielen lieben Dank Chris Hitarori das ging wirklich flott. 😊

    Toll, dass du so prompt vor Ort warst. 😊

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  • Hier nochmal das Modell des Legionärs von Frank Kösler (das Gipsmodell) und die Schlußkopie aus der Werkstatt Hoferick aus gelbem Sandstein. Zudem der originale Legionär des Palazzo Vicenza (Andrea Palladio) aus Vicenza mit dem Wappen der Grafen Valmarana.

  • Das Klingnersche Haus wird gerade ausgerüstet.

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  • Die Fassade an sich empfinde ich als wunderschön. Alleine die Fenster der Belle Etage irritieren mich doch. Sind das britische bzw. amerikanische Schiebefenster? Oder waren diese in der Form schon früher in Potsdam so usus?

  • Alleine die Fenster der Belle Etage irritieren mich doch. Sind das britische bzw. amerikanische Schiebefenster?

    Das ist mir auch schon lange aufgefallen. Im Erdgeschoss sind auch solche Fenster drin, und auf dem Ölbildausschnitt mit dem originalen Gebäude in Konstantindegeers Beitrag sieht man solche auch.

    Gab es da früher eine Reminiszenz dazu? Zum Beispiel durch Einheirat einer Frau aus Grossbritannien? Wenn eine Frau wegen Heirat ihre Heimat verlassen musste, war es ja oft so, dass ihr Gemahl einen Pavillon in einem Schlosspark oder ein Zimmer im Stil ihrer Heimat einrichtete, um sich wenigstens ein bisschen heimisch fühlen zu können.

    Der Trick mit der Belichtung der Dachwohnung mittels eines Schlitzes hinter der Attika finde ich genial! Und... bei der Steinauswahl wurde auf die Steinfarbe besser geachtet als beim Berliner Schloss.

  • Diese Fenster wurden auf jeden Fall im Schloss Wörlitz (1769 bis 1773) nach Englischem Vorbild verwendet.
    Interessant, dass sie hier evtl. schon eher verwendet worden sind...
    Wer weiß mehr?

  • Diese Art der Fenster zum hochschieben mit einer starken horizontalen Leiste und waren ursprünglich am Alten Markt sehr verbreitet, vor allem bei den sehr hohen Fenstern. Man sieht solche Fenster im Alten Rathaus, im Haus links über die Straße daneben und im Palais Barberini. Vielleicht waren solche Fenster einfacher zu konstruieren, da man nicht so viele stabile Eisengelenke benötigte.

    Alter Markt 1772, Ausschnitt

    Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. "GK I 5753: Alter Markt in Potsdam mit Blick auf das Rathaus" last modified 2023-06-13.

    Hochauflösend: https://brandenburg.museum-digital.de/object/11892

    Bonus: Eröffnung der Straßenbahn 1907

    Gemeinfrei, koloriert, hochskaliert: https://www.tram2000.de/fotogalerien/100-jahre-elektrische/