Moderationshinweis (Riegel):
Die ab hier folgenden Beiträge wurden am 4.11. aus dem Strang Wiederaufbau der Garnisonkirche hierher verschoben. Sie haben nichts mehr mit den eigentlichen Baumassnahmen zu tun. Der Erstbeitrag in diesem Strang hier wurde von Konstantindegeer ursprünglich für den Bauthread verfasst. Für den Diskussionsverlauf ist er aber in beiden Strängen vonnöten.
Bei der Diskussion um den Wiederaufbau der Garnisonkirche ist ein wesentlicher Punkt zu bemerken: während die Befürworter des Projektes sich ihren Kritikern mehrfach angenähert haben ist bei den Kritikern die Haltung starr und stur.
Die ersten Garnisonkirchenenthusiasten (1991 Spendensammelbeginn) der "Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel" wollten noch die Rekonstruktion der Kirche vollständig, innen und aussen, mit der Grablege des Soldatenkönigs und dessen Rückführung und die Gruft. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
2004 gründete sich die kirchliche Stiftung (SGK) und beauftrag das renommierte Architekturbüro HS&A mit der Planung. Heraus kam ein äußerlich rekonstruiertes Haus. Innen wurde der Bau zeitgenössich, jedoch nicht abstrakt modern. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Hernach verzichtete die Stiftung auf die 6 Millionen Spendengelder der Traditionsgemeinschaft, die vielen als revisionistisch galt. Die Unterstütezn wussten, dass dies das Vorhaben nicht einfacher finanzierbar macht, man wollte sich jedoch - auch im Lichte der innerkirchlichen Debatte, auf der politisch rechten Seite abgrenzen. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Auch wurde auf die Widmungsplatte des Soldatenkönig an der Frontfassade verzichtet. Insgeheim wird darüber diskutiert bei der anstehenden Sanierung der Hohenzollerngruft den Sarg des Soldatenkönigs aus Potsdam nach Berlin zu bringen. Ohne Gruft und Widmungsplatte ist der Symbolwert der Garnisonkirche für echte Preußenfans halbiert. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Neben vielen privaten Spendern unterstützen viele Prominente den Wiederaufbau, auch die stadt Potsdam durch die Einbringung des Grundstücks. Die Stadtverordnetene stimmen mit großer Mehrheit für den Bau. Die Gegner riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Die historische Grünfläche an der Garnisonkirche, einst mit Andreaskreuz und dem Denkmal Friedrichs II. geschmückt, soll nicht wiederhergestellt werden. Das Denkmal wird nicht wiederaufgestellt. So gibt es ausserhalb des Stiftungsgelände der SPSG im ganzen Potsadmer Stadtgebiet weder ein Standbild des eigentlichen Gründers Potsdams, Friedrich-Wilhelm I., noch seines Sohnes Friedrich II. Dass in anderen Orten, wie z.B. Berlin, beide an zentralen Orten der Stadt stehen, ficht in Potsdam niemanden an. Die Plantage wird jetzt Schulsportplatz, der historische Kontext der Garnisonkirche ist Richtung Stadt zerstört. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Die ev. Kirche diskutiert heftig intern über eine Unterstützung des Wiederaufbaus durch ein Darlehen. Rückzahlbar deshalb, damit der Vorwurf irgendeiner Dorfkirche werden Mittel zur Sanierung weggenommen, entkräftet wird. Das Kirchenparlament, die Synode, stimmt mit großer Mehrheit für das Projekt des Wiederaufbaus. Die Gegner riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Vorerst verzichtete die Stiftung auf die Wiederherstellung des Kirchenschiffs, also auf die halbe Kirche. Die Diskussion über das Kirchenschiff wurde vertagt. Im Turm und seinen Seitenflügeln wurde ein Friedens- und Versöhnungszentrum der Kirche mit Tagungs- und Ausstellungsräumen geplant. Das Projekt ist also ein Friedenszentrum der ev. Kirche, die bis dato nicht durch die Glorifizierung von Krieg und Gewalt auffiel. Die Gegner aber riefen: Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben.
Was aus dieser Aufzählung zu schliessen? Seinen Gegnern entgegenzukommen führt zu keinerlei Reaktionsänderung. Während sich die Position der Befürworter ständig aufweicht, und dabei viele Spender vergrätzt, bleibt die andere Seite wie angenagelt auf ihrem Standpunkt: "Nazikirche, kein Wiederaufbau. Und das DDR-Rechenzentrum muss stehenbleiben." Das wird sich auch nicht ändern, hat sich in Berlin beim Wiederaufbau des Schlosses als Humboldtforum auch nicht geändert. Deshalb kann man nur sagen: keine Änderungen mehr. Unbeirrt fortschreiten und darauf verweisen, dass 30-100 Menschen eben in einer Stadt mit 175.000 Einwohner keine Mehrheit sind.