• In der Gartenallee in Hannover-Linden gab es in den letzten Jahren eine Teilrekonstruktion, das komplette Dach der Villa Stephanus fehlte seit der Kriegszerstörung, über dem Obergeschoss war ein Flachdach mit hoher Attika. Da die hier lange Zeit untergebrachte Polizeiwache Linden vor ein paar Jahren in ein anderenorts neugebautes Gebäude umgezogen ist, wurde die Villa von einer Bauherrengemeinschaft erworben und weitgehend originalgetreu aufgestockt, um mehr Wohnungen unterbringen zu können. Die Bebauung der Gartenallee ist übrigens in diesem Abschnitt nahezu komplett aus der Zeit 1895 - 1910 erhalten mit Ausnahme des Lindener Elektrizitätswerkes an dessen Stelle in den 1970er Jahren ein zeittypischer Neubau eines Seniorenwohnheims entstand.

    https://www.facebook.com/photo?fbid=413…918266521663234

    Vorzustand:

    https://www.google.com/maps/@52.36895…!7i13312!8i6656

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Da ich das Facebook-Bild nicht sehen kann, und es anderen ähnlich gehen könnte, hier ein Bild des jetzigen Zustands:

    Villa Stephanus soll zum Jahresende fertig werden

    Die Bauarbeiten in dem historischen Gebäude in Hannover-Linden-Mitte gehen erkennbar voran. Neu ist dabei das Dachgeschoss. Die Wohnungen sollen nun aber nicht verkauft, sondern vermietet werden.

    https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…e-fertig-werden

  • Hallo Heimdall,

    danke dafür, dass vermutlich du das hinbekommen hast, dass ich das Foto mit dem Dach nun sehen konnte.

    Es wird im Vergleich mit dem vorherigen Zustand des Daches als Flachdach, überdeutlich, welche großartige Wirkung ein Schrägdach mit Turmhauben, Zwerchgiebeln und Dachgauben erzeugen kann. Es werden bestimmt viele Leute begeistert sein, die dies sehen.

    Es gibt gewiss noch viele Gebäude, deren Dächer verstümmelt oder verunstaltet sind. Hoffen wir, dass das gute Beispiel in Hannover Linden anderen Eigentümer ebenso gut gefällt. Dass der Funke überspringt und diese Eigentümer ihre Dächer entsprechend dem ursprünglichen Zustand wieder herstellen.

  • Beeindruckend, dasss man dem Haus nicht nur sein hohes Dach, sondern auch die Türmchen und den Zwerchgiebel wiedergibt. Es gibt ja leider überall Gründerzeitler, die (nicht nur aufgrund von Kriegsschäden) später entstuckt und verstümmelt wurden. Ein weiterer Rekokandidat wäre sicher auch das (Neue) Lindener Rathaus, dem seit dem Krieg der Hauptgiebel zum Lindener Marktplatz und die Zwerchgiebel an den Traufseiten fehlen (und das skurrilerweise von 1896 an das nur zwölf Jahre zuvor gebaute alte Lindener Rathaus ersetzte, das ebenfalls noch steht und ebenfalls eine Dachreko vertragen könnte).

  • In der Calenberger Neustadt wurde im Auftrag des Landes Niedersachsen ein 1690 erbautes Fachwerkgebäude umfassend saniert. Im Text wird von einer "fast originalgetreuen Rekonstruktion" gesprochen. Allerdings konnte ich keine alten Aufnahmen finden.


    Zitat

    „Ich freue mich sehr, dass das Fachwerkhaus durch seine Sanierung auch für kommende Generationen erhalten bleibt und dazu beiträgt, hannoversche Stadtgeschichte sichtbar und lebendig zu machen. Es ist ein echtes Schmuckstück für das Innenministerium geworden“, so der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius. „Durch die Sanierung konnte dieses geschichtsträchtige Gebäude in seinem ursprünglichen Charme erhalten bleiben und den Anforderungen des Denkmalschutzes Rechnung getragen werden.“

    Moderne Arbeitsplätze in historischem Fachwerk (inkl. PDFs)


    Hannover Brandstraße 24

    AxelHH, CC0, via Wikimedia Commons

    Bisherige Ansicht

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Generell halte ich nicht viel von Max Dudlers Bauten. Aber das neue Studentenwohnheim in Hannover in dunklem Backstein ist recht gefällig geworden.


    Zitat

    Das prägnante Hochhaus markiert den Übergang von der südlich gelegenen, dichten Stadtstruktur in ein Gewerbegebiet, an das wiederum Areale mit Einfamilienhäusern und Schrebergärten anschließen. Kompakt und hoch aufragend besetzt das Haus diesen speziellen Punkt im urbanen Gewebe, hinter dem die Stadt in weitläufige, flach bebaute Gebiete übergeht. Es steht auf dem Gelände der ehemaligen Metallbaufirma Sorst und bildet als Landmarke bis auf weiteres den nordwestlichen Abschluss des bestehenden Wohngebiets.

    Homebase in Hainholz - Studentenwohnheim von Max Dudler in Hannover

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Max Dudler gestaltet wertig. Seine Bauten wirken massiv, konsequent bis ins Detail. Steht so auch auf seiner Website:

    «Es ist einfach, ein Haus mit 100 Beliebigen Details zu bauen. Wenn man nur auf 10 Details setzt wie Wir, muss jedes Detail perfekt sein.»

    Und da beginnen dann meiner Ansicht nach die Probleme, denn er setzt stets auf die selben Details. Bei kleinen Gebäuden ist das noch vertretbar, aber Dudler darf aufgrund seiner Reputation oft genug riesige Komplexe gestalten, die durch diesen steingewordenen Minimalismus schlichtweg trostlos, kalt und abweisend wirken. Organische Formen, Variation, Kreativität blitzen sehr selten auf, stattdessen scheinen sich die meisten seiner Architekturen, ganz egal an welchem Ort, in ein strenges Raster zwängen zu müssen. So entsteht Austauschbarkeit in besonders hohem Maße, eine Identifikation mit dem Ort findet wenn überhaupt nur in wenigen Einzelfällen statt.

    Selbst bei David Chipperfield wird mehr Abwechslung geboten. Allzu lange halte ich den Aufenthalt auf der Dudler Website dann auch nicht aus, obwohl mir manche Bauten durchaus gefallen. Wenn ich sein Werk mit einem Wetter umschreiben müsste: Neblig nassgrauer Novembertag.

    https://www.maxdudler.de/

  • Endlich kommt Widerstand gegen den Abrisswahnsinn in Deutschland! Die Architektenkammer, die Medien und der BUND schlagen Alarm. Letztere bemängeln die graue Energie (vermute ich mal - leider Bezahlschranke), die beim Abriss verloren geht. Ob dieser Widerstand auch kommt, wenn mal wieder ein historisches Gebäude unter der Abrissbirne verschwindet?

    https://www.haz.de/Hannover/Aus-d…ebilanz-waechst

    ...

  • Man sollte halt die Schandflecken abreißen und nicht die Schönheiten. So einfach ist das. Das Problem ist, dass Architektenkammer & Co. das wohl etwas anders definieren als wir.

    In dubio pro reko

  • Endlich kommt Widerstand gegen den Abrisswahnsinn in Deutschland!

    Zum Glück kommt er erst jetzt. Sonst wäre wohl das Technische Rathaus in Frankfurt nicht abgerissen worden. Und der Palast der Republik in Berlin auch nicht.

    Ich kann mich über dieses "graue Energie"-Argument nicht so recht freuen, denn damit dürfte in Zukunft noch mancher Abriss, der Stadtbild-fördernd wäre, verhindert werden.

  • Es gibt einfach Gebäude, die sind so dermaßen hässlich, abweisend und zerstörerisch für ihre Umgebung, die gehören einfach abgerissen. Darunter fallen besonders Trutzburgen wie große Kaufhausbauten der 70er Jahre mit wenig Fensterfläche, wenigen Eingängen, großer Gebäudetiefen und niedriger Geschosshöhen, sodass sich Revitalisierungen und Umbauten nicht lohnen - auch nicht ökologisch.

    Bei vielen Bürogebäuden sieht das anders aus. Wenn ich sehe, wie Gebäude, die keine 30 Jahre auf dem Buckel haben, abgerissen werden und optisch oft nichts wesentlich Besseres nachkommt, dann würde ich eine Entkernung und Neupositionierung einem Totalabriss und Neubau jedenfalls vorziehen.

  • Ich kann mich über dieses "graue Energie"-Argument nicht so recht freuen, denn damit dürfte in Zukunft noch mancher Abriss, der Stadtbild-fördernd wäre, verhindert werden.

    Die Sorge halte ich für relativ unbegründet, wenn man ein wenig die Perspektive wechselt. Es reicht meistens schon fürs Stadtbild, wenn sich die Fassaden ändern. Und das ist bei fast allen dieser grausigen Kandidaten möglich. Das muss man dem modernen Betonbau zugute halten, die weiten Spannweiten mit ein paar tragenden Säulen geben sehr viel Spielraum.

    Hier wäre ein spannendes Beispiel, das sich gerade im Bau befindet und die wirklich enormen Transformationsmöglichkeiten aufzeigt: Vorzustand, Rückbau, Endzustand.

  • ...

    Hier wäre ein spannendes Beispiel, das sich gerade im Bau befindet und die wirklich enormen Transformationsmöglichkeiten aufzeigt: Vorzustand, Rückbau, Endzustand.

    In der Tat ein überzeugendes Beispiel. Hier noch ein Umbau in Darmstadt. Ich kann mich nicht entscheiden, ist es jetzt besser oder schlechter wie vorher? https://www.fr.de/rhein-main/dar…e-91108108.html

    ...

  • Es reicht meistens schon fürs Stadtbild, wenn sich die Fassaden ändern. Und das ist bei fast allen dieser grausigen Kandidaten möglich.

    So einfach ist es leider nicht immer. Bei kleinen Gebäuden und kleinteiligen Komplexen, z.B. dem von Dir gezeigten Beispiel aus Ulm, mag das funktionieren. Es funktioniert aber eben weit weniger bei strukturell großen Gebäuden, z.B. den von "Mandorin" genannten überdimensionierten innerstädtischen Kaufhausklötzen. Nutzungsänderungen sind da sehr eingeschränkt, von Stadtbild-Heilung mal abgesehen. Um nochmals das Beispiel Frankfurt zu nennen: Mit ein wenig Fassadenumgestaltung des Technischen Rathauses hätte man keine neue Altstadt hinbekommen. Ein anderes Beispiel wäre das Pellerhaus in Nürnberg. Ein bloße Fassadenumgestaltung (abgesehen davon, dass sie aus Denkmalschutz-Gründen derzeit abgelehnt wird) würde wenig ändern. Die Rekonstruktion des historischen Pellerhauses wäre trotzdem verhindert, weil ganz andere Geschosshöhen existieren.

  • Heimdall Könntest Du das etwas erläutern, wo der Unterschied liegt? Dieses ,,kleine" Gebäude in Ulm ist im inneren strukturell auch ein großer Block und bleibt das auch nach der Fassadendreiteilung. Man muss ja gar nicht aus einem Kaufhaus ein 1-Zimmer-Studentenappartmentkomplex machen. Büroflächen und Einzelhändlern sind größeren Flächen doch nicht abgeneigt, solange es unterteilbar ist. Natürlich gibt es Grenzen, was z.B. Treppenhäuser oder natürliche Beleuchtung anbelangt, aber auch diese kann man durch die Betondecken sägen, wenn man das möchte. Also zumindest für Gewerbenutzung sehe ich wirklich das Problem nicht. In Ulm wird sogar ein Hotel in den Komplex eingebaut, was schon sehr nahe dem Extrembeispiel 1-Zimmer-Studentenappartment aus Kaufhaus kommt. Das zeigt, dass also scheinbar nicht mal Sanitär ein absolutes Hindernis ist.

    Ein anderes Beispiel wäre das Pellerhaus in Nürnberg. Ein bloße Fassadenumgestaltung würde wenig ändern. Die Rekonstruktion des historischen Pellerhauses wäre trotzdem verhindert, weil ganz andere Geschosshöhen existieren.

    Naja das sind aber auch zwei paar Stiefel. Natürlich kann eine historisch perfekte Nachbildung nicht über ein Bestandsgebäude aus der Nachkriegszeit gezogen werden. Für ein gutes Stadtbild ist aber noch viel bedeutender, dass die Fassaden kleinteiliger sind, dass es eine schöne Ensemblewirkung gibt oder dass es einen angemessenen Detaillierungsgrad gibt. Der Griff auf Rekonstruktionen ist da in gewisser Weise auch eine Behelfslösung, weil moderne Bauten diese Qualitäten überwiegend nicht erreichen. Wenn man es aber mit einer neuen Fassade schafft hinter all diese Anforderungen einen Haken zu setzen, dann ist das doch unzweifelhaft eine Lösung, die mit einer Rekonstruktion auch mithalten kann. Es fehlt dann nur die historische Komponente, die für Touristen überwiegend relevant ist. Für die Menschen vor Ort zählt dagegen mehr die Aufenthaltsqualität samt Wohlempfinden.

    Ist aber nur eine Meinung, also nichts für ungut an alle, die Rekonstruktionen für nicht supplementierbar halten in Stadtbildern.

  • Die Frage ist doch ganz einfach.

    Warum willst Du eine solche Struktur wie z.B. das Rathaus in Reutlingen (siehe hier; es steht allerdings leider unter Denkmalschutz) erhalten? Oder das Donaucenter in Neu-Ulm (siehe hier; Abriss aber ohnehin schwierig wegen Wohnanlage)? Oder den Hertie in Neustadt (siehe hier)? Wegen des Klimawandels? Da kann man noch so viel an der Fassade herumbasteln. Das sind Fremdkörper, die einer städtebaulich akzeptablen Lösung im Wege stehen.

    Einige Foristen glauben, mit diesem BDA-Vorstoß würden mehr Gründerzeit- oder Fachwerkhäuser vor dem Abriss gerettet. Das ist eine Illusion, und ich halte den BDA-Vorstoß für eine faule Frucht. Damit sollen Zustände in ihrem Sinne konserviert werden.

  • Ja, wenn die Baumassen (vor allem in der Höhe) nicht stimmen oder aber auch die Positionierung im Grundstück, kann man natürlich mit der Fassade, oder einer aufgesetzten Dachlandschaft nichts mehr retten. Ich finde die Idee von Erhalt von Substanz einfach sehr verfänglich, es passt zur möglichen Zukunft einer ressourcenschonenderen Wirtschaft, es passt zur Idee, dass man Städtebau nicht auf einer platt gemachten Fläche betreibt, sondern immer nur ergänzt und optimiert, es passt zur Idee, dass man alte Dinge wertschätzt. Das könnte auch dazu führen, dass man sich wieder mehr Mühe beim Neubau macht vor dem Hintergrund, dass es nicht gleich wieder weg kommt.

    Nur als kleiner Gag, habe ich in zwei Minuten den Hertie überzogen mit Formen aus seiner Umgebung. Hier der Frankenstein, von der Baumasse ginge es womöglich.

    Spoiler anzeigen

  • Ist dieses "alte" Filmchen von 1932 bekannt?

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    Hannover war schon eine tolle Stadt. Und ist es heute auch noch. Nur irgenwie anders, abstoßend und faszinierend zugleich.


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    Das ist eine sehr schöne Sammlung alter Ansichten.

    Die Rekonstruktion von Flusswasserkunst und Markthalle waren ja in den letzten Jahren bereits ein Thema. Bei der Flusswasserkunst war man ja sogar schon relativ weit gekommen. Es gab die Idee, ein Wasserkraftwerk in das Gebäude einzubauen. Bei den heutigen Diskussionen über saubere Energie wäre das sogar ganz passend. Leider ist mir nicht bekannt, wieso das Projekt plötzlich nicht mehr weiter verfolgt wurde.

    Derzeit wird an der Stelle, wo die Wasserkunst stand, das Projekt "Leinewelle" verwirklicht. Das ist eine innerstädtische Surfanlage. Wahrscheinlich sind damit auch alle Möglichkeiten der Rekonstruktion vom Tisch. Wenn sich diese Welle allerdings als Publikumsmagnet erweisen sollte, könnte ich mir in der rekonstruierten Wasserkunst eine Art Ausflugslokal/Café vorstellen. Oder Umkleideräume für die Leute, die etwas auf der Welle surfen möchten.

    Ganz übel finde ich die Entwicklung am Goetheplatz. Im Video sieht man noch die Garnisonkirche. Diese hatte den Krieg mit vergleichsweise leichten Schäden überstanden. Siehe Photo:

    https://i.pinimg.com/originals/fc/c…bc333179936.jpg

    Die Kirche wurde aber trotzdem 1959/1960 abgerissen. :cursing: Heute stehen dort Hochhäuser und Bäume.