Berlin - Pariser Platz und Brandenburger Tor

  • Die beiden jüngsten Gebäude, amerikanische Botschaft und Akademie der Künste sind in der Tat die schlechtesten Gebäude am Pariser Platz. Schade, dass die französische Botschaft entgegen erster Planungen nicht rekonstruiert wurde. Grundsätzlich bin ich dennoch froh, wie der Platz jetzt aussieht im Vergleich zu 1990.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Heute nun Pariser Platz 1, das Haus Sommer, Commerzbank.

    Kurze Historie (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag)

    12. Februar 1737
    Erbverschreibung an den Grafen Friedrich Ludwig von Wartensleben. War mit dem Grundstück Pariser Platz Nr.2 vereinigt

    6. Juli 1764
    Für 4000 Friedrichsdor verkauft von dem Geheimen Ftats-Kriegsminister Carl Ludolph von Dackelmann an »dem ältesten Sohn«, den Königlichen Geheimen Legations-Rath Friedrich Garl Nielas Freiherr von Danckelmann.

    1. April 1787
    Für 7000 Taler an den englischen Maler Francis Cunningham verkauft.

    28. April 1788
    Nach einem Kinspruch der Besitzer der Grundstücke Pariser Platz Nr. l und Nr. 7 wegen der Beeinträchtigung ihrer Besitzrechte infolge des Neubaus des Brandenburger Tores findet eine Besichtigung statt. Cunningham macht geltend: »... daß ihm gerade an diesem Fenster (im zweiten Stock an der Torseite) am mehrsten gelegen sei, indem er solches zu seinen Arbeiten sehr nöthig gebrauche, er sehe jedoch nicht ein, daß er nach Lage seines Grundstücks der Verbauung dieses Fensters nicht widersprechen könne und bleibe ihm daher nichts weiter übrig, als sich der Königl. Gnade bedingt zu unterwerfen. Er wolle inzwischen zu seiner Entschädigung und um das möglichste Licht zu seinen Arbeiten wieder zu erhalten alldarum unterthänigst bitten, daß die zweite Klage, des dicht an seinem Hause anzubauenden Wohnhauses, welche ohnhin wohl noch zu keinem gewünschten Gebrauch bestimmt seyn würde, ihm so lange er lebe und das gegenwärtige Haus besitzt, zum Brauch überlassen werden möchte..

    16. Mai 1788
    Erneute Eingabe an den König.

    15. November
    1788 Genehmigung für die Benutzung der Etage über der Wache des Brandenburger Tores an den Maler Cunningham.

    24. August 1791 Für 16000 Taler an den Leutnant der Artillerie Johann Friedrich Gottlob von Stankar verkauft. Nach dessen Tod im Jahre 1826 werden die Erben als Besitzer eingetragen.

    15. Mai 1801
    Die Miete für die Nutzung der Mezzanin-Etage des Brandenburger Tores wird auf 16 Taler jährlich für Stankar und alle folgenden Mieter festgesetzt. Zugleich wird festgelegt, daß die Farbgebung des Hauses immer dieselbe wie die von Pariser Platz Nr. 7 zu sein hat.

    20. März 1847
    Für 30000 Taler an den Zimmermeister Carl August Sommer verkauft.

    30. März 1856
    Für 60000 Taler an den Kaufmann Albert Wolf verkauft, nach dessen Tod von den Erben am

    13. November 1902
    für 580000 Mark an den Kaufmann Gustav Sponholz zu Charlottenburg verkauft. Als Erbe wird am 28. März 1907 Fritz Sponholz eingetragen.

    30. April 1918 Für 850000 Mark an die OIIG Oppenheim und Söhne verkauft.

    29. Januar 1936
    Im Eigentum der Rheinischen Hypothekenbank. Keine weiteren Eintragungen.


    Front am Pariser Platz. Leider hat der Architekt Kleihues darauf verzichtet das Ziergitter, wie bei Nr. 7, dem Haus Liebermann, zu wiederholen, dies wäre aber nachträglich noch möglich:


    Front zur Friedrich-Ebert-Straße:



    Der erste Bau von 1737 auf dem Stich von Friedrich August Calau, um 1800, links angeschnitten:


    Der Platz wurde unter dem Baurat Friedrich August Stüler umgestaltet und durch ihn 1844-47 entstanden auch die beiden das Brandenburger Tor flankierenden Häuser.

    Pariser Platz 1-3_um 1938:



    Pariser Platz 1-2_Haus Sommer_um 1932:

  • Meines Erachtens sind die Häuser Liebermann und Sommer ein Musterbeispiel für gute städtebauliche Lösungen außerhalb von Rekonstruktionen. Sowas könnte durchaus häufiger Schule machen, immer dort, wo die Vorgängerbauten nicht wahnsinnig wertvoll hinsichtlich der Architektur, jedoch der städtebaulichen Wirkung sind.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Im Vergleich zum Zustand 1989/1990 hat der Platz und seine Umgebung auf jeden Fall wieder deutlich Atmosphäre hinzugewonnen. Man fühlt sich dort sicher nicht unwohl.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • An die Klasse der Vorkriegsbebauung kommen die kritischen Rekonstruktionen dennoch nicht heran. Besonders schlimm ist natürlich die Südseite. Hier wird man in Zukunft mal abreißen müssen, und da hoffe ich auf eine Rekonstruktion. Aber das ist natürlich zeitlich weit vorgegriffen. ;)

  • Weiter geht es mit der Adresse Pariser Platz 2, der US-Botschaft.

    Wer mehr dazu erfahren möchte:

    US-Botschaft


    Eine kleine Chronik des Grundstücks und seiner Gebäude (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):

    12. Februar 1737
    Erbverschreibung an den Grafen Friedrich Ludwig von Wartensleben.

    19. März 1750
    An den Etats- und Kriegsminister Freiherr Carl Ludolph von Danckelmann für 17000 Taler verkauft.

    11. Juli 1764
    für 17000 Taler an den Königlichen Kammerherrn Ludwig Le Duchat de Dorville verkauft.

    13. Oktober 1781
    Mit 18 000 Talern bei der Feuertaxe eingetragen.

    26. Dezember 1803
    Verkauft der Erbe, Premier-Lieutnant von Dorville vom Regiment Gensd'armes - für 46 000 Taler an den Kammerherrn Heinrich Philipp Eberhard Georg Baron von Medem.

    26. April 1804
    An den Königlichen Generalleutnant Franz Fürst von Hatzfeld zu Trachenberg verkauft.

    16. Juni 1807
    Für 100 000 Taler an Carl Wilhelm Ferdinand von Britzke mit Inventarium verkauft. Nach dessen Tod kommt das Besitztum am

    24. August 1812
    zur Versteigerung und wird für 43 000 Taler (Mindestgebot) vom Fürsten Franz von Hatzfeld ersteigert.

    28. Mai 1810
    Für 75500 Taler an den landesherrlichen Fiskus verkauft.

    1. Dezember 1816
    Donations-Urkunde an Leberecht von Blücher, Fürst zu Wahlstatt. Nach dessen Tod am 12. September 1819 werden drei Erben als Besitzer eingetragen:
    1. Franz Joachim, Graf v. Blücher zu Wahlstatt
    2. Gräfin Frederike von Asseburg, geb. von Blücher
    3. Major Gebhard Leberecht, Graf von Blücher zu Wahlstatt. Auszahlung der Miterben für 36000 Taler und alleiniger Besitz von \. und dann Umwandlung in ein Fideikommiß.

    15. Juli 1867
    Allerhöchste Kabinetts-Ordre zur Teilung des Grundstücks sowie Anweisung für einen Neubau in der Königgrätzer Straße, spätestens für das Jahr 1868.

    29. Dezember 1921
    Als Besitzer wird der Bankdirektor Wilhelm Zindim eingetragen, der das Grundstück am

    8. September 1931
    an die Vereinigten Staaten von Amerika zur Nutzung als Botschaft verkauft.


    Ausschnitt aus der Lindenrolle von 1849:


    Ansicht vom Pariser Platz, 2016:


    Pariser Platz 2_US-Botschaft_Carl Richter_erbaut 1869-1871:


    Blick vom Brandenburger Tor zur US-Botschaft, 1940:





    Pariser Platz 2_US-Botschaft_Treppenhaus_1939:


    Ansicht von der Friedrich-Ebert-Straße, 2016:


    Bundesarchiv_Bild_102-10876, Berlin, Amerikanische Botschaft, 1930:



    Bundesarchiv_Bild_183-45400-0005, Berlin, Friedrich-Ebert-Straße, Ruine, 1957:


    1958:


    Ansicht vom Tiergarten aus, 2016:



    Ich wurde übrigens beim Fotografieren mißtrauisch beäugt und auch von einem der Objektschützer abgesprochen und befragt 8)

  • Spreetunnel:
    1. Warum eigentlich stets diese riesigen Abstände/vielen Zeilenumbrüche?

    2.Direkt rechts der ehem. Botschaft an der Ebertstraße befand sich doch diese ominöse Goebbels-Villa, welche offenbar sogar an die ehem. US-Botschaft angebaut war. Weißt/hast du etwas zu dem Gebäude? War das damals ein Neubau? Hier eine Ansicht der Ebertstraße.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Die Ruine war in 1958, also 13 Jahren nach Ende der gefechtshandlungen noch da!!! Dass war bestimmt auch der Fall in 1960, wenn noch tausende van jetzt abgebrochen Altbauten herumstanden und alle Stuck noch an alle Berliner Fassaden war!! In 1960 augte Berlin noch immer nach das Vorkriegs Berlin, weil die Alt Berliner Bauten Atmosphäre heute fast total verschwunden ist, mit der Abbruch von tausende Altbauten und Stuckabschlag an fast jeder Gebäude!!

    Auf Karten sah ich dass in 1960 die meisten Bauten in der Altstadt noch da standen, wie auch Kaufhaus Hertie am Dönhoff Platz, viele Geschäftsbauten in der Leipziger Strasse und wo später die Mauer kam. Schade dass die Allen verschwanden, nicht wieder wiederaufgebaut/rekonstruiert wurden. Es hätte eine Menge Unterschied gemacht wenn die tausend oder so Altbauten heute noch da wären und nicht so viel Stuck, Balkone, Logien und Dachaufbauten beiseitigt würden.........dann war das heutige Berlin nicht so gigantisch weit entfernt von das kunst überfüllte Vorkriegs Berlin, wo jeder gerne herumspazierte um dieses Paradis geniessen zu können.

  • Meines Erachtens sind die Häuser Liebermann und Sommer ein Musterbeispiel für gute städtebauliche Lösungen außerhalb von Rekonstruktionen. Sowas könnte durchaus häufiger Schule machen, immer dort, wo die Vorgängerbauten nicht wahnsinnig wertvoll hinsichtlich der Architektur, jedoch der städtebaulichen Wirkung sind.

    Schön, dass das außer mir noch jemand so sieht. Ich halte die beiden Gebäude für sehr gelungen und für einen absoluten Glücksfall für den Pariser Platz. Sie lehnen sich so deutlich an die historischen Vorgänger an, dass man im Prinzip von einer stark vereinfachten Rekonstruktion sprechen könnte. Ich wünschte, diese Bauten würden Schule machen, denn eine solche stilistische Annäherung an die Vorgänger wäre sowohl für den Dresdner Neumarkt als auch für den Frankfurter Dom-Römer-Bereich eine brauchbare und für Reko-Gegner und -befürworter akzeptable Lösung, und für andere Städte erst recht.

    Aber leider war es danach in Berlin auch schon vorbei mit dem sensiblen Bauen; es wurde immer schlechter - nicht nur am Pariser Platz, sondern auch an dem völlig misslungenen Leipziger Platz; es wird nur noch geklotzt. Das Kleihues-Experiment ist leider gescheitert; dazu beigetragen hat vielleicht auch der Architekt Josef Paul Kleihues selbst, der sich ein paar Jahre nach der Fertigstellung der Häuser "Sommer und Liebermann" schon wieder davon distanziert und sie als "zu historisch" bezeichnet hatte.

  • @Vulgow:

    1.Früher habe ich zu geringe Abstände zwischen den Fotos gehabt, da wurde dies kritisiert, darauf habe ich immer 5 Leerzeilen dazwischen eingetippt, das sah dann ganz gut aus, denn wenn die Fotos zu eng stehen übersieht man doch leicht den Titel dazu.

    Im neuen Forum hatte ich aber neulich den Fall, dass diese Zwischenräume garnicht mehr auftraten, auch wenn ich welche eingegeben hatte. Nun ist plötzlich so eine große Lücke entstanden. Wenn das die endgültige Version der neuen Software ist, werde ich dann die Abstände etwas verringern.

    Auch fiel mir auf, dass wenn ich meine Bildunterschriften in Upload kopiere, diese dann riesengroß erscheinen und ich sie dann jedes Mal auf 12 pt verkleinern muss, auf 10 pt geht gar nicht.

    2. Leider kann ich auch kein Bild von der Goebbelsvilla beisteuern. Aber dieses Gebäude dürfte vielleicht schon vorher da gestanden haben, als Privathaus des Ministers für Ernährung und Landwirtschaft. Wurde vielleicht umgebaut und auch neu gebaut. Hier mal ein Plan von 1936 mit dem rot markierten Grundriss.


    Quelle: L. Demps: Die Wilhelmstraße, Seite 7,

  • Leider kann ich auch kein Bild von der Goebbelsvilla beisteuern. Aber dieses Gebäude dürfte vielleicht schon vorher da gestanden haben, als Privathaus des Ministers für Ernährung und Landwirtschaft. Wurde vielleicht umgebaut und auch neu gebaut.

    Ich habe jetzt doch noch weitere Bilder gefunden. Dann wohl doch ein Neubau (1940/41 unter der Adresse Hermann-Goering-Straße N°20)

    Haus des Reichspropagandaministers

    Textpassage aus dem Buch 'Ortstermin Mitte'

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von Echter Berliner

    Die alten Gebäude sind zwar schön, aber sie passen heute eben nicht mehr zu Berlin.

    Soll das ein Argument für irgendwas oder so sein?

    Also die Zitierfunktion ist ja grottenschlecht, wenn ich das mal anmerken darf.

    Das APH ist ja die AfD der Architekturkritik. :) Man kann ruhig davon ausgehen, daß es Argumente gegen eine Totalrekonstruktion gibt. Die Architektur darf nicht nur mumienartig die Gebäude von vor 100 Jahren widerspiegeln.

    Und: Das ist meines Erachtens genauso falsch wie die Meinungen aus der Linkspartei der Architekturkritk (=DAF :) ). Dort erzählen uns einige modernistische Neurotiker, daß man doch Gebäude von vor 100 Jahren gar nicht vermissen könne, da man da selbst nicht gelebt hat. Diese Leute bringen immer sehr formalistische Argumente, die auf eine tiefe emotionale Gestörtheit schließen lassen. :)

    Aber die Wahrheit liegt eben eher in der Mitte. Eine Totalrekonstruktion des Pariser Platzes würde sich irgendwie unnatürlich und steril anfühlen.

    Ich bin ja gar kein Gegner von Rekonstruktionen oder den Kleihues-Bauten. Nur muß man eben die Jahre seit der Kriegszerstörung miteinbeziehen in einen Wiederaufbau des Pariser Platzes. Was verhältnismäßig gut gelungen ist. Eine echte Rekonstruktion hätte der Platz aber ruhig vertragen können, wie ich schon schrieb. Das hätte vielerlei positive Effekte gehabt.

    Ich finde die DZ-Bank richtig geil, ein ikonischer Bau. Auch das Adlon und sein Gegenüber von Ortner und Ornter sehen sehr gut aus. Das Allianz-Forum und die Franzmann-Botschaft sind okay. Die Akademie der Künste finde ich insofern gut, als sie Abwechslung hineinbringt und den Platz etwas leichter werden läßt bei all dem Stein. Der Kontrast veredelt auch das Adlon.

    Also ich sehe das Berliner Problem viel eher darin, daß man so völlig abgenabelt ist von der historischen Tradition und noch nicht mal ein Mindestmaß an Rückbezüglichkeit hinkriegt. Ein Beispiel für dieses Banausentum wäre der Leipziger Platz. Da stören gar nicht so sehr die modernen Bauten, sondern daß man offenbar völlig die Torbauten vergessen hatte und dort einfach S-Bahnausgänge hingesetzt hat. Und daß man keine minimale Referenz zum alten Wertheim (z.B. eine durchgehende Fassade) hinbekommen hat.

    Schon mit diesen kleinen Zutaten wäre der Leipziger Platz wesentlich genießbarer und berlinerischer geworden. Mir persönlich ist dieser nationale Selbsthaß immer wieder ein Rätsel. Man will sich wohl nicht an unserer Heimat und Tradition erfreuen, weil man dann "rechts" ist oder kein moderner guter Deutscher.

  • Die neue Ami- Botschaft sieht furchtbar aus! Klar existieren enorme Sicherheitsauflagen und was weiß ich alles - aber Ästhetik war offenbar nicht gefragt. Nun steht sie da und wird so bleiben - brrrrrrr disgust:):--):kopfschuetteln:nono:)

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Ich habe jetzt doch noch weitere Bilder gefunden. Dann wohl doch ein Neubau (1940/41 unter der Adresse Hermann-Goering-Straße N°20)
    Haus des Reichspropagandaministers

    Textpassage aus dem Buch 'Ortstermin Mitte'

    Die mir zuvor unbekannte Goebbelsvilla finde ich ästhetisch durchaus ansprechend. An anderer Stelle hätte ich gegen ein Wohnhaus-Bau, der sich an ihrer Ästhetik orientiert, nichts einzuwenden.

  • Nun zu Pariser Platz Nr. 3, der heutigen DZ-Bank. Vor dem Krieg gab es hier das Casinogebäude von 1878-80,

    Dazu mehr bei Wikipedia:

    DZ-Bank

    DZ-Bank um 2005:


    DZ-Bank bei Nacht in der Vorweihnachtszeit, 2007:


    Pariser Platz 3_Casinogebäude des I. Garderegiments zu Fuss_erbaut 1878-80 von v. Stralendorf, Rosemann & Jacob_BfAuK_1896:


    Die Ruine des Cainogebäudes nach 1945:


    Panorama der Südseite des Pariser Platzes:


    Blick vom Brandenburger Tor, 2016:


    Blick von der DZ-Bank zum Brandenburger Tor, 2016:



    Kleine Geschichte des Hauses (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):

    20. Februar 1737
    Erbverschreibung an den Geheimen Rath und Hofmarschall Johann Georg von Geuder, genannt Rabensteiner. Nach dessen Tod im Besitz der Erben.

    17. Juli 1759
    An Frau Caroline Maria Elisabeth v. Geuder, geb. Daum samt den Möbeln für 27 000 Taler verkauft. Durch Erbschaft dann im Besitz der Familie Daum.
    25. Oktober 1781 Für 20 000 Taler an den Commerzien-Rath Johann August Daum.

    1792
    Der General der Infanterie und Geheime Staats- und Kriegsminister Friedrich Wilhelm v. Rohdich erwirbt Grundstück und Haus mit allen Möbeln für 36 500 Taler. Von diesem

    1796
    zusammen mit einer namhaften Summe dem Königlichen Grenadier-Garde-Bataillon zu Potsdam testamentarisch vermacht.

    12. April 1810
    In einer Königlichen Kabinetts-Ordre wird als »Nachfolger des aufgelösten Garde Bataillons zu Potsdam der Militär-Fiskus, vertreten durch das Königliche Erste Garde-Regiment zu Fuß in Potsdam« bestimmt und dies am 12. Mai 1872 eingetragen.

    1878 wird das Haus abgerissen und ein Neubau errichtet.

    17. Juli 1880
    Der »von Rohdichsche Legatenfonds zu Berlin« erhält seine Bestätigung und wird als Eigentümer eingetragen.


    Die Erstbebauung des Pariser Platz 3, Foto von F. A. Schwartz, um 1865:


    Blick vom Reichstag auf die Dachlandschaft der DZ-Bank, gescanntes Dia von 2000:


    Mit etwas besserer Qualität aus bildindex.de:



    Der Innenhof der Bank, von mir, Dia gescannt von 2002:



    Die Rückseite des Gebäudes an der Behrenstraße mit Blick auf das Holocaust-Mahnmal, 2016:



  • Moderne Architektur, gut. Mich erschlägt sie etwas, wirkt kühl (kalt) und sehr sachlich. Die ganze Front am Pariser Platz wirkt glatt, besonders die Dächer der neuen Gebäude. Aber alles Geschmacksache.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Nun zum Haus Pariser Platz Nr. 4, der Akademie der Künste:

    Südseite des Platzes:


    Das Akademiegebäude, fertig gestellt 2005, Entwurf des Architekten Günter Behnisch:


    Informationen bei Wikipedia:

    Akademie der Künste

    Die barocke Bebauung, Palais Meyer-Rieß, Lindenrolle 1820:

    Das Gebäude, von Eduard Knolauch, das von 1857 bis 1945 hier stand, ab 1907 als Akademie der Künste genuntzt:

    Impressionen des Foyers:

    Der Prometheus, der den Bombenkrieg eingemauert überstanden hat:

    Die Rückseite des Gebäudes zur Behrenstraße:

    Weitere Informationen über das Grundstück (aus Laurenz Demps: Pariser Platz, Henschel-Verlag):


    22. Februar 1737
    Grundbrief an Meyer-Ries: »... hat der Schulz-Jude und Hoff-Agent Meyer-Riess Haus, Hoff, Remise, Seitengebäude und Garten seihst erbaut.«

    6. August 1760 Für 8 500 Taler an Caroline Marie von Labes, geb. Daum verkauft.

    1771
    Notiz in den Akten: »Die Frau Geheimen Räthin von Labes unier den im Quarre, ist bisher noch gar nicht in dem Hypotheken-Buch des Hofgerichts eingetragen gewesen. Da aber unstreitig unter dessen Jurisdiction erbaut worden ist, so soll die Eintragung nun mehro geschehen.« Aus dem weiteren Text ergibt sich, dass der Grundbrief verloren bzw. nicht auffindbar gewesen ist. Nach dem Tode von Meyer-Ries hatte nach dieser Notiz die Witwe und nach deren Tode die Kinder geerbt.

    1771 Mit 4000 Talern bei der Feuersozietät eingetragen.

    10. März 1810
    Eröffnung des Testaments von Caroline v. Labes. Es erben der an Kindes statt angenommene Königliche Legations Rath, Hans Freyherr von Labes, Graf Schlitz genannt, zu 50 % und die Kinder der verstorbenen Tochter, der Königliche Kammerherr Carl Otto Ludwig und Carl Joachim Ludwig Friedrich von Arnim zum anderen Teil. Insgesamt handelte es sich um eine reiche Erbschaft, bei der das Grundstück nur ein Teil war.

    6. Dezember 1814
    Für 22000 Taler an den Hofmaler Johann Friedrich Tielcker verkauft.

    30. September 1815 Bei der Feuertaxe mit 21850 Taler eingetragen.

    30. März 1816
    Für 32000 Taler an den Prinzen August von Preußen (bisher Wilhelmstraße Nr. 65 wohnhaft): Nach dessen Tod sind Erben der Kammerherr und Hofmarschall August Eduard von Waldenburg, seine drei Schwestern und andere Personen.

    Datum unbekannt
    Prinz Ferdinand Wilhelm Heinrich August von Preußen erwirbt das Palais. Nach dessen Tod werden Palais und Grundstück nebst allem Zubehör für 62 000 Taler an Ludewig Deodoturus Erdmann Alexander Ferdinand, Prinz zu Schoenaich-Carolath verkauft.

    12. April 1865
    Für 72000 Taler an den Königlichen Geheimen Staatsminister Adolf Heinrich, Graf von Arnim-Boitzenburg verkauft.
    1886

    Besitzer wird die Erbengemeinschaft der Erben des letzteren, bestehend aus sechs Personen.
    16. April 1902
    Kür 3 250000 Mark an den Königlichen Fiskus verkauft, um den Sitz der Preußischen Akademie der Künste hierher zu verlegen.


    Einige Fotos von früher:

    Sitzungssaal der alten Akademie:

    Der Thronsaal:


    Und zum Schluss ein Panorama des Pariser Platzes mit der Akademie ganz links:


    Alle neueren Fotos von mir, vom 7. 2. 2016

  • Sind nicht in den Neubau einige historische Säle integriert worden, die den Krieg und die DDR überlebt haben?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)