• Herrgott, dieser bundesdeutsche Wiederaufbau...

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • daß es vor den Zerstörungen des Bombenkrieges noch mehrere Bereiche der Altstadt gab, die - ebenso wie der Schnoor - von aus den Zeiten von Mittelalter bis zum frühen 19. Jahrhundert stammenden Kleinhäusern geprägt waren

    Ganz recht, lieber Pagentorn.

    Die Böttcherstraße war vor dem Ankauf Roslius' auch so ein mittelalterlicher Straßenzug. - Ein erbärmlicher Straßenzug zwar, wie Zeitgenossen aussagten, doch können wir dies wohl nicht wirklich nachweisen. Es sei denn, du hast in deinem Archiv vielleicht noch ein Foto von damals von vor dem Umbau.

    Hier noch zum Vergleich zwei Ansichten der Tiefer 'über die Weser hinweg':


    Angesichts dieser Fotos frage ich mich, wie lange wir uns noch an den Weser-Arkaden/Tiefer Arkaden erfreuen können. Die überfällige Sanierung lässt weiter auf sich warten.

    Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht so lange gammeln wie die 'Seute Deern'. Die wird ja derzeit abgewrackt
    Den Arkaden möge dieses Schicksal erspart bleiben.

  • Ganz recht, lieber Pagentorn.

    Die Böttcherstraße war vor dem Ankauf Roslius' auch so ein mittelalterlicher Straßenzug. - Ein erbärmlicher Straßenzug zwar, wie Zeitgenossen aussagten, doch können wir dies wohl nicht wirklich nachweisen. Es sei denn, du hast in deinem Archiv vielleicht noch ein Foto von damals von vor dem Umbau.

    Angesichts dieser Fotos frage ich mich, wie lange wir uns noch an den Weser-Arkaden/Tiefer Arkaden erfreuen können. Die überfällige Sanierung lässt weiter auf sich warten.

    Es bleibt zu hoffen, dass sie nicht so lange gammeln wie die 'Seute Deern'. Die wird ja derzeit abgewrackt
    Den Arkaden möge dieses Schicksal erspart bleiben.

    Die Arbeiten haben vor ein paar Tagen begonnen.

  • Die Innenstadt Bremens ist die nach 1945 am meist versauten Innenstadt Deutschlands. Die Innenstadt Bremens kam relativ heil von "Bomber" Harris ausgefühte Zerstörungs Offensive gegen Deutsche Innenstädte, Bürger und ihre Wohnhäuser. Leider wurde nach 1945 fast alles von Idioten unumkehrbar zerstört. Ein wunderbarer Innenstadt ging fast völlig verloren.

  • Na ja. Irgendwann müssen ja wieder bessere Zeiten kommen. Nur kein so ursianischer Kulturpessimismus, der steht dir nicht!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Jahrzehntelang wurde auf Funktionstrennung gesetzt, die Innenstädte als reine Konsum- und Büro-Unplätze missbraucht. Es kann nur eine Zukunft für die Innenstädte geben, indem man sich auf die klassische Nutzungsmischung aus leben, wohnen, arbeiten und einkaufen besinnt. Die Innenstadt muss wieder werden, was sie bis zum Zweiten Weltkrieg war: das unangefochtene Zentrum einer Großstadt, lebendig, vital und nachhaltig in ihrem ganzen Wesen.

  • Nutzungsmischung aus leben, wohnen, arbeiten und einkaufen besinnt

    Das klingt mir doch sehr stark nach altbackenen Immobilien-Invest-Marketing.

    Die Innenstadt muss wieder werden, was sie bis zum Zweiten Weltkrieg war: das unangefochtene Zentrum einer Großstadt, lebendig, vital und nachhaltig in ihrem ganzen Wesen.

    Das ist sehr geschichtsverklärend, denn für die Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg galt für Bremen:

    Armenviertel im Zentrum der Großstadt - die, zugegeben, sehr lebendig waren; besonders lebendig waren Ratten und Filzläuse. Nachhaltig auch der Gestank, der durch die Gassen bis zum Dom zog...

    Rotlichtviertel im Zentrum der Großstadt - das, zugegeben, durchaus als vital zu nennen wäre...

    Die Innenstadt in Bremen vor dem Zweiten Weltkrieg war eben nicht nur Glanz und Gloria.

    Von daher wäre es besser zu differenzieren, wenn die Innenstadt Bremens von vor dem Zweiten Weltkrieg als Maßstab oder Vorbild für die Großstadt der Zukunft stehen soll...

  • Es ging "Grimminger" darum, die modernistische Teilung der Städte in Funktionsareale (Schlafstadt, Shopping-Areal, Büro-Gewerbegebiet) zu durchbrechen. Darin ist ihm vollumfänglich zuzustimmen, denn diese "Monokulturen" sind für die Verödung weiter Stadtareale verantwortlich.

  • Nur kein so ursianischer Kulturpessimismus, der steht dir nicht!

    Was mir steht und was nicht, entscheide Gott sei Dank immer noch ich. Müsste doch außerdem Begeisterungsstürme hier auslösen, dass die "Fake-Reko" der Essighausfassade nicht kommt, wenn ich mich recht entsinne an die Diskussionen, die hier darüber 2018 geführt wurden?

  • Das klingt mir doch sehr stark nach altbackenen Immobilien-Invest-Marketing.

    Warum diese ätzende Schärfe? Darf man heute nicht mehr das Phänomen, das dereinst als "City-Bildung" bezeichnet worden ist, kritisieren? Was genau soll an dem Grimmingerschen Postulat der Nutzungsmischung auszusetzen sein? Das gibt es tatsächlich noch und es funktioniert. Dass dies gerade Immobilien-Haie vertreten und fördern, wäre mir andererseits eher neu.

    Die Innenstadt in Bremen vor dem Zweiten Weltkrieg war eben nicht nur Glanz und Gloria.

    Nun, das trifft auf gar viele erhaltene Altstadtviertel in dieser Zeit zu.

    Man vergleiche den Wiener Spittelberg, das vom Hurenviertel zu einer kleinen Nobelaltstadt wurde. Siehe dgg hier:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Magdalenengrund - diese Vorstadt hat es nicht geschafft.

    Dass gewisse alte Vierteln gerade von Hafenstädten nicht pipifein waren, liegt in deren Natur. Aber das wäre kein Grund gewesen, warum sie sich nicht in der heutigen Zeit hätten mausern sollen... Italienische Städte wie Marseille haben das im Gegensatz zu Marseille eher hingekriegt. Im Falle des (altstadtmäßig) wohl kleineren Bremens waren Krieg, Wiederaufbau und Globalisierung dieser Entwicklung natürlich nicht förderlich, aber das heißt ja nicht, dass man gewissen Entwicklungen nicht in Frage stellen darf, ohne als Art Armutsromantiker angesehen zu werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was mir steht und was nicht, entscheide Gott sei Dank immer noch ich. Müsste doch außerdem Begeisterungsstürme hier auslösen, dass die "Fake-Reko" der Essighausfassade nicht kommt, wenn ich mich recht entsinne an die Diskussionen, die hier darüber 2018 geführt wurden?

    Der erste Satz ist nicht so ganz richtig. Was einem steht oder nicht, ist etwas anderes als was einer zu tun hat oder nicht. Bei der ersten Frage darf jeder mitquatschen, bei der zweiten natürlich nicht. Was die Bitterkeit der letzten Bemerkung betrifft, so ist diese gut nachzuvollziehen. Allerdings hat es hier auch starke Befürwortung des Jacobs-Entwurfs gegeben, und dies nicht allein von meiner Seite.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Balgequartier ist ja mehr als die Fassade des Essighauses. Wieso sollte die gesamte Planung jetzt abgeblasen werden? Etwa wegen der Covid-19? Dieses Virus dürfte bis Jahresende seinen Schrecken weitgehend verloren haben und das Leben in den Städten wieder einziehen.

    Außerdem wird auch in Zeiten des Lockdown kräftig Kaffee konsumiert. Die Firma Jacobs steht sicher nicht kurz vor der Insolvenz. Im Juli 2020, noch nicht so sehr lange her, erschien ein Artikel im Weser Kurier. Daraus folgendes Zitat.

    (...) 100 Millionen für das Balge-Quartier

    Christian Jacobs wird in den nächsten Jahren in weitere Gebäude investieren. Das Gesamtvolumen liegt nach seinen Angaben bei rund 100 Millionen Euro. Entwickelt werden in dieser Reihenfolge die historische Stadtwaage gleich hinter dem Johann-Jacobs-Haus, in die unter anderem ein Restaurant einzieht. Das Essighaus direkt daneben, das mit Ausnahme der Fassade abgerissen wird, um einem Neubau zu weichen. Und das Kontorhaus am Markt 100 Meter weiter die Langenstraße hinunter. Jacobs bezeichnet seinen Plan als „Handlauf zur Weser“. Er hat auch einen Namen für die Gegend, in der er sich engagiert: Balge-Quartier. (...)

    So lange es nicht offiziell für tot erklärt wird, glaube, oder hoffe ich noch auf die Umsetzung der Planungen.

  • Die Bremer Innenstadt bricht gerade vollkommen zusammen.

    Könntest Du das mal anschaulich machen. Abgesehen von geschlossenen Läden, würde mich interessieren, wie sich dieser Zusammenbruch genau äußert.