• Gegner dieses Rekokandidaten

    Na ja, dass irgendwelche Architekten (und eventuell Denkmalschützer) da lieber einen der üblichen Neubauten hinstellen würden, ist wohl klar. Das ist das Erwartbare. Aber ich kann mir wenig vorstellen, dass das dort "endlose und zermürbende Debatten" a la Bauakademie Berlin geben wird. Letztlich ist Bautzen Provinz, und das interessiert die üblichen "Gegner" in der Regel herzlich wenig. Die würden ihre Energien auch nicht in die Diskussion um die Rekonstruktion eines Stadtmauer-Türmchens in Kleinkleckersdorf verschwenden. Denen geht es um die zentralen Symbolareale in den deutschen Großstädten, und die Bauakademie liegt nun mal im Zentrum der Republik.

    Dass es beim Wendischen Haus eine Diskussion um Kosten geben könnte oder darum, ob der Bau ins Ensemble passt, ist natürlich eine andere Sache. Aber da geht es dann um konkrete Fragen der Umsetzung, nicht das übliche ideologische Gezänk.

  • (...) Ist es denn so schwer mal was Neues zu wagen und moderne Architektur zu fordern. (...)

    Bei den Kommentaren fehlen mir wirklich manchmal die Worte. Man fragt sich, ob solche Leute mit verbundenen Augen durch die Stadt laufen. Als würde im Städtebau nicht seit Jahrzehnten etwas Neues gewagt, was sich dann regelmäßig als Reinfall entpuppt.

    Dieser Torsten unterstellt zudem auch noch, daß nur grauhaarige alte Leute sich die frühere Architektur zurückwünschen und fragt am Ende, wer oder was eigentlich Stadtbild Deutschland ist.

    Was soll man dazu noch sagen?! Mit solchen Gesellen wird man sich leider bei jedem Rekoprojekt rumschlagen müssen.

  • Und dieser anschl. Julius schreibt: "Nicht Bauen. Die Stadt braucht das Geld für andere wichtigere Sachen".

    Aber ohne diese anderen wichtigen Sachen zu benennen.

    Ja,ja, das sind dann immer diese gleichen Totschlagargumente die man sehr oft liest und hört, wenn solche Leute statt sachlich begründete Gegenargumente liefern dann nur noch das immer selbe Totschlagargument als einen Satz absondern.

  • Zur möglichen Rekonstruktion vom Wendischen Hauss, werden mit Sicherheit sich bald Gegner dieses Rekokandidaten formieren. (...)

    Ich mag deinen ganzen Beitrag nicht zitieren - lass doch dieses pessimistische Rumgejammer. Fast jeder Beitrag von dir ist so. Wer das Schlimmste erwartet, kreirt es auch gleich mit.

    Stattdessen mE viel sinnvoller: konstruktive Vorschläge einbringen, wie ein solches Projekt möglich wird. Leserkommentare pro Schönheit in den lokalen Medien und bei facebook ergänzen. Kontakt mit Engagierten vor Ort aufnehmen und diese bestärken und unterstützen. Die lokalen Entscheider kontaktieren und zu proaktiven Unterstützern der Stadtschönheit machen.

    Und am einfachsten: hier im Forum anstatt entmutigender eher bestärkende Kommentare verfassen. :*<3

  • Hier paar aktuelle Sanierungseindrücke aus der Seidau. Läuft auf Hochtouren dort.

    Seidauer Straße 37 und 44/Branntweingässchen

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22


    Seidauer Straße 6 - vom Bürgermeister a.D. höchstselbst in Besitz und saniert und dem Vernehmen nach dort auch wohnen wollend.

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22


    Nachsanierung Spreegasse 13 (?) und Fertigstellung Kantinenbau am Spreebogen, ehemals Werksgelände

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22


    Und Baumpflanzungen am Protschenberg. An die 30 Bäume sind dazu gekommen. Die meisten sind Winterlinden.

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22

    Bautzen Seidau 10/22

    Seidauer Straße 45 und 49 sind dem Vernehmen nach auch verkauft worden und werden grad gesichert. (keine Fotos)

  • Danke RobBerg für die interessanten Fotos. Zum Thema möchte ich noch einige Infos ergänzen.

    Von RobBerg vorgestelltes Sanierungsprojekt:

    Offizielle Angaben (Quelle: Kulturdenkmalliste)

    Seidauer Straße Nr. 37

    Wohnhaus mit seitlichem Anbau, in halboffener Bebauung

    Datierung 1808

    Baugeschichtlich und straßenbildprägend von Bedeutung, Mittelbetonung durch breites, rundbogiges Portal mit Zackenornament, Treppenaufgang mit originalem Geländer

    Und hier eigene Fotos vom April 2021:

    Am linken Bildrand des letzten Fotos sieht man ein Gebäude mit einem geometrisch sehr markanten Giebel. Hier die Angaben aus der Kulturdenkmalliste:

    Seidauer Straße 33a

    Alte Scheune mit sehr spitzem Giebel, Stützpfeiler

    Datierung: 15. Jhd.

    Baugeschichtlich, wirtschaftsgeschichtlich und platzbildprägend von Bedeutung, asymmetrischer Baukörper, Naturstein (teilweise neu verputzt)

    Ein paar Fotos vom April 2021:

    Aufnahme von 1931:

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/haupt…log_0402373.jpg


    Zitat von RobBerg

    Seidauer Straße 45 und 49 sind dem Vernehmen nach auch verkauft worden und werden grad gesichert. (keine Fotos)

    Das hier dürfte die Nr. 45 sein (Fotos vom April 2021)

  • Super-Nachricht zu den Schwesterhäusern (übrigens ein ziemlich großer Gebäudekomplex). In dem von DarkVision verlinkten SäZ-Artikel hieß es:

    Zitat von Sächsische Zeitung

    Dazu sind Sanierungsmaßnahmen nötig, vor allem Dachdecker- und Zimmererarbeiten.

    Das folgende Luftbild gibt eine Vorstellung von der Größe und belegt auch, dass Sanierungsarbeiten gerade an den Dächern sehr dringend notwendig sind:

    Luftbild

    Nachfolgend einige Fotos von den Häusern – wirkt alles noch sehr original (Quelle wikipedia).

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120704738

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120704732

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120702539

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120702525

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120702557

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120704570

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120704594

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120702562

    Von Bybbisch94, Christian Gebhardt - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=120702528

  • Gestern wurden mir 2 ganz aktuelle Fotos von den beiden (zuletzt stark gefährdeten) Bürgerhäusern *Innere Lauenstraße Nr. 8 und 10* zugeschickt. Nur zur Erinnerung: Kurz nach Beginn der Sanierung im Jahr 2006 (zweitausendsechs, kein Tippfehler) kam es hier zum Einsturz eines im Hofbereich gelegenen Treppenhauses. Seitdem schwelte ein Rechtsstreit über die Schuldfrage, während die Häuser immer mehr verfielen. Vor einiger Zeit hieß es dann, der Eigentümer würde bald Sicherungsmaßnahmen durchführen. Das erfolgte auch, aber eben nicht nur - hier der aktuelle Anblick der Fassaden:

  • Tja Heimdall, mir schoss sofort die gleiche „dumme Frage“ durch den Kopf – Ist DOCH schon saniert worden?

    Ich habe leider keine andere Informationsquelle als die Lokalpresse (Sächsische Zeitung) und dort war zuletzt mehrfach zu lesen: Der Investor führt nunmehr Sicherungsarbeiten durch. Ende 2020 begannen Arbeiten an den beiden Dächern, diese wurden vollständig erneuert, incl. Dachstuhl. Soweit ich das beurteilen kann, wurde dabei der originale Zustand hergestellt. Andere größere Maßnahmen sind mir nicht aufgefallen, aber ich bin nur sporadisch in Bautzen und dann auch nur am Wochenende, wenn nicht gearbeitet wird. Sobald ich mehr erfahre, werde ich es kundtun.

    Bei aller Erleichterung darüber, dass die wertvollen Vorderhäuser gerettet sind – die Freude ist nicht ungetrübt. Das harmonische Ensemble der Hofbebauung gibt es nicht mehr, alles weg (sukzessive eingestürzt und abgetragen). Hier einige Fotos:

    So sah das mal aus, eine Aufnahme aus den 1960er Jahren (der helle Baukörper am linken Bildrand)

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hei-mf/0003000/df_hei-mf_0003460.jpg

    Im Luftbild erkennt man die Baukonturen besser, zur Auffindung orientiere man sich am Lauenturm rechts unten.

    https://fotothek.slub-dresden.de/fotos/df/hauptkatalog/0735000/df_hauptkatalog_0735801.jpg

    Zustand im August 2011 (der „Erst“-einsturzbereich ist gelb umrandet)

    Von Slick - Eigenes Werk, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16305308

    (Originalfoto verkleinert, farbige Markierungen von mir)

    Analoger Zustand (mit Ersteinsturz), aber schon Anfang 2007 aufgenommen

    Zustand nach weitgehendem Abriss der Hofbebauung (2018?)

    Zustand November 2020

    Zustand April 2021


  • In der Kolonie Kleinwelka wird das 1770 erbaute, spätbarocke Schwesternhaus mithilfe von Fördermitteln saniert.


    Zitat

    Das unter Denkmalschutz stehende Gebäudeensemble Schwesternhaus gehört zu den sogenannten Chorhäusern – typische Gemeinschaftsbauten der Herrnhuter Siedlungen. Die Anlage in Kleinwelka sei „das letzte authentisch bewahrte Chorhausensemble einer Herrnhuter Koloniegründung in Deutschland“.

    Ehemaliges evangelisches Schwesternhaus in Bautzen wird saniert


    Zinzendorfplatz 7 Kleinwelka

    Dr. Bernd Gross, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Jetzt wird es spannend, wie es mit der benachbarten "Alten Posthalterei" weitergeht, die für das ursprünglich geplante Lauencenter abgerissen werden sollte? Hab dazu noch nix gefunden.

  • Ich habe mir heute die Ausstellung mit den Wettbewerbsentwürfen "Sorbisches Wissensforum" angeschaut. - Ich habe nur ein paar wenige schlechte Handyfotos gemacht und hatte auch nicht viel Zeit. Zudem gehe ich davon aus, dass spätestens in 2 Wochen die Entwürfe online hochgeladen werden, so dass ich hier erstmal keine Fotos einstelle. Trotzdem erstmal ein paar Grundinformationen von mir.

    Zum Verständnis des Baufeldes lohnt sich immer noch der Strang "Bautzen- Abrissplanungen wegen Lauencenter", den ich vor 12 Jahren mal hier eingestellt habe und auf dessen Fotos ich hier teilweise verweisen will. Bautzen - Abrissplanungen wegen Lauencenter

    Wichtig ist zu wissen, dass nur ein Teil der Grundstücke des ehemaligen Lauencenters teil des Wettbewerbs waren. Das unmittelbare Eckgrundstück an der Vogelkreuzung gehört weiterhin einem anderen Investor und wird aktuell noch nicht beplant. Das kann dann später noch gut werden oder schlecht werden, fest steht jedenfalls, dass es keine Monsterstruktur wie das ehemals geplante Lauencenter geben wird. Puh – Glück gehabt. :)

    Zum Ausschreibungsgebiet gehören die Häuser Äußere Lauenstraße 7, Äußere Lauenstraße 9 (Denkmal), alle Häuser an der nördlichen Seite der Goschwitzstraße von der Goschwitzstraße 1 (Denkmal), Goschwitzstraße 3 (Radeberger Bierstuben), Goschwitzstaße 5, Baulücke bis hin zu Alten Posthalterei Goschwitzstraße 9, Lauengraben 8 und ein kleines Grundstück westlich davon und insbesondere der "Innenhof" zwischen Lauengraben 8 und alter Posthalterei. vgl. dazu Seite 1 vom Lauencenter Thread.

    Zuerst das allerwichtigste und superpositive, was bereits bei der Auschreibung klar war, aber vielleicht noch nicht jeder weiß. ALLE denkmalgeschützten Gebäude bleiben erhalten – Und darüber hinaus! Das heißt – alle Gebäude an der Goschwitzstraße sollen erhalten bleiben- auch z.B. Die Radeberger Bierstube, die nicht denkmalgeschütz ist. Kein einziger Entwurf hat sich darüber hinweggesetzt, alle Darstellungen der Goschwitzstraße haben sanierte Häuser Alte Posthalterei (inklusive schön erhaltenen Dachgauben), Goschwitzstraße 1 und Äußere Lauenstraße 9 gezeigt. Manche Entwürfe (unter anderem der Siegerentwurf) hatten keine Darstellung zur Goschwitzstraße haben aber textlich beschrieben, dass diese Häuser erhalten bleiben. - Die Radeburger Bierstuben und das gleichartige Nachbargebäude waren nicht teil der Ausschreibung, werden aber überall als erhalten dargestellt, die Radeberger Bierstuben sind mittlerweile zumindest was das Dach angeht auch schön saniert worden.

    Die Äußere Lauenstraße 7 fällt fast immer dem Abriss und einem neuen Baukörper zum Opfer, aber ganz ehrlich, um das Gebäude ist es nicht wirklich schade. Es ist das grüne Haus im ersten Post #1zum Lauencenter. Hier haben fast alle Entwürfe eine im Raumprogramm geforderten Veranstaltungsraum für die Verwaltung des Sorbischen Wissensforums untergebracht.

    Dadurch, dass hier das Baufeld endet, wird auch der Verlust des letzten Denkmals Äußere Lauenstraße 5, was ich im Lauencenter Thread damals in den #6 bis #8 ausführlich auch mit Innenfotos dargestellt hatte, extrem unwahrscheinlich. - Also nochmal – alle wichtigen Gebäude bleiben erhalten und/oder werden voraussichtlich saniert.

    Dann ein Wermutstropfen für einige. Die Rekonstruktion des historischen Hauses der Sorben wird, auch durch die Situation mit verschiedenen Grundstücksbesitzern meiner Ansicht nach nahezu unmöglich. - Ich muss persönlich hier aber sagen, dass ich da nicht allzu traurig bin, dass Ding war schon ein gewaltiger Klopper, der sich damals Null um sein historisches Umfeld gescherrt hat und an dieser Stelle wirklich unpassend war – wenn es noch da wäre, klar wäre ich froh und für einen Erhalt, aber rekonstruieren würde ich es nicht (wenn man es doch täte, hätte ich natürlich auch nichts dagegen), da gibt es in Bautzen zig andere potentielle Rekonstruktionsprojekte. - Außerdem sind mir persönlich die vorgründerzeitlichen Häuser an der Goschwitzstraße, die noch da sind, um ein vielfaches wichtiger. Aber trotzdem – wer hier auf eine Rekonstruktion gehofft hat – ich halte es für extrem unwahrscheinlich. Ich bin mir aber nicht hundertprozentig sicher, ob es nicht theoretisch doch noch vor das Projekt passen würde und somit theoretisch möglich wäre.

    Jetzt meine Einschätzung zu den Entwürfen. Meiner Ansicht nach ist der Siegerentwurf auch der beste Entwurf, es gab noch zwei oder 3 andere Entwürfe die ich okay bis gut fand (vielleicht habe ich in der Kürze der Zeit auch den einen oder anderen Entwurf zu wenig Wertschätzung entgegen gebracht - es gab durchaus einige nette Ansätze den Bestand kleinteilig zu ergänzen. Die Preise 2 und 3 finde ich aber persönlich VIEL schlechter als den Siegerentwurf. Zudem macht das Bogevischs Buero insgesamt einen eher guten Eindruck, z.B. In diversen Äußerungen der maßgeblichen Architekten, die mehrfach ihre Wertschätzung für historische Bausubstanz geäußert haben, z.B. hier Münchner Architekt: Ein schönes Gebäude? Da muss man schon lange suchen | Abendzeitung München (abendzeitung-muenchen.de) Der Siegerentwurf ist neben einen anderen Entwurf (den ich vom ersten Eindruck auch ganz interessant fand) der einzige Entwurf, der das Gebäude Lauengraben 8 (nicht denkmalgeschützt) zusätzlich erhält, mir persönlich gefällt auch die Formensprache ganz gut. (Aufgreifen der Elemente Durchgangsbogen und Satteldachlandschaft). Außerdem ist die Raumnutzung vom ersten Eindruck her gelungen, z.B. wird der gewölbte Bereich im EG der Posthalterei als zuschaltbarer Veranstaltungsraum genutzt. Einige Entwürfe hatten in den Räumen nur sinnlose Nebenfunktionen untergebracht, z.B. Server und Technikräume und einmal im Raum mit dem schönen Gewölbe sogar den Müllraum. Zudem wird die Posthalterei würdig frei stehen gelassen - nördlich der Posthalterei ist ein sogenannter "Gastronomieinnenhof" vorgesehen. Es wird also nicht irgendein neuer Baukörper an den Bestandsbau drangeklatscht. Zitat vom Entwurf: "Ziel des Entwurfes insgesamt ist es einen möglichst hohen Anteil des Bestandes zu erhalten."

    Insgesamt bin ich mit der Entscheidung der Jury für diesen Entwurf mehr als zufrieden. Es bleiben aber ein paar Fragezeichen. Der Siegerentwurf ist meiner Ansicht nach noch besonders wenig ausgearbeitet, da kann sich noch viel zum Guten, aber leider auch zum Schlechten entwickeln bei der Ausführungsplanung. Ein weiteres Fragezeichen ist für mich wie man die Tiefgaragenzufahrt (an der Stelle der Baulücke Goschitzstraße lösen will, so eine Zufahrt sieh oft extrem hässlich aus – hier müssen die sich noch was einfallen lassen.

    Auf alle Fälle lohnt es sich dieses Projekt auch in Zukunft weiter zu verfolgen. Es ist mit Abstand das interessanteste aktuelle Projekt in Bautzen und gehört sicher zu den spannendsten aktuellen Projekten in Sachsen überhaupt.

  • Danke für deine Zusammenfassung und Erläuterung. Hat mir geholfen, das Projekt besser zu verstehen und ich schließe mich deiner Meinung und Einschätzung dazu an.

    Freu mich auch drauf und vor allem, dass die Ecke nach sooooo vielen Jahren endlich etwas Fassung bekommt. Wenn auch nicht ganzheitlich. Wär wunderbar, wenn sich das am Eckgrundstück fortsetzen würde.

    Auch ich bin Reko-Fan, gehe aber mit, dass aufgrund der Ausgangslage etwas utopisch für das Haus der Sorben wäre. Vielleicht kommt ja wenigstens mal die Ecke, aber wenn das von privat getan werden sollte, wirds wohl eher nichts. Man kann nur hoffen, dass dem ganzen später kein dämlicher Investorklopper entgegengesetzt wird: ewig hoch, als Kubus und in Glas. Das wär dem noch zuzutrauen und leider gut begründbar.

    Aus reiner Neugier: welche Rekoprojekte wären denn in Bautzen nötig und denkbar? Mir fällt da auf Anhieb nichts ein. Außer vielleicht der Turm am sorbischen Ensemble/Friedensbrücke.

  • Ich muss zugeben, meine "zig anderen Rekoprojekte" waren nun auch etwas übertrieben. - Die klassischen Rekokandidaten in Bautzen sind ja immer die gleichen: Erstens der Wiederaufbau des Reichentores, das war in den letzten 30 Jahren immer mal wieder Thema und wurde auch immer mal wieder auch von diversen Stadtratsfraktionen gefordert. Allerdings gingen jüngere Forderungen eher in Richtung einer Neuinterpretation, aber eben auch die Rekonstruktion des Zustandes um 1900 war immer mal wieder Thema. Siehe hier Reichenturm . Aber ja - das war auch nicht mehr der grandiose Torbau aus dem Mittelalter, sondern eine abgespeckte Variante, die allerdings erst 1968 abgerissen wurde, weil provisorisch die Hauptverkehrstrasse über die Reichenstraße verlegt wurde, was man sich heute beim besten Willen kaum noch vorstellen kann.

    Des weiteren war immer mal wieder die Aufstockung/ Erhöhung der Stadtmauer im Bereich Matthiasturm auf ihre originale Höhe Thema. Es gab sogar Überlegungen zur Rekonstruktion der St. Georgs-Kapelle im Matthiasturm, aber das wäre wohl eher ein Projekt für die Zeit um 1900 gewesen.

    Ein relativ gutes Projekt wäre die Rekonstruktion der historischen Dachlandschaft des Gewandhauses, welche 1976 bei einem Brand des Dachstuhles vernichtet und vereinfacht aufgebaut wurde. Gewandhaus Meines Wissens nach gibt es auch gute Unterlagen zum zeitgleich zerstörten Bürgersaal. Wenn beides nicht ein Produkt der Neorenaissance sondern älter wäre, stünden hier die Chancen sicher besser.

    Einen erheblichen Aufwertungseffekt hätte es wenn einige Häuser in der Reichenstraße insbesondere im Erdgeschoss ihren Originalzustand zurück bekommen würden - da sind einige Erdgeschosse von sonst prächtigsten Barockbauten stark verschandelt worden.

    Ansonsten fände ich es wichtig, dass die Baulücke in der Wendischen Straße, die auch erst nach der Wende entstanden ist, historisch oder historisierend geschlossen würde, die Lücke ist an der Stelle recht schmerzhaft.

    Mich würde zudem sehr interessieren, wie die Ecke Heringstraße, Siebergasse, die heute eine Baulücke ist, historisch aussah. Davon habe ich noch kein Bild gesehen.

    Langfristig ist natürlich zu hoffen, dass das Lauencenter irgendwann mal abgerissen wird - vielleicht in 20 oder 30 Jahren - vielleicht ist die Funktion der Innenstädte dann ohnehin eine andere. Hier wäre ich dann für eine Rekonstruktion des alten Stadttheaters (das wäre ein guter Platz für die Bautzener Tourist-Information) und für die Wiederherstellung der historischen L-Form des Kornmarktes. - Aber das wäre wohl eher ein Projekt für künftige Generationen.

    Der Postplatz war historisch natürlich auch viel schöner als heute, aber die dort entstandenen frühen DDR-Bauten sind auch absolut erhaltenswert, so dass es hier keinen Sinn machen würde. Aber man kann schon konstatieren, dass der Platz früher ziemlich interessant und schön war, schöner als heute, aber heute ist er auf seine Art auch noch schön.

    Es gab noch einiges mehr, aber irgendwie fällt mir das gerade nicht mehr ein, da ich mich in den letzten Jahren immer weniger mit meiner Heimatstadt beschäftige, komischerweise besonders wenig seit 4 Jahren, seit ich zurück nach Bautzen gezogen bin - früher habe ich alles aufgesogen und war wirklich ein sehr guter Kenner meiner Stadt - alles hat seine Zeit.

  • Hier sind einige der Entwürfe mit den Beurteilungen der Jury zu sehen. Ausgerechnet zum ersten Preis gibt es auch hier wieder wenig Bildmaterial. - Es fällt mir jetzt doch langsam etwas negativ auf, wie wenig ausgearbeitet der erste Preis ist. Selbst auf der Webseite des Architekten ist immer noch nur das eine Bild zu sehen, während bei anderen Wettbewerben mehrere Visualisierungen zu sehen sind. Hoffentlich hat der Entwurf für das Büro auch wirklich einen hohen Stellenwert und ist nicht "noch ein Projekt unter vielen" irgendwo im Osten. - Nach 3 Wochen hätte ich da mehr erwartet... z.B. ein Interview mit den Architekten in der Lokalpresse oder irgendwas.

    6 Entwürfe

    Mittlerweile gefällt mir zumindest städtebaulich sogar der "Umgebindehaus"-Entwurf gar nicht mal so schlecht. Hier steht die alte Posthalterei schön frei. Leider haben die Sorben ja weniger mit Umgebindehaus zu tun. Die meisten Umgebindehäuser liegen ja in den schon sehr lange deutsch geprägten Teilen der Oberlausitz.