Diesen Artikel aus dem "Spiegel" wollte ich euch nicht vorenthalten: http://www.spiegel.de/reise/staedte/0,1518,783475,00.html
Das kommt davon, wenn man modernistische Architekten darum bittet, eine "typisch deutsche Stadt" zu bauen: 60'iger Jahre Wiederaufbauschrott, in dem kein Mensch leben möchte ... nun offiziell von neutraler chinesischer Seite bestätigt:
Zitat[...] Anting German Town aber ist eine reale Geisterstadt. Der Ortsteil sieht aus wie ein Neubaugebiet in Stuttgart oder Kassel: drei- bis fünfgeschossige Häuser im Bauhaus-Stil, schlichte Fassaden in Orange und Limonengrün, Innenhöfe mit Stauden und Bäumen. Ein Quadratkilometer Fläche ist bislang bebaut, mehr als fünf Quadratkilometer sollen es werden.
Entworfen wurde das Viertel 2001 von Stadtplanern des Frankfurter Architektenbüros Albert Speer & Partner. [...]
Stadt-Imitate nach europäischem Vorbild sind in China in Mode. Allein im Umland von Shanghai gibt es mehrere davon, unter anderem Thames Town, eine viktorianisch anmutende Kleinstadt mit roten Telefonhäuschen auf der Straße, und Holland Town, wo neben schmalen Backsteinhäuschen eine obligatorische Windmühle steht. In Südchina soll demnächst Hashitate entstehen, eine 1:1-Kopie des österreichischen Weltkulturerbe-Dorfs Hallstatt.
Auch in Anting hatten die chinesischen Auftraggeber anfangs ein Klischee-Deutschland im Sinn, mit Fachwerkhäusern und Torbögen. Schließlich gelang es den deutschen Architekten, die Stadtregierung davon zu überzeugen, eine Modellsiedlung zu bauen, die nicht das rustikale, sondern das moderne, ökologische Deutschland repräsentiert: Isolierverglasung und Zentralheizung statt Schwarzwald-Romantik.
Das Problem: Wohnen will hier nun kaum einer. 50.000 Menschen sollten in Anting leben, das war der Plan. "Die Stadt hätte schon 2008 komplett fertig sein sollen", sagt Johannes Dell, Chef des Speer-Büros in China. Doch heute steht gerade mal der erste Bauabschnitt. Abends sieht man kaum Licht in den Häusern brennen. Obwohl die Betreibergesellschaft betont, dass die meisten Wohnungen verkauft sind, schätzen Stadtplaner, dass nur jede fünfte Immobilie tatsächlich bewohnt wird."
Im SPON-Forum bringt eine Kommentatorin die Sache auf den traurigen Punkt:
ZitatWas sagt eine leblose Stadt bar jeder Kultur über den Zustand der Nation aus, aus der sie stammt?