Bauen zwischen 1933 und 1945

  • Und genau deswegen, damit Menschen dazu gebracht werden sich Gedanken über den Verlauf der Geschichte zu machen, brauchen wir die Originalschauplätze mit möglichst authentischem Bauten. Dies gilt sogar auch für die Gedenkstätten von Ideologien die wir (heute) ablehnen.

    Immerhin hat der Besuch des Treptower Ehrenmals zumindest einen Besucher zu der Erkenntnis geführt, dass dessen Aussage manipulativ ist und dass die historische Wahrheit eine andere als die darin dargestellte ist. Allein dieses Problembewusstsein zu vermitteln ist es Wert das Denkmal zu erhalten.

  • Wenn Stalin in Treptow noch immer da stehen darf als der (guten) grossen Sieger, weil Russland es nicht toleriert dass es beschuldigt werden könnte (und niemals beschuldigt wurde von endlosen Massaker in und nach dem 2. Weltkrieg), warum dann NRK verschwinden und alle Dekor am Berliner Bauten abstücken lassen weil die Zeugnisse waren von Gross Imperialistische Gedänke?
    Sind die Russen denn "heilig" und die Deutschen immer schuldig an was in der Geschichte passiert hat? Die Russen und Amerikaner wurden niemals verurteilt an was die alles in Europa, Irak, Vietnam, Afghanistan oder sonstwo massaktriert oder verprügelt haben. Denke an was in Hamburg, Darmstadt, Heilbronn, Pforzheim, Magdeburg, Dresden, Würzburg und Berlin passiert ist oder an Swinemünde, Spreewald oder Königsberg. War doch alles ein grauenhaftes Massaker von Zivilsisten/Bürger. :daumenunten:

  • Es gab diesen englischen Bischoff, der Ende 44 eine Rede gegen den Bombenterror im Unterhaus gehalten hat, der hat damit seine Karriere beendet. Harris hat ein Denkmal nicht er. Dafür dürfen wir heute in Rosamunde Pilcher Filmen die schöne englische Lebensart bewundern. Den Deutschen die Kultur auszutreiben, was Churchill wörtlich gefordert hat ist ja auch Wirklichkeit geworden, sonst wär der Grossteil dieses Forums nicht notwendig, und wir könnten uns mehr der Rosenzucht und dem Leben in schönen Städten hingeben.
    Der Tag des letzten Gerichts steht allen bevor, das ist meine Antwort, wer dann ohne Sünde ist....

  • Mal ehrlich, aber manche sollten sich weniger Verschwörungstheorien reinziehen, das kann auf Dauer schädlich sein.

    Abgesehen davon ist (war) die NRK kein kaiserlicher Bau, und die Entstuckungswelle gerade in Berlin hat bereits in den zwanziger und dreißiger Jahren muntere Blüten getrieben. Sie diente also mitnichten der Auslöschung imperialistischer Gedanken in der Nachkriegszeit, sondern war einfach Resultat des geänderten Zeitgeschmacks.

    Man kann auch in alles etwas hineinpolitisieren und -interpretieren. Dabei steht natürlich außer Frage, dass der Abriss der Ruine der NRK in erster Linie aus ideologischen Gründen erfolgte. Dennoch scheute man sich ja aber nicht, "belastete" NS-Großbauten auch in der SBZ munter weiterzuverwenden - ich verweise auf das Reichsluftfahrtministerium in der Wilhelmstraße, das Gauforum in Weimar oder das Luftgaukommando in Dresden-Strehlen.

  • :kopfschuetteln:

    Klassiker,

    keine Sorge, denn auch dieses (unehrenvolle) Stalingebilde in Treptow wird frueher oder spaeter verschwinden.


    Oh, was lese ich denn da? Ich bin Jahrgang 64, also(Gott sei Dank)nach dem Krieg geboren. Über Kunstgeschmack läßt sich bekanntlich streiten, aber bitte nicht so! Mit Russland gibt es momentan Probleme, aber warum - w a r u m soll ein Denkmal weg/verschwinden, das an den Sieg über Deutschland erinnert? D E S H A L B ? Ich empfinde die ganze Anlage sehr ehrenvoll, vielleicht riesig, vielleicht ideologisch überfrachtet. Man sollte andere Denkmäler zum Vergleich heranziehen(z.B. Siegessäule) Sind wir alle Gutmenschen? Sitzt das Denkmal in Treptow wie ein Stachel im Fleisch? Was ist unehrenvoll? :buchlesen:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • keine Sorge, denn auch dieses (unehrenvolle) Stalingebilde in Treptow wird frueher oder spaeter verschwinden.

    Im Wikipedia-Artikel zum sowjet. Ehrenmal in Treptow heißt es, dass sich die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1992 in einem Abkommen mit Russland dazu verpflichtete, den Bestand des Ehrenmals dauerhaft zu gewährleisten, es
    zu unterhalten und zu reparieren. Bei Veränderungen jedweder Art muss die Zustimmung Russlands eingeholt werden.

    Den Wortlaut des Abkommens kann man hier nachlesen: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/058/1205837.pdf

  • Das stimmt, und ist eine doofe Situation.

    Teilweise sind diese Denkmäler an signifikanten Orten errichtet worden, so etwa an der Strasse des 17. Juni oder auf dem Bassinplatz in Potsdam und auf vielen Dorfplätzen.
    Meiner Meinung nach sind die Denkmäler zumindest nicht mehr zeitgemäß und gehören abgeräumt.

    Es sind Denkmäler eines Sieges und Denkmäler der Unterwerfung Deutschlands nicht aber der Nazis und auch nicht des Faschismusses. Wie auch !? Die Sowjetunion war ja selbst ein faschistisches Land.

    Man sollte daher eine neue Konzeption der Denkmäler herbeiführen. So wie es jetzt ist geht es nicht.

  • Etwas Einzigartiges hat das Denkmal ja schon. Es ist heute sicher eines der weltweit letzten und größten stalinistischen Denkmäler der Welt. In den baltischen Republiken wurden solche Anlagen aus der Stalinzeit alle abgeräumt.

    Zitat aus dem unteren Link:
    ...Die CDU-Fraktion in der Bezirksverordnetenversammlung Treptow-Köpenick
    hatte 2004 gefordert, die Stalin-Sprüche zu entfernen - was ausgerechnet
    die SPD als "primitivste Bilderstürmerei" zurückwies. Tatsächlich war
    der Vorschlag wenig durchdacht, denn der Denkmalschutz und eben der
    deutsch-sowjetische Vertrag von 1990 schützt die sowjetischen Ehrenmäler
    in Deutschland vor tiefgreifenden Eingriffen. Das erstaunt nicht nur
    den russischen Autor Dimitri Chmelnizki, der schon 1998 verwundert
    schrieb: "Eine derartige Oase des Stalinismus, die alle Reformen seit
    Chruschtschows Enthüllungen über den Großen Terror überlebt hat, habe
    ich in der gesamten früheren Sowjetunion nicht zu sehen bekommen...."

    http://www.morgenpost.de/printarchiv/ww…en-Stalins.html

  • Im Wikipedia-Artikel zum sowjet. Ehrenmal in Treptow heißt es, dass sich die Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1992 in einem Abkommen mit Russland dazu verpflichtete, den Bestand des Ehrenmals dauerhaft zu gewährleisten, es
    zu unterhalten und zu reparieren. Bei Veränderungen jedweder Art muss die Zustimmung Russlands eingeholt werden.

    Den Wortlaut des Abkommens kann man hier nachlesen: http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/058/1205837.pdf

    Solange D mit RUS in keinem gröberen Konflikt steht, wird dieses Denkmal noch unveraendert stehen können. Wenn sich die Zeiten ändern (in D eventuell auch) glaube ich nicht, dass dieses Denkmal lange überleben wird. Auch in RUS kann und wird es einmal politische Veraenderungen geben und dort wird man sich an den groessten Moerder aller Zeiten auch nicht in D erinnert fühlen wollen und vielleicht von sich aus Veraenderung reklamieren...

    Völkerrechtliche Vertraege sind - wie wir leider wissen - das Papier nicht wert, auf dem sie geschrieben sind. Sobald sich die politischen und kraeftemaessigen Vorzeichen ändern, in dem Moment ändert bzw verschwinden zuerst die Symbole des Gegners. Gelebte Realität - weltweit. Der deutsche Michel hat doch selbst die besten Erfahrungen damit. Meiner Meinung nach gehört das treptower Denkmal auf den Müll der Geschichte - man muss es ja nicht abreißen, aber man koennte es doch an irgendeinen Spinner verkaufen und die Summe an Opfer des Kommunismus verteilen...oder in von der DDR gesprengte Rekoprojekte von Kulturguetern stecken. Auch eine (die kleinste) Form der Wiedergutmachung.

  • Fühlt ihr euch denn durch die sowjetischen Ehrenmäler provoziert?

    Ich empfinde sie - was natürlich auch an meiner Profession liegen mag - als interessante Zeugnisse der Geschichte, deren fortwährende Existenz viel Gutes über unsere Gesellschaft sagt. Immerhin scheinen wir etwas aus den Schrecken des 20. Jahrhunderts gelernt zu haben.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • interessante Zeugnisse der Geschichte


    und man verändert die Geschichte auch nicht zum Besseren, wenn man deren Zeugnisse zerstört.

    Gerade das Treptower Denkmal hinterlässt bei dem Besucher doch nicht das Gefühl der Bewunderung für Stalin, sondern führt wie schon beschrieben wurde eher zu einer kritischen Auseinandersetzung . Das ist allemal gut.

    Außerdem liegt es ja JWD, womit auch den Anregungen von Heimdall entsprochen ist. Das Denkmal abzubauen und noch weiter draußen aufzubauen geht ja kaum noch.

  • Würdet ihr auch so schreiben, wenn im Land zahlreiche NS-Ehrenmale, z.B. die Münchner Ehrentempel oder Reliefs mit Hitler-Zitaten zu sehen wären?

    Vielen Zeitgenossen, es dürften die gleichen sein, die sich heute an Hindenburg-Straßen stören, sind schon deutsche Kriegerdenkmale ein Dorn im Auge: Z.B. in Plaidt, in Prien, in Murnau, Rinteln, Fürth usw....

    In öffentlichen Denkmalen zeigt sich nicht, was "wir" in irgendeiner Weise "gelernt" haben, sondern was Staat und Gesellschaft als konstituierend für ihr eigenes Selbstverständnis erachten. Es hat also etwas mit Machtpolitik zu tun. Die hierzulande verinnerlichte "Psychologie der Niederlage" beinhaltet, dass man genauestens darauf bedacht ist, den ehemaligen Siegern Demuts- und Respekt-Gesten entgegen zu bringen (das wird schon vom Ausland so gefordert, und die BRD wird nicht wagen, daran etwas zu ändern), im Gegenzug den eigenen Opfern nur distanziert zu begegnen. Letzteres geschieht z.B. schon durch den steten Verweis in Politikerreden, dass diese ja Opfer der Taten ihres Landes waren, Opfer also nur einer verständlichen Reaktion des Auslandes, und es reicht bis "Bomber Harris, do it again" oder der (Auto-)Aggression gegen deutsche Kriegerdenkmale. Oder man sieht es im Jahre langen Hickhack um das Berliner "Zentrum für Vertreibungen", bei dem die Politik peinlichst darauf bedacht war, keine polnischen oder tschechischen Empfindlichkeiten zu stören. Die Empfindungen deutscher Vergewaltigungsopfer und deren Nachkommen angesichts der Berliner Sowjetsoldaten-Kolosse interessiert in der international abhängigen BRD hingegen kaum jemanden.

  • Würdet ihr auch so schreiben, wenn im Land zahlreiche NS-Ehrenmale, z.B. die Münchner Ehrentempel oder Reliefs mit Hitler-Zitaten zu sehen wären?

    Dazu habe ich mich schon mal geäußert, wurde aber von der Moderation vermahnt meine Meinung könne dem Forum ernstlich schaden, deswegen behalte ich sie für mich oder führe sie allerhöchstens im Keller aus, nur soviel sei gesagt:
    Ich bin schlichtweg gegen jedwede Bilderstürmerei.

    Und das meine ich als Anarcho-Kommunistin und Antifaschistin.

    Einmal editiert, zuletzt von Kaoru (1. August 2015 um 00:01)

  • Ich empfinde sie - was natürlich auch an meiner Profession liegen mag - als interessante Zeugnisse der Geschichte,

    Es gäbe noch andere interessante Zeugnisse der Geschichte, nur fallen die unter §86 - und hier wird m.E. mit zweierlei Maß gemessen. Symbole des Stalinismus gehören meiner Meinung nach genau so unter entsprechenden Paragraphen gestellt, wie die Symbole des NS Systems.

  • Heimdall: Ja BRD ist abhängig von Polen und Tjechei, wo hunderttausende von Zivilisten (Zahlen noch immer umnstritten) neben 478.000 und 178.000 Deutsche Soldaten (inkl. Volkssturm) begraben wurden. Die haben dort in 44 und 45 und auch noch danach schon etwas verübt, wo sie niemals zur Verantwortung gezogen wurden und BRD sich nicht oder sehr zurückhaltend äussert. Millionen Opfer der Nazi Terror und der Roten Flut oder Rache (und manche noch DDR Diktatur dazu die ganze Innenstädte abgebrochen hat) haben niemals Gerechtkeit empfangen. Sie sind die grossen Verlierer des 2.Weltkrieg (die D. als mitllegrosse Staat mit 69 Mi Einwohner niemals gewinnen hätte können).Ich kann mich vorstellen das D. im Licht der Terror und Massaker verübt von den Allierten 70 Jahren nach dem Krieg ein Schlussstrich zeignen könnte.........und Wunden (verschwunden Bauten) heilen dürfte.....

    Architektur der Macht, warum heute nicht in D. gestattet??? Oder bewusst nicht mehr gewollt, weil die Deutsche Generation, Architekten heute anders bauen wollen: "Zeitgemäss"', blockig, "provozierent", "unharmonisch"........ :engel: Aber was wollen die Bürger denn??

  • In Budapest hat man die Dinger allesamt abgeräumt und im Memento-Park vor den Toren der Stadt zur Besichtigung hingestellt. Ich war auch schon dort.

    Die Ungarn haben dieses ganze stalinistische Zeugs schon zu "sozialistischen Zeiten" gehaßt. Ein sowjetischer Obelisk in Pest zum Beispiel, wurde schon in den 80iger Jahren einfach mal der Natur überlassen, welche ihn dann zuwuchern ließ :zungeorange:

  • Eigentlich konnte ich persönlich den kilometerlangen monotonen Nazi-Klotz Prora an Rügens Ostküste nie ausstehen. Bei meinem kürzlichen Besuch der Anlage war ich aber durchaus beeindruckt von den jüngsten Veränderungen. Mittlerweile mausert sich der bis dato triste, verkommene und überaus schaurig wirkende Klotz zu einem durchaus ansehnlichen Bauwerk. Weiße Farbe und Balkone verschönern die Fassaden, die neu eingebauten geschmackvollen Wohnungen verkaufen sich offenbar so gut wie warme Semmeln.

    Siehe dazu folgende Presseberichte:
    http://www.mdr.de/exakt/prora140.html
    http://www.sueddeutsche.de/stil/ns-protzb…erbad-1.2588299
    http://www.faz.net/aktuell/wirtsc…a-13733523.html

    Auch diese beiden Werbe-Videos vermitteln einen guten Eindruck der jüngsten Veränderungen Proras:

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  • Ist doch gut, das das Gebäude genutzt wird. Soll es vergammeln? Von mir aus könnten auch die ruinösen Trakte wiedererstehen (oder endlich fertiggestellt werden). Wie man sieht, ist doch Bedarf da. Nichts mit Nazi oder KdF oder so, einfach nutzen und das Beste draus machen. Oder soll alles brachliegen bleiben? :cool:

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten