Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Was übrigens unsere Ahnungen bezüglich der Frage betrifft, ob der Schlüterhof zum Tag der offenen Baustelle bzw. zum ersten Festkonzert an diesem schönen Ort wirklich vollendet sein wird, weise ich auf den jüngsten Beitrag des Fördervereins unter

    https://berliner-schloss.de/blog/kieke-sta…enen-baustelle/

    hin. Dort hat man sich nun ein formulierungstechnisches Hintertürchen offen gehalten: "Der nahezu vollständig fertiggestellte Schlüterhof ist Mittelpunkt eines Programms mit Informationen über Bau und Architektur, Musik, Live-Speakern, Streetfood und Workshops für Kinder."

  • Inzwischen frage ich mich, ob ich überhaupt zu den Tagen der offenen Baustelle fahren soll ... die äußerlichen Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr sind ja eh nur marginal, man sieht zudem nach wie vor kaum was wegen der Gerüste.

    Auch im Schlüterhof werden die Risalite voraussichtlich weiterhin eingerüstet sein. Und das moderne Innere des Baus - geschenkt.

    Man gewinnt den Eindruck, Handwerker kommen nur noch vereinzelt zur barocken Schlossfassade, und auch dann nur, wenn sie sonst gar nichts anderes mehr zu tun haben.

  • Ja, das ist deprimierend. Ich vermute, man wird im Schlüterhof die Blechnerarbeiten am Kranzgesims fertigstellen und die Rücklagen entrüsten. Ob man es noch schaffen wird, die seitlichen Hofrisalite zu streichen und zu entrüsten? Schade aber vor allem, dass man es in all der Zeit nicht geschafft hat, den großen Risalit fertigzustellen. Ende letzten Jahres und Anfang dieses Jahres hat sich da ja kaum etwas getan.
    Auch wäre es schön gewesen, man hätte die ganze Südseite fertiggestellt und die Nordseite bis zur Eckkartusche. Es sind doch bloß noch Malerarbeiten!!
    Der einzig signifikante Baufortschritt könnte in den Innenseiten von Portal II und IV sowie in den Durchfahrten zu sehen sein. Aber ob sich dafür eine längere Anfahrt lohnt?

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Nun, bis letzten Freitag waren bundesweit Sommerferien... und wahrscheinlich auch im übrigen Europa - und die Handwerker haben nun mal Anspruch auf Urlaub, der ihnen unserem Arbeitsrecht entsprechend auch nur ausnahmsweise zum Wunschtermin verwehrt werden kann. Der Fachkräftemangel bringt dann halt zeitweise Baustellen zum Erliegen. Ich glaube, niemand möchte hier Arbeitsbedingungen wie in China oder Dubai haben...
    Was gibt es sonst noch zu sehen?
    Die Innenportale II und IV sowie der Baufortschritt der Durchfahrten.
    Ich nehme an, dass die Verputz- und Malerarbeiten an den Obergeschossen außerhalb rundherum abgeschlossen und diese Bereiche abgerüstet sein werden.
    Im Schlüterhof werden, so denke ich, die Fassaden abgerüstet sein, es wird jedoch der Verputz in den Laubengängen fehlen. Jedenfalls fehlt ja noch die endgültige Fussbodenebene mit der Pflasterung... und dann noch ein paar Figürchen...
    Vielleicht wird auch nun endlich mit dem Bekupfern der Kuppel begonnen, denn die Ballustrade des Oktogons an der Nordwestseite wird gerade geschlossen (es blieb ja dort für ein paar Wochen eine Lücke, wahrscheinlich für Materialeintragungen zum Herstellen des Fussbodens auf dem Kuppelumgang). Als nächstes müsste ein Gerüst um den kuppeltambour als Fang- und Arbeitsgerüst aufgestellt werden, bevor die Deckungsarbeiten beginnen können.
    Ich bin auf jeden Fall dabei, am Sonntag.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

    Einmal editiert, zuletzt von Ein_Hannoveraner (6. August 2018 um 18:14)

  • Also ich hätte nichts dagegen gehabt, wenn sie die Schlüterhof-Kamera bis zum Konzert abgedeckt hätten, um die Spannung zu erhöhen und den ersten Blick den zahlenden Besuchern zu sichern. :) Noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben das die oberen Etagen und die Risalite bis zum 25.August fertiggestellt werden. EG und 1.OG werden wahrscheinlich nicht mehr in der Zeit angegangen und stattdessen die Galerien präsentiert.

    Ich selbst werde dieses Jahr nicht dabei sein, da ich erstens ja im Mai schon da war und zweitens ich einen Tag vorher eine Woche nach Görlitz fahre. Von längeren Anfahrten dafür würde ich auch abraten und stattdessen sollten wir alle nächstes Jahr zur Eröffnung erscheinen. :trommeln:

    Es gibt eine Architektur, die zur Landschaft gehört, sowie eine andere, die sie zerstört.

  • Also, ich werde dabei sein, trotz 500 km Anreise! Warum? Nun, meine Frau hat mir die Reise zum Geburtstag geschenkt, weil sie weiß, wie begeistert ich die Wiederauferstehung des Berliner Schlosses verfolge.

    Als ich das letzte Mal auf der Museumsinsel war, wurde gerade der letzte Rest des Palastes der Republik abgerissen. Ich war auf einer Fortbilung der ESMT, die bekanntlich nebenan im ehemaligen Staatratsgebäude residiert, und ich schaute mir das verschwindende Überbleibsel des untergegangenen Realen Sozialismus von so einem alten Balkon aus an, der so gar nicht zum Rest des Gebäudes passen wollte...

    Mannoman, seitdem ist nicht nur in Berlin viel passiert - auch ich habe sehr viel dazugelernt. Geschichte zum Anfassen, aus der man so viel lernen kann. Es ist ein Jammer, dass in Deutschland der Geschichtsunterricht oft mit dem Kriegsende am 8. Mai endet!

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    Gutmensch = Gut gemeint, nicht zuende gedacht, schlecht gemacht

  • Wann sollen eigentlich die Fenster in der Kuppel eingebaut werden?
    Als Allerletztes?

    Das Problem der Beobachtung des mangelnden Fortschrittes im Schlüterhof durch uns wurde jetzt eleganter
    als mittels der Plane gelöst.
    Die Webcam steht still bei 8Uhr.

    Auckland bei Nacht

    Einmal editiert, zuletzt von Weissenseeer (7. August 2018 um 10:48)

  • Also, ich werde dabei sein, trotz 500 km Anreise! Warum? Nun, meine Frau hat mir die Reise zum Geburtstag geschenkt, weil sie weiß, wie begeistert ich die Wiederauferstehung des Berliner Schlosses verfolge.

    Als ich das letzte Mal auf der Museumsinsel war, wurde gerade der letzte Rest des Palastes der Republik abgerissen. Ich war auf einer Fortbilung der ESMT, die bekanntlich nebenan im ehemaligen Staatratsgebäude residiert, und ich schaute mir das verschwindende Überbleibsel des untergegangenen Realen Sozialismus von so einem alten Balkon aus an, der so gar nicht zum Rest des Gebäudes passen wollte...

    Mannoman, seitdem ist nicht nur in Berlin viel passiert - auch ich habe sehr viel dazugelernt. Geschichte zum Anfassen, aus der man so viel lernen kann. Es ist ein Jammer, dass in Deutschland der Geschichtsunterricht oft mit dem Kriegsende am 8. Mai endet!

    Und leider beginnt der Geschichtsunterricht häufig - cum grano salis - erst mit dem 30. Januar 1933. Gleiches gilt für den Kunstunterricht, der erst mit dem Bauhaus einsetzt, dem Musikunterricht, der sich auf Popmusik konzentriert, oder dem Architekturstudium, in dem die gesamte Architekturgeschichte von den Ägyptern bis 1900 in einem Semester angerissen ("behandelt" kann man das nicht nennen) wird. Aber ich denke, das ist Absicht. Ein Volk ohne kulturelles Gedächtnis bzw. ein Volk, das ein geradezu manichäisches Weltbild eingeimpft bekommt: Auf der einen Seite das gute, von den Nazis verfolgte, angeblich demokratische Bauhaus samt seinen wenigen Vorläufern wie den Erbauern des Parthenon, des Pantheon sowie Palladio und Ledoux (ein bisschen Geschichte darf ja sein), ferner und die edlen Nachfolger des Bauhauses (= moderne Architekten, die tapfer gegen alles Reaktionäre kämpfen). Und auf der anderen Seite das Dritte Reich und seine bösen Vorläufer (Luther, Preußen etc.) samt seinen heutigen rechtspopulistischen Verharmlosern (= Anhänger traditionsbewussten Bauens und Rekonstruktionsfreunde). Der Witz ist: die Anhänger dieses primitiv gestrickten Weltbildes erheben sich nicht nur über die bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrhunderts, sondern auch über das angeblich so einfältige Mittelalter oder den vermeintlich dekadenten Barock - also über Epochen, die auf allen Gebieten der Kunst unendlich viel geleistet haben als wir.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Und leider beginnt der Geschichtsunterricht häufig - cum grano salis - erst mit dem 30. Januar 1933. Gleiches gilt für den Kunstunterricht, der erst mit dem Bauhaus einsetzt, dem Musikunterricht, der sich auf Popmusik konzentriert.

    Also, das muss man aber nicht mit einem Sandkorn, sondern einem ganzen Salzbergwerk genießen. ;)
    So lange bin ich noch nicht aus Schule und Studium und wir haben im Geschichtsunterricht, bis wir beim 2.WK angelangt waren (etwa in der 9./10. Klasse), auch alle anderen bedeutenden Geschichtsepochen in gleicher Bandbreite und Tiefe durchgenommen.
    Im Kunstunterricht, später KunstLK und Kunstgeschichte während des Design Studiums war Bauhaus/die Moderne nur ein Thema unter vielen. Der Übergang von Gotik zu Renaissance war eigentlich DAS Thema, welches immer wieder im Detail durchgenommen wurde.
    Im Musikunterricht wurde schlichtweg gar kein Pop durchgenommen. (Das wäre ja zu schön gewesen...) Das fing an mit volkstümlichen- und Kinderliedern und ging dann über das verpflichtende Erlernen eines Instruments zur klassischen Musik, blieb dort Jahre, und endete mir Ragtime und Jazz.

  • @Treverer Da hatten Sie Glück, und vielleicht ist das ja auch mit ein Grund dafür, dass Sie sich auf diesem Forum tummeln. Aber was ich von vielen Bekannten aus Berlin - und neuerdings auch aus BaWü höre, besagt anderes. Desgleichen, wenn ich junge Menschen frage, was sie im Gymnasium gelernt haben.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Habe mal an die Stiftung Humboldt-Forum eine Mail wegen der Kamera im Schlüterhof geschickt. Mal schauen, wie schnell die reagieren. Vermutlich war ich nicht der erste....

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Nein!
    Überraschung, Überraschung!
    Der heimlich gebaute 100m Münzturm soll in einem Stück aufgestellt werden.

    Der Kran bleibt dann aber, damit der Turm nicht wieder kippt.

    Auckland bei Nacht

  • Im Ernst: ich wette auf einen Teilabbau der Wohn-Container.

    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Dafür braucht man nicht so ein Monstrum!

    Das ist ein AK500 oder LTM 1450 von Liebherr, der kann 500t 130m hochheben und hat ne Ausladung bis zu 100m.

    Ich bin mal gespannt, was der hebt.

    Auckland bei Nacht

  • Das tagebaubaggermäßige Monstrum dient dazu, ein Diesel(=böse)-Notstromaggregat auf das Dach zu hieven. Dies wird voraussichtlich übermorgen am Donnerstag erfolgen. Das Aggregat wird an irgendeiner Steller im Mezzaningeschoss versenkt, weswegen man das Dach dort wieder aufgestemmt hat. Offenbar hat man die ganze Chose in der Rohbauphase verabsäumt oder noch nicht auf die Reihe bekommen. Andererseits hätte man angesichts der ganzen anderen Aufbauten auch noch einen weiteren Kasten für das Aggregat aufsetzen können; das hätte "den Bock auch nicht mehr fett gemacht" || und es hätte die Nutzfläche im Mezzaningeschoss erhöht. Wer Lust hat, kann ja mal die vorgesehene Stelle in den Bauplänen ausmachen...

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Sooo ein schweres Notstromaggregat, das so einen fetten Kran braucht; puuh! Warum hat man das nicht in den Keller versenkt, bevor man das EG gegossen hat. Unterm Dach nun, haut das mit der Statik hin?

  • Nein, das haut bestimmt nicht hin. Am Stadtschloss arbeiten nämlich lauter Laien und Versager, und der Chefstatiker ist Autodidakt. Sobald das Aggregat eingebaut ist, wird es einkrachen, und dann muss der ganze Kasten abgerissen und neugebaut werden.
    Ernsthaft, vielleicht erstmal nachdenken, bevor man postet?