Berliner Schloss - architektur- und kunstgeschichtliche Aspekte

  • Das angedachte Spreebad kommt nicht in den Hauptarm der Spree, sondern in den Spreekanal. Also nix mit Ein- oder Ausstieg hier.

    Wäre mal interessant, ob der Schlossgarten nach 1918 öffentlich war?



    Schlossplatz_Wetterhäuschen am Schlossgärtchen_errichtet 1890 von Bruno Schmitz_BfAuK _1891

  • Wow, das Wetterhäuschen ist klasse! Das seh ich zum ersten Mal in einer Nahaufnahme.
    Solche Kleinodien sind es doch, die ein historisches Stadtbild erst lebendig und charmant machen. Für eine Wiederaufstellung würde ich sofort spenden! Könnt ich mir sehr gut als kleines Bonus-Projekt des Schlossvereins im Nachgang der Fertigstellung vorstellen.

    Eine Nahaufnahme von dem Brunnen/der Skulptur direkt im Schlossgarten (hier mittig) fänd ich noch interessant.

  • Schlossplatz Wetterhäuschen am Schlossgärtchen errichtet 1890 von Bruno Schmitz

    Wow, das Wetterhäuschen ist klasse!

    Das sehe ich auch so. Gibt es das Wetterhäuschen oder Teile davon noch? Wenn Originalteile noch irgendwo eingelagert sind, solte ein Aufbau unmittelbar nach Fertigstellung des Schlosses erfolgen, wenn nicht wäre eine Rekonstruktion toll, aber sicher sehr aufwändig.

    Einmal editiert, zuletzt von Andreas (21. Mai 2015 um 18:06)

  • Sic transit gloria mundi. Das Messen des Wetters im Stadtkern ist Tradition geblieben. Statt am Schloßplatz wird jetzt an der Spandauer Straße gemessen: frisch neu gemacht (um Platz für das Mendelssohndenkmal zu schaffen). Der gestalterische Anspruch unserer Zeit ist hier nachgerade prototypisch.

  • Hier noch zwei Fotos vom Schlossgärtlein und Informationen dazu aus: Albert Geyer, Geschichte des Schlosses zu Berlin, nicolai-Verlag



    "Nach schließlicher Einigung mit der Stadt wurde dann 1901 der Terrassenbau an der Schloßfreiheit, zugleich auch am Schloßplatz, durchgeführt und damit die von König Friedrich Wilhelm IV. begonnene Bemühung, dem Schloßbau einen würdigen, geschmackvollen Abschluß im Getriebe der Großstadt zu verleihen, zum glücklichen Ende gebracht (Bild 21. 43)1036. Der gleiche Zweck wurde auf der Wasserseite erreicht, als mit der Spreeregulierung, die Staat und Stadt nach einem Vertrage von 1888 gemeinsam unternahmen, 1893 an der Spreefront eine Ufermauer erbaut wurde und in Fortsetzung dieser nach der Langen Brücke zu 1895/96 eine Spreeterrasse (Bild 303) mit einer Treppe hinab zum Wasser, die 1904 mit zwei Sandsteinvasen geschmückt wurde. Auf der Terrasse wurde ein kleiner Garten vom Hofgartendirektor Vetter angelegt1037. Der Hauptschmuck des Gartens wurde eine 1907 in Rom für 13274 M (einschließlich Transportkosten) gekaufte barocke Marmorfontäne aus Palermo; die Kosten für die Aufstellung betrugen 18000 M.
    "



    Wohin die Fontäne gewandert ist (vielleicht im Magazin des Bodemuseums ?) oder ob sie zerstört wurde entzieht sich leider meiner Kenntnis :crying:

  • Am Kuppelsims wird gerade eine Absturzsicherung angebaut... ich rechne mit Eintreffen und Aufbau der ersten Stahlrippen ab Dienstag...!
    http://cam01.berlinerschloss-webcam.de/
    Durch die Fensterhöhlen ist auch erkennbar, dass mittlerweile die Innenkuppel (bzw. flache Achteckpyramide) über dem hier höher gezogenen Raum im 3. OG eingespannt wurde.

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Von Bruno Schmitz' Entwürfen hätten gerne einige mehr umgesetzt werden können:

    Entwicklungsgebiet Heidestraße (1910)
    Südkreuz (1910)

    Der Mannheimer Friedrichsplatz mit Rosengarten zeigt, was ein Architekt wie Schmitz in Berlin hätte schaffen können. Dazu wären sein Wetterhäuschen und diverse andere größere und kleinere Architekturen nur ein Auftakt gewesen. Leider verlief die Geschichte ja anders und sein Name ist kaum bekannt geworden …

  • Hach der alte Schloßgarten war ja wirklich herzallerliebst niedlich!
    Fast schon eine Art Anti-Versailles,
    viele Einfamilienhausgärten sind ja größer!

  • ^
    Oh ja, und gerade das macht erst den Charme der alten gewachsenen Städte aus. Anders als in Anlagen mit "großer Geste" von barocker Geometrie über Haussmann und Manhattan bis Stalinismus (die zweifelsohne ihren Reiz haben!), gibt es in alten Stadtbereichen immer wieder diese kleinen Überraschungen: den verwunschenen Innenhof; das kleine Denkmal, das ohne viel Repräsentationswille am "Ort de Geschehens" errichtet steht; die krude Freifläche, die mit kreativem Einsatz doch noch einem praktischen Zweck gewidmet wurde.

    Einmal editiert, zuletzt von Atticus (22. Mai 2015 um 16:49)

  • Es sieht auf der Webcam so aus, als lägen im Schlüterhof schon erste Betonteile für die Verkleidung der dortigen modernen Fassade...

    (Beitrag 4867)

    Die Betonteile sind offenbar nicht dazu bestimmt (wäre auch ein bisschen früh dafür). Links vom linken Portal wurde so ein Betonteil senkrecht eingebaut. Wozu das dient, weiss ich nicht, aber es wird mit der Architektur der Fassaden zu tun haben. Jedenfalls kommt dort eine Wandvorlage davor, und keine Rundsäule.
    siehe http://cam04.berlinerschloss-webcam.de/?id=1432332001

  • Die Betonteile sind offenbar nicht dazu bestimmt (wäre auch ein bisschen früh dafür). Links vom linken Portal wurde so ein Betonteil senkrecht eingebaut.


    Es scheinen zwei verschiedene Arten von Betonteilen zu sein. Ja, das eine oben an der Seite des Portals habe ich auch gesehen und mich gefragt, warum das nicht gleich mit der Wand zusammen gegossen, sondern nachträglich angebracht wurde. Es wird wohl mit der Konstruktion der Fassade zusammenhängen.

    Die anderen Teile sind aber meiner Meinung nach dennoch die Fassadenverkleidungen des modernen Flügels - auf dem Bild habe ich das mal mit Pfeilen gekennzeichnet. Ich denke nicht, dass dort noch eine Schicht davorkommt. Dafür spricht auch, dass die Betonteile auf der Außenseite sehr sauber und glatt sind und einen im Vergleich zu dem normalen Betongrau relativ angenehmen sandsteinähnlichen Farbton haben, soweit man das auf der Webcam sehen kann. Falls jemand eine der Baustellenführungen mitmacht, würde ich mich über ein Foto freuen, das dann endgültige Aufklärung bringen dürfte.


    Quelle: http://cam04.berlinerschloss-webcam.de

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Durch die Fensterhöhlen ist auch erkennbar, dass mittlerweile die Innenkuppel (bzw. flache Achteckpyramide) über dem hier höher gezogenen Raum im 3. OG eingespannt wurde.


    Durch die Fensterhöhlen des Kuppel-Unterbaus ist zu sehen, dass die Innenkuppel nun offenbar betoniert wurde bzw. gerade wird. Diese Innenkuppel erstaunt mich nun doch etwas - Wie ist denn nun überhaupt noch eine Nutzung des Kuppel-Oktogons mit diesem hochgewölbten Fußboden möglich? Der Scheitelpunkt der Innenkuppel liegt ja offenbar auf ca. 1/3 der Fensterhöhe. Wenn man da einen ebenen Fußboden einziehen würde, läge die Bodenebene ja direkt vor den Fenstern?
    :wie:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Ich nehme an, dass du hier schon ein paar Jahre mitliest, frank1204, oder? In der Zeit kam schon mehrmals zur Sprache, dass das Oktogon nicht genutzt wird. Empfinde ich ebenfalls als eine unglaubliche Platzvergeudung, ist aber leider so. Die Stadtschlosskuppel ist praktisch nur von Außen schöner Schein, innen ist nichts.

  • Vielen Dank nochmal für die Aufklärung. Ja, jetzt dämmert es mir, dass ich vor langer Zeit hier schonmal davon gelesen hatte. Ich hatte wohl damals nicht ganz verstanden, wie das im einzelnen aussehen wird, wenn es fertig ist. huh:)
    Das ist ja geradezu nicht zu fassen - einen der schönsten Räume des Gebäudes nicht zu nutzen und mit der Innenkuppel auch quasi für später unnutzbar zu machen.
    :kopfwand:

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)


  • Durch die Fensterhöhlen des Kuppel-Unterbaus ist zu sehen, dass die Innenkuppel nun offenbar betoniert wurde bzw. gerade wird. Diese Innenkuppel erstaunt mich nun doch etwas - Wie ist denn nun überhaupt noch eine Nutzung des Kuppel-Oktogons mit diesem hochgewölbten Fußboden möglich? Der Scheitelpunkt der Innenkuppel liegt ja offenbar auf ca. 1/3 der Fensterhöhe. Wenn man da einen ebenen Fußboden einziehen würde, läge die Bodenebene ja direkt vor den Fenstern?
    :wie:


    Nachden Informationen aus dem schon früheren Diskussionsverlauf, der Raum unter der Kuppel bleibt einfach ungenutzt! Wirklich unglaublich schade, da hat man so eine Kubatur wie eine Kuppel (nochmal, eine Kuppel, sowas gehört mit zum großartigesten was man in der Architektur machen kann) und versenkt jegliche gescheite Ausfüllung dieses Schloßhöhepunktes im Ansatz! Macht den Kuppelraum oben dicht, eh er überhaupt eine Chance hat sich zu entfalten, und darüber fällt der Architektur"moderne" zur Lösung der Aufgabe "Gestalten sie einen modernen Kuppelinnenraum" nichts als gähnende Leere ein. Kennt man ja garnicht mehr "Kuppel, was ist das, kann man das essen?" so weiß ,man ergo auch nichts kreatives mit Anzufangen. So wird die teuer erspendete Kuppel tatsächlich nur leere Kulisse bleiben. Eine repräsentative Zweiteilung wie z.B. bei den Wiener Natur/Kunsthistorischen Musseen (wenn schon Kuppelraum teilen, dann doch bitte so!) ist hier natürlich nicht möglich, da ein oberer Kuppelraum nicht durch ein Treppenhaus erschlossen werden könnte. Also: bleibt nur ein hoher Kuppelraum wie ihn die Schloßkapelle besaß, als einzig ästhetisch befriedigende Lösung übrig. Dieser wurde ja mit der Begründung man könne mit der Luftzirkulation in so hohen Räumen nicht umgehen, verneint. Nun, dann darf man so einen Raum eben nicht für (allzu) empfindliche Exponate verwenden, muß an den Vitrinen nachbessern, baut da das Schloßkaffee, den Museumsshop oder sonstwas rein...aber nein, man macht lieber oben dicht.

  • Es scheinen zwei verschiedene Arten von Betonteilen zu sein. [...]
    Die anderen Teile sind aber meiner Meinung nach dennoch die Fassadenverkleidungen des modernen Flügels - auf dem Bild habe ich das mal mit Pfeilen [nur die Pfeile links] gekennzeichnet.


    Quelle: http://cam04.berlinerschloss-webcam.de


    Da hast du besser hingeschaut als ich. Erstaunt mich aber trotzdem, dass damit schon begonnen wird, denn auch Beton hat eine sehr verletzliche Oberfläche. Vielleicht nur ein Muster?

  • Bei vielen Kuppelbauten wird eine zweischalige Konstruktion gewählt: Unter die höhere, steilere Kuppelkonstruktion, wie sie nach außen hin sichtbar ist, wird eine flachere Schale gezogen, die niedriger hängt und von innen den optisch richtigen Eindruck vermittelt. Ein weiterer Aspekt ist die gerade in früheren Zeiten massive Tragekonstruktion der Kuppel, die natürlich von innen nicht gesehen werden sollte und mit der leichteren Innenkuppel von unten kaschiert wurde. (vgl. Abb. St. Paul's, London; Sankt Peter, Rom und Kapitol, Washington).




    beide gemeinfrei

    Beides ist natürlich bei der Berliner Schloßkuppel in aktueller Konstruktion nicht der Fall. Auch wird der Saal darunter kaum von solch feinsinniger Gestaltung sein, daß er einer gewölbten Decke bedarf, um seine ganze Eleganz entfalten zu können. Und wenn man schon einen überkuppelten Saal wollte, dann doch bitte wenigstens mit einer richtigen Innenkuppel, die auch die Tabourfenster nutzt und nicht mit so einem leicht ausgebeulten Zeltdach.

    Es ist tatsächlich eine Verschwendung sondergleichen. Mehr noch: Es ist auch eine planerische Dummheit. Hier wäre die eleganteste Lösung gewesen, Fahrstuhlschächte und/oder Dachrestaurant unterzubringen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Atticus (26. Mai 2015 um 20:42) aus folgendem Grund: Kapital -> Kapitol